Interview mit ELUVEITIE - Sprachmix und der Ruf der Berge


Die Schweizer Pagan/Folk Metal Band ELUVEITIE bringt Anfang August ihr neuestes Album auf den Markt und so hatten wir die Gelegenheit mit Mastermind Chrigel Glanzmann ein Gespräch über vielfältige Themen zu führen.


Hallo!
Es freut mich sehr, dass ich dir ein paar Fragen stellen kann! Wir haben uns zwar schon einmal bei einem Konzert unterhalten – ich hab euch schon oft live gesehen - aber das ist jetzt doch ein bisschen was anderes. ELUVEITIE ist bekannt für Fannähe – wie sehr magst du die Unterhaltungen mit den Fans?





Das kann man so generell nicht sagen. Für mich oder uns gibt es halt nicht die Fans sondern Leute und manche davon sind sympathisch und manche unsympathisch. Aber wir bemühen uns schon sehr, genau das zu sein – eine fannahe Band und das ist für uns auch sehr wichtig, vor allem weil wir der Überzeugung sind, dass man als Band nie vergessen darf, dass man da ist wo man ist und das tut was man tut weil es diese Fans gibt und man hat ihnen auch sehr viel zu verdanken! Das darf man nie vergessen!


Ihr seid ja seit Jahren fast permanent auf Tour. Wie hält man das aus? Gibt es da auch noch irgendwann Privatleben?


Privatleben ist bei uns schon sehr zurückgestellt. Der große Teil unseres Lebens spielt sich bei uns auf der ganzen Welt ab, aber ich glaube, wie bei jedem anderen Beruf auch ist das eine Entscheidungsfrage. Es ist eine Art zu leben für die man sich entscheidet und wenn man das tut, dann funktioniert das auch. Das lange Touren ist zwar schon manchmal sehr anstrengend. Es kann auch psychisch anstrengend sein und man muss oft relativ viel entbehren. Letztlich ist es halt so, dass man immer funktionieren muss. Wenn du mal Fieber hast oder es dir scheiße geht, dann kannst du nicht einfach sagen „heute Abend spielen wir kein Konzert!“ Das geht einfach nicht. Natürlich kann es passieren, dass mal jemand ins Krankenhaus muss, das ist was anderes, aber ansonsten ist es so, solange wir stehen können, spielen wir auch. Wir lieben unseren Job und es gibt nichts Schöneres, als Musik zu machen und unsere Lieder zu spielen und von dem her genießen wir eigentlich das Touren. Letztes Jahr haben wir unseren Welttournee-Zyklus beendet und der ging über 2,5 Jahre, aber wir mussten uns alle ehrlich eingestehen, dass wir jedes einzelne Konzert genossen haben. Von dem her gibt es da auch nicht allzuviel auszuhalten – wir machen das gerne.

Wie sehr haben sich die Besetzungswechsel in der Vergangenheit auf die Band ausgewirkt? Gerade Anna hat ja viele Schlagzeilen gemacht. Sie bleibt aber schon fix bei ELUVEITIE, oder?


Ach ja, die Anna wurde krank während der Tour als wir noch in Südamerika waren. Von dort wurde sie zurückgeflogen in die Schweiz und hatte drei Monate Spielverbot. Wir haben uns aber dann schon entschieden die Tour weiterzumachen, aber ansonsten hat sich da nichts geändert, Anna ist halt einfach drei Monate lang ausgefallen – leider – aber sie ist wieder fit und alles ist gut!


ELUVEITIE hat für mich die Schweiz in die Metalszene gebracht! Außer euch waren ja nur noch SAMAEL einigermaßen bekannt, mittlerweile sind es aber mehr Bands geworden – z.B. ABINCHOVA sind eurem Beispiel gefolgt. Gibt es eigentlich in der Schweiz eine Metalszene?


Aber nein, es gibt noch einige Schweizer Bands wie CORONER, CELTIC FROST oder KROKUS und GOTTHARD. Es gibt in der Schweiz sogar eine sehr große Metalszene! Also wenn du in Zürich auf der Straße herumläufst, dann siehst du alle paar Minuten einen Metalhead – das ist schon so! Aber es ist schon so, es gibt in der Schweiz nicht so viele Bands, die es ganz nach oben geschafft haben. Aber das sagt an sich ja nichts über die Metalszene als Musikszene aus. Die ist doch ganz beachtlich in der Schweiz.




Wie sehr hat eure Heimat eure Musik beeinflusst?


Hmm! Musikalisch hat sie sie schon beeinflusst – primär landschaftlich! Die meisten von uns sind regelmäßig in den Bergen, sind Bergsteiger oder machen Ice-Climbing. Für mich sind halt die alpinen Landschaften schon sehr inspirativ.


Wo habt ihr eure Instrumente gekauft? Gibt es ja doch nicht an jeder Ecke!


Das kann man so nicht sagen. Für die Tin Whistle da haben wir einen Tin Whistle-Bauer aus den USA mit dem wir schon lange zusammenarbeiten, aber zum Beispiel eine Drehleier, die kauft man nicht einfach so, die lässt man sich bauen. Es ist halt nicht etwas für das es einen Laden gibt.


Welches Event war bisher das schönste für euch?


Keine Ahnung! Wir spielen an die 200 Konzerte, aber ich glaube, was uns allen ewig in Erinnerung bleiben wird, war unser letztes Konzert in Indien, das war schon sehr eindrücklich.


Und welches hat euch am wenigsten gefallen?


