Interview mit KREATOR - den thrashigen Moment einfangen


Die Thrash-Teutonen Legende KREATOR hat aktuell nicht nur mit "Phantom Antichrist" ein wirklich fettes neues Album am Start, sondern schlagen derzeit auf der ganzen Welt mit ihren fulminanten Live-Shows ein. Egal ob Festival oder Club, derzeit ist niemand vor den Deutschen sicher. Wer es dennoch nicht zu einem der Gigs geschafft hat oder noch schafft, der kann sich KREATOR jetzt mit der neuen DVD/BluRay "Dying Alive" bequem ins Wohnzimmer holen. Wir haben am Metal Invasion mit Frontmann Mille Petrozza über das aktuelle Album, die DVD und weitere Tourpläne gesprochen.


War eine fette Show heute, wie hat es dir gefallen?


Super. Wir waren ja zum ersten Mal hier und mir hat es überraschend gut gefallen.




Zuletzt habt ihr in Österreich ja am Nova Rock gespielt und heute war es doch etwas, sagen wir familiärer...


Sagen wir mal so, hier waren ja ausschließlich Metal Fans. Am Nova Rock waren alle möglichen Fans und dort konnten wir am Nachmittag auch kein komplettes Headliner-Set spielen.


Wie läuft so die Festival-Tour heuer?


Ich find´s gut. Wir haben viele verschiedene Festivals. Von klein bis riesig. Wir waren am Nova Rock, auch Roskilde und Rock Hard... da war also von den Größenverhältnissen alles dabei.


Ihr seid ja zur Zeit sehr umtriebig. Ich konnte euch schon am Tuska erleben, Ende letzten Jahres in Wien mit MORBID ANGEL, heute hier am Metal Invasion Open Air und wenn ich´s noch auf´s Metal Invasion im Herbst schaffe, dann komme ich auf vier Mal KREATOR in nicht mal 12 Monaten...


(lacht)




Es macht aber definitiv immer noch Spaß. Ich hoffe euch auch?


Ja Klar! Es ist ja auch so, dass du gerne Festivals spielst, wo es nicht nur Metal gibt, denn zum Beispiel am Nova Rock ist die Chance auf jeden Fall größer, dass man mal Leute erreicht, die einen noch gar nicht kennen. Das macht dann schon Freude, wenn man ein paar neue Fans gewinnt. Hier kennen uns sicher die meisten und haben uns auch schon live gesehen. Aber ich bin immer dafür zu haben, solche kleineren Festivals zu unterstützen, denn es ist schon wichtig, dass die Szene an jeder Ecke wachsen kann.


In Österreich ist das leider oft gar nicht so leicht...


Ja, ich weiß. In Österreich ist alles so breit gefächert, denn du hast Wien wo so viel los ist und so viele Konzerte sind, aber rundum wird es dann immer weniger. Es ist dann sicher so, dass Leute, die nicht aus Wien sind, auch sehr dankbar sind, dass hier - wir sind ja doch ein Stück entfernt, auch mal was Großartiges läuft.


Wie geht es dir eigentlich nach so vielen Gigs und Festivals, wenn du wieder nach Hause kommst – bzw. hast du öfter Heimweh?


Ich bin ja die ganze Woche zu Hause. Jetzt gerade im Festival-Sommer, da spielen wir keine Einzelshows und sind unter der Woche zu Hause, da ist das kein Problem. Die amerikanischen Bands beispielsweise, die spielen dann unter der Woche immer Clubshows und nutzen die Zeit. Das brauchen wir zum Glück nicht. Bei den großen Tourneen nervt das manchmal schon etwas, wenn man 6-7 Wochen am Stück weg ist. Ich mach das aber jetzt schon mein Leben lang und bin´s gewohnt.




Ihr headlined ja auch das zweite Metal Invasion im Herbst, wie kam das?

Weiß ich leider nicht, wir bekamen halt das Angebot und den Rest macht unsere Booking-Agentur.


