Interview mit BENEDICTION




Was den Death Metal betrifft, so steht diesen Winter beinahe jeder Fan den Freudentränen nahe, in Anbetracht dessen, welche Killeralben veröffentlicht wurden. Beinahe zeitgleich standen BOLT THROWERs "Honour - Valour - Pride", BENEDICTIONs "Organised Chaos" und FLESHCRAWLs "Soulskinner" in den Läden. Doch nicht genug damit, so machten sich diese 3 Bands auch noch gemeinsam auf, um sämtliche Clubs Europas in Schutt und Asche zu legen! Dabei stand die Wiener Arena am 17. 01. auf dem Schlachtplan der Death Metal Armada. Grund genug, den Bands im Vorfeld etwas auf den Zahn zu fühlen. So kam es, daß ich, begleitet von Stefan Macabre, Darren Brookes, seines Zeichens Gitarrist und Hauptsongwriter bei BENEDICTION, mit meinen Fragen löcherte. Dieser stellte sich sogleich als ausgesprochen sympathischer und redseliger Gesprächspartner heraus. Aber lest selbst:

Jürgen: Zu Beginn muß ich dir zu "Organised Chaos" gratulieren! Es ist wirklich ein großartiges Album geworden!


Darren: Danke vielmals! Freut mich, daß es dir gefällt! Wir sind auch wirklich stolz darauf!


Jürgen: Vor einer eingehenderen Besprechung des Albums möchte ich allerdings noch gerne ein paar Fragen bezüglich des Verhältnisses zwischen den Bands auf dieser Tour stellen. Ihr und BOLTTHROWER wart stets bekannt als enge Freunde. Was hat sich daran geändert, als Dave Ingram euch in Richtung BOLTTHROWER verließ?


Darren: Wir waren immer gut befreundet mit den Jungs von BOLTTHROWER, aber das ist noch immer so. Unser Kontakt zu Dave beschränkt sich allerdings rein auf die geschäftlichen Belange. Wir sind gemeinsam auf Tour und versuchen, ihm so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen. Der Grund dafür ist, daß Dave uns damals betrogen hat! Er wußte schon seit Wochen, daß er zu BOLTTHROWER gehen würde, hatte uns aber immer im Glauben gelassen, alles wäre bestens. Das war eine sehr schmerzhafte Erfahrung für uns. Der Mann, mit dem wir so lange zusammengearbeitet hatten und von dem wir dachten, er sei unser Freund, brachte es nicht fertig, uns gegenüber ehrlich zu sein! Aber wie gesagt, das hatte keinerlei Einfluß auf das Verhältnis zwischen uns und den anderen Bandmitgliedern bei BOLTTHROWER! Vorerst wollten wir bei dieser Tour auch gar nicht mitmachen. Wir wurden von BOLTTHROWER gefragt, sie zu begleiten, da wir beide fast zeitgleich unsere Alben veröffentlichten. Unsere Skepsis war anfangs sehr groß, da wir Dave eigentlich nicht sehen wollten. Aber auf der anderen Seite wußten wir, daß es eine großartige Tour werden würde und wir waren unglaublich heiß darauf, unser Material live zu präsentieren! So stiegen wir dann doch mit ein, was sich als gute Entscheidung erwiesen hat!


Jürgen: In gewisser Art und Weise seid ihr ja daran gewöhnt, eure Sänger zu verlieren. Zuerst wechselte Barney (Mark Greenway, d. Verf.) zu NAPALM DEATH, dann der Abgang von Dave! War es sehr schwer, dieses mal den richtigen Ersatz zu finden? Wie viele Leute mußtet ihr testen?


