Interview mit DRAGONY - Tribut an die Helden unserer Jugend


Was den Power Metal betrifft, sieht es ja relativ mager aus in unseren Landen. Neben SERENITY sind nun aber vielleicht DRAGONY die größte Hoffnung international mithalten zu können. Mit ihrem Zweitling "Shadowplay" konnten sich die Wiener in allen Belangen steigern, ließen kein Klischee aus und haben laut Frontmann Siegfrid Samer auch noch einige Pläne für die Zukunft.


Gratulation zu eurem zweiten Album. Ich finde, ihr habt euch in ziemlich allen Belangen steigern können. War das Augenmerk auf die Qualität Grund für das lange Warten auf das Album oder gab es andere Gründe?


Da gab es tatsächlich mehrere Gründe. Zum Einen wollten wir uns natürlich im Vergleich zum Vorgängeralbum auf jeden Fall steigern. Daher haben wir uns auch mehr Zeit im Studio genommen, und eine umfangreiche Pre-Production gemacht, um die Songs sauber auszuarbeiten. Dazu kam dann noch die Orchestrierung durch Luki Knöbl (ILLUMINATA), die natürlich auch ein bisschen Zeit in Anspruch genommen hat. Ein weiterer Hauptgrund war meine Stimmbanderkrankung im Jahr 2012, kurz nach dem Release des Debütalbums. Da musste ich mich dann einer Stimmband-OP unterziehen, und letztlich hat uns das fast ein Jahr an Zeit gekostet. Und mit dem notwendigen Songwriting bist du dann eben auch mal schnell auf drei, vier Jahren zwischen zwei Alben. Und finanziert musste das neue Album natürlich auch irgendwie werden, haha.




Wo seht ihr denn persönlich die Hauptunterschiede zum Debüt „Legends“?


Eigentlich auf fast jeder Ebene. Ich denke, das Songwriting ist insgesamt ausgereifter und in sich stimmiger, die Songs sind daher individueller und bringen ihren jeweiligen Inhalt besser auf den Punkt. Durch die angesprochene Pre Production konnten wir auch weitaus besser an Details feilen bevor wir dann die endgültige Version eingespielt haben, und dieses Fine-Tuning hat sich sicher auch ausgezahlt. Eine dicke Orchestrierung wie wir sie diesmal von Luki Knöbl bekommen haben hatten wir am Debütalbum auch noch nicht, und schließlich passt der Gesamtsound aus dem Dremsound-Studio von Jan Vacik auch einen Tick besser zu unserem Stil; da ging´s bei „Legends“ noch etwas rauer zu an manchen Ecken.


Ihr habt das Album „Shadowplay“ getauft. War euch zu diesem Zeitpunkt bewusst, dass es von einer anderen Band aus Österreich (EDENBRIDGE) bereits eine recht prominente Single mit dem gleichen Namen gibt?


Zu dem Zeitpunkt der Titelwahl nicht, aber kurz darauf hat uns unser Studioproduzent Frank Pitters, der ja schon öfters auch mit EDENBRIDGE zusammengearbeitet hat, darauf hingewiesen, dass die Band eben einen Song mit dem Titel hat. Aber zugegeben, ich glaube, den Titel „Shadowplay“ gibt´s generell nicht nur einmal in unserem Genre, haha. Vielleicht nicht ganz so oft wie „Carry On“ und „Babylon“, aber doch!


Was wollt ihr mit dem Titel ausdrücken?


Der Titel entstand eigentlich in Zusammenhang mit dem ersten fertiggestellten Song des Albums. Das war „Shadowrunners“, den unser Gitarrist Andi geschrieben hat, und da kam uns eigentlich die Idee, das gesamte Konzept auch eher in so eine Cyberpunk-Richtung á la „Shadowrun“ zu lenken.


Wie passen das Artwork und eure Promo-Bilder in das Gesamtbild?


Wir haben dann eben die Promofotos auch mit dem Hintergedanken machen lassen, allerdings wollte unser Label dann doch lieber ein klassischeres, „Fantasy-lastigeres“ Cover-Artwork haben. Wir haben uns dann zu dieser Mittellösung entschieden, und ich denke, die Fotos passen eigentlich auch trotzdem ganz gut in den Gesamtlook mit dem jetzigen Artwork, das uns dann Péter Sallai (u.a. SABATON) angefertigt hat.


Was kannst du mir zu den Texten erzählen? Ihr bewegt euch erneut auf Fantasy-Pfaden. Wäre es denkbar in Zukunft auch komplett andere Themen zu behandeln?


Fantasy ja, aber nicht nur. „The Silent Sun“ zum Beispiel ist ja von Dantes „Inferno“ inspiriert, „Babylon“ kann durchaus auch ein bisschen zeitgenössisch-kritisch interpretiert werden und „Dr. Agony“ ist eine typische HELLOWEEN-Spaßnummer geworden. Aber klar, der Rest der Songs ist definitiv weiterhin stark in der Fantasy verwurzelt, angefangen beim „Game of Thrones“-Song „Wolves Of The North“ bis hin zum „Dark Souls“-inspirierten „Kiln Of The First Flame“.


