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Anneke van Giersbergen ist Musikerin mit Leib und Seele, vor dem Fernseher wird man sie nie finden, wie wir von ihr erfuhren. Kein Wunder, ist sie doch mit Solo-Werken, THE GATHERIN, THE SIRENS, DEVIN TOWNSEND und auch immer wieder mit AYREON Mastermind Arjen Lucassen beschäftigt. Jüngst veröffentlichten genau diese beiden das Debüt von THE GENTLE STORM. Im Rahmen des Masters Of Rock trafen wir uns mit der bezaubernden Dame zum Gespräch über "The Diary".


Hey Anneke, wie war die Show heute für dich?


Großartig!


Es war wirklich cool, etwas das Arjen Lucassen geschrieben hat, live auf der Bühne zu erleben. Wie kam es zu dieser GENTLE STORM-Tour? Denn jeder der Arjen kennt weiß, dass er nicht mehr live spielen wollte.


Das stimmt. Aber es ist so, dass ich toure. Und ich glaube, live zu spielen ist das beste auf der Welt. Als wir das Album aufnahmen, sagte ich sofort zu ihm, dass ich das auf der Bühne performen will. Und er meinte: okay. Denn wie du schon sagtest, seine Musik wird nicht oft live gespielt. Also war er total dafür. Und dann suchten wir uns diese großartige Band zusammen, damit ich aus dem Ganzen eine Tour machen konnte. Also perfekt eigentlich.




Es war nicht das erste Mal, dass du mit ihm zusammengearbeitet hast… und ich hatte schon die Möglichkeit mit ihm bei Interviews zu sprechen und ich kann sagen, dass er ein wirklich umgänglicher und sympathischer Kerl ist. Also wie war es mit ihm zusammen zu arbeiten?


Es ist wunderbar. Jedes Mal mit ihm zusammen zu arbeiten ist eine großartige Erfahrung, weil er sehr professionell ist. Er weiß einfach ganz genau, was er hören will. Und nebenbei hat er auch noch eine Menge Ideen während des Schreibens und des Aufnahmeprozesses und das macht meiner Meinung nach die Schönheit aus. Er hat zwar einen Plan, aber wenn wir aufnehmen, sind das Sahnehäubchen die ganzen Kleinigkeiten in der Zusammenarbeit. Er hat einfach so viele Meisterwerke erschaffen und ich bin so stolz mit ihm zusammenarbeiten zu können und ich bin wahnsinnig stolz, bei der Band zu sein und es geschafft habe, dass wir so weit gekommen sind. Und es funktioniert einfach super.


Also gibt es immer Platz für spontane Ideen…


Klar, da ist definitiv Platz für spontane Ideen, er hat aber trotzdem ein klares Bild davon, was er hören will. Und er ist wirklich schnell, ich meine er hat einen schnellen Drive. Du bist nie im Studio und denkst über nur 15 Minuten noch nach, sondern es geht immer „go go go“… und ich mag das.


Kannst du uns etwas über die Geschichte von „The Diary“ erzählen?


Da gibt es natürlich eine Menge Details, aber in Kürze: Zwei Liebende lebten in Amsterdam und sind dann für 1½ Jahre getrennt, weil er ein Seemann war und auf See musste. Und sie blieb zuhause und war schwanger. Und dann passieren eine Menge Sachen, während sie getrennt sind. Also schreiben sie sich gegenseitig und verglichen mit heute brauchten die Briefe früher ein halbes Jahr, bis sie beim Empfänger ankommen. Und das ist natürlich sehr interessant, denn heute haben wir WhatsApp und Handys und so weiter. Also kannst du instant Leute in Japan erreichen oder sonstiges. Also ist jeder Song ein Brief. Und darum geht’s. Es ist eine Geschichte, aber sehr poetisch.




War es von Anfang an klar, dass du die einzige Sängerin bleiben wirst? Du singst ja auch den Part des Seemanns. Also wäre es ja nicht so ungerechtfertigt, einen männlichen Sänger zu engagieren.