Darren: Das ist richtig, irgendwie sind wir beinahe schon gewöhnt daran! Aber wenn uns andere Bands die Sänger abwerben, so ist das doch ein Zeichen dafür, daß sie sehr gut sein müssen, was wiederum für uns spricht! Natürlich ein schwacher Trost, wenn du selbst ohne Sänger dastehst! Dave Hunt war ein Freund unseres Schlagzeugers Neil, der uns auf ihn aufmerksam gemacht hat. Als wir dann miteinander probten, stellte er sich als wirklich geeignet heraus. Dave hat alles gegeben, um uns zufriedenzustellen. Er brauchte auch nicht sehr lange, um sich unsere Songs anzueignen, weil er unglaublich hart gearbeitet hat. Dieser Einsatz, den er zeigte, war es auch, welcher uns neben seinen stimmlichen Qualitäten absolut überzeugte!


Jürgen: Seine Vocals auf "Organised Chaos" konnten wirklich voll und ganz überzeugen. Mir persönlich gefällt sein Gesang sogar besser als zuletzt Dave Ingrams auf "Grind Bastard"! Wie denkst du darüber? Wie war es für Dave, das erste mal im Studio mit euch zu sein?


Darren: Oh ja, Dave bietet auf "Organised Chaos" eine wirklich großartige Leistung! Es klingt, als ob er immer dazu gehört hätte, trotz daß sich sein Stil von dem Dave Ingrams unterscheidet. Die Aufnahmen im Studio waren natürlich Neuland für ihn, doch wir kennen uns dort ja mittlerweile aus, weswegen es auch für ihn relativ entspannt ablaufen konnte. Schlimm war es, als wir als gesamte Band das erste mal ein Album aufgenommen haben, und keiner von uns auch nur einen blassen Schimmer davon hatte, wie das eigentlich ablaufen sollte, haha!


Jürgen: Was war eigentlich der Grund für die lange Wartepause zwischen "Grind Bastard" und "Organised Chaos"? Hatte es mit den Line Up Problemen zu tun?


Darren: Hauptsächlich, ja. Natürlich haben uns die Schwierigkeiten mit Dave zurückgeworfen. Aber, was noch dazu kam, war die Tatsache, daß sich "Grind Bastard" so gut verkaufte! Wir tourten deswegen viel länger als sonst! Die Reaktionen auf dieser Tour waren wirklich einmalig! Dann kam noch die Möglichkeit, mit IMMORTAL zu touren. Da wir nun mal eine Band sind, die unheimlich gerne live spielt und jede sich bietende Möglichkeit dazu nutzt, konnten wir das natürlich auch nicht abschlagen. Außerdem waren diese Konzerte eine gute Möglichkeit für Dave, sich einzuarbeiten. Noch ein Grund für den relativ langen Zeitraum seit "Grind Bastard" ist, daß wir ein Album nur dann veröffentlichen, wenn es uns zu hundert Prozent zufriedenstellt! Wir wollen keine schnell zusammengeflickten CDs mit maximal 40 min. Spielzeit, von denen noch die Hälfte beschissen ist! Jene Songs, die tatsächlich auf einem Album landen, haben wirklich ein hartes Auswahlverfahren hinter sich. Dafür können wir allerdings stets voll und ganz hinter unserer Arbeit stehen!


Jürgen: Auch auf "Organised Chaos" bekommt man wieder ganze 12 Songs um die Ohren gehauen, von denen kein einziger als "Pausenfüller" dient.


Darren: So ist es! Leute, die ihr hart verdientes Geld für eine unserer CDs ausgeben, sollen verdammt noch mal auch etwas dafür bekommen!


Jürgen: Wäre schön, wenn alle so denken würden! Nun aber zum Stil von "Organised Chaos". Auf mich wirkt das Album ein klein wenig wie ein Schritt "back to the roots". Es klingt wie eine perfekte Mixtur aus "Transcend The Rubicon", "The Dreams You Dread" und den moderneren Elementen von "Grind Bastard".


