Interview mit WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER - Mit Sport in den Tag anstatt sich mit Kindernliedern in den Schlaf zu wiegen


Butterbrote auf der Bühne, Goldkinder im CD-Regal und Kinderlieder from Hell - WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER machen es möglich. Zwar sind Kinderlieder nun Geschichte und der Sound der Band hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt, aber die deutsche Truppe klingt 2013 stärker denn je. Drummer Can Özgünsür erzählte uns mehr.


Hi, wie geht es euch und was tut sich zurzeit in der Band?


Hi! Uns geht es super und wir sind gerade viel am Touren!
Morgen fahren wir auf unsere erste USA Tour und da sind wir schon sehr gespannt drauf!





Was wollt ihr mit dem Titel “Goldkinder” aussagen? Meint ihr euch selbst damit bzw. eine Beweihräucherung euer selbst bezüglich der guten Leistung auf dem Album? ;)


Das könnte man in der Tat denken, so ist es aber nicht. Es sollte ein Wort sein, das die Emotion des gesamten Albums widerspiegelt. Es besteht aus zwei Wörtern, die das in sich vereinen. Gold weckt in einem die Emotionen von hell, selten, hochwertig, erwachsen. Kinder steht für etwas, das heranwächst, ein neues Leben wird geboren, das Licht der Welt erblicken und abenteuerlustig sein. Die Kombination beschreibt perfekt unser neues Album.



Wie sind der Albumtitel und das Cover-Artwork miteinander verbunden?


Das Bild auf dem Cover entstand eher zufällig, noch bevor es den Albumtitel gab. Wir hatten mal wieder ein Fotoshooting selbst organisiert und wollten versuchen, wie weit wir uns noch ausprobieren konnten. So haben wir neben vielen Sachen auch Bodypaintings ausprobiert. Als Paul (auf dem Cover) eine Pause auf einer Bank machte, zückte eine Freundin, die auch das komplette Artwork gemacht hat, ihre Polaroidkamera, um den Moment einfach festzuhalten – es war perfekt! Das Bild kam aus dem Apparat und wir wussten sofort, dass dies unser Cover werden soll.
Das Cover gibt dem Titel nun etwas Düsteres und das macht es für uns gleichzeitig interessanter. Albumtitel und Artwork stehen im Kontrast, da man wahrscheinlich an ein anderes Artwork denken würde, wenn man den Titel "Goldkinder" hört. Sobald man beides in Kombination sieht, weckt es die Neugier dafür, was dahinter steckt.




Was könnt ihr mir über die Texte erzählen. Manche wie z.B. "Meine Brille" oder "Super Heiß Ins Trommelfell (s.h.i.t.)" muten schon etwas merkwürdig an, aber vl. ergeben sie mit etwas Kontext mehr Sinn?


Jeder der Songs, der es auf "Goldkinder" geschafft hat, bedeutet etwas Besonderes für uns. Die beste und mysteriöseste Geschichte bietet wohl 'Kind im Brunnen': In dem Song geht es um eine alte Sage, in der ein Brunnen tief im Wald von tausenden Händen gemauert wurde. An jedem Vollmond ertönt eine Melodie aus diesem Brunnen, der Kinder anlockt. Es stellt sich heraus, dass diese Melodie selbst von einem Kind gesungen wird, das vor langer Zeit davon angelockt wurde und nun im Brunnen gefangen ist. Es kann nur entkommen, wenn ein anderes Kind angelockt wurde und dessen Platz ersetzt.
Wir schreiben also weiterhin unsere eigenen Geschichten und Märchen. Daneben gibt es aber auch einfach nur lockere Texte wie z.B. bei 'Super Heiß ins Trommelfell'.
Aber auch beim Song 'Meine Brille', der textlich sehr locker beginnt, gibt es eine Wandlung, die das Ganze als tragische Metapher dastehen lässt. Zu Beginn denkt man, dass um einen Typen geht, der sich eine Brille gekauft hat um damit besser bei den Frauen anzukommen. Später erfährt man dann, dass die Brille nur als Metapher für eine rosarote Brille genutzt wurde und er keine Liebe mehr spüren beziehungsweise sehen kann, weil seine metaphorische Brille einen Sprung hat.
Der Gesang und die Texte haben auf diesem Album einen viel höheren Stellenwert als zuvor.





