Thrash Metal ist ein Genre, das eigentlich so ziemlich jedem Fan der extremen Klänge Spaß macht. Mittlerweile gibt es auch hier zig Unterkategorien. Die Genregrößen experimentierten in der Vergangenheit immer mal wieder und viele junge Bands versuchten den Sound zu modifizieren, aber irgendwie wird es dann doch immer wieder "Old-School". Die Deutschen Thrasher GODSLAVE pfeifen auf Experimente oder modernes Zeug und konzentrieren sich auf die reinste Form des Thrashs, da gelten sowohl die BayArea und New York, als auch die deutsche Szene als Einfluss. Dass das aber noch nicht alles ist, erfuhren wir im Interview mit Bernie, der sich offen und redselig zeigte.

Hi Bernie, was läuft bei euch gerade so?

Hi Max, am heftigsten läuft derzeit unsere gemeinsame Tour mit ERADCIATOR unter dem Namen WANTED – Thrashed and Alive, spiel mir das Lied vom Thrash! :)
Außerdem haben wir am 27. September unsere neue Platte „In Hell“ veröffentlicht und genießen erst mal, dass wir das gepackt haben. hehe

Euer neues Album nennt sich „In Hell“ – wie seit ihr auf den Titel gekommen?

Die Titel unserer Alben beschreiben immer genau die Zeit der Entstehung der Songs! Bei „Bound Vy Chains“ waren das die sehr mageren SLAVERY Jahre, die uns im Laufe der Zeit wie eine Zeitverschwendung vorkamen, aus denen wir uns aber erst spät „befreien“ konnten. Wir fühlten uns quasi gefesselt.
„Out Of The Ashes“ hingegen beschreibt die Aufbruchsstimmung, in der wir uns befanden, als wir dann die neue Band GODSLAVE gegründet haben. Alles fühlte sich frisch an und wir hatten viel Energie und Power, eine Neugeburt aus der Asche der alten Band.
Beim Songschreiben zu „Into the Black“ merkten wir langsam, was es bedeutet, so viel Zeit und Energie in eine Band zu investieren, und dass dadurch andere Bereiche des Lebens nur noch nebenbei laufen können. Da fühlte man sich in eine schwarze, unsichere Zukunft gezogen. „In Hell“ wiederum bezeichnet die für die Band mit Abstand schlimmste Zeit in den 5 Jahren des Bestehens. Thommy (Sänger) bekam bereits während der „Into The Black“-Zeit Stimmbandprobleme, die sich zu unserer Tour im Herbst 2011 extrem ausweiteten. Es wurde eine schwere Stimmbandentzündung diagnostiziert. Da befand sich die Band von einen auf den anderen Tag in einem Schockzustand, der lange anhielt. Wir wussten einfach nicht, wie wir weiter machen sollen und ob es überhaupt weiter geht. Diese Zeit kann man am besten mit „in der Hölle“ bezeichnen. Unsere Alben-Titel erzählen also immer die Geschichte der Entstehungszeit.

Wenn man das Album nun hört, möchte man meinen, ihr seid dieser Hölle souverän entkommen. Wie zufrieden seid ihr mit dem Ergebnis und den Reaktionen?

Mit dem Album selbst sind wir zu 100% zufrieden! Es ist ganz genauso geworden, wie wir es geplant und erhofft hatten. Da gibt’s gar nix zu meckern :)
Zumindest nicht auf unserer Seite hehe. Viele Reviews haben den gleichen Unterton: „In Hell“ ist ein super Thrash Album, aber man hat alles schon mal gehört und es fehlt ein neues, innovatives Element. Verneinen kann ich das per se nicht, aber ich muss dann doch mal die Frage an alle Thrasher da draußen stellen, wer zum Geier tatsächlich Interesse an Innovation im Thrash Metal hat? Klar, ich will auch nicht die X-te Kopie von „Kill‘ Em All“ hören, aber ich will auch keinen Mist wie „Endorama“ (KREATOR) in meinem Player haben. Ich würde mal behaupten, dass wir keine Kopie anderer Bands sind, wenn wir in unserem Stil auch nichts „Neues“ bieten. Das hatten wir aber auch nie vor.
Die Reaktionen unserer Fans sind allerdings sehr einig: bisher genießen wir einen regelrechten Begeisterungsstrom, das tut sehr gut! Und jetzt rate mal, was uns mehr interessiert, Presse oder unsere Fans haha.