Darren: So kann man das schon sehen, ja. Wir haben uns auf "Organised Chaos" wirklich wieder mehr auf unsere Wurzeln besonnen. Nicht, daß wir jemals weit davon abgekommen wären. Das käme niemals in Frage! BENEDICTION sind BENEDICTION! Das soll man auch auf jedem Album erkennen können! Aber es ist eben wieder ein völlig neues Kapitel und wir wollen keinesfalls zweimal das gleiche Album aufnehmen. Auf "Organised Chaos" findest du im Prinzip alle Stilelemente, die BENEDICTION ausmachen, aus welcher Zeit auch immer. Die Songs müssen einfach krachen und druckvoll sein! Richtiger Old School Death Metal eben!


Jürgen: Das ist euch auch zweifelsohne gelungen! Dieses mal habt ihr ja auch wieder ein BENEDICTION-typisches Coverartwork verwendet und euer altes Logo aufgegriffen. Wie kam es zu dieser Rückbesinnung?


Darren: Es ist nicht so, daß wir unsere alten Trademarks wie Logo oder Coverartwork je über Bord geworfen hätten. Bei "Grind Bastard" allerdings wollten wir etwas modernes, weil es einfach zur Stimmung des Albums paßte. Und zu dem Cover gehörte dann auch ein anderer Schriftzug, der sich in das Gesamtkonzept einfügt. Jetzt war es aber wieder an der Zeit, unser altes Logo zu verwenden. Es liegt uns sehr viel an diesem Symbol. Links die gute Seite und rechts die böse. Das hat viel Aussagekraft. Keine der beiden Seiten kann ohne die andere bestehen!


Jürgen: Mit Sicherheit, ja! Kannst du bitte kurz die Aufnahmen zu "Organised Chaos" beschreiben?


Darren: Alles in allem haben wir rund 4 Wochen im Studio verbracht. Es ist eigentlich alles reibungslos verlaufen. Neil ackerte 2 Wochen, um ein perfektes Drumming hinzubekommen. Dave gab alles, um so druckvoll wie möglich zu klingen. Bei den Parts von Rewy, Frank und mir klappte auch alles ohne größere Verzögerungen. Mittlerweile sind wir ja ein eingespieltes Team! Anschließend arbeitete Andy Sneap ungefähr 6 Tage am Endmix.


Jürgen: Auch er hat meiner Meinung nach großartige Arbeit geleistet!


Darren: Auf alle Fälle, ja! Die Produktion klingt genau so, wie wir es haben wollten. Kraftvoll und aggressiv! Es ist toll, mit Andy zusammenzuarbeiten.


Jürgen: Wie kann man sich die Entstehung eines typischen BENEDICTION-Songs vorstellen?


Darren: Meistens jammen Rewy und ich auf unseren Gitarren herum und kommen so auf unzählige Riffs, von denen immer wieder welche für Songs brauchbar sind. Dann spielen wir damit bei den Proben herum, die anderen lassen sich dazu die passenden Parts einfallen und so kommt ein grobes Gerüst eines Songs zustande. Dann wird noch an Breaks und Soli gefeilt und die Sache nimmt immer konkretere Formen an. Überzeugt uns der Song, kommt er auf's nächste Album.


Jürgen: Wie gut seid ihr vorbereitet, wenn ihr ins Studio geht? Stehen die Songs zur Gänze oder feilt ihr noch sehr viel daran herum?


Darren: Die einzelnen Songs sind normalerweise vollständig fertig. Wir feilen nur immer an gewissen Parts herum, von denen man im Proberaum einfach noch nicht genau sagen kann, wie sie im Studio klingen werden. Oder wir versuchen unsere Soli noch abzustimmen. Ansonsten steht aber schon im vorhinein alles fest.


Jürgen: Wer war dieses mal eigentlich verantwortlich für die Lyrics?


Darren: Dave. Er schrieb sämtliche Texte auf "Organised Chaos"


Jürgen: Sind die Texte rein fiktiv oder von Situationen des täglichen Lebens beeinflußt?


