Interview mit RUNNING WILD - 37 unverwüstliche Jahre


Nach nur drei Jahren Pause, die egentlich entgültig sein sollte, reaktivierte Rock´n`Rolf Kasparek seine mittlerweile zum Solo-Projekt avancierte Band RUNNING WILD. Mit "Shadowmaker" konnte er nicht an alte Tage anknüpfen, wollte das aber stilistisch auch gar nicht. Fans freuen sich aber nun über die Rückbesinnung bei "Resilient" - Frontpirat Rolf gab uns interessante Antworten.


Hey Rolf, was passiert gerade bei RUNNING WILD?


Ja Promotion und Interviews – klar (lacht).




Klar, die Interviews... macht´s Spaß oder ist es ein nötiges Übel für dich?


Ich denke, es hat immer was von beidem. Es gibt da Interviews, die so ein langweiliges Abspulen sind, aber es gibt auch immer wieder Interviews, die sich zu wirklich interessanten Gesprächen entwickeln. Da kann ich kein Pauschalurteil fällen



Gut, dann hoffen wir mal, dass sich nun zweitgenanntes Szenario ergibt. Aber natürlich müssen wir uns auch den üblichen Fragen widmen – wie kam es zu dem Titel „Resilient“?


Das war eigentlich eine spontane Idee. Ich hab zwar schon, während ich einige Songs fertig hatte, immer mal wieder herumüberlegt, aber es war schon sehr bald klar, dass „Resilient“ der Titel werden würde. Es gab ursprünglich einen anderen, aber der gefiel mir dann doch besser und so hat sich schließlich auch das Cover-Konzept mit Adrian drauf entwickelt. Wenn man zurück blick – RUNING WILD gibt es jetzt seit 37 Jahren und seit 30 Jahren professionell. Wenn du so eine lange Zeit existierst, musst du als Band in irgendeiner Weise unverwüstlich sein



Weil du gerade das Artwork angesprochen hast. Es ist relativ schlicht und sagt gleich alles Wichtige aus. Gibt es dennoch eine verborgenen Message?


Ne, es ist wie gesagt einfach so, dass RUNNING WILD jetzt seit über 30 Jahren dabei ist und eigentlich immer konsequent ihren Weg gegangen ist, wie ich es auch selbst als Person getan habe. Das sollte es eigentlich auch aussagen.



Wie siehst du nun auf „Shadowmaker“ zurück – in der Presse kam es ja teilweise nicht sehr gut an. Wie haben die Fans reagiert und bist du zufrieden wie es sich entwickelte und mit den Verkaufen?


Ich bin damit absolut zufrieden. Die Platte hat anfangs durchwegs gute Kritiken bekommen. Es ist natürlich immer die Frage, wie man ein Album bewertet, vor allem wenn man etwas outstanding ist, was die Erwartungen an eine Band betrifft. Das Problem dabei ist, wenn du ein Album schreibst, kannst du es nicht kontrollieren, in Welche Richtung es geht. „Shadowmaker“ war ja eigentlich kein geplantes Album. Es kam unter gewissen Umständen zustande. Insofern bin ich mit dem Ergebnis absolut zufrieden. Es ist halt anders als vorherige. Ich will mich ja auch nicht kopieren und darum bin ich nach wie vor zufrieden.



Soundtechnisch gibt es auf „Resilient“ definitiv Unterschiede zu „Shadowmaker“. Hast du da etwas anders gemacht?


Natürlich merkt man, dass ich das zweite Mal mit demselben Produktions-Team zusammengearbeitet habe. Es ist natürlich klar, dass man sich weiterentwickelt und von bisher gemachten Sachen lernt. Hier und da probiert man dann auch etwas anderes aus. Da ergeben sich natürlich Neuerungen. Es wäre auch peinlich, wenn zwei Platten komplett identisch klingen würden. Da lege ich auch sehr viel Wert drauf. Eine Platte entsteht auch immer in einem gewissen Umfeld und aus einem bestimmten Gefühl heraus.


Du sagtest ja, dass die letzte Scheibe spontan bzw. ungeplant war, „Resilient“ jedoch war eine geplante Sache. Wie ging es dir da beim Songwriting usw.?


Komischerweise, eigentlich sehr ähnlich. Ich hatte zwei oder drei Titel schon geschrieben gehabt, also bevor ich noch GIANT X gemacht habe. Die waren zwar noch nicht komplett fertig, aber als Ideen liegen. Als ich dann nachher mit dem eigentlichen Songwriting begann, ging alles eigentlich sehr schnell. Da kam auch sofort die Idee zu „Soldier Of Fortune“, da hatte ich die Ideen in ca. fünf Minuten beieinander. Ich hab sie dann schnell aufgenommen, damit ich sie nicht vergesse. Und das obwohl ich gerade an einem anderen Song gearbeitet habe. In den nächsten paar Tagen entstanden zwei-drei weitere Stücke auf eine ähnliche Weiße. Das waren „Bloody Island“ und „The Drift“. Dann hatte ich ja schon die Hälfte der Platte fertig. Da hat sich dann auch schon die Richtung gezeigt, in welche sich das Ganze entwickelt. Das kann man nicht planen oder forcieren. Man muss das einfach für sich nutzen. Die Ideen waren schnell da, dann habe ich natürlich noch wochenlang an den Demos, Texten und weiteren Details gearbeitet.


