Interview mit IRON HEEL - Trau Dich, hart und zart zu sein


Alex, der Sänger der Wiener Stoner Doomer IRON HEEL, gewährt Einblick in die zwar noch recht kurze aber bereits jetzt sehr vielversprechende Historie der Band.

Zunächst würde ich Dich bitten, die Band erstmal
vorzustellen.



Also die Band gibt’s in dieser Form seit Mai 2010. Als Projekt haben
wir ca ein halbes Jahr davor schon zusammengefunden und da ist dann
auch das erste Songmaterial entstanden. Die Leute aus der Band habe ich
aus der Wiener Punk- und Hardcore-Szene bereits gekannt, die waren bis auf
einen in anderen Bands aktiv. Unser Gitarrist Konstantin war in vielen Bands
der Hardcore-Szene z.B. bei NOTHING GOLD CAN STAY oder auch MAR aktiv. Ich selber war Sänger bei GOD SENT US, einer Grindcore-Band. Die anderen haben einen Sänger gesucht und so bin ich dazu gestoßen. Und die Richtung, in die es
gehen sollte, war eigentlich auch sehr rasch klar.




Ihr kommt aus der Hardcore bzw Grindszene, wie kommt man dann dazu,
sich auf Stoner Doom einzulassen?



Für mich ist die Überleitung gar nicht mal so weit hergeholt.
Grade die bedeutenden Bands aus der New Orleans-Szene wie Down, Eye Hate God,
viele dieser eher sludigeren Bands mit viel bluesigen Riffs kommen
ursprünglich aus de Hardcore-Szene. St. Vitus haben ja eigentlich auch auf
einem Hardcore Label veröffentlicht, haben auch schnelle Nummern. Also ich
würde das nicht so exklusiv sehen und das hat sich auch bei der Suche nach
einem Label bestätigt, weil wir nämlich im Endeffekt auch bei einem
(deutschen) Hardcore Label gelandet sind (Per Koro Records). Da gibt es schon
starke Überschneidungen.





Erzählt doch bitte mal etwas über Eure Arbeitsteilung. Wer schreibt die
Songs, wer die Musik?



Die Texte sind in meiner alleinigen Verantwortung, die Musik
selbst entsteht im Gruppenprozess. Unser Ladgitarrist bringt vielleicht schon
mal ein paar Riffs, aber die Songs entstehen dann trotzdem in
Gemeinschaftsarbeit. Manchmal schreib ich auch schon mal die Texte vorher
und verschick sie an die Jungs, Riff-Ideen entstehen, werden wieder verworfen
usw.



Wo habt ihr die Songs aufgenommen?


Wir haben die Platte aufgenommen bei Johannes Cap im im Redroom
Soundlabs in Straudorf im Marchfeld, dort haben auch schon Boon, The Attention,
Reanima uva aufgenommen. Der Johannes ist ein Freund von uns aus unserer Zeit
in der Hardcore-Szene.



Was bzw wen wollt ihr mit eurer Musik erreichen?


Mit der Musk wollen wir erreichen, daß sie gehört wird - also wir
machen die Sache nicht nur für uns, es geht uns schon ums live spielen,
ums Plattenveröffentlichen, und zumindest kleine Touren sollten auch drin sein.
Es ist uns wichtig, Leute zu supporten, die wir selbst auch gut finden und auch
Locations zu supporten, die wir gut finden. Im Gegenzug dazu auch mal gratis
oder für wenig Gage zu spielen ist für uns auch ok.

Wir sind alle berufstätig und es ist uns bewußt, daß wir von dieser Art von
Musik nie werden leben können. Aber das war auch nie das Ziel, unser Ziel ist
es, integer zu bleiben. Wir würden nie Sachen machen, hinter denen wir nicht
100%ig stehen und bei denen es nur um die Kohle geht.

