Interview mit BELPHEGOR - Ohne Visionen bist du in solchen Situationen verloren


Anlässlich des Releases der neuen CD „Conjuring The Dead“ der weithin bekannten Salzburger Band BELPHEGOR hatten wir die Gelegenheit, dem Bandleader und Vocalist Helmuth einige Fragen zu verschiedenen Themen zu stellen und er hat sehr ausführlich geantwortet!

Hallo! Schön, einmal jemanden von einer erfolgreichen Österreichischen Band zum Interview zu haben. Ich hab euch auch schon auf der Bühne erlebt.
Ihr seid ja die mittlerweile so ziemlich die einzige Österreichische Band, die weit über unsere Grenzen hinaus eine sehr große Fangemeinde hat. Was glaubst du, ist der Grund dafür?



Ave Elisabeth, danke für deine Würdigung. Wir sind nie ausgewimpt, oder haben aufgehört, oder gar unseren Style drastisch geändert, wie viele andere Bands. Wir verfeinern den typischen BELPHEGOR Chaos-Sound mittlerweile seit über zwei Dekaden und hieven unsere Kompositionen immer wieder auf die nächste Ebene, mit jeder LP. Haben dabei immer unser eigenes Ziel vor Augen gehabt, hart daran gearbeitet als Band, als Musiker besser zu werden, unsere eigenen Entscheidungen getroffen, immer hermetisch abgeriegelt von irgendwelcher Herdenmentalität oder Szene-Trends.




BELPHEGOR gibt es mehr als 20 Jahre – wie schafft man es, so lange erfolgreich zu bleiben?


Der Grund ist einfach, wir lieben was wir tun, und ich bin nie einen Kompromiss eingegangen in Sachen BELPHEGOR. Und wenn der Weg noch so hart und steinig war, wir haben ihn beschritten.
Das Wort Kapitulation gab es nicht. Wille und Disziplin. Wenn wir niedergefallen sind, sind wir gestärkt wieder aufgestanden. Stagnation = Death.



Euer Name scheint oft bei ausländischen Festivals auf – wie gerne spielt ihr im Ausland?


Wir haben oft die Welt bereisen dürfen, sind weltweit erfolgreich einmarschiert und haben Musik-wise Schutt & Asche hinterlassen und viele Supporter/ Künstler/ Freidenker etc. kennengelernt. In einer Live-Situation sind BELPHEGOR, wenn man auf brachial-Sounds steht eine Macht. Live Rituale sind die Essenz von BELPHEGOR.
Es gibt mittlerweile nicht mehr viele Bands auf dem Planeten die im Extrem Metal Bereich intensiver rüberkommen als wir. Unsere Shows gleichen anno 2014 mehr einem Ritual, als einer oft gesehenen Metal Show. Einige lieben es, was uns natürlich sehr ehrt, einige hassen es, einige fühlen sich ans Bein gepisst, alles gut für mich. BELPHEGOR sind eine Truppe mit Ecken und Kanten. Wir wollen aufregen und nicht beruhigen.





Du warst ja eine Weile sehr krank wie ich gelesen habe. Ich will dich nicht mit genaueren Fragen belästigen, aber wie geht es dir heute? Bist du wieder ganz gesund?


Kann mich nicht beschweren, die Ärzte haben mir meinen Arsch gerettet. War ein harter – langer Ritt zurück. Es geht mir wieder gut, nachdem ich weit über ein Jahr gebraucht habe, wieder zurück an die Live Front zu kommen. Ich bin Dankbar, wieder das machen zu können, was ich am liebsten mache. Hail Österreich! Ich bin stolz hier leben zu können. Ich erinnere mich an die ersten Nord-Amerika Touren 2006, glaub ich mit DANZIG, niemand wusste wo Österreich ist, mittlerweile fragt niemand mehr woher BELPHEGOR kommen. Wir haben für Österreich im Ausland die Fahnen immer hochgehalten.


Ihr macht ja eher den beinharten Black Metal. Wie schwer ist es, sich gegen die Skandinavische Konkurrenz durchzusetzen?


Bullshit. BELPHEGOR stehen für diabolischen Death Metal mit Black Metal Influences, keine Ahnung warum man uns immer wieder in die Black Metal Lade steckt, wahrscheinlich wegen den brachialen Stage Performances. Hab ohnehin wenig Bock BELPHEGOR in Schubladen schieben zu lassen. Skandinavia ist sehr wichtig in Sachen Death / Black Metal, das wird auch immer so bleiben. Viele Bands von dort leben das einfach was sie zelebrieren und diese Attitude ist wichtig. BELPHEGOR haben schon lange keine Konkurrenz mehr im Extreme-Sektor. On Stage trümmern wir alles weg.


