Interview mit VOICIANO - die Essenz der Musik


Mit VOICIANO haben EDENBRIDGE Mastermind Lanvall und deren Frontdame Sabine Edelsbacher ein neues Projekt ins Leben gerufen. Ganz ohne Stromgitarren zeigen hier die beiden Oberösterreicher die Essenz ihrer Musik auf höchstem Niveau und punkten noch dazu mit einigen Gaststars. Die beiden sympathischen Musiker luden einmal mehr zum netten und ausführlichen Gespräch.


Hi ihr beiden, es ist schon wieder einige Zeit vergangen, seitdem wir das letzte EDENBRIDGE Interview bei euch zu Hause geführt haben. In der Zwischenzeit ist ja einiges passiert. Bevor wir zu VOICIANO kommen würde mich interessieren, was seit dem letzten EDENBRDIGE Release bei euch so passiert ist…


Lanvall: Nun, zuallererst waren wir auf Tour. Da ich das Tourmanagement und Booking quasi selbst erledigt habe, ist dafür ziemlich viel Zeit draufgegangen. Im Februar spielten wir fünf Shows in England und waren dann im März/April in Österreich und der Schweiz unterwegs. Parallel dazu produzierte ich das VOICIANO Album.




Ich habe gehört, VOICIANO war eine Art spontane Idee, als ihr in Vietnam wart. Erzählt ihr uns kurz die Geschichte dazu?


Lanvall: Ja, das ist so in etwa richtig. Im Oktober 2010 wurden Sabine und ich zur 1000 Jahres Feier von Hanoi eingeladen. Da kurz darauf das International Sailing Festival hätte stattfinden sollen, wo wir mit der kompletten Band spielen sollten, war das als Promo gedacht. Wir sind also so schnell mal für 48 Stunden ans andere Ende der Welt geflogen, haben in einem Theater drei EDENBRIDGE Songs in Piano/Vocal Versionen performt und dann ging es wieder zurück. Das hat ziemlichen Spass gemacht und auch wunderbar funktioniert. Ich hab z.B. „Higher“ in eine Klavierversion umgearbeitet, die super funktioniert. Zu Hause angekommen, sichtete ich dann mal meine Ideenmappen und fand dort schon etliche Songlayouts, die genau in so ein Projekt passten. Die arbeitete ich mal aus und das inspirierte mich ungemein, sodass darauf etliche neue Songs folgten. Diese Art des Acoustic Auftritts folgte dann übrigens noch zwei Mal, nämlich live auf Radio Wien und bei der Präsentationsparty des Penthouse Magazins im Wiener Maxim.


Sabine: Ich wollte zudem immer einmal ein Soloalbum aufnehmen, das einen eher balladesken Charakter hat, bzw. den Feinheiten meiner Stimme mehr Raum gibt, muss aber sagen, dass ich es über die Jahre schon etwas aus den Augen verloren habe. So hat es sich gut ergeben, dass wir gemeinsam ein Projekt machen, das eben in diese Richtung geht und ich auch so meine Textideen mit einbringen kann.


Ihr wolltet alles sehr natürlich belassen und habt somit komplett auf technischen Schnickschnack verzichtet. Wie fühlte es sich an so minimalistisch zu arbeiten?


Lanvall: Herrlich, um ehrlich zu sein. Du kommst an die pure Essenz der Musik. Sämtliche Pianoparts als tragende Säulen der Songs habe ich live ohne Clicktracks eingespielt. Dieses Vorgehen hat das Album auch so unheimlich lebendig gemacht. Clicktracks sind bei großen Produktionen von 200 Spuren, wie wir sie oft bei Edenbridge vorfinden, natürlich unumgänglich, bei VOICIANO wäre sie dagegen komplett kontraproduktiv gewesen. Ganz so minimalistisch war es dann aber doch nicht, da sich etliche andere Instrumente wie akustische Gitarren, Hackbrett, Bouzouki, Kacapi, Mandoline und ein echtes Streichorchester und Streichquartett dazu gesellten.


