Interview mit DARKFALL - Hurra! Wir funktionieren wieder!
1995 in der Steiermark gegründet und seither in der österreichischen Metalszene mit mittlerweile sieben Veröffentlichungen präsent, dürften DARKFALL schon mal jedem untergekommen sein. Nun haben sie seit Mai 2013 ihr neues Album "Road To Redemption" am Start und steigen damit nach fast kompletter Bandneubesetzung wie Phönix aus der Asche. Verwunderlicherweise ist die Band auch erst jetzt bei einem Label (Noisehead Records) angekommen - warum es so ein langer Weg dahin war, was die neue DARKFALL-Ära für uns bedeutet und wie sie über das österreichische Musikbusiness denken - dazu haben wir Sänger Thomas Spiwak auf den Zahn gefühlt! Nach sieben Veröffentlichungen hat man ja schon eine gewisse Routine. Wie liefen die Aufnahmen zu eurem ersten „offiziellen“ Album? Trotz langjährigen Erfahrungen sind die Arbeiten im Studio immer wieder ein besonderes, aber leider auch etwas ungewisses Unterfangen. Man weiß grundsätzlich nie was passieren wird und prinzipiell läuft zumindest bei uns immer etwas schief. Auch bei den Aufnahmen zum neuen Album „Road To Redemption“ galt es wieder einige Hürden zu nehmen, da speziell bei den Gitarrenaufnahmen die Technik streiken sollte und die Gesangsaufnahmen aufgrund einer Erkrankung für mehrere Wochen unterbrochen werden mussten. Solche unvorhergesehenen Dinge bringen einen Zeitplan natürlich arg durcheinander und zum Ende hin kehrte schon etwas Hektik bei den beteiligten Personen und uns Bandmitgliedern ein. Schlussendlich konnten jedoch alle Termine gehalten werden und es war für mich persönlich doch eine ziemliche Erleichterung, als die Aufnahmen endlich abgeschlossen waren.Was könnt ihr über die Lyrics und das Songwriting erzählen? Nachdem es im Vorfeld der Veröffentlichung einige Besetzungswechsel gab, standen wir zu Beginn des Jahres 2012 mal wieder bei null und vieles musste verworfen und umgeschrieben werden. Die Rückkehr zweier Ex-Bandmitglieder, Sascha Ulm und Markus Seethaler, vereinfachte zwar einiges, dennoch war es kein leichtes Unterfangen in nur wenigen Wochen ein komplettes Album zu schreiben und arrangieren. Der Zeitdruck resultierte aus der Tatsache, dass wir einfach keine Zeit mehr verschwenden und definitiv 2013 mit neuem Material am Start sein wollten. Das Songwriting ging diesmal auch sehr schnell von Statten und jeder wusste, was seiner Instrumentalisierung entsprechend zu tun ist. Die Songs sind trotz individueller Grundgerüste Gemeinschaftsprodukte geworden und mein Hauptanteil waren eben die Gesangslinien und die dazugehörigen Texte, welche im Zusammenhang mit dem Albumtitel ein Konzept über das Leben und den Tod behandeln. Jeder Song ist zwar textlich in sich geschlossen, ist aber Teil des Ganzen und beschreibt eine einzelne Art des Sterbens. Der Titel des Albums ist „Road to Redemption“ – was wollt ihr damit aussagen? Ist es der „Weg der Erlösung“ für die Hörer oder für euch? ;-) Der Albumtitel ist als Metapher für das Leben als unwegsame Straße bis hin zum Tod als endgültige oder diesseitige Erlösung zu sehen. Niemand weiß was einen nach dem Tod wirklich erwartet. End- oder Zwischenstation? Jeder von uns hat diesen Weg zu beschreiten, dennoch ist es ungewiss wie die jeweilige Erlösung aussehen wird. Manche entscheiden selbst über die Art und Weise ihrer Erlösung, andere überlassen es lieber dem Zufall oder gar einer Bestimmung. Vieles ist