Interview mit DORNENREICH - Lasst das Album als Ganzes auf euch wirken


DORNENREICH zählt zu den wenigen Österreichischen Metal Bands, die auch außerhalb unserer Grenzen sehr bekannt ist. Mit ihrer sehr eigenwilligen musikalischen Darbietung, die gerade deswegen von vielen heiß geliebt wird, konnten sie im Verlauf ihres 18-jährigen Bestehens sehr viele Fans gewinnen. DORNENREICH haben bewiesen, dass es ausreicht, wenn Gitarre, Violine und Drums von phänomenalen Musikern gespielt werden, um geniale Musik zu machen
Sie haben in diesen Jahren sieben Alben veröffentlicht und im April werden sie ihr achtes und vorläufig letztes Album mit dem Titel „Freiheit“ auf den Markt bringen.

Nun hatte ich die Gelegenheit, ein Interview mit Eviga von DORNENREICH zu führen und er hat meine Fragen sehr ausführlich beantwortet.



Ich kenne euch schon seit einigen Jahren und mag eure Musik sehr, und war schon mehrmals bei euren Auftritten dabei. Eure Musik ist ja was ganz Besonderes und lässt sich eigentlich nirgendwo einordnen. Wie würdet ihr eure Musik einordnen oder näher beschreiben?


Es ist ursprünglicher, seelenvoller Ausdruck, der immer weiter zu sich und zum Sein an sich vordringt und auf diesem Weg - auch in der Instrumentierung - immer weniger das Kind seiner Zeit ist, so wir das überhaupt je waren... Ausdruck, der dem Wesenskern des Lebens gewidmet ist wie auch der Kunst, im Sinne intensiver Auseinandersetzung mit den - kleinen und großen - Säulen des Lebens, den ersten und letzten Dingen des Seins - um an dieser Stelle ganz bewusst sehr mystisch und offen zu bleiben.




Bald erscheint ja euer neues Album! Wie lange habt ihr daran gearbeitet?


Der Großteil der Stücke des neuen Albums entstand in den letzten drei Jahren, die seit der Veröffentlichung unserer letzten Albums "Flammentriebe" vergangen sind. Aber etwa das dritte Stück "Des Meeres Atem" stammt in seinem Kern aus dem Jahr 2006 und das Hauptthema des letzten Stückes namens "Blume Der Stille" geht sogar bis in das Jahr 1997 zurück.


Es soll ja euer letztes Album sein. Welche Gedanken und Gefühle hattet ihr beim Schaffensprozess an diesem Album?


Tatsächlich drückte ich mich so aus, dass „Freiheit“ für längere Zeit das letzte Studioalbum DORNENREICHS bleiben wird. Dass wir uns am Ende einer langen Reise befinden, dass eines Tages der Beginn einer weiteren Reise werden könnte, einer weiteren Verwandlung. Und so ist es auch zu verstehen. Dass dieses Album einen wichtigen Punkt markieren würde, war uns schon vor der Veröffentlichung von "Flammentriebe" klar, als wir den Titel "Freiheit" als Titel des nächsten Albums in Aussicht stellten.
Ich selbst empfinde das Album als sehr rund und vielschichtig. „Freiheit“ hat viel zu geben, zu zeigen. Es konfrontiert die geneigten Hörer gewiss sehr stark mit Gefühlen und Gedanken nackten Menschseins und ist darin ein Album, dem nicht einfach in 1-2 Jahren ein nächstes Album folgt, denn - und das deutet ja bereits der Titel "Freiheit" an - dieses (Konzept-) Album ist in vielerlei Hinsicht die Quintessenz unseres bisherigen Schaffens - sowohl textlich als auch musikalisch. Im Grunde fühlt sich im Moment vieles sehr ähnlich an wie 2001 nach der Veröffentlichung von "Her Von Welken Nächten".



Ich habe gesehen, dass Ulf Theodor Schwadorf von THE VISION BLEAK bzw. EMPYRIUM bei der Arbeit am neuen Album beteiligt war. Welche Rolle hat er dabei gespielt und was verbindet euch mit ihm?


Eine sehr wichtige Rolle - als langjähriger Freund, als seelenverwandter Künstler, als äußerst kompetenter Tontechniker. Seit vierzehn Jahren arbeiten wir nun bereits zusammen. "Freiheit" war die sechste gemeinsame Produktion und in dieser Zeit haben sich unser gegenseitiges Verständnis, der gegenseitige Respekt und auch das gegenseitige Vertrauen weiter und weiter vertieft, was für die Aufnahmen so fordernder, emotionaler und nuancenreicher Musik wie der DORNENREICHs von immenser Bedeutung ist.


Mir ist bei euren Konzerten immer wieder aufgefallen, dass ihr gerne in Kontakt mit euren Fans tretet. Wie wichtig ist euch das?


Stimmt, ja. Dieser Kontakt, dieser Austausch ist uns sehr, sehr wichtig. Er zeugt von gegenseitigem Respekt, drückt also ganz konkret und bewusst auch eine gegenseitige Wertschätzung aus und eröffnet - gerade auch uns selbst - sehr wertvolle neue Perspektiven auf unseren Ausdruck mit DORNENREICH.




