Interview mit SUIDAKRA - du brauchst eine fette Soundwand


Die deutschen Celtic-Death Metaller SUIDAKRA haben mit "Eternal Defiance" einmal mehr ein beeindruckendes Werk veröffentlicht. Nicht nur musikalisch hat man wieder einen Schritt nach vorne gemacht, auch das umfangreiche Konzept und das dazugehörige Drumherum ist absolut sehenswert. Frontmann Arkadius lud zum interessanten und kurzweiligen Gespräch.


Hey Arkadius, gleich zu Beginn, Gratulation zu eurem neuen beeindruckenden Album!
Mir ist aufgefallen, dass die Arbeit bei euch anscheinend immer recht schnell geht, denn es ist noch gar nicht so lange her, dass ich gelesen habe, dass ihr mit dem Songwriting beginnt, und plötzlich ist das fertige Album schon da. Wie schafft ihr das so schnell?



Im Prinzip, ist es bei uns so, dass wir, wenn wir mit dem Schreiben anfangen, dass wir uns komplett auf das Songwriting konzentrieren. Da arbeite ich mich immer voll rein in die Materie und dann komme ich auch in so einen Flow. Dann läuft´s im Prinzip und wir schauen auch darauf, dass wir nicht allzu viele Unterbrechungen haben. Da gibt es keine Touren und ganz wenig Konzerte.




Kris Verwimp hat sich wieder mächtig ins Zeug gelegt, was das Konzept angeht. Gab es aber Alternativen zu der Story oder wart ihr sofort von der Idee begeistert und habt es durchgezogen?


Dieses Mal war es wirklich so, dass Kris mit der kompletten Geschichte zu uns gekommen ist. Was man aber dazu sagen muss, ist das er SUIDAKRA nach all den Jahren sehr gut kennt. Wenn er uns eine neue Geschichte präsentiert, dann hat er im Vorfeld natürlich schon etwas selektiert. Er ist auch immer auf der Suche nach Neuem – also neuen Impulsen und so war das dann auch mit „Eternal Defiance“. Er kam also mit dem Konzept an, ich hab mich in das Thema eingelesen und hatte dann auch gleich Visionen dazu im Kopf. Da war das dann schon klar, dass wir diese Geschichte nutzen werden und keine Alternative brauchten.



Ihr haltet euch eigentlich immer zu 100% an geschichtliche Ereignisse, wobei natürlich auch Sagen und Mythen einfließen, aber wäre es denkbar ein ganz eigenes phantastisches Konzept für SUIDAKRA zu planen, oder gar nicht denkbar?


Doch schon. Wir sind eigentlich sehr aufgeschlossen und nicht darin verbissen, dass wir geschichtliche oder mythologische behandeln müssen. Aber ich denke, dass es bei Geschichten, die man selber entwirft, etwas länger dauert, denn dann musst du ja erstmal eine komplette Welt erschaffen Et cetera. Es ist aber durchaus in Zukunft ein Thema für SUIDAKRA. Ich arbeite ja derzeit an einem Projekt mit Kris, in dem es um eine Fantasy Geschichte von ihm geht und so könnten wir es in Zukunft mit SUIDAKRA auch halten.



Einige Bands ziehen so ein Konzept dann gleich über mehrere Alben.


Ja genau. Wenn du eine ausgearbeitete Geschichte hast, wirst du der Story mit einem Album mit vielleicht zehn, zwölf Songs, nicht wirklich gerecht. Vielleicht wirklich mal eine gute Alternative.



Wie liefen dieses Mal die Aufnahmen und die Produktion? Mir kommt gerade beim Opener vor, dass der Sound etwas rauer ausgefallen ist und die Songs dadurch heftiger wirken.