Ja, darüber haben wir schon nachgedacht, aber wir wollten dann wirklich nur ein Duo-Album machen, in das wir jede Idee die wir hatten hineinpacken konnten. Und ich wollte auch wirklich alles singen, auch die Backings usw. Und als wir darüber sprachen, meinte ich, dass ich eine Idee für den männlichen Part brauche. Und dann kamen wir auf die Idee, dass ich als Erzählerin fungiere, die das Tagebuch findet. Und in diesem Tagebuch sind diese ganzen Briefe. Also lese ich mehr oder weniger den Hörern die Briefe vor. Ich habe auch wirklich versucht, Joseph und Susan zwei verschiedene Stimmungen zu geben. Denn er ist ein Kerl und schreibt in einem anderen Stil, andere Wörter, andere Ausdrücke, als sie.


Und wann kam die Idee, zwei Versionen zu machen – „The Gentle“ und „The Storm“?


Das war Arjens Idee. Er hat so viele Ideen, weiß aber nicht wie er alle unterbringen soll, also hat er einfach sein Publikum gefragt, was sie wollen. Ein heavyes oder ein softes Album oder vielleicht ein spaciges. Und viele wollten dann ein heavy Album, aber genauso viele wollten ein softes und folkiges. Also hat der dann beschlossen beides zu machen und ich liebte die Idee, denn ich kenne keinen, der das je zuvor so gemacht hat.




Und war es dann schwer für dich, welche Version du auf der Bühne performst?


Nein, denn ich bin eher der rockige Typ auf der Bühne in den letzten Jahren. Ich mag es heavy auf der Bühne, richtig zu rocken, laut zu singen und die ganze Energie zu spüren. Also sagte ich Arjen, dass ich die „Storm“-Version auf der Bühne bringen möchte. Also machten wir das und wir haben auch Songs von DEVIN TOWNSEND, THE GATHERING und auch AYREON in unserem Set, was aus dem Ganzen eine wirklich heavy Show macht.


Glaubst du, dass es ein zweites Album geben wird?


Ich glaube schon, aber nicht so bald. Arjen hat jetzt einige neue Ideen für AYREON, STAR ONE und vieles mehr… Und ich schreibe an einem Solo-Album. Ich glaube, wenn wir das sofort wieder machen würden, dann würde es einfach nicht so perfekt werden. Er hat seinen eigenen Zyklus bei Projekten und das ergibt sich dann einfach. Und es ist ja auch ein sehr intensives Projekt.


Glaubst du, wenn er jetzt zum Beispiel keine Zeit mehr hätte oder ein anderes Album machen würde, dass du allein weitermachen würdest wie es bei STREAM OF PASSION der Fall war?


Nein. Ich glaube THE GENTLE STORM ist einfach wirklich Arjen und wir beide haben unsere Bands und Projekte, also muss ich nicht den Namen nutzen, um etwas anderes zu machen.




Ich bin einer der Glücklichen und werde mir „Theater Equation“ (www.thetheaterequation.com) im September in Rotterdam ansehen. Ich freue mich schon richtig drauf, also was können wir erwarten und freust du dich, dass du Teil von diesem großartigen Projekt bist?


Oh toll. Ich bin gerade dabei die Songs zu lernen und das ganze Zeug. Und noch öfter höre ich mir das Album an und bin stolz ein Teil davon zu sein. Die großartigen Jungs (von GENTLE STORM) sind dabei. Und Marcella (Bovio – STREAM OF PASSION) hat dabei auch eine tragende Rolle – sie ist fantastisch. Ich kann mich wirklich glücklich schätzen, dass ich bei dem Projekt dabei bin, da ich ja nicht Teil des Albums bin. Ich springe für Michael Akerfeldt ein, den ich vor kurzem am Tuska Festival zum ersten Mal getroffen habe. Es schien, als würde er sich freuen, als ich ihm erzählt habe, dass ich seinen Part mache.


Und wie bereitest du dich darauf vor, du hast ja eine total unterschiedliche Stimme im Vergleich mit Mikael?


Ich muss da mehr oder weniger meinen eigenen Stil einbringen. Ich kann schon ein paar tiefere Parts übernehmen. Wenn er singt sind diese dann hoch für ihn und ich mache das mit meiner tieferen Stimme. Ich bin der Charakter „Fear“, also muss ich das Ganze sehr intensiv rüberbringen. Es gibt auch Gruntings, wobei ich mir aber aktuell noch nicht sicher bin, wie ich das machen werde. Ich lerne von Marcella Growls, weiß aber nicht, ob ich das dann schaffe. Ich lerne mal und dann treffe ich eine Entscheidung, auch weil Mikael wirklich gut ist. Vielleicht machen Marcella und ich diese Parts auch gemeinsam, sie kann das auch sehr gut.