Ihr veröffentlicht im August ein neues Album. Wie lange habt ihr daran gearbeitet?


Über drei Jahre ist es her das ich in Rehab mit dem Songwriting gestartet habe. Leider war ich in meinem Leben an einem Punkt angelangt und krankheitsbedingt völlig am Ende, hatte keine Kraft, Energy mehr – ich konnte die ersten 2-3 Songs die ich in der Anfangsphase schrieb dadurch nicht verwenden, da es einfach Schrott war und nicht majestätisch genug für BELPHEGOR.
Aber das Ziel vor Augen, ein neues Album zu recorden hat mir sehr geholfen. Ohne Visionen bist du in solchen Situationen verloren. Auch viele Rückschläge haben mich immer wieder am Boden gehalten und weit zurück geworfen. Jetzt wo das Album, alles fertig ist, kann ich es kaum glauben, das war das schwierigste – zeitintensivste Projekt das ich je angegangen war. Am Ende waren wir siegreich.





Wie ist das bei euch mit dem Songwriting? Einzelarbeit oder Teamwork?


Ich komponiere das Material. Serpenth (Bass devastation), ist für die Arrangements und viele Drum Patterns zuständig. Er ist seit Mitte 2006 dabei und mittlerweile ein äußerst wichtiger Bestandteil wenn es um die Band und den Songwriting Prozess geht, geworden. Ich bin froh ihn im Death-Geschwader zu haben, loyal an meiner Seite. Er hat wieder viele interessante Ideen dazu beigetragen.

Wir haben das Album dieses Mal in Florida aufgenommen, mit Erik Rutan als Produzenten, auch er war mehr als wichtig für dieses Projekt. Er hat mich immer wieder angestachelt, motiviert das zu Ende zu bringen, ich musste ja krankheitsbedingt die LP an die 4-5 mal verschieben. Es ist natürlich auch Teamarbeit dabei, aber es muss immer wer da sein, der End-Entscheidungen trifft und das ist meine Rolle.



Eure Texte sind ziemlich aggressiv. Warum?


Lass es uns anders nennen - Intensiv. Wo gehobelt wird, fallen Späne. Es ist wie immer brachial, Lyrik direkt in die Fresse. Keine Gimmicks, kein Rumgeschwafel oder intellektueller Abfall, genau wie die Musik, ein abartiges dämonisches Gemetzel. Wer wieder mal was richtig Abgefahrenes hören möchte, ist hier an der richtigen Adresse und wird aus den Vollen schöpfen, „Conjuring The Dead“ lieben.


Was alles verarbeitet ihr in eurer Musik?


Das weltweite Reisen, geniales Sightseeing, wir haben Inspiration von überall her, dutzende magische Plätze weltweit besucht. Wenn man soviel rumkommt, hat man viele Eindrücke in kurzer Zeit und wir nehmen das alles mit in unsere Texte. On Top wie immer Anti-god, Anti–life.


Bei euch dreht sich manches um Kirche und Teufel – woran glaubst du?


Ich bin überzeugter Atheist, mit Tendenzen zum Nihilismus. Ich muss natürlich auch oft konform laufen mit der heutigen, für mich dahinsiechenden, gierigen Gesellschaft. Im Endeffekt lebe / handle ich nach meinen eigenen Gesetzen und gehe meinen eigenen Weg. Weit abseits dieses materiellen Wahnsinns.


Bei „Black Winged Torment“ gibt es Kirchengesänge – magst du diese Art von Musik?


Ich verehre Kirchenglocken und Mönch Chants. Ja. Auf jedem BELPHEGOR Album muss mindestens eine Glocke platziert sein. Die Kirchengesänge sind am Anfang, also das Intro von dem Track. Sobald die Musik lostrümmert, gibt es nur noch knapp drei Minuten voll auf die Fresse. Den Text dazu hat übrigens Mr. Sigurd (Ex-Gründungs-Mitglied, der 2006 aus gesundheitlichen Gründen die Band verließ) verfasst.
Der Song ist mit “LUCIFER INCESTUS“ das schnellste Liedgut das wir je komponiert haben. Hyperblast ist hier das Gesetz!





