Interview mit SCHANDMAUL - bis in die Unendlichkeit


Interview mit SCHANDMAUL – Wir sind intolerant gegenüber Intoleranz!

Die Bayrische Folk Metal/Rock Band SCHANDMAUL gibt es schon seit 1998 und sie waren immer sehr aktiv. Viele Alben und noch mehr Live-Auftritte haben sie in dieser Zeit gemacht, und dadurch eine sehr große Fangemeinde gewinnen können. Kürzlich haben sie ihr neues Album mit dem Titel „Unendlich“ auf den Markt gebracht und damit sind derzeit auf Tour.

Anlässlich ihres Konzerts im Wiener Gasometer hatte ich die Möglichkeit, mit dem Sänger Thomas Lindner zu sprechen. Es war eine sehr nette und freundliche Unterhaltung und was er mir erzählt hat könnt ihr hier nachlesen:

Hallo! Ich bin Elisabeth und ich bin für arbeite für das österreichisches Onlinemagazin earshot.at. Ich freu mich sehr, die Möglichkeit zu haben, euch einige Fragen stellen zu können. Ich kenne euch schon seit einigen Jahren und mag eure Musik sehr, und war schon mehrmals bei euren Auftritten dabei.
Ihr habt ja kürzlich ein neues Album auf den Markt gebracht. Dazu hätte ich einige Fragen:



Wie ist der Titel entstanden?



Das ist eine witzige Geschichte. Wir saßen zusammen mit unseren Grafikern und haben uns überlegt, was machen wir jetzt, wie soll es überhaupt heißen? Dann ist uns aufgefallen, dass es unser achtes Studioalbum ist, dann haben wir mal so eine acht aufgemalt und dann hat der Grafiker die acht umgekippt. Aha, das ist das Zeichen für unendlich und daraus kann man ja alles spielen. Das war´s in Wahrheit!


Arbeiten alle zusammen an einem neuen Album oder ist dies nur die Aufgabe von einem Teil der Band?


Da arbeiten alle dran. Es ist so, dass die einen die Texte schreiben und die haben dann auch in der Regel schon eine Idee so mit Lagerfeuergitarre und dann gehen wir in den Proberaum und dort stellen sie es dann vor und so wird dann ein Schuh draus. Und dann fangen wir an zu arbeiten und es bringt jeder sein Instrument ein. Also es ist nicht so, dass da einer etwas schreibt und dann die Notenblätter verteilt und jedem sagt, was er spielen soll, sondern jeder baut sein Instrument selber in das Lied.


Also ist das eine echte Teamarbeit bei euch. Jede Band hat da andere Wege. Ich hatte kürzlich ein Interview mit CREMATORY und da arbeitet einer nach dem anderen an einem Album.


Der GRÖNEMEYER macht das auch so. Der macht erst das Lied und dann mit einem Phantasietext wie „lalala“ die Gesangsmelodie, und erst wenn er ganz fertig ist, setzt er sich hin und macht den Text dazu. Geht auch!


Wie lange habt ihr am neuen Album gearbeitet?


Knapp zwei Jahre! Im Prinzip geht ja jetzt nach der Tournee die Arbeit fürs nächste Album los. Dass man Ideen sammelt, auf Zettelchen schreibt, oder mal rumspielt auf der Gitarre oder am Klavier und dann entstehen die ersten Texte. Also in Wahrheit beginnen wir jetzt mit der Arbeit am nächsten Album.




Ihr schlagt dabei ja auch einige ernstere Töne an. Darf ich euch da zu einigen Titeln einige Fragen stellen?


Klar!


Ich musste sehr lachen, als ich gehört habe, dass ihr den Brandner Kaspar besingt. Ich mag dieses Stück ausnehmend gerne und ich schau ihn mir jedes Jahr zu Allerheiligen an. Wie seid ihr auf diese Idee gekommen?


Also die Idee, dass wir dazu etwas machen, kam tatsächlich von unserem Schlagzeuger so unter dem Motto „Thomas – mach doch mal“. Der Brandner Kaspar ist eine geile Story. Es ist cool. Es ist ein altes Theaterstück. Ich hab mir das dann extra reingezogen, also gelesen. Es ist eine super Geschichte und der Bully hat sie ja auch verfilmt vor ein paar Jahren und es hat Spaß gemacht zu recherchieren und wir haben es gestern das erste Mal gespielt in Zürich, und es ging ab.


Ich mag diese Geschichte auch sehr aber ich war trotzdem sehr erstaunt, dass ihr sie verwendet habt. Okay, ihr seid Bayern, und da bietet sich das an.


Ich nicht, ich bin Bremer und mich hat es da runterverschlagen.


Ich war schon in Bremen und es hat mir sehr gut gefallen.


Da solltest du mal im Januar hinfahren, dann ist dort die Grünkohlzeit und da gibt es eine besondere Wurst, da musst du viel Schnaps trinken um das auszuhalten. Aber es macht Spaß und ist lecker und ein Mal im Jahr kann man sich das schon gönnen.


Bei „In Deinem Namen“ geht es ja um das Thema Glauben. Wie wichtig ist euch das und was hat euch dazu bewogen?


