Interview mit DIE APOKALYPTISCHEN REITER - Wir haben nie auf die Leute gehört die meinten, uns gute Ratschläge geben zu müssen!


Am 30.5.2014 wird das neue Doppel-Album der Deutschen Band DIE APOKALYPTISCHEN REITER mit dem Titel „Tief, Tiefer“ erscheinen. Im Zuge dessen hatte ich die Gelegenheit mit dem Gründungsmitglied und Bassisten Volkmar, genannt Volk-Man ein Gespräch zu führen.

Hallo! Ich arbeite für das österreichische Online-Magazin earshot.at und ich freue mich, dir ein paar Fragen stellen zu können.
Ihr habt nächstes Jahr 20jähriges Bandjubiläum. Wie habt ihr es geschafft, über so lange Zeit so erfolgreich zu bleiben?



Gute Frage. Wir haben eigentlich nie auf die Leute gehört die meinten, uns gute Ratschläge geben zu müssen. Wir haben immer unser Ding durchgezogen und waren immer kritisch, haben viele Dinge hinterfragt. Wir haben nie irgendwelche Trends verfolgt sondern sind immer in unserem Kosmos geblieben, was für Außenstehende nicht immer einfach zu verstehen war. Aber das nutzt sich dann auch nicht so schnell ab wie Sachen die heute in sind und morgen schon wieder out.




Aber ihr schafft es immer wieder, euer Publikum schwerst zu begeistern, das hab ich selbst miterlebt.


Das freut uns natürlich sehr. Wenn man schon so viel gemacht hat wie wir, dann besteht auch immer wieder die Gefahr sich zu wiederholen. Dieses Mal haben wir uns sehr viel Zeit gelassen mit dem neuen Album, weil wir einfach mal den Kopf frei kriegen mussten und da haben wir dann alles mal ein Jahr nach hinten geschoben, weil wir das Gefühl hatten, es tut sich gerade in der Band eine Menge. Es hat sich auch innerhalb der Band einiges verändert und wir mussten uns auch als Band wieder neu kennenlernen, aber es war gut dass wir uns diese Zeit genommen haben. Mit dem neuen Album haben wir etwas ganz Wichtiges geschafft und es war auch an der Zeit für uns.


Wie sehr hat sich die Band im Verlauf der Zeit verändert und weiterentwickelt?


Als wir angefangen haben waren wir noch nicht mal 20, jetzt sind wir zum Teil Familienväter und wir haben immer viel getourt und so und haben viele Höhen und Tiefen durchgemacht. Heute fehlt die Unbekümmertheit der frühen Tage wo wir noch gedacht haben „es wird schon irgendwie funktionieren“. Und es war dann eine schwierige Entscheidung für uns, als wir uns entscheiden mussten, unsere Jobs aufzugeben wegen der vielen Anfragen oder nicht. Entweder wäre der ganze Jahresurlaub für die Auftritte draufgegangen, womit wir unsere Partnerinnen vor den Kopf gestoßen hätten, oder wir hängen die Jobs an den Nagel und machen nur noch Musik. Das war ein riesiger Schritt und es gab jedes Jahr die große Frage, ob wir es wohl wieder schaffen. Es gibt ja den Spruch „Hochkommen ist leicht aber oben bleiben ist schwierig“ und die Erwartungen werden ja auch nicht geringer. Aber das Wichtigste ist, dass wir uns immer noch begeistern können und dass wir es schaffen die Leute zu begeistern. Nächstes Jahr zum 20jährigen Jubiläum wollen wir ein Buch rausbringen mit vielen alten Fotos, und da kommen wieder viele Erinnerungen hoch beim Heraussuchen der Fotos und man kann es gar nicht glauben, dass es schon so lange her ist.


Wer kam eigentlich auf die Idee mit Dr. Pest? Was genau soll er darstellen? Er ist ja so eine Art Schreckgespenst.


(lacht) Das ist die eigene Phantasiewelt des Doktors. Das wissen nicht einmal wir als Bandkollegen, was sein Innerstes da angetrieben hat. Aber er hat bei der neuen CD die Maske abgelegt, wie es auch am Anfang war, und er hat sich im Verlauf der Jahre immer wieder verändert. Aber für uns andere werden seine Motive immer ein bisschen ein Geheimnis bleiben und wir nehmen ihn so an, wie er ist.


Wann gab es die erste Schlauchbootfahrt übers Publikum? Wie entstand die Idee?


Wir haben das zum ersten Mal vor ca. 10 Jahren bei einem großen Open Air gemacht. Wir waren auf der Suche nach einem optischen Aufputz für „Riders On The Storm“ und da hatte jemand die Idee mit dem Schlauchboot. Dann haben wir das probiert und es ist sehr gut angekommen. Das hat dazu geführt, dass es die Leute immer wieder sehen wollten, auch wenn wir uns schon gedacht hatten, dass das keinen mehr interessieren kann, aber das ist nicht der Fall und so ist es ein Fixpunkt geworden.


Ihr veröffentlich demnächst eine neue CD mit dem Titel „Tief, Tiefer“ – wie seid ihr auf diesen Titel gekommen?


Bei den vielen Reisen die wir gemacht haben! Wir haben das Album unterwegs geschrieben und nicht zu Hause, weil wir es gut finden, wenn die Band isoliert sein kann. Wir hatten schon jede Menge Songs aber noch keinen roten Faden gefunden und wir haben abends einen Flipchart aufgestellt und darauf Substantive und Verben aufgeschrieben, und irgendwann stand da auch „tiefer“ und alle begannen darüber zu reden, dass dieses Wort inhaltlich und musikalisch sehr gut das einfängt was gerade mit der Band passiert. Wir gehen mehr in die Tiefe, wir sind möglicherweise ernster und nachdenklicher als auf anderen Platten und es geht hinab in die musikalischen und emotionalen Tiefen und so ist dieser Titel sehr zutreffend.




