Interview mit CANNIBAL CORPSE - Gore und Horror für ein erwachsenes Publikum




Jau, Christa Jehnal wird sich freuen - wieder bekommen die bösen Jungs aus Amerika Promotion und - oh wie schade! - die neue Schlachtplatte "Gore obsessed" sollte bei Erscheinen des Interviews in den Läden stehen. Ich war ziemlich erstaunt, dass die Kannibalen weder Kinderleichen noch blutbefleckte Shirts oder aufgespießte Pussies und andere zertrümmerte Körperteile als Merchandising anboten - und das, obwohl die verehrte Frau Jehnal so oft vor Alex und Co. gewarnt hat...!
De facto gehören CANNIBAL CORPSE seit mehr als einer Dekade zum fixen Bestandteil der Death Metal Szene, aus der sie wie MORBID ANGEL, DEICIDE oder BOLT THROWER gar nicht mehr wegzudenken sind - trotzdem sind die Jungs bodenständig, freundlich und fannah geblieben, wenngleich Jack (wie immer) sehr verschlafen war und Pat anscheinend etwas über den Durst getrunken hatte... Alex stellte sich jedenfalls bereitwillig meinen Fragen, allerdings wurden wir nach gut 2/3 des Interviews vom Tourmanager unterbrochen, da der Tourtross aufbrechen musste.
Children still bath in blood...



Stefan: Alex, KREATOR sind ja kurzfristig von der Anti Christmas Tour abgesprungen und haben daher jetzt einiges an Negativwerbung bekommen, da es die Fans einerseits nicht verstehen, dass die deutschen Thrasher nicht nach 23 Uhr auf die Bühne wollen und andererseits war es bei einigen Locations nicht einmal angeschlagen, dass KREATOR nicht spielen...

Alex: Nun, es war KREATOR's alleinige Entscheidung, die Tour vorzeitig zu verlassen - ich will daher auch nicht viele Worte darüber verlieren. Sie waren der Meinung, keine optimale Show ohne großartigen Effekten bieten zu können, es hätte uns allen aber viel zu viel Zeit gekostet, ihr ganzes Zeug aufzubauen, und wir wären zeitlich stark in Verzug geraten. Wir boten ihnen sogar an, als Headliner zu spielen, aber wie du schon sagtest, das wäre ihnen zu spät gewesen. Die Umstände, die ihnen auf der Tour geboten wurden, reichten für sie nicht aus und daher stiegen sie aus - aber darüber solltest du eher sie selbst befragen...


Stefan: Würde ich gerne, aber trotz mehrmaligen Anfragen habe ich bisher weder eine Interviewzusage noch -absage bekommen... Aufgrund einiger anderer Vorfälle scheinen KREATOR nun zu großen Stars heranzuwachsen...

Alex: Kommt wohl vor, ja...


Stefan: Wie auch immer, du wirst mit CANNIBAL CORPSE im Februar nächsten Jahres ein neues Album veröffentlichen, das mit "Gore obsessed" betitelt sein wird - erzähl ein wenig über die neue Schlachtplatte...

Alex: Wir haben heute schon zwei neue Songs von "Gore obsessed" gespielt - "Pit of zombies" und "Hatched to the head"; Jeden Abend während der X-Mas-Tour spielen wir zwei andere Stücke vom neuen Album, so dass jede Stadt etwas anderes von "Gore obsessed" mitbekommt...
Aufgenommen wurde unser neues Album im August in El Paso zusammen mit Neil Kernon, der auch schon MACABRE's "Dahmer", einiges von DARKKEN und QUEENSRYCHE sowie NEVERMORE produziert hat. Colin Richardson stand diesmal für uns leider nicht zu Verfügung, aber nächstes Mal, hoffe ich, wird?s wieder mit ihm klappen. Wir waren wieder im gleichen Studio wie schon bei "Bloodthirst", und wenn alles klar geht, sollte "Gore obsessed" im Februar raus kommen. Vincent Locke war wiederum für die Gestaltung des Covers verantwortlich, es wird daher zwangsweise wieder zwei verschiedene Coverartworks geben - speziell für unser heiß geliebtes Deutschland ein weniger blutiges.



Stefan: "Gore obsessed" - eine Anspielung auf Tipper Gore?

Alex: (lacht) Nein, nein - nicht wirklich! Ich hab es zwar immer schon lustig gefunden, dass eine Zensorin mit Nachnamen "Gore" heißt, aber nein, zu unserem Albumtitel gibt es keine Verbindung ... zumindest nicht bewuss(lacht).


Stefan: Wo ist der Unterschied zwischen Zensur in Amerika und Zensur in Deutschland?

Alex: Deutschland ist so ziemlich das konservativste Land, in dem wir jemals getourt sind - klar, es gibt noch andere Länder, die noch konservativer und strenger sind, aber von den westlichen Ländern war Deutschland wohl das Land, in dem wir am meisten Probleme gehabt haben - immerhin dürfen wir dort keinen Song der ersten drei Alben spielen... Das geht uns allen ziemlich am Arsch...


