Interview mit HEAVEN SHALL BURN - wir legten immer schon ein Veto ein


Die deutschen Melodic-Deather HEAVEN SHALL BURN schlugen mit ihrem neuen Album "Veto" gleich auf Platz #2 der deutschen Albumcharts ein und verursachten nicht nur überraschte Gesichter, sondern auch gleich einen kleinen Skandal. Überraschungen gibt es auf diesem Werk in Form von "Valhalla" und "Die Stürme Rufen Dich" natürlich auch. Drummer Matthias Voigt, der leider immer noch an seiner Rückenoperation leidet, nahm sich Zeit um mit Earshot über das Werk zu reden.


Hallo Matthias, wie geht es dir bzw. der Band gerade?


Hey, bei HSB läuft es zur Zeit ziemlich gut. Es ist ja meist recht aufregend, wenn gerade eine neue Platte erschienen ist und das Feedback ist wirklich super. Von daher kann man sich nicht beklagen. Außerdem stehen die Sommer-Festivals vor der Tür. Wenn das Wetter dann irgendwann noch mitspielt, ist alles super...haha
Ich selbst muss live leider noch pausieren, aber ich arbeite daran, auch wenn ich nicht sagen kann, ab wann alles wieder normal läuft.





Gleich zu Beginn. Gratulation zu einem unglaublichen Einstieg auf den zweiten Platz in den deutschen Charts. Interessant, wenn man sieht, was ihr so an Popsternchen hinter euch gelassen habt. Hättest du dir das jemals erwartet?


Auf gar keinen Fall kann man das erwarten. Mit „Invictus“ waren wir ja schon auf Platz #9 und dachten, dass es das absolute Limit ist. Die Platzierung hängt sicherlich von vielen Faktoren ab, die nicht nur mit der Qualität einer Platte zu tun haben, aber wir sind von "Veto" auch recht überzeugt und eine „schlechtere“ Platzierung hätte das auch nicht geändert. Trotzdem ist es natürlich cool, wenn man auch auf diese Art Anerkennung erhält. Gerade mit dieser Musik ist das alles schon ziemlich interessant und die Konkurrenz war in der Woche ja auch nicht ohne.



Dann ist mit dem nächsten Release auf jeden Fall die Pole Position fällig.


Wenn man mal auf der #2 war, sieht das wirklich nicht mehr so unrealistisch aus, aber da muss schon vieles zusammen passen. Lustig wäre es sicher, aber es ist mit Sicherheit kein erklärtes Ziel oder irgendwas, wo wir drauf hin arbeiten. Wichtiger ist doch, dass man etwas abliefert, mit dem man selbst zufrieden ist. Wenn es die Leute dann auch positiv aufnehmen, umso besser.



Was soll man sagen, „Veto“ hat es auf jeden Fall verdient. Bands sagen ja meistens, dass ihr aktueller Release der Beste ihrer Karriere ist, falls ihr so eine Aussage über „Veto“ getätigt habt, dann höchstwahrscheinlich zu Recht. Wie geht es euch nun nach der Veröffentlichung mit dem Werk?


Man ist auch wirklich immer von der Platte überzeugt, die man gerade abgeschlossen hat. Schließlich stecken da die momentanen Ansichten über Sound und Songwriting und auch relativ aktuelle Ideen drin. Es ist also ganz normal, dass man immer mit einer aktuell veröffentlichten Platte sehr zufrieden ist. Wenn man das nicht wäre, wäre das wohl ein absolutes Scheißgefühl.
Später allerdings hat man den nötigen Abstand, um das besser einschätzen zu können.

Durch meine Rückenverletzung habe ich ja nicht so intensiv an der Platte mitgewirkt wie vielleicht früher und ich dachte ich würde es deswegen sofort mit mehr Abstand betrachten können, aber man ist noch immer zu nah dran. Mit "Veto" sind wir aber alle absolut zufrieden, vor allem mit den Fortschritten in Sachen Sound und Details beim Songwriting. Ob es wirklich das beste HSB-Album ist, werden wir erst in ein oder zwei Jahren wirklich beurteilen können.





Gleich zum „Skandal“ – „Hunters Will Be Hunted“ hat ja ein paar ziemlich unsinnige Gerüchte hervorgebracht, von Wegen „Aufruf zum Morden“ und solche Dinge. Wie habt ihr davon erfahren und was war eure Reaktion? Habt ihr eigentlich etwas gegen diese Behauptungen unternommen oder höflich ignoriert?


