Interview mit OUR SURVIVAL DEPENDS ON US - die Schnauze voll vom Kommerz




Gitarrist und Sänger Thom der Salzburger Sludge/Doomer OUR SURVIVAL DEPENDS ON US gewährt interessante Einblicke in das Schaffen der Band.

Eure letzte Scheibe "Painful Stories Told With A Passion For Life" liegt ja doch schon einige Zeit zurück. Wie kam es zu der langen Pause und was
habt ihr in der Zwischenzeit gemacht?



Nach den ersten Jahren, den Alben, den Shows und den Videoproduktionen war es für uns wieder Zeit, zu reflektieren. Jeder von uns hat sich mit anderen Dingen beschäftigt. Mucho hat beim Regiment verschiedene Ausbildungen absolviert, nebenbei hat er auch das Binnenschifffahrtspatent gemacht. Er kann jetzt auf der Donau leiwand mit dem Kahn herumstechen. Barth hat sich mit der freien Energie und den Ideen von Viktor Schauberger beschäftigt und kämpft auch jetzt gerade gegen die abgefuckte Wasserlobby. Ich war für eine Zeit zu Studienzwecken in Wien und Brüssel und habe mich mit Politik beschäftigt. Wir sind also nicht untätig gewesen, was für die Band extrem wichtig ist. Die Musik hat ja keinen Selbstzweck, sondern muss aus uns herausbrechen.

OUR SURVIVAL DEPENDS ON US ist nicht nur ein Bandname, sondern ein Statement. Wir kämpfen an vielen Fronten und es sind immer mehr Leute, die die Schnauze voll haben vom Kommerz - von dem kranken System, das uns ruhig stellt und unsere Urinstinkte kaputt macht. Was bei OSDOU gerade stattfindet, ist ein Akt der Befreiung, künstlerisch und in der Arbeitsweise, wie wir Dinge beim Namen nennen. Wir sind mehr denn je eine autonome Einheit, die nicht länger still hält. Dabei ist uns jedes Mittel recht - Kunst, Politik, Kampf, Spiritualismus und Aktionismus.





Hat sich am Line-Up eigentlich etwas geändert?


Nein, wir sind immer noch vier Saubauern, aber HJ, unser Sound/Noise Mann, spielt eine noch wichtigere Rolle. Er war für ein paar Monate in Island, unter anderem in einer Künstlerkolonie und bei Steindor Andersen, dem legendären Rimur-Sänger, der schon mit Sigur Ros gearbeitet hat. Von dort hat er unglaubliche Sachen mitgebracht, die auch ihren Weg auf`s neue Album finden werden. Barth hatte ja ein kurzes Gastspiel bei Belphegor als Sänger, er ist für ein paar Shows eingesprungen und hat dabei Blut geleckt, er wird also in Zukunft bei OSDOU noch mehr singen.




Habt ihr denn jetzt schon neue Songs fertig?


Der Aufnahme-Prozess ist schon am Laufen, wir sind mitten drin. Wir haben auch schon bei „Painful stories…“ unterschiedliche Produktionsabschnitte über einen längeren Zeitraum verteilt. Auch beim neuen Album läuft es so. Wenn alles in einem Aufwasch produziert wird, neigt man dazu, zu schnell zufrieden zu sein. Gerade bei komplexen Material und unterschiedlichen Stilelementen sind die Stimmung und der richtige Zeitpunkt wichtig. Wir haben gerade eine Nummer fertigproduziert, die mit einem ganz persönlichen und verletzlichen Arrangement perfekt für die Zeit nach der Wintersonnenwende ist. Der Geist ist jetzt frisch gereinigt, und noch extrem aufnahmefähig.




Werdet ihr eure musikalische Richtung beibehalten?


Darüber machen wir uns keine Gedanken. Wir komponieren ja nicht im herkömmlichen Sinne, als das jeder daheim im Kämmerlein Songs schreibt. Das ist bei uns ein schmerzhafter Gruppenprozess. Deshalb brauchen wir sehr viel Zeit, bis ein neuer Song fertig ist. Ein Song kommt dann raus, wenn er raus muss, die Noten, das Riffing, der Stil sind nicht festgelegt. Wir sind halt Musiker, die eine Sprache haben, um sich auszudrücken. Bei uns ist es dieser eigenartige, schiache Sound und die kauzigen Stimmen. Wir mögen diese nicht perfekten organischen Sachen, da sind dann auch mal Schimmelbefall, Verwachsungen und Unkraut dabei.





Was beeinflusst die Entstehung Eurer Songs, textlich bzw musikalisch?
Ihr lebt ja allesamt auf dem Land, fernab der hektischen Großstadt mit
ihren Problemen, die rauhe Natur der Salzburger Berge ist sicher auch
eine stete Quelle der Inspiration.