Das weiß ich überhaupt nicht. Wenn man auf Tour ist, dann hat man so viele verschiedene Eindrücke, in meinem Kopf ist auch nur begrenzt Platz und wenn ich was im Kopf behalten möchte, dann sind es die positiven Momente und nicht die negativen!


Ihr habt ja eine neue CD produziert! Wann habt ihr die Zeit dafür gefunden?


Die haben wir uns halt genommen! Wir machen halt ein Album und dann machen wir eine Welttour zwischen 1,5 und 2,5 Jahren, und dann nehmen wir uns Zeit, ziehen uns zurück und arbeiten an neuer Musik. Das haben wir dieses Mal auch so gemacht. Ich hab halt letztes Jahr intensiv an dem Material gearbeitet und im Frühling waren wir im Studio und haben es aufgenommen.


Wie lange habt ihr daran gearbeitet?


Kompositorisch ab Mitte letzten Jahres und im Studio waren wir von März bis Anfang Mai – also ca. zwei Monate.




Und wer ist bei euch für das Songwriting zuständig?


Größtenteils mach das ich! Aber ich begann in den letzten Jahren auch mit unserem Gitarristen Ivo zusammenzuarbeiten, und der hat auch am neuen Album sehr viel dazu beigetragen, aber größtenteils mach es schon ich, das ganze Konzept und alles!


Der Titel ist „Origins“ – was wollt ihr damit aussagen?


Also lyrisch dreht sich das ganze Album um Keltische Mythologie, um Sagen aus Gallien, das bedeutet halt Ursprungs-Herkunft und Mythen, wie das halt jede Kultur hatte. Selbstverständlich hatten wir die Gallier bzw. Kelten auch dabei und das ist halt der konzeptionelle Inhalt des Albums und daher kommt der Titel „Origins“ – also Ursprünge! Das Album enthält halt die keltischen Geschichten der Ursprünge!


Euren Durchbruch hattet ihr mit „Slania“ – viele waren danach überrascht über „Evocation 1“ – die neue CD ist eine Mischung aus beiden Stilen. Teilst du diese Meinung?


Nein, überhaupt nicht! Aber es ist ganz lustig, dass ich gerade das schon einige Male gehört habe. Persönlich höre ich so was überhaupt nicht raus. Und mit „Evocation“ war das ja nicht, dass wir da einige Zeit lang ein bisschen softer wurden oder so. Das war halt einfach ein Projekt – als Akustik-Album ausgedacht. Es sind auch einige geile akustische Tracks auf „Origins“ drauf – etwa das Outro. Aber ich empfinde es nicht so, aber scheinbar geht es da einigen Leuten so, dass die da Mischungen finden.


Welche Sprachen verwendet ihr in euren Songs?


Grundsätzlich englisch, aber wir beschäftigen uns auch viel mit keltischen Kulturen und wir haben auch immer wieder mal kleine Songs in gallischer Sprache gemacht – also auf keltisch!


Ihr habt „The Call Of The Mountains” als Single ausgekoppelt. Warum genau diesen Titel?


Die erste Single die wir ausgekoppelt haben war „King“ – da haben wir auch schon ein Video dazu veröffentlicht und jetzt war der Release von „The Call Of The Mountains”. Mit dem Ding haben wir so eine spezielle Sache gemacht, die wir seit Jahren schon im Kopf hatten. Dieser Song erzählt so wie alle anderen auch auf dem Album so eine keltische Ursprungs-Legende und erzählt quasi die Geschichte der Reise der Kelten. Woher die Kelten ursprünglich kamen, das weiß man nicht – man kann keine Theorie wirklich beweisen. Aber es gibt diverse literarische Zeugnisse, dass die Kelten irgendwo im Norden Europas herumwanderten auf der Suche nach einer endgültigen Heimat und man weiß, dass sich manche keltische Stämme im Gebiet der heutigen Schweiz niedergelassen haben. Das waren dann die Helvetier – die Ureinwohner der Schweiz. Um das dreht sich der Song!
Und wir haben aus Spaß und Freude an der Sache diesen Song in fünf Versionen aufgenommen. Ein Mal ganz normal in englisch und dann noch in den vier Landessprachen der Schweiz – in schweizerisch, französisch, italienisch und rätisch! Wir fanden das eine coole Idee und so kam es auch zur Single-
Auskopplung.



Welches ist dein Lieblingstitel auf der neuen CD?


Das kann ich so nicht sagen – mir gefallen alle, und das soll ja auch so sein!


Freut ihr euch schon auf die Tour mit ARKONA und SKALMÖLD? Wer hat die Bandzusammenstellung für diese Tour gemacht?


Das haben wir selber gemacht. Es ist unsere Tour und wir machten ein paar Vorschläge von Bands die wir cool finden, und das Management hat auch Vorschläge gebracht und dann haben wir halt ja oder nein gesagt und bei ARKONA und SKALMÖLD hab ich halt ja gesagt, weil beides coole Bands sind.




Welche Pläne habt ihr sonst für die Zukunft?


Unsere große Tour wird halt das sein, was uns beschäftigen wird – wahrscheinlich werden wir bis 2016 auf Tour sein.


Möchtet ihr euren Fans noch etwas ausrichten?


Wir möchten uns eigentlich nur bei ihnen für das Interesse bedanken!


Dann danke ich für das Gespräch und ich freue mich schon sehr darauf, euch am 12.12.2014 in der Szene in Wien live zu erleben!

www.eluveitie.ch

Autor: Metalmama

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Beitrag vom 26.07.2014
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