Ich hab es über Facebook mitbekommen, weil mich Leute in einem BILD-Artikel verlinkt hatten...haha. Das war schon ziemlich seltsam.
Man muss wirklich sehen, dass dieser Beitrag in der BILD der einzige Artikel in diese Richtung war. Das war eine Geschichte, die von diesem CDU-Typen wohl künstlich aufgebauscht werden sollte. Dumm für ihn war aber, dass er so ziemlich der einzige Mensch war, der die Intention hinter dem Song nicht verstanden hat. Wenn man mit Metaphern als Stilmittel nichts anfangen kann, dann lässt das schon tief blicken.

Im Text des Songs geht es außerdem um Sea Shepherd als Organisation, die sich für den Schutz der Weltmeere einsetzt. Natürlich geht es damit allgemein auch gegen Hobbyjäger, die Tiere nur schießen, weil sie eine Trophäe im Wohnzimmer haben wollen oder um Typen, die viel Kohle dafür bezahlen, um im Urlaub mal eine Antilope abknallen zu dürfen. Wenn der werte Herr sich in einer Liga mit solchen Spinnern sieht, dann ist das seine eigene Sicht der Dinge. Betroffene Hunde bellen.




Was hat euch dazu bewogen diesen Song als Single zu wählen?


Wir wollten damit in erster Linie die Arbeit von Sea Shepherd würdigen und damit auch unsere Unterstützung für diese direkten Aktionen zum Ausdruck bringen. Das ist der ganz konkrete Inhalt des Liedes. Im weiteren Sinne klagt es damit aber auch an, dass es im Jahr 2013 noch immer komplexgesteuerte Ballermänner gibt, in denen es irgendwas bewegt, wenn sie ein Tier töten.
Das Thema lag uns schon immer am Herzen.




Kannst du mir erklären, was ihr mit dem Titel des Albums auf sich hat? Wollt ihr damit irgendwo euer „Veto“ einlegen?


Das "Veto" legen wir ja immer wieder mal ein, wenn uns gerade danach ist. Eigentlich war erst ein anderer Titel für die Platte geplant, nämlich „Nackt Unter Wölfen“. Deswegen haben wir beim Aufbau-Verlag, der das Buch heute verlegt, um Erlaubnis gefragt. Ich glaube das hätten wir nicht tun müssen, aber wir respektieren die Arbeit dieses Verlages wirklich sehr und wollten da quasi die Absolution erteilt bekommen.

So ganz wohl war ihnen wohl aber nicht dabei, weil sie mit uns als Band auch sicherlich nicht so viel anfangen konnten und das wohl etwas seltsam fanden, dass eine Band diesen Titel verwenden wollte. Ich weiß das nicht so genau, was der Grund war. Auf jeden Fall haben wir es respektiert, dass sie ihr "Veto" einlegen wollten und so kam es auch zu einigen Wortspielereien mit diesem Wort. Am Ende fanden wir, dass es gut passt.





Inwieweit hat das mit dem coolen Artwork zu tun, oder habt ihr das Aufgrund des Songs „Godiva“ gewählt?


Lady Godiva hat damals auch ihren Einspruch eingelegt, als sie mit der Besteuerung ihres Ehemannes nicht so einverstanden war. Sie ist ja ein Symbol dafür, dass Menschen nicht nur dann für gewisse Dinge eintreten, wenn sie selbst davon betroffen sind. Der Legende nach, war sie damit also wesentlich „volksnäher“ als die meisten Angehörigen der herrschenden Klasse, zu jeder Zeit. Das hat uns imponiert und das Gemälde von John Collier fanden wir auch cool, weil wir schon immer mal etwas klassisches haben wollten.



Einer meiner Lieblingssongs, obwohl ich normalerweise kein großer Fan von deutschsprachigen Texten bin, ist „Die Stürme Rufen Dich“. Was kannst du mir zu dem Song, dessen Entstehung und dem Text erzählen?


Der Song ist auch, wie alle anderen, aus einem Wust von Ideen entstanden. Das passiert immer mehr oder weniger aus dem Bauch heraus, wenn man einmal genügend Ideen für ein neues Album hat. Es gibt ja Bands, die das auf irgendeine Art zelebrieren und sich in Stimmung bringen und dann jammen, bei uns werden einfach die passenden Ideen zusammengesetzt. Wie der Text genau entstanden ist, kann ich dir schlecht sagen, weil unser Gitarrist Maik dafür verantwortlich ist.