Leider hab ich die CD noch nicht bekommen und konnte sie nicht anhören.
Kannst du mir einiges darüber erzählen? Welche Titel am Wichtigsten, am lustigsten oder sonst etwas sind?



Es ist schwierig. Als Musiker ein Album beschreiben geht eigentlich nicht. Das ist Aufgabe der Journalisten und der Fans, und ich möchte da eigentlich nichts vorgeben, wie man etwas empfunden oder gemeint hat. Das zerstört viel von dem was die Musik eigentlich ausmacht, nämlich Magie und die entsteht im Kopf beim Hören. Beide Alben zeigen, dass wir extremer spielen können als viele andere Bands. Wir haben ohne Kompromisse und ohne Rücksicht auf Verluste Songs ausgewählt und haben nie daran gedacht, ob das jemand stören könnte oder ob wir anecken könnten in Kreisen, die nicht so tolerant sind und die meinen, einem vorschreiben zu müssen, was als Band erlaubt ist und was nicht. Auf Deutsch gesagt: Wir scheißen auf irgendwelche Regeln und Gesetze und machen genau das, was uns immer schon am besten gefallen hat, nämlich zusammen kreativ zu sein. Wenn es gefällt, dann freut es uns und wenn nicht, dann geht die Welt davon auch nicht unter.


Wie lange habt ihr am neuen Album gearbeitet?


Über drei Jahre!


Welche Erwartungen habt ihr an die neue CD?


Eigentlich das, was man immer erwartet. Dass sich die Leute die Zeit nehmen um die Alben zu entdecken. Heutzutage geht man eher dahin, dass man schneller konsumiert, sich wenig Zeit nimmt. Und ein Album mehrfach durchzuhören und sich darüber Gedanken zu machen ist eine Fähigkeit, die leider langsam verloren geht. Wer nur noch schnell alles überfliegen will und für wen alles schnell gehen muss, für den ist das Album nicht gemacht. Es ist keine oberflächliche, leichte Kunst, es ist eher was Tendenzielles, was eine Langzeitwirkung hat und was man sich als Hörer auch erarbeiten muss.


Wie läuft das bei euch ab? Ist nur ein Teil der Band am Songwriting beteiligt oder macht die ganze Band mit?


Jeder hat so seine Ideen und bringt sie dann mit, aber letztlich ist alles Teamwork. Wir sind ja viel unterwegs gewesen und haben viel zusammen geprobt, viel ohne Konzept gejammt und einfach nur für uns gespielt, die Sessions aufgenommen und am nächsten Tag noch einmal angehört was dabei herausgekommen ist. Es war also eine Mischung aus Planung und Zufall.


Auf eurer Homepage hab ich gesehen, dass ihr im Juni durch Russland tourt? Ist es das erste Mal dass ihr dort auftretet?


Es ist die fünfte Tour durch Russland, und es ist eigentlich einer der größten Märkte für die APOKALYPTISCHEN REITER. Außerhalb des deutschsprachigen Raumes ist es das wichtigste Land für unsere Band.


Es steht da auch, dass ihr für den Oktober eine Tournee zum Album plant. Wo in Österreich werdet ihr da spielen?


So viel ich weiß werden wir in Wien und in Steyr spielen und voraussichtlich werden beide Termine am Wochenende sein. Ich weiß es aber noch nicht genau.


Wie sehr mögt ihr es live zu spielen?


Absolut! Das live spielen ist das Allerbeste! Ohne live zu spielen kannst du als Band heutzutage auch nicht bestehen. Die Zeiten wo man viele Platten verkauft hat sind vorbei. Selbst wenn man heute mit jedem Album in den Charts ist, verkauft man unter dem Strich deutlich weniger Alben als vor 10 Jahren, weil die Leute einfach sehr viel illegal herunterladen und man bekommt heute von den Plattenfirmen nur noch einen Bruchteil des Geldes, was man früher bekommen hat. Insofern ist live zu spielen und T-Shirts zu verkaufen für eine Band heutzutage wirtschaftlich überlebenswichtig. Wobei es leider viele Bands gar nicht schaffen zu überleben. Und der Teil des Musikerlebens, wenn man unterwegs ist, auf der Bühne steht und Fans trifft ist der allerschönste Teil! Dafür muss man natürlich viel üben und proben, man muss Leute aus der Crew anlernen, man muss Shows planen und aufs Finanzamt rennen. Es gibt also auch viele Sachen die nicht so schön sind, aber auf dass live spielen freut man sich immer das ganze Jahr, und wir haben jetzt schon 40 Shows bestätigt. Nachdem wir wegen dem neuen Album die letzten beiden Jahre weniger gespielt haben, freuen wir uns jetzt schon sehr darauf, auf die Bühne zu kommen und unsere Fans zu treffen.




Noch ein paar letzte Worte an eure Fans?


Vielen Dank! Wir freuen uns über jeden Fan, der die APOKALYPTISCHEN REITER im Laufe seines Lebens schon mal kennengelernt hat oder noch kennenlernen will. Das neue Doppelalbum kommt am 30. Mai und ich denke, es ist eine der aufregendsten Scheiben dieses Jahr. Wir sind im Herbst auf Tour und die Daten erfahrt ihr dann auf unserer Homepage.


Vielen Dank dass du dir für mich Zeit genommen hast. Ich wünsche euch weiterhin viel Erfolg!

www.reitermania.de

Autor: Metalmama

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Beitrag vom 19.05.2014
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