Puh, schwer zu sagen. Ich kann da jetzt natürlich nicht objektiv sein, aber ich kann sagen, dass wir im Gegensatz zu älteren Alben den Sound etwas breiter gemacht haben. Von den Gitarren her, ist es nicht so klinisch – das ist wahrscheinlich das, was du mit rau meinst – man hört nicht jeden einzelnen Ton raus. Das brauchst du aber auch, denn um die orchestralen Sachen zu unterstützen, brauchst du einfach eine Wand, einen breiten Sound. Da haben wir bei den Gitarren gut was zugelegt, sonst würden da neben den fetten orchestralen Parts Löcher entstehen.


Ich kann mich noch gut erinnern, wie es damals zu „Signs For The Fallen“ hieß, dass ihr den „Ballast“ über Bord geworfen habt, und euch eher mehr auf die Gitarren konzetriert habt. In den letzten Jahren sind die bombastischen und orchestralen Elemente aber wieder immer mehr geworden, wie kam das eigentlich?


Ich muss sagen, dass wir vor „Signs For The Fallen“ schon sehr viel verschiedenen Elementen gearbeitet haben, und da war es einfach an der Zeit, sich wieder auf andere Sachen zu besinnen. Wir wollten wieder mehr technischen Melodic Death Metal machen. In den letzten Jahren habe ich mich neben SUIDAKRA auch sehr viel mit orchestralen Sachen beschäftigt und dahingehend für mich selbst immer wieder mal etwas komponiert und dahingehend auch mein Equipment immer erweitert. Das lief immer irgendwie parallel und ich hab den anderen Jungs dann mal was vorgespielt und die waren ziemlich angetan. Da kam uns die Idee, ob wir das nicht mit SUIDAKRA verbinden könnten, um ein paar neue Impulse und Facetten zu schaffen.



Ihr habt auch auf diesem Album dank Tina wieder verstärkt weiblichen Gesang auf dem Album. Welchen Platz nimmt sie nun eigentlich in der Band ein, wird sie in Zukunft eine Art fester Bestandteil sein?


Also von meiner Seite spricht da nichts dagegen. Tina ist eine sehr professionelle und begabte Sängern, was für mich beim Komponieren bedeutet, dass ich immer neue Sachen ausprobieren kann, weil sie ja sehr variabel und flexibel ist. Das hört man ja auch auf der neuen Platte, denn „Mrs. McRath“ klingt komplett anders als „The Mindsong“. Solange ich nicht das Gefühl habe, wir wiederholen uns und es uns Spaß macht... ich bin ja auch absolut zufrieden mit den Songs und freue mich mit Leuten wie Tina und auch Axel zusammen zu arbeiten. Da wird auf jeden Fall noch was kommen.




Als wir damals in Wien gesprochen haben, hast du mir im Interview erzählt, dass sie eigentlich ja gar nicht aus der Metal-Ecke kommt. Konntet ihr sie mittlerweile etwas bekehren?


(lacht) Ja, mittlerweile haben wir sie soweit! Tina ist außerhalb von dem Songwriting und Aufnahmen im Studio auf jedem Konzert dabei. Anfangs war es für fremd vor Metal-Publikum zu spielen, weil sie diese Erfahrung ja noch nicht gemacht hat. Mittlerweile ist sie aber auf der Bühne die größte Party-Maus, die es überhaupt gibt. Sie ist auch wirklich in die Musik eingetaucht und hat sich auch von mir CD ausgeliehen und gekauft und sich stark damit beschäftigt. Was für sie anfangs recht hart gewirkt hat, ist mittlerweile etwas ganz Normales.



Also wird sie auch weiter live zu hören sein? Am Christmas Metal Festival 2011 konnte ich sie live erleben und ihre Stimme ist umwerfend, also werden wir weiter in den Genuss kommen?


Ja klar, soweit es möglich ist. Sie hat ja einen Fulltime Job als Lehrerein. Sie ist da halt auch sehr eingebunden, weshalb komplette Touren dann natürlich schwer werden, aber ansonsten ist sie bei Einzelshows und Festival immer wieder mal dabei. Von uns aus, kann sie sehr gerne bei jedem Konzert dabei sein.



Auf das Konzept gehe ich jetzt gar nicht mehr zu genau ein, es gibt da ja dieses schöne Track-by-Track von dir. Inwieweit gibt es eigentlich im Booklet noch Infos, Erklärungen und Artworks um das Ganze abzurunden?