offen und verführt zur Spekulation. Unser Ziel war es einfach eine Art Gesamtkonzept zum Thema Leben und Tod abzuliefern und verschiedene Aspekte des Sterbens aufzubereiten. Gibt es eine bestimmte Inspirationsquelle? Auf das lyrische Konzept bezogen gibt es verschiedenste Inspirationsquellen und man kann sich nur bedingt vor alltäglichen Weltgeschehen verschließen. Aber auch historische Begebenheiten, fiktive Geschichten und persönlichen Erfahrungen dienten als Vorlagen und wurden in den Texten beschrieben und verarbeitet. Jeder muss sich irgendwann mit dem Thema Tod direkt oder indirekt auseinandersetzen und wird seine Erfahrungen diesbezüglich machen. Es ist nur eine Frage des Zeitpunkts. Seit eurer letzten Veröffentlichung "Through Fiery Times and Beyond" sind fünf Jahre vergangen, obwohl es ja "nur" eine Zusammenstellung (ich glaube in Form von Neuaufnahmen) bereits veröffentlichter Songs war. Das letzte wirklich neue Material liegt bereits sieben Jahre zurück. Das sind jetzt zwar noch kein GUNS N' ROSES-Dimensionen, eine ziemlich lange Zeit ist es trotzdem. Was war der Grund für diese Pause? Seit 2005 hatte DARKFALL leider immer wieder mit mehr oder weniger umfassenden Besetzungswechseln zu kämpfen und diese machten ein kontinuierliches Arbeiten leider unmöglich. Immer wieder gab es Personen, welche nach der Fertigstellung von neuem Material oder kurz vor dem Studiotermin aus verschiedensten Gründen die Band verließen und der Rest der Band stand aus rechtlichen und personellen Gründen wieder am Anfang und mussten sich neu orientieren. Du kannst mir glauben, dass solche Begebenheiten eine Band durchaus an den Rand der Existenz bringen können. Wir fanden zwar immer recht schnell Ersatz, aber man steht quasi auch wieder beim Anfang. Mich stört unsere Veröffentlichungspolitik der letzten Jahre mehr als jeden anderen und ich hoffe, dass dies nun alles endlich der Vergangenheit angehört und die neue Besetzung endlich über mehrere Jahre konstant bleibt und kontinuierlich neues Material veröffentlichen kann.Auf eurer Facebook-Seite heißt es, dass dieses Album für euch einen Schritt in eine neue Ära bedeutet. Was kann man darunter verstehen?Dass das neue Line-Up für die Zukunft und eine neue und hoffentlich auch erfolgreiche Ära der Band DARKFALL steht. Ich habe den Eindruck, dass nun wieder jeder bei DARKFALL weiß, was er abzuliefern hat und versteht, dass wir nur zusammen etwas erreichen können. Mit der neuen Mannschaft soll nun endlich Schluss sein mit der Veröffentlichungsarmut und halbgaren Sachen. Wir wollen wieder vorankommen und wenn es läuft, können hoffentlich auch die Fans unsere Arbeit wieder honorieren. Mir ist durchaus bewusst, dass in den letzten Jahren bei uns einiges schief lief und wir es auch unseren Fans nicht wirklich einfach machten hinter DARKFALL zu stehen. Aber wir haben es kapiert dass wir endlich unseren Arsch hochkriegen und kontinuierlich gute Arbeit abliefern müssen. Wie kam es dazu, dass ihr jetzt bei Noisehead Records unterschrieben habt? Schon bevor die Aufnahmen zu „Road To Redemption“ abgeschlossen waren, setzten wir es uns als Ziel bei einem österreichischen Label unterzukommen. Für uns war es als österreichische Band einfach logisch unser Debütalbum auch auf einem österreichischen Label zu veröffentlichen, um so eine sinnvolle Promotion und auch einen guten Vertrieb in Österreich gewährleisten zu können. Mit diesem