Aber das gehört für uns ja auch einfach zu dem Genre dazu: eingängige, auch mal etwas kitschige Melodien, epische Chöre und hymnische Texte. Im Prinzip sind DRAGONY ja so was wie eine „Tribute-Band“ an die Helden unserer Jugendtage, da wir ja alle irgendwie mit Bands wie EDGUY, RHAPSODY, STRATOVARIUS oder HAMMERFALL aufgewachsen sind. Das ist alles mit ein bisschen Augenzwinkern zu sehen; wir sind sicher nicht so eine „offensiv-parodistische“ Band wie GLORYHAMMER – ich denke, bei uns muss man schon ein bisschen mehr zwischen den Zeilen lesen um den humoristischen Ansatz zu erkennen. Aber auch da gibt´s Ausnahmen...





Gegen Ende des Albums erlaubt ihr euch mit dem Wortspiel „Dr. Agony“ und dem etwas kitschig gemeinten „Unicorn Union“ ein paar Späße. Wie entstanden die Ideen zu diesen Songs?


Und diese Ausnahmen sprichst du hier genau an, haha! Also mit den beiden Nummern wollten wir definitiv die humoristische Seite etwas mehr in den Vordergrund stellen; „Dr. Agony“ ist wie erwähnt sehr von HELLOWEEN inspiriert, sowohl textlich als auch von Melodie und Songwriting her, und „Unicorn Union“ ist ganz klar die absichtlich übertrieben kitschige Spaß-Nummer des Albums, die eigentlich den Fans der Band – eben der „Unicorn Union“ - gewidmet ist. Man merkt hier speziell auch am Text dass es uns hier genau darauf eben ankam, ein bisschen mehr over-the-top zu gehen als normalerweise schon, haha.


Nach Ralf Scheepers (PRIMAL FEAR); habt ihr jetzt mit Zak Stevens (CIRCLE II CIRLCE) wieder prominente Unterstützung. Wie seit ihr zu ihm gekommen und ihr konntet wohl der Versuchung nicht widerstehen, mit ihm einen Kanon aufzunehmen? ;)


Richtig! Es gibt nur einen Kanon-Sänger im Metal, und das ist Zak Stevens! Ok, Tobi Sammet von AVANTASIA/EDGUY wär auch noch ok, aber ich glaub, der ist ein bisschen zu beschäftigt, haha.

Also die Idee zu Zak kam mir eigentlich, als ich die CIRCLE II CIRCLE Show im vergangenen Jahr in Wien veranstaltet hab. Da hab ich Zak kennengelernt, und nachdem er cool drauf war und wir eben die überlange Nummer „Silent Sun“ hatten, die ohnehin als Duett gedacht war, haben wir Zak kontaktiert, gefragt ob er das machen würde, und er hat auch gleich zugesagt. Lief alles sehr unkompliziert. Es waren natürlich auch andere Kandidaten im Gespräch, aber letztlich denke ich war die Wahl von Zak für diesen Song definitiv eine sehr gute.





In meinem Review zu „Shadowplay“ erwähnte ich einige Einflüsse, die für mich offensichtlich erschienen wie BLIND GUARDIAN („The Maidens Cliff“), EDGUY („Babylon“) oder auch AVANTASIA, SONATA ARCTICA und NIGHTWISH. Seht ihr solche Vergleiche als Ehre oder stören diese euch manchmal auch etwas?


Ich finde die Vergleiche nicht schlecht, weil dadurch können sich die Fans, die vielleicht gerne diese Stilrichtung und Bands hören, auch gleich ziemlich genau vorstellen, in welche Richtung der Sound einer Band geht. Uns geht es ja auch gar nicht darum, hier ein Genre neu zu erfinden oder zu revolutionieren – ich mein, die Band heißt „DRAGONY“, haha! Damit sollte wohl klar sein, was unsere Motivation ist: Wir mögen einfach alle gern diesen klassischen Power Metal von eben Bands wie HAMMERFALL, EDGUY, SONATA ARCTICA, NIGHTWISH, BLIND GUARDIAN usw., und genau deswegen machen wir auch genau die Musik – allen gängigen Trends zum Trotz. Denn populär und kommerziell erfolgreich sind derzeit eher andere Stile; da brauchst du eher so eine Art Gimmick-Metal à la SABATON, POWERWOLF oder ALESTORM, mit viel live-tauglichem Mitsing-Metal... aber musikalisch schränkt das dann halt schon ein – ein „Amen & Attack“ grölt der Metal-Fan halt leichter mit als eine „Silent Sun“, haha. Aber es gibt ja Platz für beide Ansätze im Genre denke ich, und daher fahren wir eben eher auf der „klassischeren“ Schiene.


Apropos lustige Songs. Ihr habt gleich zwei recht interessante Cover-Songs auf dem Album. Wie seid ihr auf „True Survivor“, der ja noch recht neu und den 80er Pop Klassiker „The One And Only“ gekommen?