Es ist ja auch so, dass es in Interviews wirklich ins Konzept einzutauchen, nicht möglich ist, das würde den Rahmen dermaßen sprengen. Deswegen haben wir für die Fans, die sich wirklich damit beschäftigen wollen, auch einen Comic mit der kompletten Vorgeschichte erklärt wird. Aber natürlich nicht was Lustiges im Stile von „Asterix & Obelix“, sondern natürlich im Kris Verwimp Style. Und da wo der Comic aufhört, beginnt das Album. Es geht flüssig weiter. Bei „Book Of Dowth“ hatten wir bereits die Idee mit dem Comic, aber da ging uns die Zeit aus.



Gibt es den Comic nur online oder ist der auch separat erhältlich?


Es gibt da das reguläre Booklet mit den ganzen Texten, wie man es halt kennt. Zusätzlich gibt es diesen Comic als separates Booklet. Wir haben da lange überlegt, wie wir das machen sollen. Es war sogar ein Buch im Gespräch, aber das hätte den Rahmen gesprengt. Wir haben dann einen Kompromiss geschlossen. Es ist jetzt ein ausfaltbares Poster.



Die Comics sind wirklich gelungen, im Gegensatz dazu muss ich sagen, dass ich beim Artwork dieses Mal etwas enttäuscht war...


Das ist lustig, denn ich habe schon des Öfteren gelesen, dass Leute das Artwork nicht so besonders gefunden haben. Es ist aber so, dass dieses Artwork nur als Ganzes wirklich funktioniert. Wenn du dir alles genauer ansiehst, inklusive der Story. Es geht ja darum, dass Macsen, der Hauptheld am Ende unter dem Roten Drachen marschiert, nachdem er zu Beginn bei den Römern unter dem Roten Adler gedient hat. Das ist ja der Drache, der später der walisische Drache wurde. Diesen wollten wir auf dem Artwork haben und Teile des Konzepts quasi als Art Collage in den Drachen rein. Sein abgetrennter Kopf, seine Frau in der Mitte und du siehst rechts und links Macsen als Legionär und als König von Britannien. Wenn man nun das Artwork ohne dieses Hintergrundwissen sieht, dass ist es natürlich wenig spektakulär im Gegensatz zu anderen Sachen, die Kris gemacht hat. Es hat einfach eine ganz andere Funktion und ist ein Teil des Ganzen.




Ihr habt ja einen Wechsel am Bass gehabt, ich verfolge euch schon immer recht gut, aber das ist komplett an mir vorbei gegangen. Somit habt ihr das anscheinend nicht an die große Glocke gehängt.


Wir haben es nicht großartig an die Glocke gehängt. Es war nicht so, dass der Markus von einem Tag auf den nächsten aus der Band ausgestiegen ist. Es war mehr ein schleichender Prozess, der sich schon länger angekündigt hat. Er hat uns bereits nach der Veröffentlichung von „Book Of Dowth“ mitgeteilt, dass er aus zeitlichen Gründen und wegen der Motivation nicht mehr recht will. War für uns alles OK und völlig nachvollziehbar. Wir sind weiterhin Freunde. So hatten wir einen schönen fliegenden Wechsel. Marcus hat noch weiter Konzerte gespielt, während wir schon mit Tim geprobt haben. Tim hat ja schon länger live für uns Gitarre gespielt und darum mussten wir uns ja auch nicht lange umstellen.



Dafür habt ihr nun einen neuen Gitarristen. Inwieweit ist Marius nun Bestandteil der Band, da er nicht auf allen Bandfotos zu sehen ist?


Der Jussi (Marius Pesch) ist ja schon vor dem Album als Live-Gitarrist bei SUIDAKRA eingestiegen. Da er da noch nicht fixes Bestandteil der Band war, gibt es da natürlich Fotos ohne ihn. Es hat sich dann herauskristallisiert, dass er sowohl musikalisch als auch menschlich super zu uns passt. Er ist jetzt quasi mit „Eternal Defiance“ als offizielles Mitglied dabei, da er auch beim Songwriting dabei war und die Sachen im Studio eingespielt hat.