Ich finde auch, dass es einfacher ist zu improvisieren, da du ein Gefühl darstellst und keine Person.


Ja, das stimmt. Ich bin verkettet in das Ganze. Für mich ist es ganz wichtig in das Ganze integriert zu sein.




Wie du vorher schon erwähnt hast, werdet ihr auch DEVIN TOWNSEND Songs spielen. Ich höre das neue Album „Z2“ sehr gerne – wie war die Zusammenarbeit mit ihm im Vergleich zu Arjen?


Es ist vergleichbar. Sie sind beide Genies auf ihre eigene Art. Der Unterschied ist, dass er genau weiß, wie er mich singen hören will. Er nennt mich die Tinkabell der Metal-Szene, weil ich einfliege, die Songs singe und dann wieder heimfliege. Üblicherweise fliegt er mich für drei Tage ein und ich singe dann 12 Stunden täglich, genauso wie er es will und das wars. Es gibt nur ganz wenige Parts, wo er möchte, dass ich improvisiere. Und er weiß auch genau, was ich mit meiner Stimme schaffe. Arjen hat da üblicherweise eine generelle Idee und gibt mir viel mehr Freiheit meine stimmlichen Ideen umzusetzen und das zu machen, worin ich gut bin.


Also möchtest du wieder mit DEVIN arbeiten?


Ich hoffe. Und wenn dann sitze ich im nächsten Flieger nach Kanada.


Was wird dann nach der Tour für dich als nächstes sein?


Wir spielen viele Festival-Shows und dann eine Tour mit GENTLE STORM. Auch ein paar Shows mit THE SIRENS. Ich arbeite gerade an einem Klassik-Album, das in einem Theater in Holland augeführt wird und natürlich auch an einem Solo-Album. Mir gehen die Ideen eigentlich nie aus und sitze nie auf der Couch vorm TV.




Dann bedanke ich mich für das Interview! Möchtest du noch etwas loswerden?


Es ist lange her, dass ich das letzte Mal in Österreich war, aber ich hoffe, dass ich bald mal wieder herkommen werde. Ich liebe Österreich, denn ich liebe Mozart. Wir haben mit THE GATHERING oft in Österreich gespielt, zur Zeit ist das leider nicht so leicht, aber ich hoffe, dass ich die Österreichischen Fans bald mal wieder besuchen kann.



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[ENGLISH VERSION]

Hey Anneke, how was the show for you today?


It was great.


It was cool to see something Arjen Lucassen has written, live on stage. So how came the idea to do a GENTLE STORM tour? Because everyone who knows Arjen, knows, that he won´t play live anymore.


That´s right. But the thing is, that I tour. And I think, playing live is the best thing in the world. When we recorded the album, I immediately said to him, that I want to take this on stage. And he said, alright, because, as you said, music of him not gets played often live. So he was totally for it. And then we searched together for this kick-ass great band, so I can take this on the road. So it´s perfect.


It was not the first time you worked with him... and I already had the chance to talk to him in interviews and I have to say he seems like a really nice and likeable guy. So how was it to work with him?


It is wonderful. Every time I worked with him, it was a really great experience, because he is very professional. He knows exactly what he wants to hear. Besides that he also has a lot of ideas during the writing and recording and that is what I think, that makes the beauty. He has this plan, but when we record, the cherry on the top of the cake are all those little extra things when you work together. He has so many masterpieces and I am really proud to be able to work on one with together him. And I am really proud on that band and that I am able to bring it on the road. And it’s working really well.


So there is always space for spontaneous ideas...


Yeah, there is definitely space for spontaneous ideas, but he does have a really clear picture of what he wants to hear. And he is really fast; I mean his drive is very high. You are never at the studio and think about something for 15 minutes or so. It´s just go go go... and I like that.


So can you please tell us a little bit about the story of “The Diary”?


Actually there are a lot of details, but in short: Two loving people where together, living in Amsterdam and they are apart for one and a half year, because he is a sailor at sea. And she is at home and pregnant. So a lot of things happening in their lives while they are separated. So they write each other, but back in these days the letters took about a half year to reach the other one. And that´s really interesting, because now we have WhatsApp, the phone and all that stuff. So you can reach people instantly in Japan or wherever. So every song is one letter. And that’s it. It´s a story, but it´s also very poetic.


