Interview mit VERSENGOLD - Musik kann Gefühle verstärken


Die Mittelalter/Folk Band VERSENGOLD aus Bremen haben dieses Jahr bereits ihr siebtes Album mit dem Titel "Zeitlos" veröffentlicht. Damit haben sich die Bremer auf Tour durch den deutschsprachigen Raum begeben und dabei auch auf ihr österreichisches Publikum nicht vergessen. Sänger Malte "Snorre" Hoyer und Geiger Florian "Honza" haben mir nach dem Wien-Konzert allerlei über ihr Spielmannsleben erzählt und daraus hat sich eine sehr fröhliche Unterhaltung ergeben.



Hallo! Ich freue mich euch hier in Wien zu treffen und dass ihr mir die Gelegenheit gebt, euch ein paar Fragen zu stellen.
Ich hab euch beim Mittelalterspektakel in St. Pölten zum ersten Mal gesehen und da gab es ja einen besonders lustigen Start, als Snorres Mikro nicht funktioniert hat und er sich vor Lachen nicht mehr einkriegen konnte. Auf der anderen Seite war es genau das, womit ihr die Leute auf eure Seite gebracht habt. Wie war das für euch und wie hat euch dieses Spektakel gefallen?



Snorre: Ja, Fehler können wir gut (lacht)! Ich hab ja zu Anfang gar nicht bemerkt, dass mein Mikro nicht an war. Das war wohl so ein kleiner Scherz von unserem Tontechniker! Nein, er hat es nicht extra gemacht. Wir versuchten das dann mit unserem charmanten Wesen zu überspielen (lacht). Also wenn Fehler passieren ist das immer extra!




Ihr seid schon seit zwölf Jahren aktiv. Wie habt ihr damals zusammengefunden und warum habt ihr euch entschieden, diese Art von Musik zu machen?

Snorre: Wir sind ja nicht in dieser Bandkonstellation in der wir jetzt unterwegs sind seit zwölf Jahren aktiv. Es hat sich ja über viele Jahre so gebildet wie es jetzt ist. Und damals haben wir das total unambitioniert gemacht aus einem reinen Spaß-Projekt, da war ich dann mit dabei und ich habe die Band gegründet mit drei anderen Leuten, und wir haben über die Jahre etwas Glück gehabt. Wenn Leute ausgestiegen sind haben wir immer bessere dazubekommen. Tatsächlich ist es so, als wir 2011 das „Räuber“-Album aufgenommen haben, hatten wir zwei Gastmusiker mit an Bord, das war der Honza und der Paule und dann ging es so richtig los. Da haben wir zu fünft gesagt: „Jetzt hauen wir auf die Kacke und wir wollen auch alle von der Musik leben und wollen auch die gewissen Ambitionen entwickeln“, und seither gibt es uns auch richtig.


Honza: Es war dann so eine Art Konfirmation, das war quasi so eine zweite Geburt und da ist die Band noch einmal neu entstanden. Und so haben wir die Alben die vorher entstanden sind als „Nostalgie-Alben“ bezeichnet, weil die ganz anders klingen als das was wir jetzt machen. Da ist dann irgendwie etwas anderes daraus gewachsen.


Wie ist euer Bandname entstanden?


Snorre: Die Frage hab ich schon oft gehört und das Problem ist, ich kann sie nicht beantworten. Es ist so, dass wir uns damals im Keller von meinem Elternhaus getroffen haben um einen Bandnamen für uns zu finden. Wir haben eine Liste angefertigt mit Ideen und letztendlich fanden wir alles scheiße was wir aufgeschrieben hatten. Und dann haben wir auf dieser Liste den Namen VERSENGOLD entdeckt und keiner wusste mehr, wer das vorgeschlagen hatte. Der kam dann bei allen gut an und so ist das entstanden. Es ist eine relativ unspektakuläre Geschichte aber es hat gut gepasst.


Habt ihr euch die Spitznamen selbst ausgesucht oder "hart" erarbeitet?


Honza: Der einzige von uns, der sich seinen Spitznamen selbst ausgesucht hat, ist der Gründer. Alle anderen haben das Pech gehabt, oder auch das große Vergnügen, von der Band den Namen zugeteilt zu bekommen. So ist es auch den beiden Neuen ergangen, die mussten das auch über sich ergehen lassen, dass wir uns quasi den passenden Namen für die ausgesucht haben.


