Interview mit FREEDOM CALL - Musikalische Lebensphilosophie
Hey Chris, wirklich super Konzert, meiner Meinung nach, sogar eine Spur besser als im vergangenen Jahr. 2014 gleich wieder?Danke, auch wir hatten sehr viel Spaß. Ja klar, nächstes Jahr folgt dann eine große Tour. Wir hatten ja jetzt eigentlich gar keine Konzerte geplant. Wir haben uns aber gefreut, dass uns viele Veranstalter buchen wollten und da sagt man natürlich nicht Nein. Sind ja dann auch viel mehr Shows geworden als wir erst erwartet haben. Sollte eigentlich nur so eine kleine Best-Of Jubiläums Tour sein. Nächstes Jahr geht es dann mit dem neuen Album auf Tour.Eine Headliner-Tour?Ja, auf jeden Fall als Headliner. Danach noch eine Tour als Co-Headliner oder Special Guest will ich natürlich nicht ausschließen, aber das kommt auch auf die Angebote an. Wir müssen das nicht mit Biegen und Brechen machen. Man muss diese Abnabelung, die wir so 2010 durchgezogen haben irgendwann machen. Da musst du dran bleiben, sonst bist du der ewige Special Guest.Ich nehme an, und das sieht man auch, läuft es dadurch, dass ihr gerade nur Wochened-Gigs spielt, viel entspannter ab...Ja, außerdem ist es einfach schwer an einem Montag oder Dienstag genug Leute zu bekommen. Das kann vielleicht IRON MAIDEN oder HELLOWEEN machen. Wir müssen da einfach realistisch bleiben und schauen, dass sich das auch rechnet. Wir wollen ja auch davon leben – nicht nur von FREEDOM CALL, aber von der Musik. Da kann man nicht alles auf gut Glück machenIst bei den Gigs dieses Jahr irgendetwas speziell hängen geblieben?Ja, wir haben natürlich auch tolle Festivals gespielt. Es ist zwar schon etwas her, ich glaube das war im August, da haben wir in Spanien, mal spontan, ohne es vorher zu wissen vor mehr als 10.000 Leuten gespielt. Das war dann eine Art Stadtfest. Wir dachten, wenn man uns da FREEDOM CALL als Headliner bucht, dann kann es ja nicht so groß sein (lacht). Wir haben uns dann fast in die Hose geschissen. Aber es war toll und ein großes Highlight. Und das war alles so liebevoll und professionell gemacht. Wir sind da mit einem fetten Bus vom Flughafen abgeholt worden und wurden von hinten bis vorne bedient. Da fühlt man sich dann schon wie ein echter Rockstar. Heute hatten wir ja das andere Extrem mit etwas mehr als hundert Leuten, aber ich habe euch ja auch schon auf fetten Festivals gesehen und da muss ich sagen, dass das heute auf jeden Fall intensiver war.Es klingt vielleicht jetzt bescheuert und klischeebehaftet, aber ich spiele viel lieber in Clubs. Auf Festivals spielst du nur ein kurzes Set und im Endeffekt für eine Person, denn das ist die Menge. Du hast zum Publikum wenig direkten Kontakt. Unsere Konzerte leben einfach auch von der Dynamik mit den Fans. Ich rede gerne mit ihnen und spreche auch sehr gern einzelne Personen direkt an. Das ist auf großen Bühnen schwer umsetzbar. Deswegen muss ich sagen, dass Club-Gigs auf jeden Fall ihren Reiz haben. Aber Festivals will ich auch nicht missen. Mal sehen inwieweit ich dich schon zum neuen Album ausquetschen kann...Versuchs! (lacht)Fangen wir einfach mal mit dem Titel an. Der schlichte Name „Beyond“ sagt für mich ohne Kontext nicht wirklich viel aus. Kannst du da weiterhelfen?Es ist kein Konzeptalbum, denn ich finde, dass der Wert der Musik selbst etwas zu weit in den Hintergrund rutscht und du schränkst dich selbst auch ein. „Beyond“ wird ein Album in dem wir einfach unsere