Hintergrund haben wir drei österreichische Labels kontaktiert und zwei boten uns einen Vertrag an. Nach gründlicher Abwägung haben wir uns dann schließlich für Noisehead Records entschieden. Was erwartet ihr euch von der Veröffentlichung über dieses Label? Wir wollen den Namen DARKFALL wieder kontinuierlich aufbauen und natürlich auch an alte Erfolge anschließen. Dafür ist eine gute Promotionarbeit erforderlich und wir hoffen, dass dies durch ein gutes Label gegeben ist. Der Name DARKFALL soll wieder ins Gedächtnis der Leute gerufen werden und wieder ein Garant für Qualität werden. Eine professionelle Veröffentlichung über ein renommiertes Label mit einem guten Vertriebsnetz war für uns nun der erste Schritt und hoffentlich werden noch viele weitere Schritte folgen. Von der musikalischen Qualität her hätte ja spätestens nach "Firebreed" ein Label zugreifen müssen. Wollten die Plattenfirmen zu der Zeit nur Bands aus den Bereichen Black und Gothic Metal unter Vertrag nehmen, oder waren einfach die Konditionen so schlecht, dass ihr Angebote abgelehnt habt? Es gab damals mehrere Angebote, nur sagen wir es mal so, wir waren zu dumm und unerfahren um hier richtige Entscheidungen zu treffen. Die Ansichten innerhalb der Band differenzierten hier mehr und mehr und schlussendlich kam es dann 2005 auch zum ersten großen Split. Für DARKFALL war dies damals ein ziemlich herber Rückschlag und um ehrlich zu sein, hat es auch bis Anfang 2012 gedauert bis sich die Band zu 100% davon erholen sollte. Es gab zwar auch danach sehr gute Erfolge, aber erst jetzt habe ich wieder das Gefühl, dass DARKFALL wieder vollständig ist. Wo meint ihr würden DARKFALL heute stehen, wenn man schon damals bei einem der größeren Metal-Labels untergekommen wäre? Um ehrlich zu sein, kann ich diese Frage nicht beantworten. Vielleicht wären wir größer, vielleicht würde die Band auch nicht mehr existieren. DARKFALL existiert nun seit mehr als 18 Jahren, spielte Tourneen und Konzerte im In- und Ausland und durfte schon so einiges erleben. Vielleicht wäre mehr drinnen gewesen, aber wir können auf das Erreichte durchaus stolz sein. Es wurde eine gute Basis gelegt, jetzt wollen wir darauf aufbauen und noch weiter nach oben kommen. Wie sehen die Pläne für die nahe Zukunft aus (Tour usw.)? Wir werden 2013 nach mehrere Konzerte im In- und Ausland spielen, um so unser neues Album auch livetechnisch bewerben zu können. Wir sind gerade dabei mit unserer Booking Agentur Catapult Promotion ein Konzept für die nächsten Wochen und Monate zu erarbeiten und 2014 werden wir sicher nicht untätig bleiben. Welche andere Band hat den größten Einfluss auf eure Musik? Was hört ihr privat gerne? Natürlich gibt es indirekt immer wieder Einflüsse von außen, aber wir sitzen jetzt nicht im Proberaum und besprechen wie diese oder jene Band klingen zu wollen. In diversen Reviews werden wir mit unterschiedlichsten Bands verglichen, von daher scheinen wir ein großes Spektrum abzudecken und viele Leute anzusprechen. Wir versuchen einfach die Musik zu schreiben hinter der wir stehen und dies wird auch in Zukunft so bleiben. Es ist unser Anspruch uns selbst treu zu bleiben und den Brückenschlag zwischen Old-School und neuen Entwicklungen zu meistern. Im österreichischen Musikbusiness ist es nicht wirklich leicht sich als Band zu etablieren. Wie seht ihr das? Was könnte man verbessern? Jede Band muss dies für sich selbst