Unser Publikum hängt halt auch sehr viel davon ab, mit wem bzw wo wir spielen.
Als wir mit EVOKEN gespielt haben, waren da eben klarerweise klassisce Doom
Metal Leute da, denen hat unsere Show auch gefallen. Wir haben mit
WITHERS oder RED APOLLO gespielt, da waren viele Hardcore Leute da, denen
hats auch gefallen. Wir finden, daß es ein verbindendes Element gibt zwischen
harter und langsamer, depressiver Musik, das ist unsere Schiene.

Mir ist weiters auch sehr wichtig und ich freue mich, wenn ich darauf
angesprochen werde, daß auch unseren Texten Beachtung geschenkt wird, ich weiß
das sehr zu schätzen. Wir stecken viel Arbeit in das Gesamtpackage, ins Artwork
usw, und die Texte sind eine zusätzliche Ebene, die alles noch greifbarer
macht.





Was steht als nächstes an für die Band?


Als nächstes wird „Book of Grief“ auf Vinyl veröffentlicht. Wir haben
die Platte ja schon mit diesem Hintergedanken aufgenomme und auch selbst
einiges an Geld selber investiert, weil wir sie ja schließlich auf Vinyl
herausbringen wollten.

Es hat sich aber leider länger kein Label dafür interessiert und aus diesem
Grund haben wir dann beschlossen, daß das Material nicht länger liegen bleiben
soll und haben die Songs dann einfach bei Bandcamp reingestellt.

Was mit Sicherheit eine gute Idee war, in Bezug auf die Ökonomie der Aufmerksamkeit
in der allgemeinen Veröffentlichungsflut.

Bandcamp und diese pay as you wish-Variante erlaubt, Blogs anzuschreiben und
präsent zu sein, ohne illegale downloads. Tatsächlich haben etwa 10% der Leute,
die runtergeladen haben, auch etwas bezahlt. Wenn Geld reinkommt, kann man dann
wieder ein neues t-shirt designen oder was auch immer damit finanzieren.

Es hat uns weiter auch ermöglicht, doch noch eine Plattenfirma zu finden,
nämlich www.perkoro.com/home.php, das kannte ich noch von Anfang der
2000er Jahre, da haben die vor allem metallischen Hardcore herausgebracht, zB
Mörser. Mit dem Markus von PER KORO sind wir dann ins Gespräch gekommen,
unser Demo hat ihm gefallen und nachdem er mit WITHERS auch schon eine
österreichische Band auf seinem Label hat, kam eines zum anderen.

Jedenfalls wird „Book of Grief“ am 11.1.13 sohin auf Vinyl erscheinen. Es
wird eine Release-Show in der Arena im Dreiraum geben, gemeinsam mit WITHERS
aus Linz und HERDER aus Belgien.

CD-Variante wird’s übrigens keine geben.....Vinyl passt einfach besser zu uns -
wir sind große Vinyl-Fans, das ist auch unser eigenes Konsumverhalten. Vinyl
und Download sind für uns zumindest ein bißchen die Zukunft.



Was hältst du so allgemein von der Metal- bzw Musikszene in Österreich?
Die großen Zeiten mit den seeligen Pungent Stench sind ja lange vorbei,
Belphegor kopieren sich seit Jahren selbst, die Szene ist eigentlich nahezug
tot. Warum gibt es in Österreich zB keine kompakte Doomszene wie in
Deutschland?



Ich seh’ die Szene eigentlich nicht soooo tot. Es gibt schon einige
Bands, aber es ist natürlich in Österreich doppelt so schwer, wenn man keine
mainstreamtaugliche Musik macht, diese einer breiteren Öffentlichkeit
zugänglich zu machen.

Wir hatten großes Glück, ohne Freunderlwirtschaft letztens bei FM4’s „House of
Pain“ ein Interview zu haben und hatten sogar eine halbe Stunde
Spielzeit. Wir haben niemanden von dort gekannt, der Christian von „House of
Pain“ war beim VISTA CHINO-Konzert und wir haben ihm gefallen. Er hat es auch
origiell gefunden, daß unser Demo als Tape herausgekommen ist.