Stefan: ... und ihr wurdet sogar einmal angezeigt, als ihr die indizierten Stücke trotzdem gespielt habt...

Alex: Ein Versuch war es wert, es ist halt schief gegangen, was solls...


Stefan: Und in Amerika gibt es keine Probleme in Hinsicht Texte, Coverartwork oder Liveauftritte?

Alex: Nein, nichts in der Art. Wir haben lediglich zwei verschiedene Covermotive zur Auswahl und Geschäfte, die das blutige nicht haben wollen, geben eben das unblutige hin. Was die Texte angeht, keine Sau kümmert sich darum...


Stefan: Wie stehst du zur Zensur im Allgemeinen?

Alex: Ich denke, die ganze Zensurwelle geht in die falsche Richtung - die Zensoren verfolgen etwas, das alleine keinen Schaden anrichten kann. Klar, es gibt vereinzelt Fälle, in denen jemand, der zum Beispiel unsere Musik gehört hat, auch tatsächlich gewalttätig war, aber das sind wie gesagt vereinzelte Fälle und nicht die Allgemeinheit. Vor vier Jahren hatten wir einmal ein Problem mit jemandem, der ein großer Fan von uns und einer anderen bekannten Death Metal Partie (er meint DEICIDE - Anm. d. Verf.)war und jemanden umgebracht hat - und die Schuld wurde logischerweise auf CANNIBAL CORPSE geschoben, da wir ihn dazu "gebracht haben"... Idiotie... Es gibt hunderttausend oder mehr, die Death Metal hören, aber nur eine Handvoll von ihnen ist tatsächlich gewalttätig - da kann ja in der Theorie von wegen "Death Metal fördere Gewalttaten" irgendetwas nicht stimmen! Wenn du den Süden von Amerika anschaust, da hören die Menschen zum Großteil Country Musik, sind aber sehr gewalttätig...


Stefan: Oder Rap...

Alex: Ja, oder Rap Musik. Ich denke nicht, dass die Musik das Verbrechen begeht, sondern die Person an sich. Da aber die Eltern für die Erziehung verantwortlich sind, liegt es in ihrer Hand, ob ihr 10-jähriger Sohn CANNIBAL CORPSE hören darf oder nicht, nicht in der Hand des Staates. Wenn Eltern das einem Kind verbieten, finde ich das ok - wenn ich ein 10-jähriges Kind hätte, würde ich ja auch nicht unbedingt wollen, dass es sich unsere Musik reinzieht.


Stefan: Wirklich?

Alex: Ja, Gore und Horror sind - denke ich - für ein reiferes Publikum gedacht, für Leute,
die verstehen, dass das nicht ernst zu nehmen ist, dass das ganze einfach nur Spaß ist - fiktiver Spaß, wohlgemerkt. Wie auch immer, es sollte den Eltern überlassen sein, was ein Kind sehen darf und was nicht, und nicht dem Staat - immerhin sind manche Kinder früher reif als andere, manche sind erst später so weit, mit Horror und Gore umzugehen. (Anmerk. Lugi: Macabre hat übrigens als Baby schon statt Muttermilch Blut getrunken und statt Brei Eingeweide gegessen! ;-)) (Anmerk. Macabre: Wenn DU im Biologieunterricht aufgepasst hättest, wüsstest du, wieviele wichtige, essentielle Bestandteile das Blut hat ;))



Stefan: Du kennst ja auch eine gewisse Christa Jehnal ganz gut...

Alex: Oh ja, scheiße... Ich wünschte, dieses Weib würde uns endlich in Ruhe lassen.


Stefan: So in der Art "Fuck off and die!"?

Alex: Ja, dagegen hätte ich nichts einzuwenden (lacht)...


Stefan: Hat sie jemals eine Begründung gegeben, warum ihr ausgerechnet die Songs von den ersten drei Alben nicht spielen dürft?

Alex: Nein, wir haben bis heute keine Ahnung warum gerade die ersten drei Alben so anstößig sind. Die Frau ist einfach dumm... Aber ich würde zu gerne wissen, warum es ok ist, "Fucked with a knife" zu spielen, nicht aber "Hammer smashed face"... Hinzu kommt noch, dass die meisten deutschen Zensoren der englischen Sprache nichtmal mächtig sind.


Stefan: Und live kann man die Texte erst recht nicht verstehen...

Alex: Genau. Um unsere Lyrics zu verstehen, brauchst du schon ein Textblatt, live kann man maximal bei den neueren Stücken einige Textpassagen verstehen.


Stefan: Überhaupt ist die Frau etwas komisch, in einem Interview mit dem deutschen Rock Hard hat sie öfter "Scheiße" gesagt, als ich pro Jahr aufs Klo gehe...

Alex: (lacht) Scheiße passt auch gut zu ihr...


Stefan: Wird es zu einem Song auf "Gore obsessed" wieder ein Video geben, wie auch schon auf "Vile" und "Gallery of suicide"?