Also ein Cover war von Anfang an geplant, eben als Bonus-Track, meistens für einen Japan-Release des Albums. Da haben wir schon etwas überlegt, hatten beispielsweise auch einen Song von LADY GAGA ins Auge gefasst, haben uns aber letztlich für dieses fast vergessene One-Hit-Wonder aus den frühen Neunzigern entschieden.

„True Survivor“ entstand dann eher kurzfristig als wir schon mitten in der Aufnahme des Albums steckten – denn der Song kam ja erst im April heraus, und da waren wir schon auf halbem Weg durch mit dem Album, haha. Aber wir wollten da unbedingt was damit machen, da nicht zuletzt ich ein großer Fan des Trash-Gottes David Hasselhoff bin, und der Song – man muss es so sagen – kombiniert mit dem Video wohl der Beste ist, den Hasselhoff jemals veröffentlicht hat.

Wir haben daher die Nummer noch „eingeschoben“ und wollten die eigentlich als Vorab-Promo gemeinsam mit dem Video veröffentlichen, aber der Song gefiel unserem Label dann so gut, dass sie gemeint haben, er müsse unbedingt mit aufs Album. Und so ist „True Survivor“ der „reguläre“ Bonus Track des Albums geworden, und „The One and Only“ letztlich dann ein Digital Bonus Track, da es einen Japan-Release des Albums diesmal nicht gegeben hat.





The „One And Only“ war ja als Japan Bonus gedacht. Kannst du mir erklären, was es mit diesen im Genre nicht unüblichen Bonus Tracks für das asiatische Volk auf sich hat und warum daraus in diesem Fall vorerst nichts wurde? Bzw. wie kommen die Europäer nun an den Track?


In Japan läuft die Veröffentlichung von Alben über dort ansässige Labels. Das heißt, ein japanisches Label kauft von unserem Label die Lizenz, das Album dort zu veröffentlichen. Damit jetzt die Japaner einen Anreiz haben, das Album des japanischen Labels zu kaufen (und nicht einfach nur die normale europäische Version zu importieren), daher kommt die Tradition der „Japanese Bonus Tracks“ - damit eben die in Japan hergestellten Alben eher gekauft werden als die in Europa produzierten, weil sonst ja das jap. Label die Lizenzgebühren a das europäische Label quasi „umsonst“ gezahlt hätte.

Bei uns hat es diesmal mit einem Japan-Release nicht geklappt weil eben kein japanisches Label an dem Album interessiert war. So als kleine Band verkaufst du ja auch nicht extrem viele Einheiten, und da müssen die Labels halt entscheiden, ob sie überhaupt was herausbringen wollen oder nicht. Ist ja auch nichts anderes bei europäischen Labels heutzutage.



Habt ihr ein Video zu einem der Songs geplant und kannst du dazu schon etwas verraten?


Aktuell gibt´s ja bereits ein Video zu „True Survivor“ und ein Lyrics-Video zu „Wolves Of The North“. Darüber hinaus ist allerdings aktuell nichts mehr geplant – unser Budget ist langsam doch ziemlich erschöpft nach der Albumproduktion plus anschließender Tour.


Ihr wart ja gerade mit GAMMA RAY und SERIOUS BLACK auf Tour. Was gibt es darüber zu berichten?


Das war natürlich eine fantastische Sache für uns. Es war unsere erste richtige Tour, so mit Nightliner und so, und es hat einfach rundum sehr gut gepasst: Die Tour begann etwa ein Monat nach dem Release unseres neuen Albums, dazu noch mit einer legendären, großen Band wie GAMMA RAY gemeinsam und den erfolgreichen Durchstartern von SERIOUS BLACK; das hat sich für uns definitiv gelohnt.

Auch die Bands und Crew waren alle super nett und hilfreich auf Tour, was du als „kleine“ Opening Band nicht immer so hast. Also hier muss man wirklich ein großes Kompliment an die Jungs von GAMMA RAY und deren Crew aussprechen – besser kann man sich´s eigentlich nicht wünschen.





Welche Pläne habt ihr bereits für 2016?


Ja wir würden natürlich noch gerne ein bisschen unser Album „Shadowplay“ promoten jetzt. Es sind auch schon einige Gigs, vor allem in Österreich, geplant – so spielen wir am 31.3. mit VAN CANTO gemeinsam in der Szene Wien, im März dann am Alpine Steel Festival in Innsbruck, und im April voraussichtlich in St. Pölten. Wir hoffen natürlich auf weitere Shows in und außerhalb Österreichs, und natürlich wären Slots auf den Sommerfestivals fantastisch. Aber dazu müssen wir wohl noch ein Stückchen gehen, haha.


Danke für das Interview. Die letzten Worte gehören dir.


Wir sagen auch danke, wünschen viel Spaß mit „Shadowplay“, und hoffen, auch schon bald wieder Nachschub für die Power-Metal-Fans da draußen zu haben, der nicht wieder fast vier Jahre auf sich warten lässt, haha! Unicorns Unite!


www.dragony.net

Autor: maxomer
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Beitrag vom 05.01.2016
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