Was it clear from the beginning that you are the only singer? Because you also have the part of the sailor. So wouldn´t it be obvious to also use a male singer?


Yeah, we thought about that and I really wanted to have a duo album to put in every idea we have. And I also wanted to sing everything, also the backings and so on. Then we talked about that and I said that we need an Idea for the male part. So we came up with the idea with me as a storyteller that finds the diary. And the diary has all these letters in it. So I kind of read to the listener the letters. I really tried to make Joseph and Susan two different moods. Because he is a guy he writes in a different way, different words, different expressions, than she does.


When and how came the idea to make two versions – “The Gentle” and “The Storm”?


That was Arjens idea. He had many ideas, but he did not know where to take it, so he asked his audience what they want. A heavy or soft album or maybe some kind of spacy album. A lot of them wanted a heavy album, but also a lot of them wanted a soft and folky one. So he decided to make both and I loved that idea, because I don´t know anyone who did that before.


Was it hard for you to choose which version to use on stage?


No, because I´m very much in to rocking on stage in the last couple of years. I really like the heavy thing on stage, to rock out, sing loud and do the whole energy thing. So I said to Arjen, that I like to do the “Storm” Version on stage. So we do that and we also have songs of DEVIN TOWNSEND, THE GATHERING and also AYREON in our set, which become a heavy show.


Do you think there will be a second record?


I think so, but not so soon. Arjen has some ideas for a new AYREON, STAR ONE or whatever... and I am writing a solo album. I think if we do that immediately again, it wouldn’t catch up that perfect. He has his cycle of projects and that is a very natural thing. And it also a very intense project.


Do you think if he has no time or is not interested in doing another record, that you will carry on alone like STREAM OF PASSION did?


No. I think THE GENTLE STORM is really Arjen and we both have our bands and project on our own, so I don´t have to use the name to do something else.


I one of the lucky few people who can visit the “Theater Equation” (www.thetheaterequation.com) in September in Rotterdam. I really look forward to it, so what can we expect and how do you look forward to your part in this great project?


Oh, nice. I am very much in learning the songs and doing the whole thing. And the more I listen to the album, the more proud I am to be part of it. These great guys (of THE GENTLE STORM) are in it. And Marcella (Bovio (STREAM OF PASSION)) has a huge role in it – she is fantastic. I am really lucky to be part of it, because I am not part of the album. I am just filling in for Michael Åkerfeldt, I recently met him on the Tusk Festival for the first time. It seemed he liked it, when I told him, that I will do his part.


So how do you prepare for it, because you have a totally different voice than Mikael?


I kind of have to put my own thing into it. I can do some lower parts. When he sings things they are high for him, I can do this with my low voice. I am actually the character “Fear”, so I have to make it very intense. And there are also gruntings, but I am not sure yet how to do that. I am learning from Marcella some growls, but I don´t know if I can put it up. I learn it and then I make a decision. Also because Mikael is so good at it. Maybe Marcela and I will do this parts together, because she is also good at it.


And I think it´s easier to improvise, because you will play a feeling and not a person...


Yeah, that´s true. I am chain in a whole thing. For me it´s very important to be in the whole thing.


As you mentioned before, you also play DEVIN TOWNSEND songs. I really like the new record “Z2” – so how was it to work with him, if you compare it to the work with Arjen?


It´s comparable. They are both kind of genius in their own right. The difference is that he knows exactly how he wants me to sing. So he calls me the Tinkabell of the metal-scene. Because I fly in, I sing my songs and I fly back home again. He usually flies me in for three days and I sing 12 hours a day and I sing everything he wants me to sing and that’s it. There are only a few parts, where he wants me to improvise. And he knows exactly what my voice is able to. Arjen has normally a general idea and leaves me much more freedom to fill in my vocal ideas and just do what I am good at.


So you will work again with Devin?


I hope so. I am on the next plane to Canada, of course.


And what´s next for you after this tour?


We will do a lots of festival shows and then a tour with THE GENTLE STORM. I do some shows with THE SIRENS, I am working on a classical album to play in a theatre in Holland and there will be also a solo album as well. I am never without any ideas and I´m never on the couch in front of the TV.


Thank you very much for the interview, is there anything left to say?


It’s a long time since I was the last time in Austria, but I hope I can come back there soon. I love Austria, because I love Mozart. We played with THE GATHERIN very often in Austria, but I know it´s not easy at the moment, but I hope we can visit the Austrian fans very soon.