„The Eyes“ klingt fast wie ein Intro – wieso ist es mittendrin?


Dieses Gitarrenteil in der Mitte sorgt dafür, das sich alles beruhigt nach den ersten fünf Brachial-Soundcollagen. Eine Art Intermezzo. Dadurch kommt die Dynamik von dem drauffolgenden Death Metal Kracher Legions Of Destruction“ viel intensiver rüber. Bei diesem Song hatte ich übrigens erstmals, für mich zwei sehr inspirierende Gastmusiker, die ihre Voc-Skills beisteuerten.

Mr Glen Benton mein absoluter alltime fave Death Sänger und Mr Attila Csihar, mein fave Black / Avantgarde Sänger. Magic!!



Ihr habt lateinische Song-Titel – magst du diese Sprache?


Unbedingt. Wir benutzen viele alte Chants/ Spells/ Ketzereien, die sich nicht gut anhören, oder der Sinn verloren geht - wenn man sie übersetzen würde. Latein ist eine tote Sprache und hat einen eigenen morbiden Effekt, wenn man sie spricht / schreit. Dasselbe gilt für die harte Deutsche Sprache. Ein weiterer BELPHEGOR Trademark ist, diese Sprachen mit English zu mischen und dem ganzen einen eigenen Touch zu verleihen.


„Pactum in Aeternum“ unterscheidet sich von den meisten Titeln – es ist sehr klangvoll. So etwas bin ich von BELPHEGOR gar nicht gewöhnt. Gibt es dafür einen Grund?


Liegt daran, dass du wahrscheinlich nicht wirklich viel Ahnung in Sachen BELPHEGOR hast, sonst könntest du das so nicht behaupten, wir haben eigentlich fast auf jeder LP experimentiert und andere Songstrukturen einfließen lassen.

„Pactum in Aeternum“ ist ein Pakt in alle Ewigkeit, ein vertontes Ritual!! Das Epilogue Outro kommt von einer Archaic-Cave-Chants Band aus Österreich, KRAMATACH heißen die. Alles mit selber gebauten Instrumenten gespielt – sehr spirituell und naturbezogen. Die Band ist sehr talentiert und haben eine Wahnsinns Klangkulisse abgeliefert.



Ihr werdet sicher eine Tour zum neuen Album machen. Wo wird euch die überall hinführen?


Wir spielen auch 2014 wieder an die 20 Open Airs/ Indoor Festivals, was speziell in Europa Priorität hat. Wovon wir bereits Jakarta/ Sweden/ Norway/ France/ Germania/ Slovenja erfolgreich beschallt haben.

Auch in Österreich spielen wir das See Rock Open Air und headlinen das Kaltenbach Open Air. Es ist uns ein Anliegen und wichtig für Österreich ein solides Extrem Metal Fest wie das Kaltenbach zu haben und zu unterstützen, im Kontrast zu den großen Mainstream Festivals.

Des weiteren spielen wir Japan, China, Johannesburg, kehren zurück nach Romania, Slovakia, Frankreich, Germania, Ukraine etc. Unsere erste Headliner Nord-Amerika-Tour von Mitte September bis Mitte Oktober (ist dann bereits unsere neunte Nord-Amerika Tour) und im Dezember eine Festival Tour durch Brasilien. Einiges wird die nächsten Wochen noch angekündigt, also ab und zu auf unseren Formaten vorbeischauen.



Eure Auftritte sind teilweise eine blutige Angelegenheit. Verwendet ihr Kunstblut oder von Tieren?


Ein BELPHEGOR Konzert ist ein Ritual.


Welche Pläne habt ihr für die Zukunft?


Erneut weltweit einmarschieren und die Tracks von „Conjuring The Dead“ live zu präsentieren ist der Masterplan.


Willst du euren Fans noch etwas ausrichten?


Danke für den Space Elisabeth. Heftige Grüße an alle die BELPHEGOR supporten, unsere Musik hören, sich unser Merch zulegen und zu den Live Shows pilgern und dadurch ermöglichen das wir weltweit auf Maximum Anschlag trümmern. Checkt das neue Album „Conjuring The Dead“, das am 8. August in den Läden steht. Die limitierte Digipack Edition kommt mit Bonus DVD mit über 70 Minuten Laufzeit.
Eine Ehre, dieser Horror..



Danke dir für die Beantwortung meiner Fragen!





www.belphegor.at

Autor: Metalmama

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Beitrag vom 02.08.2014
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