Ja, aber das hat nichts mit Folklore zu tun, sondern mit den Gegebenheiten. Mir ist es prinzipiell wurscht, wo ich lebe. Aber du hast schon recht, wenn ich vom Esstisch auf den Untersberg ins Berchtesgadener Gebirge schaue, oder wenn wir nach dem Recorden zum Mucho ins Alpenvorland rausfahren und er uns eine Fischreiher am Holzofenherd brät, oder die Shows, die Barth mitten im Gebirge auf seine Almhütte wie ein Ritual durchzieht, dann sind das natürlich Einflüsse auf uns als Menschen; wie wir Dingen anpacken. Vielleicht klingen OSDOU deshalb immer ein bissl gemächlich und ruppig.




Die Cover Eurer CDs sind ja stets liebevoll künstlerisch gestaltet, wie
wird das neue Cover Artwork ausschauen, wer wird dafür verantwortlich
sein?


Wir stehen in Kontakt mit einem Wahnsinns-Künstler, der gerne mit uns arbeiten möchte. Wir sind sehr visuelle Typen, wir malen und installieren alle gerne, deshalb muss das Artwork eine stimmige Ergänzung zur Musik sein. Außerdem geht es auch um eine visuelle Identität, wenn du unsere beiden Album-Cover, die CD Versionen, nebeneinander legst, wirst du viele Gemeinsamkeiten finden. Eine klare Bildsprache und eine Ikonographie, die stark von der christlichen Mystik und von anarchistischem Chaos geprägt ist. Die Verschmelzung aus Leiden und Vergebung, Gewalt, Zorn und Zerstörung in allen zivilisatorischen und spirituellen Varianten.


Wo werdet ihr die neue Scheibe aufnehmen?


Auch hier gibt`s wieder unterschiedliche Arbeitsprozesse. Die Band-Live-Recordings finden wieder im Rockhouse Salzburg statt. Die Additionals und Overdubs recorden wir in der Klangschmiede Norikum, das ist das Studio von HJ. Zum Mix und Mastering werden wir wieder auswärts arbeiten. Dieses Mal haben wir auch alle neues Equipment, wir sind schon extrem scharf darauf, alles zu testen und einen individuellen Sound rauszuhauen. Ich bin ja kein Fan von all den gleichen Produktionen, das darf bei OSDOU ruhig etwas eigenartig und schrullig klingen. Wichtig ist die Stimmung und die Intention des Songs, bloß kein
Getriggere und Geklicke, keine Line6 Sounddosen und digitalen Kompressionsexzesse. Ich stehe nach wie vor auf den Marshall-Röhrensound, bauchig und schmalbrüstig im Akkord, aber schneidig im Punsch. Genug Platz für einen fetten Bass Teppich und Drums, die nach Holz klingen.



Gibt es schon ein definitives Veröffentlichungsdatum?


Nein. Aber der grobe Fahrplan geht bis in den Herbst. Das hängt auch von den Shows ab, die dazwischen ablaufen. Wir lassen alles gemächlich passieren.


Was treibt Euch grundsätzlich an und was wollt ihr mit Eurer Musikberreichen? Eure Band ist ja nicht unbedingt der leichten Muse zuzuordnen und ist in ihrer Komplexität sicherlich nicht jedermanns Sache.

Gute Frage. Wir machen Musik – ja, nicht weil wir wollen, sondern weil wir müssen. Sonst hätten die Ökoterroristen in uns schon zum Sturmgewehr gegriffen. Was uns antreibt, ist eine Leidenschaft und eine Neugierde auf die Welt und wenn wir merken, dass da etwas aus dem Gleichgewicht gerät, müssen wir handeln. Früher war es schwer, das eigene Gleichgewicht im Griff zu haben. Diese Befreiung ist uns hoffentlich gelungen. Zumindest hinterfragen wir diese Prozesse nicht nur musikalisch, sondern versuchen, sie in unserem Leben zu verarbeiten. Deshalb sitzen wir auch nicht im stillen Kämmerlein und jammern über die Watschen,die das Leben austeilt, sondern stehen draußen, leben und kämpfen. Jeder dort, wo er kann. Politisch, spirituell und persönlich.


Welche Reaktionen Eurer Fans freuen Euch am meisten?


Es sind die ruhigen Momente, wenn jemand sich bedankt, weil ihm unser Sound durch eine schwere Zeit geholfen hat und Kraft gegeben hat. Oder wenn sich herausstellt, dass trotz anderer musikalischer Vorlieben, unserer Sound direkt ins Herz trifft. Das ist schön freut uns.


Habt ihr schon Pläne für Live-Auftritte 2013?


Ja, einige Shows in Österreich sind schon fixiert. Wer mag, kann sich via Facebook auf dem laufenden halten. Wir spielen zwar gerne, aber nicht allzu oft und nur, wenn alles zusammen passt. Eine kleine Tour wäre auch schön. Mal sehen, ob wir mit dem neuen Album etwas organisieren werden.



Möchtest Du noch etwas loswerden zum Abschluß?


Danke für dein Interesse an OSDOU.

Die Zeiten verändern sich.

Es reicht nicht mehr, neutral zu sein.

Jeder hat eine Meinung und nur wer sie ausspricht wird auch gehört.

Ob Einzelkämpfer, Saboteur, Partisane oder im Kollektiv: We must always take sides, our survival depends on us!





www.facebook.com/oursurvivaldependsonus

Autor: Bettina

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Beitrag vom 05.03.2013
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