Ihr habt öfter zweigeteilte Shows gespielt – Akustik- und/oder Metal-Show. Welcher Teil hat euch mehr Spaß gemacht, oder war es bei beidem gleich?


Beides ist reizvoll. Und gerade die Kombination beider Herangehensweisen finde ich ganz besonders reizvoll. Die Tiefe und verwundbare Offenheit eines Akustikkonzerts gewinnt für mich allerdings von Jahr zu Jahr mehr an Bedeutung, an plastischer Authentizität - und ist für mich jetzt schon von zentralerer Wichtigkeit als die metallische Instrumentierung, so ich mich jetzt zwischen beiden Ausdrucksweisen entscheiden müsste.


Vor gut einem Jahr habt ihr eine reine Akustik-Tour gespielt. Ich hatte Karten für das Konzert in Traun, konnte aber wegen dem Schneechaos nicht hinkommen, worüber ich sehr enttäuscht war.
Ihr habt da wenn ich mich richtig erinnere auch in einer Kirche gespielt. Wie war diese vergangene Tour für euch?



Besagtes Traun-Konzert selbst fand damals nicht in einer Kirche statt, war aber Teil unserer sogenannten "Mystic Places"-Konzertreihe, die uns vorwiegend in Kirchen führte, ja. Allerdings war auch das Konzert in Traun bestuhlt.
Und diese Konzerte - im speziellen freilich die Kirchenkonzerte - waren und sind uns sehr, sehr kostbar. Denn in solchem Rahmen - also in einer Räumlichkeit mit Sitzmöglichkeit oder gar in der Atmosphäre einer Kirche - kann sich unser Ausdruck besonders wirkungsvoll entfalten. Auch ist es kaum hoch genug einzuschätzen, wie anders das Publikum sich an einem Ort wie einer Kirche einfindet und sich selbst wahrzunehmen scheint. In solchem Rahmen kann ein Konzert zu etwas sehr Nährendem, tiefer Bewegendem werden, das lange nachklingt und jedem Beteiligen - sei es auf oder vor der Bühne - viel mitzugeben versteht.
Was nicht heißen soll, dass Club-Konzerte nicht auch ihre ganz speziellen Qualitäten bieten, doch die Kirchenkonzerte nehmen für uns einen ganz besonderen Platz in unserer Erinnerung ein.



Wie werden die Konzerte bei der kommenden Tour ablaufen? Gibt es wieder eine zweigeteilte Show?


Zweigeteilt, ja. Wir werden mit einigen Akustikstücken starten, die etwa ein Drittel der Konzertlänge ausmachen werden und dann mit einem umfangreichen Metal-Set daran anschließen.


Die Bandzusammenstellung für die kommende Tour ist meiner Meinung nach ganz gut. Wieviel Einfluss hattet ihr darauf?


Seit vielen Jahren organisieren wir alles rund um Tourneen selbst, zumal unser Schlagzeuger Gilvan zugleich unser Manager und Booker ist. Um unserem Publikum einen runden Konzertabend und uns selbst eine möglichst inspirierende Zeit auf Tour zu bereiten (auch im Tourbus), laden wir ausschließlich Bands ein, uns auf Tour zu begleiten, die wir menschlich und künstlerisch schätzen.


Leider soll ja die kommende Tour eure Abschiedstour sein. Ihr werdet ein sehr großes Loch in die ohnehin sehr kleine österreichische Metal Szene reißen. Ihr seid ja doch eine der ganz wenigen Bands, die auch außerhalb Österreichs bekannt sind. Warum habt ihr euch entschlossen, DORNENREICH zu beenden?


In meinem letzten Statement zur weiteren Zukunft Dornenreichs habe ich betont, dass sich das neue Album - im Moment! - wie ein Abschied anfühlt, dass dies aber keineswegs ein Abschied in absoluten Ausmaßen ist, will meinen, dass wir in den kommenden Jahren gewiss Konzerte spielen werden. Wir stehen am Ende einer langen Reise. Ein Heimkommen, ein Innehalten ist nun wichtig.
DORNENREICH kommt aus der Freiheit und bleibt frei - und DORNENREICH endet gewiss nicht mit der kommenden Tour.



Welche neuen Projekte habt ihr geplant, oder wollt ihr erst einmal eine längere Pause machen?


Wir haben so manche Idee für weitere spezielle Konzerte, aber das Gebot der Stunde und auch eine wichtige Botschaft des neuen Albums an uns selbst ist es, sich an diesem Punkt - nach 18 Jahren und acht Studioalben - erst mal bewusst frei zu machen und nicht zu viele zu weit in die Zukunft führende Pläne zu machen.


Gibt es noch etwas, das ihr euren Fans mitteilen möchtet?


Lasst "Freiheit" bewusst als Ganzes auf euch wirken. In der Reise, in der Wirkung des Albumganzen liegt der Schatz, den es zu heben gilt.
Wir danken euch für eure Treue und freuen uns von Woche zu Woche mehr darauf, euch im Frühjahr wiederzusehen!



Ich bedanke mich für die Beantwortung meiner Fragen und freue mich schon sehr auf euer Konzert in Wien!


Und ich danke dir für dein Interesse.



www.flammentriebe.com

Autor: Metalmama

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Beitrag vom 26.02.2014
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