Lebensphilosophie in Wort und Musik ausloten. Das liegt aber im Ohr des Hörers, wie einem Musik betrifft, wie man sie verarbeitet. Wenn man Musik hört, dann verbindet man das Oft mit Erinnerungen, und man wird in eine gewisse Zeit zurückversetzt. Mit „Beyond“ haben wir uns viel Mühe gemacht, eine Art Story zu verfassen, die unsere Lebensphilosophie jedem einzelnen erklärt. So wie wir es auf der Bühne machen, den Ton und Text mit viel Witz, Charme und positiver Energie zu vermitteln. Wie sieht es stilistisch aus, geht es wieder in die sehr abwechslungsreiche Richtung von „Land Of The Crimson Dawn“? Da gab es ja rockige Nummer, echte Power Metal Kracher und auch Fun-Nummern...Ja natürlich, denn so sind wir ja auch. So geben wir uns auch auf der Bühne, wir wollen uns in keine Ecke drängen lassen und wir wollen uns immer Freiraum für neue Richtungen lassen. Wir wollen natürlich unsere Stammfans nicht vergraulen oder uns komplett verändern, aber das breite Feld, das wir uns erspielt haben, immer wieder etwas ausweiten. Wir wollen nicht nur Power Metal mit mindestens 250bpm machen. Das wäre auf Dauer langweilig. Abwechslung macht auch die Dynamik eines Konzertes aus. Genau das wird auf „Beyond“ auch der Fall sein. Mit 14 Titeln wird es ein sehr langes Album werden. Wir haben auch einen recht langen Song dabei – naja Oper klingt immer etwas übertrieben, aber schon ein richtiges Werk im Gegensatz zu den typischen 3-Minuten Songs. Aber die gibt es wiederum auch. Es wird eigentlich durch die 15 Jahre FREEDOM CALL gegangen. Es geht dadurch natürlich teilweise auch „back to the roots“ zu „Crystal Empire“ und „Stairway To Fairyland“. Außerdem auch Party- und Rock´n´Roll Nummern.Man spürt aber schon, dass auf den letzten Alben und Tourneen verstärkt auf die neueren rockigen Party-Nummern gesetzt wurde. Werdet ihr das weiter so verfolgen oder achtet ihr vermehrt darauf, dass ihr eine ausgewogene Mischung auf die Alben und Bühnen bringt?Wir waren ja jetzt in den letzten drei Jahren so viel unterwegs wie noch nie. Auch als Headliner. Wir haben da gesehen, dass die Fans bei so Songs ungemein Spaß haben. Wir sind jetzt auch nicht die Band die jetzt die musikalische Leistung unbedingt in den Vordergrund drängen muss, quasi um zu zeigen, wie wir unsere Instrumente beherrschen oder auch nicht. Uns geht es um die Kommunikation mit dem Publikum. Ein Auftritt ist für uns mehr eine Show und Entertainment, als dass wir die Studio-Songs jetzt zu 100% perfekt spielen müssen. Als sehr positive Menschen und Band mit positiver, optimistischer Ausstrahlung, passt das ganz gut zu uns.Nochmal kurz zurück zu „Ages Of Light“ – ihr hattet da eine sehr interessante wie lustige Bonus-CD mit Songs, die ihr selbst von euch gecovert habt, aber in besonderem Stil. Bei manchen Bands würden die Fans wohl die Hände über dem Kopf zusammen schlagen, wenn sie plötzlich Folk-, Hillbilly-, und Reggae-Songs zu hören bekämen, aber FREEDOM CALL kann man für solche Gags nicht böse sein...Genau! Wir machen ja auch keinen Hehl daraus, dass wir auch andere Musikrichtungen anhören, weil wir Spaß an der Musik haben – nicht nur Metal. Wir müssen jetzt nicht morgens mit Metal aufstehen und nachts mit Metal einschlafen. Wir sind Musiker, die als Handwerk Metal spielen, aber wir sind auch Musikanten, die von so vielen anderen Sachen inspiriert werden. Wir machen als FREEDOM CALL jetzt schon 15 Jahre Metal, da haben wir