Snorre: Ich war der einzige der sich damals den Namen aussuchen konnte, aber das war eigentlich gar nicht so geplant, dass „Snorre“ einfach mal jemand wird der auf die Bühne geht und Musik macht, aber das war sehr schön. Und gerade „Honza“ hat sich sehr gefreut über seinen Namen.


Honza: Man passt sich halt an (lacht)!


Ihr stammt aus Bremen - ich war schon einmal dort und es hat mir gut gefallen - wie lebt es sich dort?


Honza: Das lässt sich gar nicht so leicht beantworten weil nicht mehr alle wirklich in Bremen leben, wir sind aber alle in Bremen geboren. Wir haben lange Zeit dort unseren Proberaum gehabt, sind aber fast alle jetzt ins Bremer Umland gezogen. In Bremen selbst lebt es sich rückblickend zu sagen sehr schön. Ich hab mich immer sehr wohl gefühlt und ich hab immer noch starke Heimatgefühle und bin da auch ein bisschen Lokalpatriot. Auch wenn ich zugeben muss, dass es auch ein paar hässlichere Ecken gibt, liebe ich diese Stadt wirklich sehr. Unser Geiger kommt aus Wilhelmshaven und hat dort seine Heimatgefühle. Man kann übergreifend sagen, dass wir alle so Nordlichter sind.


Wie gut kennt ihr umgekehrt Österreich?


Snorre: Viel zu wenig! Wir sind noch nicht oft hier gewesen. Wir waren erst vier Mal in Österreich und haben hier gespielt, aber wir werden auf jeden Fall öfter herkommen. Wir werden auch immer wieder angeschrieben, weil wir viele Fans hier haben. Es ist halt so, dass die Reise sehr lang ist, aber wenn wir auf Tour gehen, werden wir in Zukunft immer einen Wien-Termin einfügen, so wie wir es auch jetzt getan haben, und möchten Österreich näher kennenlernen. Wir hatten letztes Mal auch Zeit, um uns Wien anzusehen und wir fanden es wunderschön. Wir haben total leckere Schnitzel gegessen, wir wollten damit einfach das Klischee bedienen.


Honza: Ich hatte heute ein total einschneidendes Erlebnis, weil ich mir an einer österreichischen Raststätte einen Kaffee und dazu so eine Mozarttorte bestellt hatte, und die war in der Raststätte schon so lecker, wie man sie in Deutschland vielleicht in einem 5-Sterne-Restaurant bekommen würde. Wir müssen dringend öfter nach Österreich.


Gerade in Deutschland ist die Folk-Szene sehr groß. Wie schwierig ist es sich darin zu behaupten?


Honza: Ich finde das nicht so schwierig muss ich sagen. Ich komme ja aus dieser Folk- und Mittelalterecke so ein bisschen, darin sind wir verwurzelt und damit haben wir auch angefangen. Das ist so eine Szene die sehr offen ist für junge Bands, für Einsteiger die irgendwelche Ideen haben, die etwas auf die Beine stellen und sich engagieren. Da gibt es einen sehr offenen Markt und auch Festival-Veranstalter die sehr offen sind für Neues. Es hat einfach einen guten Nährboden für junge Bands die Ideen haben.


Snorre: Ja genau, du sagst es. Ideen haben ist nämlich das Ding. Der Markt ist sehr dicht und es gibt sehr gute Folk-Bands, aber viele Leute konzentrieren sich eben auf traditionellen Folk und spielen im Prinzip immer dasselbe. Wir haben ja von Anfang an unseren eigenen Kram gemacht, und dementsprechend haben wir es auch relativ schnell geschafft uns durchzusetzen mit unserem ganz eigenen Stil und unserer ganz eigenen Marke. Und darum sind wir in der Folk Metal Szene vielleicht auch so erfolgreich geworden. VERSENGOLD spielt eben VERSENGOLD und nicht irgendwelche Sachen, die vielleicht schon 1000 mal gehört worden sind.