Darren: Sie sind zwar fiktiv, besitzen dabei aber stets Parallelen zu Aspekten des wirklichen Lebens! Dave hat sich beim Schreiben der Texte viele Gedanken gemacht. Er ist ein sehr belesener und intelligenter Mensch. Deswegen bezieht er seine Ideen aus unheimlich vielen Inspirationsquellen. Dave hat eigentlich einen akademischen Grad als Jurist! Er könnte damit viel Geld verdienen. Stattdessen spielt er lieber mit uns Death Metal! Ich finde, das sagt genug darüber aus, wie sehr er sich mit BENEDICTION und dem Spirit der Band verbunden fühlt!



Jürgen: Das ist schon beachtlich! Wie habt ihr euch eigentlich auf diese Tour vorbereitet?


Darren: Auf Tour wollen wir natürlich auf der ganzen Linie überzeugen. Deswegen haben wir auch so viel wie möglich geprobt. Ungefähr 3 Wochen intensive Vorbereitung würde ich sagen. Trotzdem brauchen wir die ersten 2 bis 3 Gigs, um voll in Fahrt zu kommen. Nicht, daß wir bei den ersten Auftritten nichts zustande bringen. Um jedoch wieder voll mit dem Publikum interagieren zu können, müssen wir uns eben etwas warmlaufen. Unser Ziel ist es aber auch, die Halle zum kochen zu bringen!


Jürgen: Bei den bisherigen Konzerten, auf denen ich euch sehen konnte, ist euch das auch stets gelungen! Auf der Tour mit IMMORTAL hattet ihr einen neuen Bassisten. Nun aber ist Frank Healy wieder mit von der Partie. Wann kam er zurück?


Darren: Frank hatte eine Menge Probleme mit seiner Frau und trennte sich schließlich von ihr. Deswegen sein vorübergehender Ausstieg. Er hatte BENEDICTION jedoch nie verlassen! Nick half uns kurzfristig auf dieser Tour aus und wir können auch jederzeit wieder auf ihn zählen, sollten wir seine Hilfe benötigen. Frank hatte durch die Situation bedingt auch Schwierigkeiten mit Alkohol, weswegen er nicht unbedingt immer in bester Verfassung ist und von Zeit zu Zeit auch in ärztliche Behandlung muß. In solchen Situationen wäre Nick stets für uns da. Frank wird aber immer zu BENEDICTION gehören!


Jürgen: Wäre auch jammerschade, wenn Frank nicht mehr dabei wäre. Als Neil Hutton damals als neuer Schlagzeuger zu BENEDICTION kam, war er ja sehr jung. Gab es aufgrund des Altersunterschiedes je Probleme zwischen euch. Wie lange brauchte er, um zu zeigen, daß er der richtige Mann ist?


Darren: Probleme gab es deswegen nie. Wir nannten in zwar stets "The Boy", aber das war nie böse gemeint. Mittlerweile ist er schon 7 Jahre dabei und wir nennen ihn noch immer so. Er wird einfach immer "The Boy" für uns bleiben. Es war eigentlich von Anfang an klar, daß er der richtige Mann ist. Neil ist ein verdammt guter Drummer, dessen Stil ausgezeichnet zu uns paßt. Aber es ist nicht nur der musikalische Aspekt. BENEDICTION sind eine große Familie, deswegen muß jedes Bandmitglied auch menschlich auf unserer Wellenlänge sein, was bei Neil absolut der Fall ist!


Jürgen: Seid ihr eigentlich dazu in der Lage, von den Einnahmen durch BENEDICTION zu leben, oder müßt ihr auch geregelten Arbeiten nachgehen?