Die Idee dazu kam von der Birgit. Sie ist gläubig, hat aber Probleme mit der Kirche. Aber im Prinzip ist es individuell zu betrachten, denn ich bin Agnostiker und hab damit nicht viel am Hut, aber ich beschäftige mich natürlich viel damit. Aber nicht nur mit den Katholischen und Evangelischen sondern mit allen. Ich habe tatsächlich aus reinem Interesse die Bibel gelesen, weil es ein Zeitzeuge ist. Wie haben die Menschen damals gedacht, wie haben die funktioniert und überhaupt diese ganzen Gesetze und Regeln – woher kommen die überhaupt. Es war sehr interessant und ich kann so manchem gläubigen Christen so einiges über sein eigenes Buch erzählen, aber ich glaube nicht dran. Das Lied „In deinem Namen“ beschäftigt sich mit einem dunklen Kapitel der Geschichte, mit Inquisition, Teufelsaustreibung usw. Ja, darauf brauchen sie nicht stolz zu sein!




Ähnliche Frage zu „Bunt Und Nicht braun“. Das ist ja eher ein politisches Thema, solche habt ihr ja bisher nicht verfolgt. Wie ist das entstanden?


Politische Themen haben wir nicht verfolgt und wir haben auch nicht vor, sie weiter zu verfolgen, aber ich muss laut sagen, wir mussten dieses Lied LEIDER schreiben. Es ist so, dass die gesamte deutschsprachige Musikszene okkupiert wird von den braunen Socken. Die versuchen gerade in diesen sozialen Netzwerken wie Fratzebuch mit dubiosen Links wie „Bist du gegen Pädophile“ usw. fischen und dann klickst du da drauf und bist schon in diesen Kreisen. Wir haben deshalb unsere „Internet-Wachhunde“ und die haben viel zu tun, um dieses Gesocks da wieder rauszuschmeißen. Es war einfach mal an der Zeit, auf den Tisch zu hauen und zu sagen „Jungs, Mädels – so nicht!“ Wir sind intolerant gegenüber Intoleranz! Und hier soll es bunt zugehen und jeder soll seinen Spaß haben, und da brauchen wir dann nicht das Gesocks – Punkt!


Was hat euch zu „Euch Zum Geleit“ bewogen? Die meisten Leute mögen dieses Thema ja gar nicht hören. Gab es einen Anlassfall?


Den gab´s tatsächlich! Unserem Gitarristen ist im Bekanntenkreis eine ältere Dame wegverstorben und die hat im Angesicht des Todes einen Brief verfasst, der dann verschlossen wurde und erst auf der Trauerfeier vorgelesen wurde und das hat alle weggefegt, weil der Brief so unfassbar positiv war. So im Sinne von „Schön dass ihr alle da seid, macht euch keinen Kopf, ich hatte ein schönes Leben, denkt lieber an die schöne gemeinsame Zeit die wir hatten, und mir geht’s jetzt gut“. Das war die Kernaussage und dann hat er den Brief frei rezitiert und hat daraus einen Text gemacht, den hat er dann uns vorgelesen, und da hatten wir alle Pipi in den Augen und so ist das Lied entstanden. Die Botschaft dieses Songs ist halt, es ist natürlich traurig, wenn man jemanden verliert, aber der Song spendet Trost und hat was hoffnungsvolles Positives, weil wir alle mit dem Thema „Tod“ total verknöchert umgehen in unserer Kultur. Lustig ist das nicht, aber es gibt eine Bestatter-Innung in Deutschland und der oberste Vorsitzende hat uns angeschrieben und er möchte dieses Lied verwenden dürfen. Weil die schon seit Jahren versuchen durch Aktionen dieses Verknöcherte aufzubrechen. Z.B. dass der Sarg vom Opa von den Enkeln mit Handfarben angetatscht wird und dadurch ein bisschen Leben in die Sache reinkommt. Es wird uns alle ereilen, ob nun tragisch oder durch Krankheit oder ganz natürlich, wir werden alle diesen Weg gehen, und wir müssen nicht so Angst davor haben!


Mit „Little Miss Midleton“ meint ihr aber nicht die Englische Herzogin, oder?


Also die Idee kam von der Anna. Die hat diese wunderschöne irische Melodie angeschleppt, und da haben wir überlegt, Irland und tanzen, das passt doch. Midleton ist tatsächlich ein wahnsinnig hochwertiger irischer Whiskey, und das „Little Miss“ kommt natürlich augenzwinkernd. Aber es ist ein schönes Tanzlied.




Aber natürlich habt ihr auch fröhliche Titel auf eurem Album. Wollt ihr schon eurer Linie treu bleiben?


Wir sind eine Unterhaltungsband, wir erzählen Geschichten und sind Märchenonkel, das ist unser wahrer Weg. Wie gesagt, der eine Seitenhieb der musste mal sein!


Wie waren die allgemeinen Reaktionen auf das neue Album?


Also alles top! Ein paar Nörgler gibt es immer, das ist ganz normal, aber die meisten sind ganz begeistert. Sie attestieren uns sogar, das beste Album abgeliefert zu haben – ever! Das ist doch schön!