entscheiden. Professionelle Arbeit ist mitunter ein Hauptknackpunkt um erfolgreich sein zu können. Ein weiteres Manko ist jedoch auch die Wertigkeit im eigenen Land. Mir ist in letzter Zeit aufgefallen, dass österreichische Bands im eigenen Land nicht wirklich etwas wert zu sein scheinen. Egal ob bei Fans, Labels, Veranstaltern oder Medien. Irgendwie fehlt es hier an der Wertschätzung der eigenen Bands. Beispiele gibt es hier genügend. Nur so zum Nachdenken. Gerade vor kurzem besuchte ich eine Metal-Show in Wien mit einer österreichischen Band als Opener, welche die internationalen Tour-Bands massiv an die Wand spielte. Was war der Dank? Wenig Publikum vor der Bühne und noch weniger Applaus. Die Bands aus dem Ausland, welcher meiner Meinung nach weitaus schlechter waren, wurden wenig später abgefeiert wie Helden. Warum ist dies so? Auch auf Festivals müssen sich einheimische Bands immer wieder mit schlechten Spielzeiten und wenig Publikumszuspruch begnügen. Es wäre wünschenswert wenn es hier ein Umdenken bei Fans, Labels, Medien und Veranstaltern gäbe und österreichische Bands im eigenen Land wieder etwas mehr Anerkennung und Unterstützung finden würden. Vielleicht ist es so möglich auch wieder mehr einheimische Bands als die üblichen Verdächtigen international zu etablieren. Ihr blickt mittlerweile auf eine lange Bandgeschichte zurück, gibt es etwas, dass ihr gerne anders gemacht hättet? Natürlich gibt es Dinge, welche man im Nachhinein anders machen würde, aber im Endeffekt können wir für unsere bewegte Geschichte auch dankbar sein. Sicher gab es immer wieder Tiefpunkte, aber gerade aus diesen Erfahrungen kann man viel lernen und wir sind immer wieder aufgestanden und positionierten uns neu. Wir sind hier um aus unserer eigenen Geschichte zu lernen und uns an der Zukunft zu orientieren. Wir sind hoffentlich noch nicht am Ende unserer Straße angelangt und wollen die Fans da draußen erneut von uns überzeugen. Wir sind wieder auf einem guten Weg und unser Ziel ist es und als Musiker und Band stetig weiterzuentwickeln. Und dabei kann einem die Vergangenheit durchaus auch behilflich sein. Wenn man sich die Liste der ehemaligen DARKFALL-Musiker so ansieht fällt auf, dass diese sehr umfangreich ist. Wie lässt sich diese Fluktuation im Lineup erklären? Es gab viele Gründe warum Musiker bei DARKFALL kamen und auch wieder gingen. Nur selten gab es wirklich böses Blut und mit vielen der ehemaligen Mitstreiter verstehe ich mich nach wie vor sehr gut und man vergisst mit der Zeit. Alles musste so kommen wie es kam und es ist an der Zeit nach vorne zu blicken. Was macht euch als Band aus? Warum soll man euer Konzert besuchen? Ich könnte Dir jetzt hier irgendeinen Bullshit erzählen von wegen wir sind die Reinkarnation von Metal, aber das lasse ich jetzt mal bleiben. Lieber versichere ich Dir oder euch, dass DARKFALL nun wieder als Band funktioniert und sowohl live als auch anderswo wieder top motiviert zur Sache geht und immer alles geben wird. Ob alles so aufgeht wie wir es uns erhoffen kann ich nicht versichern, aber ich kann versprechen, dass wir alles geben werden und uns unserer Verantwortung gegenüber den Fans durchaus bewusst sind. Danke für das Interview!Wir haben für die Unterstützung und das Interview zu danken und checkt mal unser neues Album „Road To Redemption“. Es wird euch nicht enttäuschen! www.darkfall.at
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