Allerdings werden ins Deutsche übersetzte Zitate von Victor Jara verwendet, zu dem unsere Text ja schon öfter einen Bezug hatten. Bei „The Weapon They Fear“ war das zum Beispiel der Fall. Er war ein Künstler, der den Menschen so nahe stand, dass die Militärs um Pinochet ihn und seinen Einfluss fürchteten. Am Ende sahen sie ja keine andere Möglichkeit, als ihn umzubringen. Dass ein einzelner Mensch aufgrund seiner Kunst und der Kraft, die davon ausgeht, so gefürchtet werden kann, war für uns schon immer sehr beeindruckend und inspirierend.





Die größte Überraschung für mich war „Valhalla“. Wie seid ihr auf die Idee gekommen den Song zu covern? Da Hansi selbst mitgesungen hat, würde mich auch interessieren, wie er die Idee fand.


Wir mochten BLIND GUARDIAN ja schon immer und dass wir irgendwann mal „Valhalla“ covern würden, war schon lange klar. Jetzt wurden eben Nägel mit Köpfen gemacht. Hansi hätte sicherlich nicht mitgemacht, wenn er die Idee nicht gut gefunden hätte...haha. Also er war vom Resultat echt angetan.



Könntet ihr euch vorstellen den Song auch live zu performen?


Vorstellen kann man sich vieles. Da müssen wir mal sehen. Momentan ist er noch nicht im Programm.



Kommen wir zu euren Live-Aktivitäten. Ihr wart kürzlich in Wien. Wie war der Gig bzw. die gesamte Tour?


Ich war leider nicht dabei, aber es gab auch bisher keine Tour. Das waren nur einzelne Auftritte, im Rahmen der Impericon Festivals. Wien war aber immer sehr gut für uns und die Jungs haben mir auch berichtet, dass es dieses Mal nicht anders war. In Wien haben wir immer gute Shows gehabt und wurden immer sehr gut aufgenommen. Deswegen haben wir ja 2008 auch die DVD-Show aufgenommen und Anfang 2010 auch die 300-Show durchgeführt und als Bonusmaterial für „Invictus“ mitgeschnitten.



Ihr habt ja noch ein paar Festival-Auftritte, aber kommt da dieses Jahr noch was?


Ja, na klar. Neben den Festivals im Sommer, kommt in November und Dezember noch die Tour mit HYPOCRISY. Da haben wir also noch einiges vor und freuen uns auch sehr darauf. Die Daten für die Tour sind sogar schon online. Ich weiß nicht, ob sich noch etwas ändert oder noch die eine oder andere Show dazu kommt, aber man kann schon einen Blick darauf werden.


Vielleicht erinnerst du dich, ihr seid meiner Heimatstadt Linz noch mindestens einen halben Gig ausständig, da dein Ersatz-Drummer gesundheitlich ausgefallen bist. ;)


Damals hat Chris Bass für mich gespielt, aber ich hab das natürlich mitbekommen. Ja, solche Sachen passieren leider. Das ist ja nur menschlich. Ich glaube aber, dass Chris in Kufstein, einen Tag vor der Show in Linz wohl irgendwie zusammengeklappt ist und auch eine Nacht zur Kontrolle im Krankenhaus verbringen musste. Deswegen war der Gig in Linz dann vielleicht zwei oder drei Songs kürzer.

Mich wundert es eh, dass solche Dinge nicht viel öfter passieren. Man geht eben oft an die Grenze und manchmal auch darüber hinaus, die Scheinwerfer brutzeln dir die Haare weg, die Luft ist mies und du kannst nicht einfach aufhören zu spielen. Ich hatte da auch schon grenzwertige Erfahrungen. Das wird oft unterschätzt, aber wenn man in dem Musikbereich 90 Minuten spielt, ist man danach auch vollkommen erledigt. Das ist auch der Grund, warum ich noch pausiere. Mein Rücken ist soweit wieder ok, aber es dauert eben, bis man wieder voll einsatzfähig ist und die Belastung auch wirklich jeden Abend durchhält.





Ich danke dir für deine Zeit. Möchtest du noch etwas loswerden?


Ja, vielen Dank für die Unterstützung und dafür, dass so viele Leute "Veto" angenommen haben! Das bedeutet und wirklich viel, denn ohne diese Leute, könnten wir auch jedes Wochenende im Proberaum spielen und es wäre nur halb so lustig.


www.heavenshallburn.com

Autor: maxomer

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Beitrag vom 03.06.2013
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