Wie unterscheidet sich die Produktion vom neuen Album zu euren Anfängen?


Im Prinzip hat sich nichts Wesentliches geändert. Wir schreiben immer noch alle Songs selbst und nehmen diese auch selbst auf. Zusammen mit Marci, unserem Gitarristen, sind wir für das Instrumentale verantwortlich. Wir haben uns dabei perfekt ergänzt, da wir sehr unterschiedlich Musik komponieren. So konnten wir uns gegenseitig bremsen, aber auch voranbringen.



Gab es während der Produktion interessante Ereignisse, die ihr uns nicht vorenthalten wollt?


Wir haben alles bei Marci zu Hause aufgenommen und größtenteils auch geschrieben. Morgens haben wir Sport vor Fitness DVD's gemacht um wach zu werden und einen freieren Kopf für das Songwriting zu haben. Es funktioniert tatsächlich.



Wie erklärt ihr die Weiterentwicklung in eurem Sound?


Es hatte damals keinen Plan. Einfach losfahren und schauen wohin es geht. Dass es eventuell lustig war, war auch keine erzwungene Absicht. Es entstand einfach, da wir ganz normale Leute sind, die nicht einen auf Rockstar, böse oder blutig machen oder sonst etwas. Wir haben uns eigentlich immer nur gedacht, dass es doch wichtig sei, sympathisch zu sein - so wie in allen anderen Dingen auch.
Die Band hat jetzt für alle von uns natürlich einen ganz anderen Stellenwert und nimmt den Mittelpunkt unseres Lebens ein. Da ist es nur natürlich, dass man das Ganze auch selbst ernster nimmt. Anderenfalls wäre das wohl nur wenig authentisch, wenn man all seine Zeit und Herzblut in etwas steckt nur um einen Komiker vorzuspielen, der man gar nicht ist.


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Was hat euch dazu gebracht von den Core-Elementen etwas abzudriften und mehr Electro- und Industrial-Einflüssen zu verwenden?


Wenn man so viele tolle Erfahrungen macht, reift man natürlich auch menschlich und charakterlich - das wollten wir natürlich auch in diesem Album festhalten. Durch das Gefühl von Tempo und den Basiselementen der Musik, die auf dem Album viel besser zur Geltung kommen, haben wir auch eine ganz neue Härte für uns entdeckt. Man muss sich nicht mehr hinter schnellem Gefrickel verstecken, um irgendwas zu verstecken. Eigentlich ist es Rockmusik, die so “hart” wie Metal ist.



Was haltet ihr von den RAMMSTEIN-Vergleichen? Fluch oder Segen?


Mit Rammstein verglichen zu werden ist ja eigentlich eine Ehre, also an dieser Stelle schon mal ein Danke!
Der Vergleich wird vermutlich auch dadurch provoziert, dass unser Album vom Stefan Glaumann gemixt wurde. Der hat auch die Rammsteinplatten gemixt. Für die Songs sind wir allein verantwortlich, für den Sound er. Wir sind wirklich froh darüber, dass er Lust auf unser Album hatte, weil wir mit dem Ergebnis sehr zufrieden sind.
Aber nur weil das Tempo jetzt herunter geschraubt wurde und die Drums nicht mehr auf 200bpm Doublebass spielen, heißt das doch nicht, dass das gleich Rammstein ist.
Es gibt ähnliche Merkmale, aber in anderer Ausführung.
Da gibt es andere gute Bands, die viel viel mehr von Rammstein haben, aber die Hörerschaft
beschäftigt sich mit der Musik so weit, dass sie merken, dass es nicht nur ein Rammsteinabklatsch ist, sondern etwas eigenes. Powerriffs gibt es auch in anderen Musikrichtungen. Bei Coreband X beklagt sich komischerweise niemand, wenn da ein Aufbau ist, der sich in einen Breakdown auflöst, den Coreband Y schon 3 mal hatte, weil das ist man ja gewöhnt und das ist normal. Aber prinzipiell gibt es wesentlich Schlimmeres, als mit Rammstein verglichen zu werden.