Ihr hattet einen ganz amüsanten sowie kurz schockierenden Video-Teaser online – wie kam es zu dieser Idee?

Hehe, ja, schockierend stimmt wohl, einige Leute waren erst etwas erbost *g*
Es kam sogar soweit, dass ein paar das Video frühzeitig ausmachten und dann einen Shitstorm los ließen. Die konnten aber dann schnell beruhigt werden.
Die Idee kam uns als großes Finale unseres Day One-Projektes. Wenn ich euch das jetzt alles niederschreiben würde, wären die Seiten voll und ich hätte verknotete Finger. Am besten ist es, ihr schaut euch die kurzen Videos einmal im Netz an und urteilt selbst:

www.youtube.com/playlist?list=PLX6Fjl_qbcJFS0lhsKJaMn3qtYmUNlzwr

Auch der Holz-Hack-Teaser und der erste Video-Clip sind sehr kreativ. Wer hat diese Ideen, sieht oft nach spontaner Schnaps-Idee aus.

Vielen Dank, das hört man gern!
Man macht sich ja immer so seine Gedanken, wie man eine Veröffentlichung am besten bewerben kann und irgendwie kamen wir dann auf die Idee, etwas völlig anderes zu machen, als die üblichen todeslangweiligen Videos, die man an jeder Ecke sieht. Ich glaube, das ist uns geglückt hehe. Da wir an der Musik und an allem, was wir tun, eine Menge Spaß haben, kommen wir ab und an auf solche völlig überdrehte Ideen.
Die Idee zum „Here Comes The Crew“ Video kommt daher, dass der Song für und über unsere Fans geschrieben wurde. Der Song ist unser Dankeschön für all die Unterstützung, die uns in schlimmen Zeiten (Stimmbandprobleme etc.) moralisch über Wasser gehalten haben. Ohne die großartige Unterstützung unserer Fans gäbe es GODSLAVE vielleicht gar nicht mehr. Da lag die Idee nahe, dass die Slavecrew (wie wir unsere Fans liebevoll nennen) auch bestimmt, wie das Video auszusehen hat! Jeder durfte Clips einschicken und daraus ist ein sehr amüsantes und schrilles Video entstanden.

Wo seht ihr die Unterschiede zu den Vorgängern, sowohl musikalisch als auch von der technischen Seite (Produktion, Aufnahmen, Songwriting usw.)?

Auf technischer Ebene hat sich nicht viel geändert. Wir haben wieder mit Phil Hillen in seinem SU2 Studio aufgenommen. Phil gehört mittlerweile quasi zur Band und er weiß ganz genau, wie er mit uns umgehen muss, dass das Beste rauskommt am Ende!
Dieses Mal war es uns am aller wichtigsten, einen sehr natürlichen, ECHTEN Drumsound hinzubekommen. Ich hasse es einfach abgrundtief, dass heute auf Platte kaum noch ein Schlagzeug klingt wie es eigentlich klingt. Hör dir zum Spaß mal einige neuere Scheiben von OVERKILL oder ONSLAUGHT an (beides Bands, die wir alle sehr schätzen und mögen) und dann geh mal in einen Proberaum und stell dich neben das Schlagzeug. Da passt NICHTS zusammen! Das sind zwei völlig verschiedene Klangwelten! Und das finde ich einfach schade! Es ist JEDER Band möglich, einen guten, echten Sound zu schaffen, wenn man sich nur entsprechend anstrengt! Aber das tut niemand. Es muss alles ultra fett klingen und hey, wenn man die Becken nicht hört und die Snare komplett komprimiert ist, was solls…
Das wollten wir vermeiden und wir sind sehr zufrieden mit unserem Sound!
Vom Songwriting her hatten wir uns nur eine kleine Vorgabe gemacht: einfach mal Songs schreiben, die nicht NUR brutal schnell sind :)
Wir haben live gemerkt, dass wir kaum mal einen groovigen Song zur Verfügung haben, sondern die Leute nur zuballern mit Geschwindigkeit. Da war es an der Zeit für ein bisschen Groove. Aus der Überlegung heraus sind dann Songs wie „New Blood“, „Freedoom“ und „I Am Legion“ entstanden.