Ich bin mir zwar jetzt nicht sicher bin, wie viele Leute House of Pain
überhaupt noch hören, geschweige denn wie viele davon Metaller sind, aber für
uns war es eine Möglichkeit, auf eine Weise die Öffentlichkeit zu erreichen,
die anderen Bands so schnell nicht geboten wird.

In der Stoner/Doom Szene gibt’s auch mit https://www.facebook.com/soundwallentertainment
, die zB das DOOM OVER VIENNA machen, schon sehr engagierte Leute, aber
die Szene ist halt sehr klein und speziell.

Es ist aber weiters sicherlich auch ein Problem der Locations, es gibt einfach
zu wenig für diese Art von Musik, wo man relativ niederschwellig veranstalten
kann, ohne grosses ökonomisches Risiko. Wir spielen öfter im Sub in Graz, dem
Escape bzw im Venster99 oder auch in irgendwelchen besetzten Häusern. Wir haben
dort viele Freunde und es klappt alles meist sehr gut. Allerdings könne wir
dort kein Metal-Publikum ansprechen, das sehen wir dort nicht. Für uns bewegt
sich alles im kleinen Rahmen und so wird es wohl für die meisten Bands sein.
Und es soll uns ja Spass machen, wir haben keinen Bock auf dieses Rockstargetue
- da spielen wir lieber die 25. Show im EKH oder in einem Jugendzentrum.

Es stimmt aber schon, daß in der öffentlichen Warhenhmung die harte
österreichische Musikszene kein internationales Renomee hat. Ich kann mich noch
an mein erstes Death Metal-Konzert erinnern, das war das letzte Konzert von
Pungent Stench 1994, tja das ist ja nun schon recht lange her.

International ist die Stonerrockszene aber recht gut bestückt, dieses Genre
boomt ja zur Zeit richtig.Wir selbst haben mit ELECTRIC WIZARD in einer fast
ausverkauften Szene gespielt, KADAVAR sind auch sehr erfolgreich. Nuclear Blast
haben sehr viele Stonerbands gesignt, auch Napalm Records haben ja mittlerweile
eine eigene Stoner Psychdedelic Unterdivision geschaffen, „Spinning Goblin“ und
signen ja auch zB Monster Magnet und Conan. Für langsame harte Musik ist die
Zeit vor allem in Deutschland wohl ganz gut.

Aber Österreich ist halt immer ein wenig hintennach, ist wohl eine
Mentalitätssache, diese Mischung aus Selbstmitleid und Größenwahn.

IRON HEEL hilft es denke ich im übrigen auch sehr, daß wir cleanen Gesang
haben. Viele Leute, die ansonsten die Musik zu hart finden würden, lassen sich
bei cleanen Vocals eher darauf ein. Zwar wäre die logischere Variante für uns
gewesen, ebenso sludgig wie bei „Black Shovel“ weiter zu machen, aber
nachdem ich bisher ja immer viel geschrien habe, wollte ich mal was anderes
ausprobieren und es hat funktioniert. Wir haben diesbezüglich sehr viel
positives Feedback erhalten.





Deine Stimme ist ja sehr wandlungsfähig, kraftvoll und eindringlich.
Hast Du eine besondere Ausbildung gehabt?



Nein, ich hab schon immer viel gesungen, war auch im Schulchor und ich
habe immer gerne gesungen, aber Ausbildung habe ich keine gehabt. Ich bin
ein großer Danzig-Fan, das ist quasi meine Version!

Wir sind am Ende des Interviews angelangt. Möchtest Du noch etwas
loswerden?



Ich möchte mich bei den Leuten bedanken die uns unterstützt haben: insbesondere die Crew von Roadtrip to outta Space in der Arena und auch Life and Death Records, die unser Demo als Tape veröffentlicht haben.

Ich möchte mich auch bei Earshot und Dir bedanken, daß wir eine Plattform
bekommen haben und danke auch für das tolle Review,



https://www.facebook.com/ironheelrock

Autor: Bettina

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Beitrag vom 25.11.2013
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