Interview mit ELVENPATH - Gut Metal braucht Weile


Die deutschen Heavy Metaller ELVENPATH sind nach einer etwas längeren Pause endlich zurück und liefern mit "Pieces Of Fate" eine starkes Stück für Genrefans ab. Wir haben uns mit Gitarrist und Songschreiber Till über das aktuelle Werk unterhalten.


Hi Till, seit unserem letzten Gespräch, damals zu LUCID DREAMING, ist einige Zeit vergangen. Was hat sich seitdem getan?


Hi Max! Danke der Nachfrage… in den zwei Jahren seitdem hat sich Einiges ereignet. Das LUCID DREAMING-Album hat die Power Metal-Welt erobert (in einem bescheidenen Maße, haha), ich habe mich da auch an die Arbeit am zweiten Album gemacht. Mit ELVENPATH haben wir viel live gespielt, es gab einen Wechsel auf dem Schlachtzeughocker und wir haben es dann im Herbst 2014 endlich geschafft, das neue Album aufzunehmen, was wir lange vorbereitet haben. Nicht zu vergessen habe ich Anfang 2014 das erste Album meines Folkprojekts ASENSANG veröffentlicht. Du siehst, es war eine Menge los – und das war nur die musikalische Seite, haha.




Heute geht es um ELVENPATH und das neue Album „Pieces Of Fate“. Wie fühlst du dich nach fünf Jahren endlich wieder ein Album mit der Band fertig zu haben?


Waren doch nur vier Jahre, immerhin kam das letzte Album 2011 raus. Aber auch das ist natürlich eine lange Zeit, welche allerdings für ELVENPATH auch nicht ungewöhnlich ist. Wir sind bei sowas ja nicht die schnellsten – gut Metal will eben Weile haben. Aber es ist großartig, endlich wieder ein neues Album am Start zu haben, neue Songs präsentieren zu können und gute Reaktionen zu erhalten. Bislang haben wir von Rezensenten und Publikum nämlich ausschließlich Positives gehört, was uns natürlich sehr freut. Offenbar hat sich die ganze Mühe mal wieder gelohnt. Und auch wir sind sehr zufrieden mit dem neuen Machwerk.


Wo siehst du denn die Unterschiede zu den Vorgängern?


Da muss ich ganz platt antworten, dass „Pieces Of Fate“ das beste Album ist, das wir bislang veröffentlicht haben. Ich finde, wir haben in jeder Beziehung nochmal zugelegt – ob die Kompositionen, die instrumentalen und gesanglichen Leistungen, die Produktion, das Cover, die Fotos… jedes Detail stimmt und zeigt die bislang stärkste Facette bei ELVENPATH. Steelistisch hat sich nicht so viel verändert, glaube ich, das war aber auch gar nicht unsere Absicht. Wir sind glücklich mit unserer Ausrichtung und sehen keinen Grund, etwas daran zu ändern. Nur verbessern wollen wir uns natürlich stetig, und ich glaube, da ist uns mit dem neuen Album in jeder Hinsicht ein Schritt nach vorne gelungen.


Wenn man sich Texte, Auftreten und das ganze Drumherum ansieht, ist ELVENPATH durch und durch Heavy Metal. Wie wichtig sind euch Klischees in Musik und Auftreten der Band?


Ich finde ja nicht, dass wir so sehr klischeehaft sind. Wir schreiben ab und zu Texte über unsere Liebe zum Metal oder schwertschwingende FantasykriegerInnen, aber erstens haben wir auch noch viel anderes zu bieten und zweitens sehen wir das nicht unbedingt als Klischees. Wir erfinden das Rad sicherlich nicht neu, aber wir klingen auch nicht wie eine abgehalfterte Kopie irgendeiner anderen Band. Einflüsse verarbeiten und ausgelutschte Klischees präsentieren sind zwei Paar Schuhe und ich hoffe doch sehr, dass wir der ersteren Kategorie zuzuordnen sind. Der Einschätzung, wir seien „durch und durch Heavy Metal“ kann ich aber ohne weiteres zustimmen. Diese Musik ist unsere große Liebe, was bei ELVENPATH deutlich hör- und spürbar ist – aber auf eine frische, interessante und nicht ausgelutschte Weise.





Was bedeutet der Titel „Pieces Of Fate“?