Ihr habt ja schon einige Pläne und seit bei der kommenden Heidenfest-Tour dabei, was mir persönlich etwas weh tut, da ich euch absolut nicht mit typischen Pagan Bands wie KORPIKLAANI, EQUILIBRIUM oder ELUVEITIE in Verbindung bringen kann.


Ich muss dir da völlig Recht geben. Wir sind keine Pagan Metal Band und haben uns auch nie als solche gesehen. Wir sin nie mit irgendwelche Fellen und Schwertern oder so auf die Bühne gegangen. Wir sehen uns als Melodic Death Metal mit keltischen Einflüssen. Wenn du jetzt eine reine Pagan Metal Band nimmst, passt das nicht wirklich. Denn Pagan Bands haben eher selten so richtig harte Death Metal Passgen, oder einfach nur zwischendurch, da ist der Folkus bei uns ganz wo anders. Die spielen eher so einen Humpa-Metal. Abgesehen von der musikalischer Seite freue ich mich schon sehr auf die Tour, weil mir mit jeder dieser Bands bereits einzeln unterwegs waren. Wir kommen alle super aus und hatten eine tolle Zeit. Ob das Ganze nun super zusammenpasst, kann ich jetzt nicht sagen, aber wir geben wie immer 100% als SUIDAKRA auf der Bühne und freuen uns drauf.



Können wir sonst noch irgendwelche Besonderheiten auf dieser Tour erwarten?


Wir haben uns noch nicht viele Gedanken darüber gemacht. Wir hatten jetzt so viel Arbeit mit der Promo. Wir werden aber sehen, dass wir bei der einen oder anderen Show den Axel und die Tina mitzunehmen. Lasst euch einfach überraschen.



Zum Schluss nochmal kurz zurück zu deinem Projekt abseits des Metal (REALMS OF ODORIC). Was tut sich da gerade?


Das Projekt... das läuft (lacht). REALMS OF ODORIC ist ja ein Projekt mit Kris gemeinsam. Es ist, wie ich vorhin schon angedeutet hab, eine Fantasy-Geschichte mit einer eigenen Welt inklusiver verschiedener Völker und so weiter. Das hat er ja schon vor 15 Jahren gestartet. Er wollte das Ganze jetzt nochmal rebooten, denn er hat ja jetzt natürlich einen ganz anderen Stil zu zeichnen, nach so vielen Jahren. Er hat meine Kompositionen mal gehört und weil er ein ganz großer Soundtrack Fan ist, hatte er die Idee, das mit Musik zu untermalen und somit unsere Ideen zu einem großen Projekt zu verbinden.

Eigentlich wollte ich ihn sowieso fragen, aber hatte mir gedacht, dass ich das lasse, weil der eh immer so beschäftigt ist. Lustigerweise hat er mich dann gefragt. Das ist etwas sehr persönliches, denn er wird sich extra Zeit dafür nehmen und ein paar weniger Aufträge annehmen, denn das ist sein Steckenpferd, genau wie bei mir. Das gute dabei ist, dass wir keinen Druck oder Termine haben. Keine Ahnung, ob wir das mal irgendwie veröffentlichen. Es gibt einiges auf Facebook zu hören, für die Leute, die da Bock drauf haben.





Dann sind wir auch schon durch. Gibt es noch etwas, was du sagen möchtest?


Ich bedanke mich an dieser Stelle an alle, die SUIDAKRA in irgendeine Weise unterstützen und freue mich, dass wir mit der kommenden Tour auch wiedermal nach Österreich kommen, ist ja mittlerweile schon wieder einige Zeit her. Wir hatten in Wien und Österreich immer tolle Gigs, deswegen freuen wir uns immer sehr darauf. Wir sehen uns dort!


www.suidakra.com

Autor: maxomer

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Beitrag vom 29.07.2013
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