Wie kam es zu dem Titel „Everflow“, bzw. was bedeutet er?


Lanvall: „Everflow“ beschreibt sehr gut den Weg des Albums. Alles ist auf eine sehr natürliche und fließende Art und Weise zustande gekommen. Wenn du 100 Prozent in dem Zustand lebst und darauf vertraust, dass die richtigen Dinge zur richtigen Zeit passieren und dich von ihnen leiten lässt, dann ist das für mich der Zustand des Everflows. Dieses Album zu machen, war eine echte Herzensangelegenheit und musste einfach genau so passieren. Nach dem letzten EDENBRIDGE Album, das ja eine Riesenproduktion war, brauchte ich einfach mal musikalisch etwas anderes, Reduzierteres.


Sabine: Mein Kleid am Cover repräsentiert das fließende Element ganz gut. Dabei ist es gar kein Kleid, sondern nur viel Stoff, den ich einmal in Asien gekauft habe. Ich dachte mir schon früher, dass man einmal so etwas machen könnte, aber bei EDENBRIDGE hätte es nicht gepasst. So hat mich die Visagistin für das Shooting mehrmals eingewickelt, aber für live wäre das wohl weniger gemütlich für mich. :-)


Ganz alleine habt ihr das Ganze dann doch nicht durchgezogen, denn es gab mit Arjen Lucassen (AYREON, STAR ONE), Dominik Sebastian (u.a. EDENBRIDGE), Jim Peterik oder Karl Groom (THRESHOLD) namhafte Gäste. Wie seid ihr auf die verschiedenen Musiker gekommen und wie war es mit ihnen zu arbeiten?


Lanvall: Auch hier holten wir nicht einfach nur irgendwelche großen Namen mit ins Boot, sondern alle Gastmusiker sind langjährige Freunde und Bekannte. Sie alle waren Feuer und Flamme für das Projekt und haben uns ihre Unterstützung zugesagt. Dann war es meine Aufgabe, die richtigen Spots dafür zu finden, was allerdings ziemlich einfach war. Sehr schön war der große Soloteil im Titelsong, wo jeder der Gäste acht Takte solieren konnte. Ich legte die ersten sechs Takte als Grundstein und schickte es zu Karl Groom, der wiederum spielte sein Solo ein und dann ging es zu Arjen. So setzte sich das Ganze fort, was für den Flow des Soloteils enorm wichtig war.




Außerdem habt ihr Erik Martensson (W.E.T.) wieder zu Gast, er war ja schon auf der letzten EDENBRIDGE Platte zu hören. Wie kam es dazu und wären weitere Gastsänger eine Option gewesen oder vielleicht eine für zukünftige VOICIANO-Releases?


Lanvall: Erik hat wieder einen wunderbaren Job abgeliefert und seine Stimme harmoniert einfach toll mit Sabines. Weitere Gastsänger für „Everflow“ wären jetzt keine Option gewesen, da nur „Until The End Of Time“ als Duett konzipiert war. Aber für die Zukunft könnte ich mir durchaus mehrere Duette auf einem Album vorstellen, mal sehen was die Zukunft bringt.


Sabine: Ich oute mich als Duett Fan, weil mir das Zweistimmige so wahnsinnig gut gefällt. Wenn unterschiedliche Stimmen zusammen kommen und miteinander harmonieren, dann ist das Gänsehautfeeling bei mir.


Apropos zukünftige Releases. Wird das jetzt vielleicht so eine abwechselnde Geschichte mit EDENBRIDGE und VOICIANO?


Lanvall: Das lässt sich aus jetziger Sicht schwer sagen, weil ich nicht vorhersagen kann, für welches Projekt gerade die Inspiration fließt. Vier VOICIANO Songs sind in Layouts bereits fertig und das Klavier fertig eingespielt, aber das heißt jetzt nicht, dass ein zweites VOICIANO Album schon bald Realität ist. :-)


Wie und wann sind die Songs zu „Everflow“ entstanden? Ich habe gehört dass einiges davon einst für EDENBRIDGE geschrieben wurde aber nie wirklich passte, ist das wahr?