Ich höre auf der Platte viel mehr Verweise auf ältere Tage, außerdem klingt das Album trotz allem sehr frisch und ungezwungen…


Ich kann das persönlich nicht planen. Ich kann mich nicht hinsetzen und sagen, ich will einen Song schreiben, wie früher – da würde Müll dabei rauskommen. Entweder ist die Idee da und kommt spontan. Nachher kann man dann vielleicht sagen, der Song hätte auch da und da drauf passen können. Alles andere würde auch keinen Sinn, man darf sich da nicht zu was zwingen.


Hast du denn Lieblingssongs auf der Platte – nicht nur musikalisch, sondern auch aus anderen Gründen?


Natürlich. „Soldier Of Fortune“ war ein Song, der sehr schnell da war. Ich hab ja alles schnell aufgenommen und bei „Bloody Island“ weitergemacht. Aber als ich mich dem dann wieder widmete, ist mir aufgefallen, dass ich die Ideen, die ich aufgenommen habe, bereits das Arrangement bildeten. Als ich dann alles fertig aufgenommen hatte und den Text fertig hatte, war da so ein besonderes Gefühl, dass das ein Klassiker werden könnte. So ein gefühl hatte ich damals auch bei „Under Jolly Roger“ oder „Conquistadors“.



Hattest du bei den Texten eine gewisse Linie drinnen oder kam das alles spontan beim Schreiben der Songs?


Das ist sehr unterschiedlich. Manchmal habe ich schon ein paar Sätze oder Phrasen im Kopf. Da gibt es meist schon Titel bei der Entstehung. Bei „Crystal Gold“ ist der Text erst nachher entstanden. Da habe ich zufällig in den Nachrichten gesehen, dass sie nun wieder vorhaben das Trinkwasser zu privatisieren. Da kam dann die Idee zum Text.




Mit „Bloody Island“ greifst du wieder das Piraten-Thema auf. Es gibt zwar nicht mehr so viele Texte in die Richtung wie früher, aber könntest du dir RUNNING WILD auch komplett ohne vorstellen?


Sicherlich. Wir konnten das ja auch – vielen ist gar nicht aufgefallen, dass es auf der „Blazon Stone“ gar keinen Text zu dem Thema gibt. Ich fühle mich da nicht dazu gezwungen es zu machen. Wenn ich eine Idee habe, mach ich das, wenn ich andere besser finde, dann mach ich das nicht. Ich habe nie festgelegt, dass ich das machen muss. Insofern limitiere ich mich da nicht.


Du siehst ja RUNNING WILD schon länger als eine Art Solo-Projekt. Soll das so bleiben, oder könnte es wenn es wirklich passt und du die richtigen Leute hast, eine klassische Band werden?


Definitiv nicht. Das hat sich ja in Schritten entwickelt, denn das war ja nicht geplant oder gewollt. Die letzte richtige Besetzung bestand auch schon aus bezahlten Musikern, die pro Show und Platte bezahlt wurden. Auch da war es schon eine Art Solo-Geschichte. Als dann der letzte dieser Besetzung gegangen ist, war klar, dass es auch so bleiben wird. Ich genieße nun die Vorzüge dessen und sehe auch keinen Sinn es wieder umzudrehen.


Die Songs auf der neuen Platte sind also zu 100% von dir, oder gab es da irgendeinen externen input?


Nein, nein. Die Songs schreibe ich komplett alleine. Pete hat ein paar Gitarrensoli gespielt, weil er Teil des Produktionsteams war. Die Ideen selbst dazu kamen zwar von mir, er hat sie dann für sich ausgearbeitet.


Wie sieht es eigentlich mit Tour-Aktivitäten für nächstes Jahr aus?


Tourneen wird es definitiv nicht geben, aber ich werde nun die Festival Angebote durchgehen und da werden wir sehen, was wir machen können.


Kurz noch zu GIANT X. Wie ist das Ganze eigentlich entstanden und kommt da noch was?


Entstanden ist das eigentlich so, dass Pete unheimlich viele Sachen für Verlage. Da wird dann was von ihm angefordert. Da brauchte er für einige Sachen ein paar Texte und hat gefragt, ob ich Bock drauf habe diese zu schreiben und das habe ich dann auch gemacht. Das hat der Verlag dann gehört und war begeistert. Die wollten, dass wir da unbedingt was machen sollten. So entwickelte sich das alles. Ob wir eine zweite Platte machen steht aber noch nicht fest.




Was inspiriert dich nach so langer Zeit als Musiker noch alles?


Tausend verschiedene Sachen. Wenn man ein Buch liest, die Nachrichten sieht oder einfach beim Gitarre spielen. Es gibt so viele Möglichkeiten wie ein Song entstehen kann.



www.running-wild.de

Autor: maxomer

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Beitrag vom 04.11.2013
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