Wollt ihr in Zukunft in ähnlicher Weise weitermachen – mit ernsten und fröhlichen Themen?


Klar, wie´s kommt. Haben wir auch schon immer gemacht. Bei uns ging ganz viel über den Jordan. Von Seemannsgrab bis Waldmeer, Tod, Liebe, Teufel, wird alles immer wieder mal dabei sein, und lustig natürlich auch.


Ihr hattet ja letztes Jahr ein besonderes Event – euer 15-jähriges Jubiläum. Welche Erinnerungen habt ihr daran, und ist es so gewesen, wie ihr es euch vorgestellt habt?


Ja, besser sogar als wir es uns vorgestellt hatten. Man muss dazusagen, dass wir auf dieses Event 1,5 Jahre hingearbeitet haben. Die Organisation haben wir ja selbst gemacht, die Bühne, dann haben wir da Händler gehabt, Fressbuden, Zeltplatz organisiert usw. Es war 1,5 Jahre harte organisatorische Arbeit, abgesehen vom Proben. Wir haben ja dort zwei Konzerte gespielt. Einen Tag haben wir mit Orchester eine Akustikversion gespielt und am zweiten Tag dann Rock'n'Roll, und dann plötzlich stehen da 12.000 Menschen – schöner kannst du einen Geburtstag nicht feiern, es war geil!


Wie schafft man es, eine Band so lange so erfolgreich am Leben zu halten?


Ja gut, es muss natürlich intern stimmen. Klar, das ist wie in jeder Beziehung, es knallt mal, und es ist ja in einer Zweierbeziehung schon schwer genug. Nun sind wir zu sechst, das heißt, das Wichtigste, was wir haben an uns, ist die Freundschaft. Da kann auch mal einer Scheiße bauen, die andern sind da. Wir halten zusammen, das ist die Triebfeder des Ganzen, und dann natürlich auch das Wissen darum, was man geschaffen hat. Man ist ja auch stolz darauf und man lebt von seinem Hobby, das können auch nicht viele von sich behaupten. Man macht das, was einem Spaß macht – ja und unendlich weiter!


Wie ich gehört habe, sind viele von euch in den letzten Jahren Eltern geworden, was die längere Pause verursacht hat. Wie gefällt euch das Elterndasein und wie bringt ihr das mit eurem Musikerleben unter einen Hut?


Wenn ich jetzt einfach nur sage, es ist großartig Eltern zu sein, dann stimmt das zwar, aber es ist auch eine gewaltige Umstellung, es ist mitunter auch anstrengend, und wir haben natürlich auch ein bisschen unser Tourleben ändern müssen. Wir fahren jetzt nicht mehr so zwei Wochen am Stück, sondern machen Wochenend-Blocks. Kommt natürlich den Veranstaltern auch zu Gute, weil unter der Woche ja doch weniger Leute kommen. Damit man zwischendurch auch wieder bei der Familie ist und helfen kann. Zum Beispiel unsere Geigerin Anna ist schon wieder hochschwanger, die sitzt quasi vor dem Kreissaal und wartet. Dafür ist Elli Storch mitgekommen als Vertretung. Wir müssen halt anders organisieren. Wir sind da weit voraus und unser Schlagzeuger ist da der Manager was die Organisatorik angeht und der ist schon im Jahr 2018. Jetzt erwarten wir als Band unser achtes Kind!


Was habt ihr in nächster Zeit geplant?


Also das kann man schon verraten. Wir werden dieses Jahr noch eine CD herausbringen, und zwar – schön zum Thema passend – eine Kinder-CD. Wir haben aus aktuellem Anlass, weil wir jetzt selber gezwungen sind, diese am Markt angebotene Kindermusik zu hören. Und da ist so viel Grütze dabei, dass wir uns gesagt haben, jetzt setzen wir uns selbst hin und machen selber was. Wir haben zehn schöne Lieder aufgenommen, auch richtig mit Schmackes, auch kleine Kinder können eine E-Gitarre vertragen. Diese zehn Songs haben wir einem Kinderbuchautor vorgelegt, der hat eine Geschichte dazu geschrieben und dann wird es quasi eine Kinder-CD geben, ein Buch mit wunderschönen Illustrationen für kleine Kinder, und wenn Mama oder Papa keine Lust zum Vorlesen hat, dann gibt es noch eine zweite CD und da lese ich! Wahrscheinlich werden wir damit nächstes Jahr auch eine kleine Tournee fahren durch so Theater und Nachmittagsvorstellungen machen, damit die Eltern da mit ihren Kids auch hinkommen können.




Wollt ihr euren Fans noch etwas mitteilen?


Wer es heute nicht ins Gasometer in Wien geschafft hat, wir sind im Herbst wieder in Österreich und zwar in Linz und im Orpheum in Graz. Also bewegt euren Arsch – wir machen Spaß!


Ich bedanke mich für die Beantwortung meiner Fragen und freue mich schon sehr auf euer Konzert in heute Abend!



www.schandmaul.de

Autor: Metalmama

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Beitrag vom 07.03.2014
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