Lanvall: Ganz so ist es nicht, weil das ja irgendwie so klingt, wie, dass es für EDENBRIDGE unter Umständen nicht gut genug gewesen wäre :-) Und das meiste des Albums ist ja auch erst im Zuge der Produktion geschrieben worden. „Inner Child“, „Losing You“ und „Afterglow“, so wie der exklusive Crowdfunding Track „Magic Carpet Ride“ sind die Songs, die in Layouts bereits vorhanden waren, alle anderen dagegen brandneu. Die Enstehungsweise ist dabei sehr einfach. Da ich sehr viel am Klavier sitze, entstehen aus Improvisationen sehr viele Ideen. Die, die es wert sind weiter ausgearbeitet zu werden, schreibe ich auf. Dann geht es daran, die Ideen in Einklang zu bringen und da das Klavier wie gesagt live eingespielt ist, muss ich die fertigen Songs dann erst mal üben, um ihnen das richtige Feeling zu verpassen. Zu den fertigen Klavierparts galt es dann die Stellen zu finden, wo etwas breiter orchestriert wird und die anderen akustischen Instrumente Platz finden. Wichtig war nichts zu überfrachten. Ganz besonders hat es mir das Hackbrett angetan, das ich im Zuge der Produktion spielen lernte. Das Instrument hat einen wunderbar mystischen, obertonreichen Klang, wenn man es richtig einsetzt. Bei uns kennt man es ja meist nur aus der Volksmusik. Zusätzlich kamen auch viele Percussion Instrumente mit dazu, einige davon hab ich mir letztes Jahr aus Indonesien mitgenommen.




Sabine: Die Texte zu „Until The End Of Time“ und „Inner Child“ haben Lanvall und ich ja gemeinsam geschrieben. Ich hatte da schon Ideen dazu notiert, aber fertig machten wir beide Texte als wir von der England Tour heimkamen. Da hatte ich mir allerdings eine mächtige Verkühlung mit hohem Fieber eingefangen und da die Zeit drängte, habe ich mich wohl oder übel mit Decke und heißem Tee ins Studio begeben, wo wir dann sehr inspiriert arbeiteten. Das hat uns beiden Spaß gemacht und hat auch wirklich gut funktioniert.


Ihr hattet ja schon gute Erfahrungen mit Crowdfunding-Kampagnen. Kam ein Label für VOICIANO sowieso nicht in Frage und wie schnell seit ihr zu dem nötigen Budget gekommen?


Lanvall: VOICIANO war von Anfang an als Crowdfunding Projekt geplant. Die Plattenlabels von heute geben einem Projekt, das noch keinen Namen hat, auch kaum Vorschüsse, auch wenn Sabine und ich von EDENBRIDGE bekannt sind. Insofern hätte das überhaupt keinen Sinn gemacht. Da wir eine sehr gute Kommunikationsstruktur mit unserem Newsletter aufgebaut haben und das Crowdfunding schon in der Vergangenheit das eine oder andere Projekt möglich gemacht hat, konnten wir damit auch „Everflow“ finanzieren. Wir haben etwa ein halbes Jahr vor Release das Projekt vorgestellt und waren auch relativ schnell auf der „sicheren“ Seite. Die Fans waren auch dieses Mal eine große Stütze und die Rückmeldungen auf das Projekt sind der Hammer. Viele hatten so etwas nicht von uns erwartet, was uns natürlich besonders freut.


Welche Specials konnten Spender denn bei euch dieses Mal bekommen und waren überraschend hohe Spenden dabei?


Lanvall: Als besonderes Special war dieses mal ein Treffen mit uns dabei. Dabei konnte der Sponsor entweder einen Tag mit uns in unserer Heimatstadt Linz verbringen oder mit uns einen Tag skifahren gehen. Die allererste Bestellung, die reinkam war gleich dieses Superpackage. Der großartige Schweizer Fan von uns, hat uns dann überdies noch gleich für zwei Tage in die Schweiz eingeladen, das werden wir nun Ende August einlösen. Zusätzlich gab es dann noch Shirtpackages, der obligatorische Eintrag des Namens im Booklet, persönliche Audiomessages, Widmungen und die erwähnte „Magic Carpet Ride“ CD, den exklusiven Extrasong, den nur die Sponsoren, ab einer Summe von 100 Euro bekamen. Das sollte auch wirklich etwas ganz Besonderes und Exklusives sein.