Ihr seid ganz klar im Genre Thrash Metal zu Hause, welche Sparte davon seht ihr als größten Einfluss – New York, Bay Area oder die Ruhrpott-Fraktion?

Das kann ich dir nicht so ohne weiteres beantworten. Wir sind da sehr breit gefächert und haben eigentlich aus allen Bereichen Einflüsse in uns. Auch gerade aus Kanada mit ANNIHILATOR, von melodischen Bands wie SAXON oder MERCYFUL FATE (auch wenn man das nicht unbedingt hört). Wir fühlen uns genauso beeinflusst von EXODUS wie auch von KREATOR, da machen wir auch keine Unterschiede. Ich z.B. bin ein fanatischer DEEP PURPLE und STATUS QUO Fan, höre aber auch liebend gerne Bands wie WARBRINGER oder HAVOK. Zugegeben: keine Ahnung, was uns im Endeffekt wirklich beeinflusst haha.

Wovon handeln eure Texte?

Wir setzen uns da keine Grenzen. Meyer und ich sind seit jeher alleine für die Texte verantwortlich und wir nutzen diese Gelegenheit natürlich sehr gerne, Themen zu besprechen oder zu verarbeiten, die uns in irgendeiner Weise berühren, nahe gehen oder beschäftigen. Auf „In Hell“ haben wir ja mit „Here Comes The Crew“ zum ersten Mal einen Text über unsere Fans geschrieben, der meiner Meinung nach auch gerade deshalb heraus sticht. „New Blood“ hat die Ambivalenz zum Thema, die jeder irgendwann spürt, der eine ganz besondere Leidenschaft hat, die er nicht kontrollieren kann. Wir vergleichen das damit, ein weiteres Organ (ein zweites Herz z.B.) zu haben, das ein anderer Mensch eben nicht hat. Deshalb versteht jemand ohne dieses zusätzliche Organ im Körper auch nicht, was in einem vorgeht. Dieser Drang, etwas zu tun und alles andere dafür zu riskieren. Das hört sich jetzt sehr nach Triebtäter an, gebe ich zu - haha. Es geht aber um die Leidenschaft, Musik zu machen und sich selbst dafür im Leben bewusst sehr viele große Steine in den Weg zu legen. Ohne diese Leidenschaft, dieses Organ, wären viele Dinge schlicht einfacher! Aber wie es mit einem Organ nun mal ist: wenn es nicht mit Blut durchströmt wird, geht man zwangsläufig ein. Man hat einfach keine Wahl! Es ist natürlich was wunderschönes, wenn man dieses Besondere hat, aber es ist nicht immer leicht.
"S.O.S." dreht sich um das Thema, dass Menschen immer nach jemandem oder etwas suchen, das sie führt (siehe das GODSLAVE Gesamtthema) und die Frage ob es nicht vielleicht doch besser wäre, sich manchmal Entscheidungen abnehmen zu lassen und das Denken einzustellen. „Not Saved But Avenged“ dreht sich dagegen um die Avengers, soviel Spaß muss sein :)

Wer sind eigentlich immer diese Kerle auf den Artworks?

Das ist ein einziger Kerl, nämlich unser Bandmaskottchen Horst.
Der arme wird von uns ziemlich fertig gemacht, aber der hält das aus! Horst ist hart im Nehmen haha. Die Figur stammt von unserem Artwork-Gott Jim Svanberg aus Schweden, der bisher all unsere Artworks angefertigt hat. Das Cover zu „Bound By Chains“ haben wir fertig von ihm erstanden und danach hat er alle weiteren speziell für uns angefertigt.
Horst hat keine Ohren, keine Nase, keine Augen und keinen Mund und außerdem ein Loch in der Brust, wo eigentlich sein Herz, seine Seele sein müsste. Er ist die Verbildlichung des Bandnamens GODSLAVE und drückt damit aus, dass Menschen bereit sind, alles aufzugeben, wenn sie nur jemandem folgen können. Wir begeben uns immer wieder in extreme Abhängigkeiten, um unser Leben einfacher meistern zu können, um nicht immer denken zu müssen und Entscheidungen treffen zu müssen. Das ist eigentlich echt arm, aber ein Zeichen dafür, dass viele Menschen mit Freiheit nicht klar kommen und niemand kann sich davon freisprechen! Auch wir nicht. Wie alle sind Horst!
Besonders diejenigen, die auch noch Horst heißen :P

Wie siehts mit Tourdaten aus – kann man euch auch in unseren Landen bald erleben?