Wie ist die Beziehung der Bands untereinander? Ihr hattet ja bei „Die Schönheit Der Schatten“ - Verstärkung durch Katja Moslechner von FAUN! Besteht da eine besondere Freundschaft?


Snorre: Also wir haben mit all den Bands mit denen wir zusammen spielen, wie etwa FAUN, SALTATIO MORTIS und anderen eine sehr gute Beziehung, weil wir oft mit denen auf Festivals zusammen sind. Man kennt sich, man mag sich, man respektiert sich. Bei diesem Song haben wir Katja gefragt ob sie dazu Lust hat und sie hat gesagt, dass sie das gerne macht, und wir haben damit einen kleinen Coup gelandet. Wir wussten ja nicht was uns erwartet, und als sie mit uns im Tonstudio war hat sie auch Ideen mit eingebracht. Es hat einfach wundervoll gepasst – wie die Faust aufs Auge. Wir kennen FAUN schon lange und verstehen uns sehr gut. Die Szene ist einfach so klein, dass wir kein Konkurrenzdenken untereinander haben. Wir teilen uns die Leute die zu den Events kommen und da gibt es keine Konkurrenz und keinen Neid.


Honza: Da sieht man wieder wie die Wahrnehmungen auseinandergehen. Wir nehmen die Szene tatsächlich als klein wahr, weil man die Leute alle kennt. Aber du sagtest gerade, sie sei sehr groß. Wenn man das von Österreich aus betrachtet ist sie vielleicht groß.


Ihr wart sehr fleißig was das Produzieren von Alben betrifft. "Zeitlos" ist bereits das 7te Werk! Wo findet ihr die Ideen für eure Musik?


Honza: Das ist sehr unterschiedlich würde ich sagen. Es ist ja so, dass „Snorre“ einen unglaublichen Output hat an Textwerk. Was da zum Teil in der Schreibtischschublade oder auf dem Handy gespeichert herumliegt, vor Jahren geschrieben und alles genial und verwendbar. Und dann ist es so, dass wir in der Band mehrere kreative Köpfe haben, die eigentlich nur darauf warten, dass ein Text geliefert wird, aus dem man etwas Tolles zaubern kann. So entsteht aus vielen verschiedenen Einflüssen immer das Liedwerk, was wir so haben.


Snorre: Es ist tatsächlich so, dass wir eigentlich zu viele Ideen haben! Wir sitzen zusammen und jeder hat irgendwas einzubringen. Meist sind das auch gute Ideen und wir produzieren das in unserem Proberaum zusammen und suchen das Beste raus. Für mich ist es halt besonders schön als Texter, die Texte vorzugeben und dann machen Leute wie „Honza“ und „Paule“ die Musik drumherum, und sie haben teilweise mehr Ideen als man verarbeiten kann. Es wird uns sicher nicht an solchen Dingen mangeln. Wir haben so viel Material, das reicht für die nächsten Jahre.




Ihr habt ein wunderschönes Promo-Package zusammengestellt mit Textteil usw. Gab es dafür außer von uns noch weiteres positives Echo?


Honza: Da müssen wir uns wohl bei Friedel von unserem Label aus Bremen bedanken, der auch langjährige Erfahrungen hat mit großen und erfolgreichen Bands, und der macht für uns einfach unbezahlbare und sehr, sehr gute Arbeit. Und das auch sehr liebevoll. Er ist ja auch Künstler, arbeitet auch als Grafiker und hat dieses Paket auch mit tollen Fotos gespickt. Das hat er unglaublich toll gemacht und es verbreitet, und wenn es dann solche Komplimente gibt dafür, dann wird das besonders den Friedel freuen und wir werden ihm das ausrichten.


Nun ein paar Fragen zum neuen Album. Der Titeltrack "Zeitlos" sagt aus, dass man einfach so leben sollte wie es einem gefällt. Schafft ihr das auch weitestgehend?


Snorre: Ja! Also mehr oder weniger. Es ist ja so eine Zielvorgabe, den Moment zu leben ist ja ein großes Ziel von vielen. Und auch von mir ist es ein großes Ziel das zu schaffen und man sollte es auf jeden Fall versuchen.