„Everflow“ kam zwar gerade erst heraus, aber kann man schon sagen wo das Album bisher am besten ankommt? ihr seid ja auch mit EDENBRIDGE gerade in Asien sehr erfolgreich.


Lanvall: Unsere Hauptmärkte sind nach wie vor ganz klar Deutschland, Österreich, Schweiz, Großbritannien und die USA. Das Album ist nun seit 1. August auch weltweit digital erhältlich und kann zudem von ganz Europa aus auf der deutschen Amazonseite geordert werden. Die Promo in den Magazinen läuft ja jetzt erst an, ist durch das Sommerloch auch etwas schwierig, aber da wird sicher noch einiges passieren. Der Markt in Asien ist generell etwas schwieriger geworden, so wie der generelle CD Markt.


Liegen euch bestimmte Songs davon irgendwie besonders am Herzen?


Lanvall: „Change“ ist für mich ein besonderer Song, da er als Opener das Projekt sehr gut erklärt und lediglich aus Stimme und Klavier besteht und auch nichts darüber braucht. „This One Is For You“, für das wir ein Lyric Video produziert haben, würde ich auch als ein Herzstück des Albums nennen. Aber für mich als Komponisten sind sowieso alle Songs meist gleichwichtig.


Sabine: Für mich sind es auch „This One Is For You“ und „Inner Child“ sowie natürlich das Duett. Aber ich bin mit allen Songs ziemlich happy. Bei dem Extra Song „Magic Carpet Ride“ dachten wir zuerst, dass der eigentlich auf das Album sollte, weil er so gut ist. Dann haben wir uns aber gesagt, dass die Fans schließlich auch einen extra tollen Song haben sollen, wenn sie sich für dieses Paket entscheiden.




Gibt es eine Chance VOICIANO irgendwann live zu erleben oder habt ihr vielleicht vor den einen oder anderen Song mit EDENBRIDGE live zu präsentieren?


Lanvall: Beides davon ist möglich. Momentan ist aber noch nichts geplant. Für ein VOICIANO Konzert hieße das erstmal festzulegen, in welcher Besetzung das stattfindet. Alle Songs lassen sich ja lediglich mit Klavier und Stimme umsetzen. Eine zusätzlich Akustikgítarre würde das aber schon mal aufwerten und die volle Besetzung wäre natürlich traumhaft. Dafür gilt es sicher aber erstmal einen Namen zu erarbeiten. Mit EDENBRIDGE einen der Songs zu performen, ist hingegen ganz einfach und wird auch sicher mal passieren.


Ihr seid zwar noch schwer in der Promotion von VOICIANO, aber gibt es bereits Pläne wie es danach weitergehen soll?


Lanvall: Ich bin momentan mit zwei Großprojekten für die nächsten Monate eingedeckt. Eines davon ist in der Film/Fernsehbranche, was großen Spaß macht und eine neue Herausforderung für mich ist, das andere hat mit EDENBRIDGE zu tun und wird im Herbst vorgestellt. So bleibt mir momentan nur zwischendurch mal wieder an neuen Ideen zu arbeiten. Für ein neues EDENBRIDGE Album existiert im Moment eigentlich noch nichts wirklich Spruchreifes.


Danke für eure Zeit und viel Erfolg mit diesem sehr besonderen Werk! Die letzten Worte des Interviews gehören natürlich euch.


Lanvall + Sabine: Max, wir danken dir für das Interview und wir hoffe viele, die bisher noch nichts von unserem Projekt gehört haben, werden nun reinhören.


www.voiciano.com

Autor: maxomer

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Beitrag vom 20.08.2014
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