Da doch einige Kilometer zwischen den zwei Festivals liegen, sollte das auch keinen stören... Wird es vielleicht eine andere Setlist geben?


... vielleicht nicht (lacht). Nein, wir haben nur dieses Set einstudiert. Du bist ja dann auf beiden, vielleicht wirst du dich dann langweilen (lacht).


Das bezweifle ich. Wie lief das Beastival mit den Big Teutonic 4 (KREATOR, SODOM, DESTRUCTION, TANKARD)?


Es war gut, aber es hat total geregnet. Eigentlich haben wir uns alle darauf gefreut und dann ist es richtig ins Wasser gefallen. Aber die Fans waren gut drauf. Natürlich kein Vergleich zu einem Festival mit so schönem Wetter wie heute. Da sind ja Leute aus der ganzen Welt angereist, um dann so ein Wasser-Konzert zu sehen.


Aber ich nehme an, es war für euch trotzdem etwas Besonderes mit den Kollegen aus der Nachbarschaft.

Ja klar, das war auch der Sinn der Sache. Das Wetter kann aber keiner kontrollieren.


Könntest du dir eine Wiederholung dessen vorstellen, oder sogar eine Tour mit den vier Bands?


Sicherlich, aber das mit der Tour ist nicht so einfach. Manche von den Bands der Teutonic 4 sind nicht 100%ige Berufsmusiker. Zwei Bands wollen am liebsten sechs Wochen touren und die anderen zwei wollen am liebsten nur einmal im Monat ein paar Gigs spielen.


Euer neues Album „Phantom Antichrist“ ist schon eine Zeit lang am Markt. Wie siehst du nun darauf zurück?


Ich glaube, es ist eines unser erfolgreichsten und auch besten. Wir haben uns viel Mühe geben und das hat sich ausgezahlt. Ich kann mir´s immer noch anhören und find´s gut, das ist dann immer ein gutes Zeichen.




Ich war auch von Anfang an begeistert. Es ist ja auch eines der melodischsten und experimentellsten Alben seit lange, wenn nicht überhaupt. Gab es deswegen auch negative Kritik von Fans?


Du kannst heutzutage im Internet alle möglichen Meinungen lesen und da findet man dann immer irgendwelche, die was scheiße finden. Das ist ja auch das Gute an der Musik – es soll ja nicht jedem gefallen. Wenn´s dann vielen Leuten gefällt, ist es natürlich super. Wir machen die Musik auch für uns. Wenn´s uns nicht gefällt, was wir machen, kann´s auch niemand anderem gefallen. Wenn´s dann anderen Leuten gefällt, ist das ein Bonus. Natürlich haben wir ein Publikum – wir machen ja auch für die Musik – aber eben mehr für uns, und wenn uns die Musik gefällt, finden die das normalerweise auch gut. Manchmal eben nicht – oder sie sind nicht unsere Fans und finden´s sowieso scheiße. (lacht)


In Kürze kommt ja eure neue DVD „Dying Alive“ – was erwartet die Fans?


Wir haben einfach versucht das ganze „Ding“ einzufangen. Das ist aber natürlich schwierig. Auch auf einem Festival wie heute. Es ist nicht einfach den Moment aus allen möglichen Perspektiven zu beleuchten, als wie wenn man mitten drin steht. Das haben wir eben mit ganz vielen Kameras versucht. Wir hatten 24 Stück und davon drei ins Publikum gestellt und Leuten auf den Kopf gesetzt – die sind dann in den Moshpit gegangen. Und an den Gitarren gab´s auch welche. Das ist gut gemacht und wir wollten das ja auch schon lange. Wir konnten dieses Mal das, was uns vorschwebte zum ersten Mal wirklich realisieren. Heutzutage kosten die Kameras nicht mehr so viel. Als wir damals bei der „Live Kreation“ dem Label gesagt haben, was wir machen wollen, haben die uns den Vogel gezeigt. Das war einfach nicht finanzierbar. Jetzt ist es aber schon erschwinglich.