Wir sind derzeit auf Tour mit ERADICATOR noch bis Ende Dezember, schaut mal auf Facebook rein:

www.facebook.com/wantedtour

Was seht ihr so als persönliche Karriere-Höhe- und Tiefpunkte an?

Das ist recht einfach: Höhepunkte waren klar der Gig als einziger Support von ANTHRAX letztes Jahr (die Jungs zu treffen und vor über 1000 Leuten zu spielen) und das Dong Open Air 2013. Dort spielen zu dürfen war immer einer meiner Träume. Jetzt fehlt noch das Rock Hard, MELDET EUCH :D
Tiefpunkte waren eigentlich alle Besetzungswechsel, vor allem am Schlagzeug, wobei das wirklich jedes einzelne Mal zu einer klaren Verbesserung geführt hat - glücklicherweise.
Der absolute Tiefpunkt der Band-Karriere war die Zeit, in der wir aufgrund von Thommys Stimmproblemen nicht wussten, wie es weiter gehen soll. Das war tatsächlich genauso mies, wie es sich liest. Ich hoffe, dass uns ähnliches in Zukunft erspart bleibt.

Gibt es ein paar unterhaltsame Tour-Anekdoten und Stories?

Es gibt da eine Story von unserer Tour 2011, die wir immer wieder gerne erzählen (für mehr kann man uns gerne mal bei nem Gig anlabern, da ist noch einiges im Archiv hehe).
Kettersäch Festival 2011, wir mit Ersatzbasser Phil unterwegs, alle gut einen gebechert, Headliner DEBAUCHERY. Es ergab sich nun, dass besagter Phil von der DEBAUCHERY Bloodbitch auf die Bühne zum Tanz gebeten wurde. Es folgte eine Blut-Striptease Show der Sonderklasse mit extrem neidvollen Blicken vom Rest der Band.
Als Phil von der Bühne geleitet wurde, bekamen wir die News, dass er nun in einem nahen Gebäude duschen geht, mit der blutigen Dame!! Zumindest hatten wir das so wahrgenommen. Selbstverständlich duschten beide separat. Nun gut, im angetrunkenen Kopf versteht mans wie man will. Meiner einer hüpfte dann behände an die große Fensterwand des Gebäudes, wo wir unseren Basser beim Haareföhnen sahen. Unerwartet tauchte allerdings plötzlich ein Zaun vor mir auf, den ich gerade noch so überspringen konnte (sportliches Kerlchen). Ab an die Wand und Phil Faxen gemacht. So gut erging es unserem Meyer aber leider nicht. Der arme Kerle rannte mir hinterher, sah den Zaun noch später als ich und das Einzige was man von ihm hörte war ein „AAAARRGH“, gefolgt von schallendem Gelächter vom langsamen Thommy, der ihm folgte. Man muss wohl dabei gewesen sein, um sich drüber zu beömmeln, aber diese Geschichte erzählen wir bei jeder Gelegenheit, da die Kombi aus Alkohol, ner feinen Bloodbitch und dem „Frankener Zaunsturz“ einfach eine köstliche Erinnerung ist.
Seit dem Tag steht übrigens eine Bloodbitch als Forderung auf unserem Rider…

Was steht im kommenden Jahr alles für GODSLAVE an?

Wir werden im Januar langsam wieder ans Songwriting gehen und gegen Ende des Jahres das nächste Album aufnehmen. Wer uns 2014 live sehen möchte, soll uns doch einfach mal buchen: info@godslave.de!
Außerdem versuchen wir 2014 etwas zu realisieren, nachdem wir schon seit Jahre gefragt werden. Es ist schwarz und keine CD :D

Danke für deine Zeit und die unterhaltsamen Worte. Gibt es sonst noch etwas zu sagen?

Ich zitiere hier gerne eine mir gut bekannte Band, die einen treffenden Ausspruch etabliert hat gegen alle diejenigen, die einem aufn Sack gehen und der von jedem verwendet werden kann: 100% FUCK YOU! :)
Und besucht doch gerne mal unseren Shop, wir haben sehr schmucke Anziehsachen im Angebot: www.godslave.de/shop.