„Piece“ kann zum einen ein Musikstück sein. Zum anderen aber auch ein Aspekt des Schicksals bzw. der Vorgänge in der Welt. Verschiedene Songs handeln von schwierigen Situationen und wie man sich ihnen stellen bzw. sie meistern kann. Das trifft auf Fantasygeschichten wie in „Mountain Of Sorrows“ oder „Queen Millennia“ zu, wo es große Aufgaben zu vollbringen gilt – mitunter zum Preis des Selbstopfers wie im zweitgenannten Song. Aber auch auf andere Stücke kann man dies beziehen – in „Sentinel Of The Past“ z.B. geht es um (Kriegs-) Traumata, in „Testament Of Tragedy“ um den Kampf um eine bessere Welt, in „On The Elvenpath“ um das Überwinden der inneren Schatten… so gesehen bringt der Titel eine Doppeldeutigkeit mit sich. Jetzt obliegt es jedem, der sich dafür interessiert, selbst die Texte zu lesen und sich einen Reim darauf zu machen.


Das Artwork finde ich dank etwas Kitsch sehr gelungen. Wie kam die Idee euch auf eine Bühne voller Fabelwesen zu stellen?


Vielen Dank! Wir sind auch sehr begeistert, da hat sich der gute Markus Vesper wirklich selbst übertroffen. Nun, wir wollten für dieses Album eine edle bzw. barocke Präsentation, haben daher die Bandfotos in einem Opernsaal machen lassen und wollten auch ein entsprechendes Cover. Aber ein gewisser Fantasyaspekt sollte auch dabeisein – jedes echte Metalalbum braucht auch ein schönes Fantasycover (lacht). Also haben wir Markus unsere Vorstellungen genannt, die aber noch eher grober Natur waren. Und er hat sich dann so richtig ausgetobt – und was er geschaffen hat, hat uns wirklich weggeblasen. Ich hoffe, das Album kommt irgendwann als Vinyl heraus, denn dieses detailreiche Cover sollte man schön groß haben.


Gibt es denn ein lyrisches Konzept auf dem Album?


Eigentlich nicht. Ich habe ja vorhin schon angedeutet, dass man durchaus Zusammenhänge herstellen kann, aber die waren nicht von vornherein beabsichtigt. Grundsätzlich handeln die Songs von verschiedenen Themen, wie das ja immer bei uns der Fall ist (Fantasy, Science Fiction, Politik, Gesellschaft, Persönliches, Heavy Metal…). Vielleicht machen wir eines Tages mal ein Konzeptalbum, aber „Pieces Of Fate“ ist keins und wir haben auch bislang keine diesbezüglichen Pläne. Ich kann mich da bei LUCID DREAMING genügend austoben (lacht).



LUCID DREAMING ist ja komplett dein Baby. Ist ELVENPATH hingegen eine komplette Gemeinschaftsarbeit der Band? Und wie gehst du das Songwriting zu den beiden Bands jeweils an?


Der Unterschied ist natürlich, daß LUCID DREAMING ein Soloprojekt ist, ELVENPATH hingegen eine Band mit fünf festen Mitgliedern. Die Songs werden zwar in der Regel nicht zusammen komponiert, aber beim Ausfeilen der Feinheiten im Proberaum sind alle beteiligt und jeder kann sich auf seinem Instrument einbringen. Daher sind die Songs in ihrer endgültigen Form immer Gemeinschaftsprodukte, und auch bei der Produktion und den anderen Details (Cover, Layout, Titel etc.) treffen wir alle Entscheidungen gemeinsam. Das kann dann schon mal nervenaufreibend sein. Aber schließlich müssen alle im Endeffekt zufrieden sein und hinter dem Album stehen können. Wenn ich einen Song für ELVENPATH schreibe, kann ich einfach draufloskomponieren. Ich habe im Endeffekt immer einige Songs auf Lager, die man für die Band verwenden kann. Wir schauen dann, was wer so geschrieben hat und wie das alles als Album zusammenpasst. Ich hatte beispielsweise noch einen recht langen Song parat, der sich als monumentaler Abschluß gut gemacht hätte. Aber dann kam Cris mit „On The Elvenpath“ daher – und zwei solcher Stücke hätten nicht hingehauen. Daher habe ich meinen Song zurückgezogen und er wird auf dem nächsten Album erscheinen.