Honza: Mit dem was wir tun sind wir ja auch prädestiniert dazu auch das sehr zu genießen. An so einem tollen Abend wie heute, da genießt man einfach zwei Stunden lang intensivst den Moment auf den man auch hinarbeitet, und das ist es auch was in dem Text besungen wird.


Ihr habt auch ein paar Lieder rund ums Trinken dabei. Was trinkt ihr am liebsten?


Snorre: Becks kommt halt aus Bremen und gehört zu unserem Alltag. Aber hier bekamen wir Ottakringer und haben dafür vom Publikum große Schmährufe über uns ergehen lassen, dabei ist es gar nicht so schlecht. Also Ottakringer, wenn ihr das lest, wir können gerne über ein Sponsoring reden (lacht).


Man findet auch ein paar ernstere Themen auf dem Album, allerdings stets in sehr schöne Musik verpackt. Ist euer Motto "Mit Musik geht alles leichter"?


Honza: Ich glaube, Musik kann Gefühle verstärken. Wenn man traurig ist kann Musik das verstärken, und dann würde ich das so nicht unterschreiben. Musik kann auch vieles dramatischer und schwieriger machen, aber irgendwie macht sie alles schöner.


Snorre: Dadurch dass man bestimmte Gefühle mit Musik auslösen kann, fängt man irgendwie doch an mehr über den Text nachzudenken, als wenn man den Text alleine vortragen würde. Es ist auch so, wenn ich etwas melancholische Texte schreibe, mach ich mir manchmal melancholische Musik an, damit ich mich emotional mehr in solche Themen hineinfinden kann.


Welche Pläne habt ihr für die Zukunft?


Honza: Wir haben natürlich die allergrößten Pläne und wollen am liebsten weltberühmt werden (lacht). Nein, wir sind sehr ambitioniert und erst mal sehr glücklich darüber, dass wir mittlerweile von der Musik leben können. Das tun wir alle und dementsprechend haben wir natürlich auch langfristige Pläne, nicht nur für die nächsten Monate, wir denken da in größeren Zeitspannen. Klar, wir möchten gerne immer mehr Menschen erreichen und auch Erfolge erzielen mit unseren Alben, und wir sind sehr froh, dass wir dieses Jahr sehr große und prestigeträchtige Festivals haben, die wir aber noch nicht ankündigen dürfen.


Snorre: Und was man noch dazu sagen kann, wir wollen natürlich erfolgreicher werden, und ich hab da auch ein ganz gutes Gefühl dabei, aber wir wollen auch – und das ist ganz wichtig – so bleiben wie wir sind. Wir haben uns hochgearbeitet, sind seit vielen Jahren unterwegs und nicht irgendwie aufgeploppt wie ein Sternchen am Himmel die auf einmal auf großen Bühnen stehen, sondern wir haben lange, lange dafür gearbeitet und das bedeutet uns viel. Ich denke auch, dass uns diese Authentizität nicht verloren gehen darf. Und wir versuchen einfach genau damit was wir machen und wie wir sind erfolgreich zu sein. Und das sieht ganz gut aus.


Und zum Abschluss noch ein paar Worte an eure Fans?


Honza: Es kommt mir immer so flach vor, aber eigentlich hab ich nichts anderes zu sagen als vielen, vielen Dank fürs Kommen, fürs Dasein und fürs Mitmachen auf den Konzerten und „Im Namen Des Folkes“-Brüllen „Fass Voller Wein“-Mitsingen und CDs kaufen. Vielen Dank, denn davon leben wir, und fürs Aktivsein und einfach mit uns mitmachen, das ist das Größte für uns.


Snorre: Es ist einfach so, dass uns klar ist, dass wir ohne unsere Fans nichts wären. Es ist einfach so – du lebst als Musiker von deinem Publikum und das bedeutet einfach, wenn die Leute nicht da wären, dann wären wir nicht hier. Und das wissen wir und das werden wir auch immer wissen, und genau deswegen sind wir so dankbar dafür. Vielen lieben Dank an alle und wir geben unser Bestes für euch!




Ich bedanke mich für das Gespräch und wünsche euch weiterhin viel Erfolg!

www.versengold.com

Autor: Metalmama

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Beitrag vom 18.01.2016
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