Wenn du sagst, ihr wollt möglichst den Moment einfangen – wie sieht es da mit Nachbearbeitungen und Overdubs aus?


Ja, es wurde ein bisschen nachbearbeitet – klar. Ich habe mich zum Beispiel am Anfang des Konzerts total versungen, da war ich komplett aus dem Timing. Das habe ich dann im Studio nochmal neu eingesungen, sonst hättest du den Song komplett wegschmeißen müssen. Sonst ist aber alles live. Wir haben aber schon eine Vorproduktion gemacht. Wir haben jemanden mit dabei gehabt, der Matthias ist schon bei vier Konzerten vorher dabei gewesen und hat ein paar Szenen schon mal aufgenommen und vorproduziert. Damit er auch gleich checken kann, wenn wer ein Solo spielt, dass er richtig drauf ist und so weiter. Wir haben mit ganz viel Aufwand den Audio-Part aufgenommen – auch das geht nur mit der digitalen Technik, über die ja viele Meckern. Das ist aber einfach günstig und kannst gut 5.1 aufnehmen. Da haben wir schon nachbearbeitet, aber nicht im Sinne von „alles neu“ – das wär ja Quatsch. Der grobe Fehler musste aber eben weggemacht werden. Wenn du genau hin hörst, dann findest du noch einige kleine Fehler, die drauf geblieben sind.



Ihr habt ja mehr oder minder zu Hause die DVD aufgenommen. War das von Anfang an klar, den Tourabschluss in Oberhausen aufnehmt oder gab es auch Alternativ-Ideen wie eine Festival-Show?


Klar, wir hätten auch auf ein Festival gehen können, wie Wacken zum Beispiel. Das haben wir aber schon auf ein paar Bonus-DVDs gemacht und das wollten wir dann nicht einfach nochmal. Es ist natürlich einfach, aber auch weniger kontrollierbar. Du bist da nicht die einzige Band, die aufgenommen wird und kannst auch nicht verlangen, dass nur Fans von dir da sind, die auch die Songs auswendig kennen. Dieses Mal haben wir das in Eigenregie gemacht. Zum Glück haben wir ja auch eine Plattenfirma, die es auch versteht so eine Produktion zu stemmen, die uns auch gut unterstützt haben. Wir hatten auch einen tollen Regieseur, der schon unglaublich viel Produktionen dieser Art gemacht hat.




Ich habe auch gelesen, dass es eine Vinyl-Version geben wird, konnte aber nicht herausfinden, ob auch eine Picture-LP dabei ist.


Ich glaube ja, aber ich habe den Überblick verloren. (lacht)


Wundert mich nicht bei den zehn verschiedenen Editionen die es da gibt...


Haha, genau. Aber ich glaube, da gibt es so eine Edition mit vier Vinyl, mit den vier verschiedenen Typen, also wir sind ja da als Zombies drauf.


Vinyl passt ja auch zu euch – als Thrash Metal Band kommt man auch nicht davon.


Ja, ich will das ja auch. Es ist zwar etwas unübersichtlich, denn Nuclear Blast bringt Versionen ohne Ende raus, aber andererseits ist es schon schön.


Was gibt es an Bonus Material?


Das Übliche... wir hatten eigentlich kein Bonus Material (lacht). Wir haben dann noch eine Doku gemacht, bzw. eine weitere, die wir schon länger hatten, zwei Video-Clips sind noch mit drauf. Es gibt ja noch eine Super-Super-Ultra-Bombast-E-Book Version. Wir hatten ja noch einen Fotografen mit auf der Tour, der ein Fotobuch gemacht hat und zum Schluss gibt es noch Demos, gegen die wir uns gesträubt haben, aber es gibt da einige Sammler, die stehen da drauf. Die sind aber grauenhaft von der Qualität her. Man kann damit aber sehen, wie der Kram so entsteht.