Darren: Wir haben alle Jobs! Geld mit der Band verdienen wir nur in unregelmäßigen Abständen. Nach Veröffentlichung eines neuen Albums oder bei einer Tour. Aber schlußendlich kann man nicht 12 Monate im Jahr touren, weswegen wir während der restlichen Zeit anderen Arbeiten nachgehen. Die meisten von uns sind beim Aufbau von Bühnenequipment in diversen Veranstaltungshallen in Birmingham beschäftigt. Dabei haben wir keinen fixen Dienstvertrag, sondern können immer dann kommen, wenn wir nicht gerade mit der Band zu tun haben.


Jürgen: Die meisten von euch haben ja bereits Familie. Gibt es deswegen manchmal Schwierigkeiten, wenn ihr auf Tour geht?


Darren: Nein, eigentlich nicht. Ich selbst habe 2 Kinder, Frank ebenfalls und Rewy eine Tochter. Unsere Frauen und Freundinnen haben aber kein Problem damit, wenn wir mal wieder für die Dauer einer Tour weg sind. Sie lernten uns schließlich kennen, als wir bereits bei BENEDICTION waren und wußten stets, was es heißt, mit einem Musiker zusammen zu sein.


Jürgen: Steht ihr noch in Kontakt mit einigen eurer Ex-Mitstreiter? Wißt ihr darüber bescheid, ob der eine oder andere irgendeine neue Band hat?


Darren: Barney ist der einzige, zu dem ich noch Kontakt habe. Ich rede sehr oft mit ihm. Mit Paul Adams, unserem ersten Bassisten, spreche ich kein Wort mehr. Ian Tracy, unser ehemaliger Schlagzeuger, spielt jetzt in irgendeiner Jazzband und hat mit Metal absolut nichts mehr am Hut. Er hat kurze, aufgegelte, blondierte Haare! Es gibt da keinerlei Interessen mehr, die wir teilen. Über unser Verhältnis zu Dave haben wir ja bereits gesprochen. Wenn die BOLTTHROWER - Tour vorüber ist, werde ich wieder jeglichen Kontakt zu ihm meiden.


Jürgen: Ist jemand von euch in Sideprojekten tätig?


Darren: Unser Sänger hat ein paar Bands. Bei einer davon handelt es sich um eine Black Metal Combo. Viel kann ich dazu aber nicht sagen, da ich Black Metal eigentlich nicht mag. Keiner bei uns außer Dave kann damit etwas anfangen. Aber jedem das Seine.


Jürgen: Ihr seid jetzt seit wirklich langer Zeit in der Death Metal Szene und habt so manche Höhen und Tiefen dieses Stiles miterlebt. Habt ihr jemals darüber nachgedacht, aufzuhören? Wenn ja, was hat euch dazu bewegt, dennoch weiterzumachen?


Darren: Oh ja, mit dem Gedanken haben wir schon gespielt. Rewy und ich hätten aber trotzdem weiter zusammen musiziert. Die Musik völlig an den Nagel zu hängen wäre bei uns beiden nie in Frage gekommen. In irgendeiner Band hätten wir bestimmt gespielt. Wir überlegten schon, eine Punk Band zu gründen und damit die englischen Clubs zu beackern. Das war so ungefähr vor 5 Jahren, als haufenweise beschissene Bands für kurze Zeit auftauchten, um gleich wieder in der Versenkung zu verschwinden. Das allgemeine Interesse für unsere Musik war zu diesem Zeitpunkt gleich Null. Unsere wirklichen Fans jedoch wollten unbedingt, daß wir mit BENEDICTION weitermachen. Als es etwas ruhig um uns wurde und keiner genau wußte, was los ist, bekamen wir unzählige Anrufe aus verschiedenen Ländern, wir sollten doch unbedingt mal dort spielen. Das gab uns wieder den nötigen Auftrieb, um diese Phase zu überwinden. So lange es Leute gibt, die uns hören und sehen wollen, werden wir spielen! Ich genieße es noch immer sehr zu spielen, sogar mehr als je zuvor! Viele Bands sind gekommen und gegangen, aber nur wenige haben überlebt. Unsere Zeit ist noch lange nicht vorüber!