Bei Lucid Dreaming ist das fokussierter. Da weiß ich im voraus, wie die Geschichte auf dem Album verlaufen wird, und entsprechend schreibe ich die Musik, um das jeweilige Kapitel adäquat zu vertonen. Ich muss also die Musik der Handlung anpassen, statt einfach draufloskomponieren zu können. Mitunter kommt es aber vor, dass ich einen Part, der für ELVENPATH gedacht war, bei LUCID DREAMING einbaue, weil es einfach passt.





Auf Facebook habt ihr beim Punkt Label „DIY“ gemacht – habt ihr das Album also komplett in Eigenregie finanziert, aufgenommen und veröffentlicht?


In Sachen Finanzierung und Veröffentlichung ja. War ja bei den beiden letzten Alben auch nicht anders, da hatten wir immer eine ganze Reihe Labels abgeklappert, bekamen aber nur uninteressante Angebote. Diesmal haben wir uns gar nicht um einen Deal bemüht sondern von vornherein gesagt, wir machen alles selbst. Für eine Band wie uns ist ein klassischer Plattenvertrag nicht interessant – was da für uns getan würde, bekommen wir auch selbst hin. Wir kommen live recht viel herum und das Internet erleichtert den Kontakt zu Fans weltweit enorm. Mit einem Labeldeal würden wir vermutlich deutlich mehr CDs verkaufen und stünden finanziell trotzdem deutlich schlechter da.
Aufgenommen und produziert haben wir aber nicht in Eigenregie. Wir waren bei Uwe Lulis im Studio und haben ihm das Album als Produzent anvertraut. Ein externes Paar Ohren ist wichtig, um die Songs zu voller Blüte zu bringen. Er hat auch großartige Arbeit geleistet und – wie ich ja schon sagte – das Album hat den besten Sound, den wir je hatten.



Gibt es denn bereits Tourpläne oder vereinzelte Auftritte um das neue Album zu präsentieren?


Eine richtige Tour wird es wohl nicht geben, aber wir versuchen natürlich möglichst viel live zu spielen. Bis einschließlich Dezember gibt es da auch schon eine Reihe bestätigter bzw. in Kürze bestätigter Konzerte. U.a. werden wir auf dem M.I.S.E. Open Air, auf dem Rocken Festival und in Leipzig als Support für DORO und U.D.O. spielen. Bislang sind ausschließlich Konzerte in Deutschland bestätigt, aber ich hoffe, dass auch der eine oder andere Gig im Ausland dazukommen wird. Wir basteln dran…


Wie geht es mit dem zweiten Teil zu „The Chronicles Pt.II“ von LUCID DREAMING voran? Kann man schon irgendwas dazu sagen? Story, Gäste, usw.


Ist in Arbeit… leider gehen die Aufnahmen recht schleppend voran, aber ich hoffe, dass sie bis zum Jahresende abgeschlossen sein werden.
Thematisch wird sich das Album erneut mit den Chroniken von Prydain befassen und zwar habe ich mir den vierten Band der Pentalogie, „Taran Wanderer“, vorgeknöpft. Einige Sänger vom ersten Album werden wieder auftauchen, andere nicht, dafür werden neue zu hören sein… je nachdem, welche Charaktere nochmals oder neu auftauchen. Zuviel will ich da aber noch nicht verraten, da noch nicht viel Gesang aufgenommen ist. Einen Sänger kann ich aber schon bekanntgeben; das ist Buddy Kohlrausch, seines Zeichens sonst bei DARK AT DAWN am Mikro zu finden.





Ich danke dir für deine Zeit, möchtest du noch etwas loswerden?


Mein Dank geht an Dich! Für Dein Interesse und die Möglichkeit, uns hier präsentieren zu können. Viele Metalgrüße an alle, welche bis hierher gelesen haben – schaut mal auf www.elvenpath.com oder www.facebook.com/elvenpathmetal vorbei, hört ins neue Album rein… und wenn euch die Songs gefallen, kontaktiert uns und kauft die CD, statt sie runterzuladen. Und ganz wichtig: Geht mehr auf Undergroundkonzerte! Stay Metal!



elvenpath.com

Autor: maxomer

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Beitrag vom 29.04.2015
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