Wenn Wiki nicht lügt, dann habt ihr nächstes Jahr euer 30-Jähriges unter dem Namen KREATOR...


Ne, stimmt nicht. Der Name KREATOR kam 1985, also 2015 ist es soweit.


Dann steht da einmal mehr Blödsinn drinnen


Ja grauenhaft, da bin ich auch ein Jahr älter... Wenn ich mal sterbe, dann sagen die Leute: „kuck mal, der ist 81 geworden“, dabei bin ich dann nur 80 geworden.


Da es dann noch fast zwei Jahre sind, nehme ich nicht an, dass ihr großartig was dafür geplant habt?


Das ist immer so eine Sache... aber vielleicht machen wir irgendwas. Bei uns gab es ja auch 25 Jahre, da haben wir so ein spezielles Set gespielt. Ich sträube mich immer etwas dagegen, denn ich präsentiere viel lieber mein neues Material. Normalerweise müsste man so ein Old-School-Set machen, was ich aber langweilig finde. Das ist meine Überzeugung, aber ich finde unser neues Material sogar besser. Klar es sind Klassiker. Wenn du Bands wie METALLICA nimmst, da sind einfach die ersten vier Alben die Besten, bei uns kann man das aber auch genau umgekehrt sehen, denn mir gefallen bei uns die letzten vier Alben am besten. Es ist für mich schwierig so ein Set zu machen, da die ersten Platten auch nicht so anspruchsvoll waren.


Vielleicht auch noch etwas früh, aber gibt es schon Ideen und Pläne für ein neues Album?


Es ist so, dass wir jetzt mal bis Ende März (2014) komplett ausgebucht sind, wenn nicht sogar etwas länger. Ich muss mir irgendwann etwas Zeit nehmen, wenn ich Ruhe habe, wenn das Wetter mal nicht so schön ist, mich hinzusetzen um ein paar Riffs zu machen


Zum Schluss noch etwas: Es ist zwar schon einige Jahre her, aber ich hab damals die Sound-Guerilla DVD vom Rockhard mit Gerre von TANKARD und Bobby (damals noch SODOM) gesehen, wo sie auf einer Messe waren und dich dort getroffen haben. Da frage ich mich schon lange, was dir da in diesem Moment durch den Kopf gegangen ist.


Das war echt so ein typisches Ding. Das war ja so eine Haushalts- und Gartenmesse. Das war direkt um die Ecke bei mir und wir hatten so Freikarten und ich war dort gerade dabei, meine Freundin vom Wein zu überzeugen, denn die ist überhaupt keine Weintrinkerin. Da haben wir uns hingesetzt und so eine Weinprobe gemacht – und plötzlich kommen die beiden Chaoten da an! (lacht)
Ernsthaft, ich wusste davon nichts. Manche sagen ja, das wäre inszeniert gewesen, aber ich hatte da wirklich keinen Plan davon, das war Zufall. Aber naja, die sind ja lustig.





Ist da noch etwas passiert, oder war das was man gesehen hat alles von dem Treffen?


Ja, wir sind dann alleine weiter gegangen und die beiden haben dort ja noch alle möglichen Leute verarscht. Wir kennen uns ja – den Gerre kenne ich schon seit einer Million Jahre und den Bobby auch schon lange, sind ja total lustige Typen.


Danke, dass du dir zu so später Stunde noch Zeit für das Interview genommen hast! (Es ist mittlerweile 0:30 Uhr)


www.kreator-terrorzone.de

Autor: maxomer

Weitere Beiträge von maxomer


Zurück

Beitrag vom 25.08.2013
War dieses Interview
interessant?

76 Stimme(n)
Durchschnitt: 3.76

Diesen Beitrag bewerten:
  
Diesen Beitrag per E - Mail verschicken:
An:
Von:
Kommentar: