Interview mit LACRIMAS PROFUNDERE - Zwei Dekaden Goth-Rock, Wiki-Verschwörungen & Intim-Autogramme


Vor dem CD-Release Gig in München luden uns LACRIMOSA PROFUNDERE in den gemütlichen Backstagebereich auf ein Bier und einen ausführlichen Plausch, der mehr zur lockeren Wohnzimmerrunde wurden, denn ein richtiges Interview. Dabei hatten wir nicht nur sichtlich Spaß, sondern erfuhren auch so einige Hintergründe von Gitarrist und Mastermind Oliver Schmid sowie Sänger Robert Vitacca. Wer Infos zum neuen Album "Antiadore" braucht oder wissen will, warum Wikipedia LACRIMAS PROFUNDERE nicht mag, der möge weiterlesen.


Das ist jetzt nur eine kleine Release-Tour, ihr habt jetzt 2 oder 3 Shows schon gehabt?


Oli: Drei Shows.



Wie läuft’s?


Oli: Bochum ging so, Berlin und Frankfurt waren super.





Mich hat es jetzt sowieso gewundert, dass ihr im kleinen Saal spielt.


Oli: Ja bei uns ist das so: lieber komplett voll, als in der großen Halle und bloß zum Viertel voll. Es sind unglaublich viele Vorverkäufe schon, mehr als es die Räumlichkeiten, meiner Meinung nach, zulassen. Aber die Veranstalter werden es schon wissen. Das wird heute richtig, richtig voll. Und auf so was haben wir Bock. Wir haben vor zwei Jahren mal hier gespielt, da waren zirka 200 Leute da und da war es komplett voll. Heute sind aber irgendwie schon viel mehr da.


Beim Recherchieren fiel mir auf, ihr habt, wenn Wikipedia recht hat, bereits 18 ehemalige Mitglieder?


Oli: Wikipedia liegt falsch.



Wie viele sind es?


Oli: 17! Nein, keine Ahnung. Ich hab mir das noch nie angeschaut, weil Wikipedia finde ich, ist das Schlimmste. Ich wollte selber mal etwas ändern, weil da Dark Metal drin steht, wollte es auf Gothic Rock ändern. Ich finde, ich habe ein verdammtes Recht, dass ich sagen kann, wie unsere Musik klingt.
Das muss ja dann, glaube ich, mehrere Leute bestätigen. Es wurde auch von ein paar Leuten bestätigt und es war wieder Dark Metal drinnen, dann wollte ich einmal eine fehlende Platte dazu ergänzen. Und ich wollte einmal Chart Entries ergänzen.




Auf der englischen Wikipedia Seite steht viel mehr Information.


Oli: Auf der englischen Seite steht mehr Information? Das sollte ich mal überprüfen. Das mache ich nach dem Interview. Ich habe mir nur mal die deutsche Seite angeschaut und finde es eine Frechheit. Und habe dann auch an Wikipedia geschrieben, dass verschiedenste Sachen noch ergänzt gehören, aber das funktioniert nicht wirklich. Da habe ich nur die Antwort bekommen, dass Wikipedia eine Seite ist für Information und nicht für Werbung. Ich sagte denen dann ich wolle ja Information preisgeben, weil eine CD fehlt, Chart Entries fehlen und ich wollte sagen, dass es nicht Dark Metal, sondern Gothic Rock ist. Ich hab dann zufällig einmal vor ein-zwei Wochen bei Markus Lanz gesehen, da war irgendein Promi da und es war das gleiche Thema. Da ist es um seine Religion gegangen. Auf Wikipedia stand, dass er katholisch ist und er sagte, er ist gar nicht katholisch, er ist evangelisch. Er sagte, das war ein Kampf mit Wikipedia, das ist wie du sagst, das muss wer bestätigen, aber er sagte, er weiß doch, dass er evangelisch ist. Da steht katholisch und er wollte das nur richtig stellen. Keine Chance, er hat zwei Monate gebraucht, bis da jetzt endlich evangelisch steht. Ich finde das eben unverschämt, dass die Leute, die drüber sprechen irgendwie mehr Macht haben, als der Mensch um den es geht selber. Wobei ich sagen muss, ich finde Wikipedia eigentlich eine geile Einrichtung, aber was uns betrifft: Vollkatastrophe.



Zur Frage zurück, woran liegt es, dass es so viele ehemalige Mitglieder gibt, so unsympathisch wirkst du gar nicht?


Oli:Ich kann mich gut verstellen! Nein Spaß. Wie gesagt, wir haben ja 20-jähriges Bandjubiläum. Wir haben das Ganze gestartet, weil wir Spaß daran hatten. Wir haben gewusst, wenn wir im „Haus der Jugend“ spielen, dann gibt es Freibier. Und so ist das eigentlich weiter gegangen komischerweise. Und dann haben einige gesagt, unseren Kasten Bier haben wir, wir haben unser Ziel erreicht. Und beim nächsten Auftritt kriegten wir zwei Kästen Bier und so haben wir eigentlich weiter gemacht. Bei vielen waren es Zeitgründe, bei anderen waren es gesundheitliche Probleme, so hatte jeder seine Geschichte. Ich finde es schlimm, dass wir mittlerweile ein halbes Bierzelt vollkriegen mit den ehemaligen Bandmitgliedern. Wenn wir ein Bandtreffen machen, ist da wahrscheinlich mehr los als auf Konzerten!




Hast du mit allen ehemaligen Bandmitgliedern Kontakt?


Oli: Mit manchen sag ich okay, bei manchen bin ich froh. *lacht* Je älter wir werden, umso mehr haben wir unsere Kreise, ich habe mittlerweile Frau und Kinder und wenn ich so unterwegs bin wie mit 19-20 Jahren oder so, verlierst du deinen festen Punkt, du verlierst die Leute automatisch. Es reißt dann oft der Kontakt leider ab.


Der Sängerwechsel ist jetzt auch schon einige Zeit her. Damals beim Wechsel, wie wurdest du angenommen? Und wie hat sich das jetzt mittlerweile entwickelt? Es ist ja oft schwer, wenn so lange ein Sänger bei der Band ist, in die Fußstapfen zu treten.


Rob: Ja ganz gut, ich bin jetzt dann doch schon einige Zeit in der Band.
Oli: Die dritte Platte jetzt.
Rob: Die dritte Platte, ja. Und ich fühl mich da jetzt ganz wohl in der Rolle. Die alten Fans gibt es jetzt noch immer, die da bei jedem Post immer wieder schreiben müssen: „Chris come back“ und so. Ja, da habe ich mich mittlerweile damit abgefunden. Nach den Shows, wenn wir Autogramme geben, oder uns einfach um die Fans kümmern wollen, kommt immer wieder mal einer zu mir und sagt „du, wir wollen schon gerne den Chris wieder haben“. Aber ich denke, dass schon die meisten das gut heißen.




Ich nehme an, du hast sicher schon alte Platten, bei denen du noch gar nicht gesungen hast, unterschreiben müssen?


Rob: Ja klar, logisch.



Also das ist den Fans eigentlich dann schon egal?


Rob: Ja schon, auf jeden Fall. Ich finde es eigentlich immer witzig, weil ich, als „Ave End“ rauskam, totaler Fan der Platte war und die Band gekannt habe und einfach geil fand. Und auf einmal stehst du selber da und musst auf der Platte unterschreiben. Aber das ist sehr geil.



Was war so das Schrägste, das ihr so unterschreiben müssen habts?


Oli: Ich habe in Mexiko mal auf Turnschuhen unterschreiben müssen.
(Zwischenruf vom anderen Ende des Raumes) "Aufn Penis am Summer Breeze!"
Oli: Ach ja! *Gelächter* Das war so ein Deal! Das war so ein Deal mit der Freundin von einem Typen, die gemeint hat, sie lässt sich die Titten unterschreiben, wenn wir auf seinem Penis unterschreiben. Und einer von der Band hat sich dann bereit erklärt, den Penis zu unterschreiben, damit wir alle die Titten kriegen.




Wir haben ja schon so Sachen wie Babybauch und Arsch gehört und so...


Oli: Aber Penis ist einzigartig.
Rob: Aber der Rücken von dem Einen war auch nicht schlecht.
Oli: Ja Wahnsinn! Der hat sich die Unterschriften nachtätowieren lassen.
Rob: Ja komplett den Rücken!
Oli: Genau, dann haben wir gesagt: „Hast du mal bei Wikipedia nachgeschaut wie viele ehemalige Mitglieder wir haben, willst du dir nicht den Rücken vollmachen!“ Bei unserem Mitgliederschwund musst du dann immer durchstreichen! Und der war zufälligerweise auch in Berlin und hat extrem gekotzt, als er den Schlagzeuger gesehen hat, weil unser Dominik nicht immer Zeit hat und er nur so: „Nicht bitte schon wieder ey! Ich habe schon so viele Kreuze am Rücken!“. Wie heißt noch mal das Spiel mit den Kreuzen in einer Reihe?




Das sind dann aber echte Fans, nicht?


Rob: Ja, das mit Tattoos, das ist halt ganz krass. Auch nur wenn sie sich Logos tätowieren lassen, finde ich das unglaublich krass. Einmal in Berlin hatte einer das komplette „Ave End“-Cover tätowiert. Unser Omega-Zeichen geht ja, das ist ja nicht so ein Zeichen wie ein Heartagram. Das ist dann cool, aber wenn sie sich unsere Gesichter darunter machen lassen, das ist krass.



Auf der neuen Single gibt´s Gastvocals von eurem ehemaligen Sänger Christopher, wie ist das zustande gekommen?
Welchen Part übernimmt er, wir sind uns nicht ganz sicher, sind das die Growls?



Oli: Ja das war ganz komisch, wir waren ja letztes Jahr schon im Studio, da dachten wir uns, die Platte kommt dieses Jahr raus, dann sind es 20 Jahre, da brauchen wir was Besonderes. Und der Christoph hat Lust darauf gehabt so Backings zu singen.
Rob: Ja bei dem Song gab es einen Part, der war noch so leer.
Oli: Und Chris kommt daher und meint irgendwie, ich hab Bock auf Grunzen und Schreien.
Rob: So Bock auf irgendwie Rumschreien und so.
Oli: Und der Produzent hat eh schon keinen Nerv gehabt mehr, wir hängen immer mit der Zeit schon hinterher und so naja „Muss das jetzt wirklich wieder sein?“. Und dann steht der Chris im Studio in der Kabine und das sind alles First-Takes, einmal und fertig.
Rob: Das war alles Zufall.
Oli: Was mir wichtig war ist, dass Rob zufrieden ist. Dass er das auch will, dass der andere Sänger da rumschreit. Aber irgendwie haben beide Bock gehabt.
Rob: Ich steh da ja selber drauf irgendwie.




Wie löst ihr das jetzt live?


Rob: Eine Menge Bier saufen! *Gelächter*




Machst du das also selber, oder wird es eingespielt?


Rob: Ne, das Ding ist, ich kann das einfach nicht. Und bevor ich etwas beschissen mache... Nein, keine Ahnung. Die Leute wissen das ja eigentlich, dass es vom Christopher ist.
Oli: Ich fände es sogar doof, weil wir es im Interview immer sagen, dass es der Christopher ist und die Leute aber nicht erwarten, dass der Christopher wegen 25 Sekunden bei jedem Konzert dabei ist. Und vor allem hätte uns der Christopher die ganze Gage weggenommen für 25 Sekunden. *lacht*
Rob: Wie gesagt, es sind grad mal 25 Sekunden, wir spielen den Song trotzdem.
Oli: Also ich fände es uncool, wenn Rob das machen würde. Wir sagen ja immer, das hat der Christopher gemacht. Es ist halt unser 20-jähriges und das Einspielen war absolut cool.




Schöne Wortkreation „Antiadore“ – was bedeutet es, wie seid ihr darauf gekommen?


Oli: Also für uns ist es immer eine Einheit. Das muss der Titel sein, der die Platte repräsentiert, das Cover, das Booklet, die Musik, für mich ist immer alles gleich wichtig. Ich bin ja nicht mehr der Jüngste und ich komme noch aus der Zeit, wo man auf Platten und CD’s gespart hat und war auch im Plattengeschäft und habe dann wirklich oft nach Covers ausgesucht und das waren dann oft die größten Perlen. Da habe ich die Band gar nicht gekannt, denn zu der Zeit wo ich Platten und CD’s gekauft habe, war von Internet noch keine Rede. Da haben wir noch auf die Praline gewixt und nicht auf Youporn
(Kommentar Oli: das bitte rauslassen *lach*, Kommentar Earshot: Wir sind nicht für Zensur). Dadurch, die beste Musik, wenn das Cover einfach Scheiße ist, würde ich nicht so cool finden. Ich brauche das als Einheit und ich bin auch derjenige, der das ganze iTunes hasst, ich brauche etwas zum Blättern. Nach wie vor, das liegt aber wahrscheinlich an meiner Generation. Deshalb bin ich auch ganz stolz, dass wir eine Vinyl-Edition haben, bei dieser Platte zum ersten Mal.




Rob: Jetzt sag endlich mal, was der Titel heißt.
Oli: Ach ja. Die "Nichtvergötterung" - da haben wir irgendwie gefunden, dass das irgendwie das ganze Album beschreibt, das sich darum dreht nicht mehr lieben zu müssen. Und wir hatten auch für den Titeltrack ursprünglich noch einen anderen Titel, weil wir hatten auch viele Platten, wo der Titeltrack für die Platte stand, aber es war kein Song drauf, der auch so heißt. Aber Rob war ja dann der, der das durchgeboxt hat und gesagt hat, dass wir den so nehmen.




Weil du auch sagtest, das Cover muss gut ausschauen, was habt ihr dem Künstler für Informationen gegeben, dass es zur Musik passt, was wolltet ihr haben?


Oli: Erst mal haben wir schon Wochen benötigt, bis wir einen Coverkünstler gefunden haben, der allen Ansprüchen genügt, denn wir sind vier Leute in der Band und jeder tickt komplett anders. Deshalb ist es bei uns auch immer so, dass wir 30 Songs brauchen, bis wir uns auf fünf einigen können, die wir dann aufnehmen usw. Und so ist es beim Cover auch. Da haben wir dann einen Typen in Brasilien gefunden, den Elton Fernandes, und seine Arbeiten haben jeden von uns geflasht. Aber da war es leider extremst schwer mit ihm zusammenzuarbeiten. Er war super nett und super lieb.
Rob: Aber er war halt nicht zuverlässig.
Oli: Du hast halt auf eine Antwort immer ewig gewartet und das ist Kacke. Aber wir haben ihn auch echt fertig gemacht, waren mit nichts zufrieden. Das liegt in meiner Natur, das kann das geilste Ding der Welt sein, aber beim ersten Mal kann es für mich nicht okay sein. Es gibt immer noch was zum Drehen und zum Schrauben. Aber trotzdem sind wir mit dem Cover mehr als zufrieden. Am Anfang gaben wir ihm den Titel und sagten, mach was daraus. Dann hatten wir zuerst ein komplett anderes Cover, wo eine nackte Frau vom Himmel fiel, das fanden wir aber beide komplett Kacke. Für mich war das dann so, zu Beginn einer Liebe hast du ja immer Schmetterlinge im Bauch und ich wollte das so darstellen auf dem Cover, das kommt jetzt nicht auf den ersten Blick raus. Die Schmetterlinge müssen dann ja auch wieder raus aus dem Bauch, wenn es nicht mehr so ist. Und deswegen haben wir so diese Puppe genommen, wo die Schmetterlinge aus dem Bauch rausfliegen. Und das ist dann langsam so entstanden. Rob hat ja immer wieder mit dem Künstler kommuniziert und jetzt ist es so und hey, wir sind absolut glücklich mit dem Ding.



Rob: Ja ich finde, es ist ein Mega-Kunstwerk geworden. Wo anders hast du halt irgendein Bandbild und da ist halt diese Puppe mit den Schmetterlingen in der Wiese und es ist einfach ein geiles Artwork.



Ihr habt ja sowieso immer sehr kreative Artworks.


Oli: Ja weil uns das einfach extrem wichtig ist. Also wenn das Cover nicht stimmt und das Label aber sagt, das Ding muss jetzt raus, dann dauert es halt noch. Und ich muss sagen, 99 % der Leute, die die Platte auf Vinyl kaufen haben keinen Plattenspieler und kaufen das Ding wahrscheinlich nur, weil es cool ausschaut. Die wollen halt dann die Unterschriften drauf haben. Und was ich so richtig cool finde ist, dass bei unseren Platten immer ein Code dabei ist, dass wenn du dir unsere Platten kaufst, dir kostenlos die MP3’s herunterladen kannst.



Was sind so die Inspirationen für eure Texte? Diese Art von Musik ist sehr
melancholisch, ist es schwer so viele Texte aus negativer Sicht zu sehen?



Rob: Das letzte Album ist ja wieder drei Jahre her und in dieser Zeit hat man so einiges wieder erlebt. Und die Ideen kommen einfach. Es sind, so sage ich jetzt einfach, wahre Begebenheiten dabei, vieles erfunden, vieles ist einfach aus einer coolen Idee entstanden. Ich schreibe einfach gerne über dieses Thema.



Ihr habt vor kurzem mit Napalm Records verlängert, ein österreichisches Label, was gefällt euch so an dem Label?


Oli: Ich bin irgendwie so ein Typ, wenn sich etwas bewährt hat, dann kann ich nicht davon lassen. Wir hätten mehrere Angebote gehabt. Ich kenne den Max von Napalm seit fast 20 Jahren, seit 15 Jahre sind wir bei Napalm. Ich sehe Musik nicht als Geschäft, genauso wie das wahrscheinlich jeder Künstler sagt. Sobald die Musik ins Geschäft hinein rutscht, ist es für mich keine Musik mehr. Und bei Napalm habe ich immer das Gefühl, weil ich halt auch den Plattenchef kenne, ich kenne seine Frau. Er fragt mich wie es meinen Kindern geht und ich frage, wie es seiner Tochter geht und wenn wir telefonieren, dann ist erst einmal Smalltalk dran, als ob ein Kumpel anrufen würde. Ich habe jetzt keinen Bock, meine Familie wieder einem neuen Label zu erklären, *lach* Und noch was – Napalm ist ja jetzt mit Universal zusammen gegangen und natürlich ist das jetzt Spaß, aber jetzt wo wir Napalm dahin gebracht haben wollte ich da jetzt nicht wechseln, nur dass die anderen Bands alle Nutznießer sind.
Wir haben Napalm mit aufgebaut – Max wenn du das hörst – sind seit 15 Jahren beim Label dabei und jetzt wo die bei Universal sind...





Dafür, dass ihr bei einem österreichischen Label seid, sieht man euch sehr selten bei uns, woran liegt’s?


Oli: Napalm organisiert keine geilen Festivals! Nein, also bei mir ist das so, wir werden oft gefragt, wo die Musik entsteht, ob man da eine spezielle Atmosphäre braucht. Also ich grab mir da nicht im Wald ein Loch und sitze da drinnen mit meiner Gitarre. Genau so wenig ist es mir wichtig, wo das Label den Sitz hat. Wenn das Label eine gute Arbeit macht und sitzt in Brasilien – dann würde ich das jetzt vielleicht nicht mehr machen wegen dem Cover-Künstler *lach*, aber ja, der Standort ist komplett egal. Vor allem in der heutigen Zeit noch mehr. Wobei ich sagen muss, einmal war ich dort bei Napalm, die haben den Sitz in Eisenerz und wo das liegt, das weiß doch ich nicht, das müsst ihr wissen! Steiermark glaube ich, ist das.



Wie schaut es jetzt Tour-mäßig aus? Ist nach dieser Release-Tour noch etwas in Planung? Festivals usw.?


Oli: Also bei Festivals ist es ja jetzt leider immer so, dass die Tendenz dahin gehend liegt, dass wenn man nicht zwei Jahre im Vorhinein für Festivals gebucht wird, überhaupt keine Chance mehr hat. Das wird immer noch wahnsinniger. Wir sind natürlich, da die Platte ausnahmsweise den Turnus von 2 Jahren durchbrochen hat mit drei Jahren, wurden die Festivals vor 2 Jahren gebucht, da war die damalige Platte nicht mehr neu. Jetzt haben wir eine neue Platte, jetzt sind die Festivals alle zu. Das ist relativ eng, da die Festivals immer relativ früh anfangen zu buchen, werden wir mit dieser Platte nächstes Jahr bei den Festivals spielen. Wir haben schon ein-zwei Anfragen aus Finnland erst mal und bei uns ist das so, wir wollen nur spielen. Ob das ein Festival ist, oder als Headliner, das ist mir egal. Sonst spielen wir halt wieder Headliner-Shows. Wir haben jetzt im Oktober wieder ein Festival und dann sind wir momentan an mehreren Tourneen dran, wo wir Vorgruppe spielen. Also wir hoffen nach wie vor, dass das alles andere wird als langweilig. Wir sind jetzt erst mal in Stuttgart, dann in London, dann ist im Juli drei Mal Finnland geplant. Im August ist das Theatron im Olympiapark in München, ein riesiges Festival, wo wir uns tierisch drauf freuen, dann schauen wir weiter. Ich hoffe immer noch, dass vielleicht kurzfristig Bands für Festivals ausfallen. Wacken sind wir wieder, da waren wir ja vor zwei Jahren schon mal und das war gigantisch, da will ich auf jeden Fall wieder hin. Heuer vielleicht nicht mehr, aber nächstes Jahr glauben wir ganz fest dran. Das war ein super Erlebnis. Grad letztens wurde ich nach meinen Highlights bei den Konzerten gefragt und da waren Shanghai und Wacken einfach die geilsten Geschichten. Shanghai war einfach riesig, weil wir in Deutschland noch nie in so einer Halle gespielt haben, geschweige denn eine solche Halle vollgemacht hätten. Aber wir fahren dorthin, wo sie uns haben wollen. Und selbst wenn es in Österreich ist! *Gelächter*



Was auch immer sehr interessant ist, ihr seid schon so lange unterwegs, und auf Tour passieren oft sehr lustige oder unschöne Sachen. Was gibt es da für Anekdoten?