Jürgen: Schön, das zu hören! Wie sieht es zur Zeit denn in eurer Heimat England aus. Einerseits gibt es solch wirklich herausragende Death Metal Bands wie euch und BOLTTHROWER, die es zu internationalem Ansehen gebracht haben, aber auf der anderen Seite hört man nichts von irgendwelchen Newcomern. Gibt es denn keine?


Darren: Ich sehe es mittlerweile gar nicht mehr so, daß wir aus England kommen. Wir könnten genauso am Mars leben, denn in England bekommen wir überhaupt keine Presse. Deswegen rede ich viel mehr von einer europäischen Szene. Im Laufe der Zeit entwickelt sich aber auch in England wieder eine Underground-Szene mit zahlreichen neuen Death Metal Bands. Vielleicht ist es in den nächsten 2 bis 3 Jahren wieder ähnlich, wie es einmal war. Es laufen wieder wesentlich mehr Leute mit Death Metal Shirts herum als noch vor ein paar Jahren und immer mehr Clubs beginnen Konzerte zu veranstalten. Das ist natürlich auch gut für uns und BOLTTHROWER.


Jürgen: Es sieht ja überhaupt so aus, als wäre der einst schon totgeglaubte Death Metal wieder ganz groß im Kommen.


Darren: Ja, absolut!


Jürgen: Kennt ihr auch irgendwelche von den neuen Bands? Würdet ihr die eine oder andere auf Tour mitnehmen?


Darren: Wie schon gesagt, man erfährt nicht wirklich viel darüber, was in England so passiert. Alle stehen auf fuckin' LIMP BIZKIT und solchen Scheiß, über andere Bands lest man gar nichts. Deswegen kann ich auch nicht allzu viel über andere Truppen sagen. Zumindest könnte ich jetzt keine beim Namen nennen.


Jürgen: Also gibt es keine eingeschworene Death Metal Community?


Darren: Nein. Noch nicht, aber schön langsam wird es wieder. Das einstige Feeling scheint wieder aufzukommen.


Jürgen: Nun aber zu eurem Label. Seid ihr noch zufrieden mit der Arbeit von Nuclear Blast?


Stefan: Du kannst ruhig ehrlich sein!


Darren: Zur Zeit haben wir ein echtes Problem mit Nuclear Blast. Der Vertrag endet mit diesem Album und sie wollen, daß wir für weitere 3 unterschreiben. Bislang wissen wir allerdings noch nicht, ob wir das auch tun werden. Sie gehören mittlerweile zwar zu den Größten, behandeln uns aber bei weitem nicht mehr so, wie es eigentlich sein sollte. Ihr Interesse beschränkt sich vielmehr auf S.O.D., MANOWAR und HELLOWEEN, als auf Bands wie uns. Sie scheinen ihre Wurzeln immer mehr zu vergessen.


Jürgen: Immerhin sind sie selbst ja mit Bands wie BENEDICTION, DISMEMBER oder PUNGENT STENCH groß geworden!


Darren: Wir haben unseren Vertrag damals in Markus' (Markus Schwaiger, Chef v. Nuclear Blast, d. Verf.) Schlafzimmer unterzeichnet. Nuclear Blast bestand schlicht und einfach aus ein paar Zimmern seiner Wohnung! Heute ist es ein 4-stöckiges Gebäude! So geraten die Wurzeln immer mehr in Vergessenheit. Das kotzt uns ziemlich an. Wir wollen keinen riesigen Deal, lediglich angemessene Promotion! Ich will kein Rockstar sein, sondern lieber regelmäßig ordentliche Konzerte spielen! Das Problem ist die Kommunikation mit dem Label. Sie sind dermaßen beschäftigt mit den anderen Bands, daß sie immer wieder mit uns vereinbarte Termine vergessen. Wenn man so weit weg wohnt wie wir, ist das dann wirklich beschissen! Wir können nicht einfach täglich vorbeikommen und an der Tür klopfen.