Seid ihr von den Kinderliedern nun komplett geheilt, oder kommt da in Zukunft noch was auf uns zu?


Wir wollen uns keine Grenzen setzen und halten uns alle Möglichkeiten offen. Vielleicht kommt ja irgendwann wirklich wieder ein Kinderlied.
Aber wenn man mal realistisch bleibt ist das doch schon sehr unwahrscheinlich, weil die einfach durch sind und es uns auch nicht mehr reizt etwas zu machen, das wir schon mal gemacht haben. Das wäre zu einfach.




Wie kamt ihr überhaupt auf die Idee mit den Kinderliedern?


Als darüber nachgedacht wurde, was für Texte man für die Instrumentalsongs jetzt schreibt kam die Idee einfach Kinderlieder zu nehmen. Und es hat perfekt gepasst.
Die Kinderlieder wurden nicht genommen, weil es lustig ist, sondern weil es einfach perfekt gepasst hat. Die Texte hatten schon die perfekte Rhythmik. Der Flow war somit schon gegeben.




Wir haben euch ja am Tuska in Helsinki live erleben können, wie lief die Festival-Saison für euch?


Wir haben dieses Jahr das erste Mal auch mehr Festivals im Ausland gespielt und waren wirklich sehr froh darüber, dass es so gut angenommen wurde. Wir haben auch mehrere kleinere Festivals gespielt, die auch sehr viel Spaß gemacht haben!




Merkt man einen Unterschied, wenn man in nicht deutschsprachigen Ländern spielt? Was für eine Rolle spielt die deutsche Sprache bei euren Texten für euch?


Uns fällt auf, dass es in Deutschland sehr viele, unterschiedliche Musikszenen gibt, die auch nicht viel für einander übrig zu scheinen haben. In anderen Ländern, gerade z.B. in Ost- oder Südeuropa kommen die Menschen eher zusammen, um Musik gemeinsam zu feiern. Das spiegelt sich dann auch in den Konzerten wider. Wir hoffen, dass wir mit unserer Musik in Deutschland einige Grenzen überschreiten können und den Leuten die Angst in einem bestimmten Genre gebunden sein zu müssen, nehmen. Im Ausland können Fans teilweise auch alle Texte mitsingen. Das erstaunt uns immer wieder. Trotzdem sind es Deutschland natürlich wesentlich mehr, die die Texte mitsingen können, deswegen ist auf deutschen Shows meistens mehr Energie im Publikum, was aber nicht heißt, dass sie im Ausland nicht da ist. Da zeigt sie sich nur in anderer Form.
Unsere Texte sind auf Deutsch, weil deutsch halt unsere Sprache ist. Ich höre auch Musik,
wo ich die Sprache nicht verstehe. Manchmal zählt halt nur der Klang der Sprache und wie er zu der Musik passt. Der harte Klang der deutschen Sprache passt super zu unserer Musik. Wir haben natürlich auch mal was auf Englisch aufgenommen. Das stand uns nicht und landete sofort im Papierkorb.




Möchtet ihr den Fans noch etwas mitteilen?


Ich kann nur immer und immer wieder ein sehr sehr ernst gemeintes Dankeschön an unsere Fans richten! Keine Band wäre etwas ohne die Leute, die die Musik lieben, leben und feiern!


www.wbtbwb.com

Autor: Catrine

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Beitrag vom 10.09.2013
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