Oli: Also wir waren in Santiago de Chile und Tom Araya von SLAYER ist ja in der Nähe von Chile geboren und zwar haben nach zehn oder 15 Jahren SLAYER am selben Tag wie wir in Santiago de Chile gespielt und auch noch in derselben Straße. Wir sind einen Tag früher in Chile angereist und da sind die Plakate für unser Konzert gehängt, die waren alle mit den SLAYER-Konzertplakaten überklebt. Und ich glaube, das Gleiche war bei dem Konzert auch, die Leute, die bei unserem Konzert waren, haben einfach für das SLAYER-Konzert keine Karten mehr gekriegt. Das war gigantisch. Aber ich finde im Ausland ist das extrem anders. Da sind die Leute nicht ganz so engstirnig wie hier zum Beispiel. Da bin ich genauso. Wenn ich auf Gothic Rock stehe, dann bin ich nicht derjenige, der in der ersten Reihe bei SLAYER steht. Aber im Ausland, da haben sie viel seltener internationale Bands und wenn etwas Großes ist, da rennt einfach jeder hin, der auf Musik mit Gitarren steht. Auf dieser Südamerika-Tour haben wir sowieso jeden Tag eine neue Hiobsbotschaft gekriegt, wo Slayer jetzt noch einmal spielen! Aber es war trotzdem einer der geilsten Gigs auf der ganzen Südamerika-Tour, weil die Leute extrem Bock hatten. Es war zwar nicht voll bei uns, aber extrem genial.

Eines muss ich noch sagen, es waren noch andere Geschichten dabei. Ricky Warwick hat mit mir einen Song zusammen geschrieben, ich bin ja ein riesiger Fan, mit denen bin ich groß geworden. Es ist halt saudumm, dass genau seine Band BLACK STAR RIDERS am selben Tag die Platte rausbringt wie wir.

Ja keine Ahnung, das ist ja eigentlich die THIN LIZZY-Band. Ich habe es ja genial gefunden, dass Ricky mich damals eingeladen hat und ich wollte ihm meine Songs gar nicht schicken, sie sind aber im selben Verlag als wir und dann habe ich ihm drei Songs geschickt und ich hatte eigentlich großen Respekt und wollte sie ihm nicht schicken und sagen, er soll darauf singen, dann war er aber so super nett und als sie fertig waren fürs Studio hat er mich eingeladen und war mit JUDAS PRIEST auf Tour und meinte, wenn sie irgendwo in der Nähe von München wären schaut er vorbei und wir treffen uns auf ein Bier. Und dann habe ich im Tourplan nachgeschaut und gesehen, sie sind mit GUNS N ROSES in England. Dann bin ich mit meinem Bruder rauf nach Manchester geflogen und es war einfach gigantisch. Das war ein Erlebnis Backstage.





Gibt es noch irgendetwas, das du sagen möchtest?


(Oliver greift nochmal zum Wikipedia Zettel und beginnt zu schimpfen:)
Oli: : Ja, was die ehemaligen Mitglieder auf Wikipedia betrifft – da Gabriel Short! Keine Ahnung, wer das sein soll! Kevin Summer – keine Ahnung! Die tragen sich da selber ein oder so, ich kenne diese Leute nicht. Jetzt zählen wir mal die Platten! Da fehlt ja alles hey… Ich habe es gewusst. Da muss man gleich was machen. Aber das regt mich tierisch auf, an Veranstalter schicken wir ja auch unsere Bios raus und da gibt es Wahnsinnige, die sich das Ganze aus Wikipedia rausziehen, das kotzt mich eh schon an und dann ist das bei den Festivals auch noch so, wo schon gar nichts mehr meiner Wahrheit entspricht.


www.lacrimas.com

Autor: Catrine

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Beitrag vom 06.06.2013
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