Jürgen: Ich verstehe eigentlich nicht ganz, warum aufgrund dessen, daß auch größere Bands unter Vertrag sind, die kleinen gleich vergessen werden. Zur Zeit läuft ja die Wiederveröffentlichung von "Subconscious Terror", "The Grand Leveller" und "Transcend The Rubicon". Ging diese Initiative von euch oder dem Label aus?


Darren: Wir wußten überhaupt nichts davon! Das ist es, was ich zuerst mit mangelnder Kommunikation gemeint habe. Ich weiß nicht einmal über die Hälfte der Dinge bescheid, die das Label vorhat. Immer wieder sehe ich Leute mit T-Shirts von uns, die ich nie zuvor gesehen habe! Genau so ist es mit den CDs. Es kommen Fans zu uns, deren CDs wir signieren sollen und ich denke mir oft, was das denn für ein Album ist - Wir können das unmöglich veröffentlicht haben!


Jürgen: Somit erübrigt sich meine Frage nach speziellen Features der Neuveröffentlichungen.


Darren: Das kann ich selbst erst dann sagen, wenn die CDs in den Läden sind und ich sie mir dort ansehen kann!


Jürgen: Etwas, das in eurer bisherigen Liste an Veröffentlichungen ganz entschieden fehlt, ist ein Live-Video oder zumindest ein Live-Album. Habt ihr bislang noch nie mit dem Gedanken gespielt, so etwas aufzunehmen?


Darren: Oh doch! Sehr oft sogar! BENEDICTION sind auch eine Live-Band! Wir wollten schon eine der Shows auf der "Grind Bastard"-Tour aufnehmen, aber schlußendlich stellte man uns das nötige Video-Equipment doch nicht zur Verfügung. Bislang scheiterte die Sache stets am mangelnden Interesse seitens Nuclear Blast. Wir können leider auch nicht mehr tun, als regelmäßig zu fragen!


Jürgen: Wäre wirklich traurig, würde nicht bald einmal ein derartiges Video aufgenommen werden. Jeder, der euch bislang live gesehen hat, weiß um eure energiegeladene Show!


Stefan: Vielleicht mit einem besseren Label?


Darren: Ja, aber wohin soll man gehen? Das kann auch gefährlich sein! Den perfekten Weg gibt es sowieso nicht, aber wir halten stets Ausschau nach guten Angeboten. Wir sprechen mit vielen Leuten, was im Endeffekt dabei herauskommen wird, wird man sehen.


Jürgen: Da bleibt nur, euch viel Glück zu wünschen. Werdet ihr diesen Sommer auch auf Festivals spielen?


Darren: Das hoffen wir! Wir würden unheimlich gerne! Sobald uns jemand fragt, kommen wir schon, um zu spielen! Wir sind einfach unheimlich heiß darauf, live zu spielen!


Jürgen: Vielleicht sieht man euch dann diesen Sommer ja auch auf einem österreichischen Festival, zum Beispiel am MOM (zu diesem Zeitpunkt glaubte ich noch fest, es würde stattfinden, d. Verf.) oder dem H.O.E.?


Darren: Wenn wir die Gelegenheit dazu bekommen, auf jeden Fall! Es gibt nichts, wo wir nicht spielen würden! Man braucht uns nur zu fragen!


Jürgen: Diesen Enthusiasmus findet man leider nicht bei jeder Band! Nun aber würde ich noch gerne ein paar Worte bezüglich eurer musikalischen Einflüsse wechseln. Eure größten Vorbilder stammen ja aus dem Bereich des klassischen Heavy Metal. Dies habt ihr stets durch Coverversionen, wie z.B. "Electric Eye" von JUDAS PRIEST oder "Forged In Fire" von ANVIL zum Ausdruck gebracht. Meine Frage dazu - Seid ihr noch immer Fans? Geht ihr noch immer genauso gerne zu Konzerten, oder hat sich daran im Laufe der Jahre irgend etwas geändert?