gesagt, versuchen wir mal was anderes. Wir sind uns natürlich auch bewusst, dass wir die besten Fans auf der Welt haben, die uns für sowas nicht böse sind, sondern einfach verstehen, warum wir das machen.Gab es negative Reaktionen?Ja, so Sachen wie: „this is not true“, aber schwindend gering. Der Tenor war: „macht Laune, aber nächstes Mal wieder Metal“. Und genau so war es ja auch gedacht.Ihr hattet wieder zwei Umbesetzungen, wie ging das von Statten?Das sind so die üblichen Sachen. Unser Bassist, der Samy, der hat eine Familie zu Hause und wollte nicht mehr so viel reisen. Wir können auch nicht hohe Gagen oder Gehälter zahlen. Das heißt, es schwimmt immer so ein Idealismus mit. Und wenn natürlich ein Kind da ist, kann ich das voll verstehen. Klaus, der hat einen festen Job und irgendwann geht da der Urlaub auch zu Neige. Da kam die Entscheidung dann von ihm, weil wir in letzter Zeit immer mehr Konzerte spielen und sich das alles nicht mehr ausgegangen wäre. Er hat ja noch eine Band mit dem Henny Wolter (NITROGODS) zusammen und ist damit auch glücklich.
Ilker am Bass ist ja Gründungsmitglied, der ist einfach zurückgekommen. Ramy hat am Schlagzeug schon oft ausgeholfen, darum war die Entscheidung bei beiden natürlich nicht schwer. Ich denke, das ist eines, wenn nicht sogar das stärkste von FREEDOM CALL.Wir sind eine richtige Einheit.Als der Dan Zimmermann damals ausstieg, erzähltest du mir, dass er dir nach wie vor mit Rat und Tat zur Seite steht. Ist das nach wie vor so und war ein Comeback nicht im Gespräch? Sein Ausstieg hing ja mit GAMMA RAY zusammen, wo er ja nun nicht mehr spielt.Ja, natürlich ist er noch für uns da. Ein Wiedereinstieg wäre gar nicht in Frage gekommen, denn dem Daniel geht es in seiner jetzigen Situation sehr, sehr gut und das freut mich unheimlich. Er ist immer noch einer meiner besten Freunde und das ist mir viel mehr Wert, als dass ich ihn hier nochmal überreden würde bei uns einzusteigen. Sicher ist ein gewisser Reiz da was zu machen, aber als festes Bandmitglied eher nicht mehr. Auszuhelfen hatte er immer angeboten und er hat ja auch auf der „Masqueraded“ bei der „Metal Invasion“ (Funk-Version) getrommelt.Wird es bei der neuen Platte wieder mehrere Editionen und Bonus Material geben?Ja! .... aber das sag ich jetzt noch nicht, soll ja eine Überraschung sein.Ich weiß, es ist so spontan immer eine schwere Frage, aber: hast du eine interessante Tourstory für uns?Ahja, die Frage! (grinst) Es gibt ganz viele lustige Sachen, die aber natürlich im Augenblick der Frage nicht einfallen. Aber gestern bin ich in eine Pfütze gefallen beim Aussteigen, ob das für andere lustig ist, weiß ich aber nicht. (lacht) Es gibt wie gesagt sehr viel und wahrscheinlich fällt mir dann gleich nach dem Interview was ein. Eine oft ebenso schwere Frage. Gibt es noch ein paar Worte für die Fans?Ja, ich habe ja heute Abend schon unheimlich viel gesagt (lacht). FREEDOM CALL liebt es einfach auf Tour zu sein und wir freuen uns halt wie Bolle darüber. Es waren wirklich glückliche Gesichter, die ich heute sehen durfte und das ist der Hammer; wenn man merkt welche Freude und Spaß die haben. Ich hoffe, dass weiterhin Leute zu unseren Konzerten kommen und sehen, welche Lebensphilosophie, die wir mit dem neuen Album versuchen zu erklären, auf die Bühne bringen. www.freedom-call.net
Autor:
maxomer Weitere Beiträge von maxomer
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