Darren: Ich bin nach wie vor absoluter Fan! Ich war es vor 20 Jahren, bin es heute und werde es immer sein! Sobald PRIEST spielen, werde ich zu den ersten gehören, die im Saal sind! Sie sind einfach immer noch brillant! Live haben sie heuer genauso wie eh und je alles weggeblasen!


Jürgen: Endlich jemand, der nicht zuallererst damit anfängt, Rob Halford nachzutrauern. Sie sind meiner Meinung nach mit Ripper mindestens genauso gut, wenn nicht noch besser. Ich nehme an, du magst auch das neue Album?


Darren: Das neue Album ist fantastisch! Sie klingen unglaublich frisch, bleiben dabei jedoch unverkennbar PRIEST! Ripper leistet wirklich großartige Arbeit. Noch dazu bringt er auch die alten Sachen genauso gut wie Rob.


Jürgen: Welches sind denn deine 5 absoluten Lieblingsalben?


Darren: Die 5 liebsten Alben? Ach du Scheiße! Laß mich mal überlegen. Na gut:

1. IRON MAIDEN - "Piece Of Mind"

2. SLAYER - "Reign In Blood"

.....Ich kann das einfach nicht! Es gibt so viele Alben, die ich sehr mag, da kann ich keine 5 vorziehen!



Jürgen: Zumindest wissen wir einmal die Titel zweier deiner Lieblingsalben. Welches ist eigentlich dein liebster BENEDICTION - Song?


Darren: "Stigmata" auf "Organised Chaos". Ich mag den Song absolut. Die Art, wie er beginnt und dann richtig drauf losgeht!


Jürgen: Der gefällt mir auch ausgesprochen gut! Mein absoluter Favorit auf "Organised Chaos" ist "Diary Of A Killer".


Darren: Der ist auch wirklich cool, ja. Die Presse mochte "Diary Of A Killer" überhaupt nicht!


Jürgen: Wirklich?


Darren: War angeblich zu wenig "ursprünglich". Aber wir können schließlich nicht 15 mal hintereinander ein und das selbe Album aufnehmen! Wir wollen ja nicht am Stand treten. Trotzdem wird man BENEDICTION immer wiedererkennen.


Jürgen: Das wär's eigentlich von meiner Seite aus. Mein Fragenpensum ist ausgeschöpft.


Stefan: Ich hätte da noch eine Frage! In den frühen Neunzigern habt ihr mal eine Split-Lp mit PUNGENT STENCH aufgenommen. Kennt ihr die neue PUNGENT STENCH?


Darren: Ich habe sie noch nicht gehört. Keine Ahnung.


Stefan: Das Album ist absolut mißlungen. Es klingt überhaupt nicht mehr nach PUNGENT STENCH. Die Texte sind zwar noch immer krank wie damals, aber musikalisch hat es nichts mehr mit früher zu tun.


Darren: Wirklich? Das hätte ich nicht geglaubt.


Jürgen: Eines fällt mir noch ein. Als ich versuchte, eure Homepage www.benediction.co.uk zu öffnen, funktionierte diese leider nicht. Ist die Adresse falsch, oder die Seite erst im Entstehen?


Darren: Die Adresse stimmt schon, die Seite wird aber erst im Februar online gehen. Würde mich freuen, wenn ihr uns darauf besucht!


Jürgen: Auf jeden Fall! Gibt es noch etwas, das du unseren Lesern mitteilen willst?


Darren: Danke! Ganz einfach! Ich bedanke mich für das Interview! Liebe Grüße an unsere Fans!


Jürgen: Ich bedanke mich ebenfalls recht herzlich! War ein ausgesprochen interessantes Gespräch.

www.benediction.co.uk

Autor: Juergen

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Beitrag vom 25.02.2002
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