Alex: Momentan ist nichts geplant. Wir wollen momentan für nichts Geld ausgeben, das nicht wirklich wichtig ist. Ein Video machen wir nur dann, wenn wirklich genügend Geld übrig bleibt, weil ja außerdem die Chance, dass es irgendwo gespielt wird, extrem niedrig ist. Es gibt zwar hier in Amerika einige Sender, die Heavy Metal Shows laufen haben, aber da gibt es keinen Death Metal, und CANNIBAL CORPSE erst recht nicht.
Außerdem haben wir ja letztes Jahr ein Livevideo auf den Markt gebracht, das müsste eigentlich reichen (lacht). Wobei ich aber schon gerne wieder etwas in der Richtung machen würde.



Stefan: Mir sind qualitativ einige Unterschiede zwischen dem Video zu "Devoured by vermin" und "Sentenced to burn" aufgefallen...

Alex: Ja, wir alle sind nicht wirklich zufrieden mit dem "Sentenced to burn" Clip, der zu "Devoured by vermin" hingegen ist ein absoluter Killer. Bei beiden haben wir mit David Roth zusammen gearbeitet, nur hat er bei "Sentenced zu burn" ohne unsere Aufsicht die Segmente zusammengestellt und somit ist das Video nicht nach unseren Vorstellungen entstanden und daher ist es auch anders - schlechter - als "Devoured by vermin". Wir hassen es nicht unbedingt, aber zufrieden sind wir eben auch nicht - nächstes Mal aber werden wir wieder das Sagen haben.


Stefan: Also wird das nächste Video, sollte es eines geben, wieder blutiger...

Alex: Ja, wir wollen ein Gorevideo, nicht einen ganz normalen MTV-Videoclip... Unsere Videos sollen brutal sein und schocken, das ist CANNIBAL CORPSE. "Sentenced to burn" schafft weder das eine noch das andere, es ist weder blutig und brutal noch schockierend in irgendeiner Weise.


Stefan: Warum hat George für das letzte Album "Bloodthirst" keine Lyrics geschrieben?

Alex: (lacht) Ich habe echt keine Ahnung warum! Ich und Paul haben den Großteil verfasst, fallweise hat auch Jack ein paar Ideen dazu gegeben. Wir sagen immer: "Hey George, komm - gib ein paar Ideen zu dem Song dazu!", aber das ist eben nicht sein Ding. Er ist ein großartiger Vocalist, aber Texte verfassen kann und will er anscheinend nicht. Wenn ich die Musik zu einem Song schreibe, schreibe ich eben meist dann auch gleich den Text dazu, und bei Paul, Pat und Jack ist das genau so, außer, jemand anders hat irgendeine gute Idee, dann wird das eben textlich auch mit eingebaut. Ich wünsche mir wirklich, George würde das Schreiben der Texte übernehmen, weil es ist schon genug Arbeit, gute Musik zu machen (lacht).


Stefan: Was ich ziemlich lustig finde ist, dass ich ein altes Interview mit George gesehen habe, wo er noch bei MONSTROSITY tätig war, und da hat er gesagt, dass er es nicht besonders interessant oder einfallsreich findet, über Gore und Horror zu schreiben...

Alex: (lacht) Das hab ich nicht gewusst... Nun, schreiben tut er ja auch tatsächlich nicht - aber Horror und Gore mag er schon, die Filme zieht er sich genau so rein wie wir. Ich schreibe ja den Großteil der Texte und immer wenn ich sie ihm zeige, ist er begeistert - "Hey, ja cool - das machen wir so...!" MONSTROSITY gehen eben in eine andere textliche Richtung als CANNIBAL CORPSE...


Stefan: Du sagtest auch einmal, dass du die Texte George vorsingst, damit er weiß, wie was klingen soll...

Alex: Ja, das war die Taktik, die wir auf "Vile" verwendet haben. De facto haben Paul und ich die Rohversion von "Vile" eingesungen, nachdem Chris aus der Band gekickt wurde (grunzt "Mummified in barbed wire" vor sich her - Anm. d. Verf.) - es klang ziemlich scheiße und wurde nur auf einem 8-Track-Recorder aufgenommen (lacht) ... lustig trotzdem irgendwie.


Stefan: Du könntest eine Menge Geld für das Band bekommen...

Alex: (lacht) Scheiße ja... Ich sollte echt mal schauen, ob ich das Ding noch irgendwo zuhause herumliegen habe (lacht)!


Stefan: Wie würdest du deinen und Pauls Gesangstil beschreiben?

Alex: Böse (lacht)! Im Ernst, ich tendiere so in Richtung MORBID ANGEL, zumindest versuchte ich es (grunzt wieder vor sich hin - Anm. d. Verf.), das bekomme ich in Hinsicht Lautstärke und Intensivität auch ganz gut hin, denke ich... Und Paul, naja Paul grunzt halt irgendeinen Scheiß vor sich hin (lacht und wirft einen Blick zu Pat, der ziemlich angeheitert in den Backstageraum hineintorkelt - Anm. d. Verf.). Oder, Pat?

Pat: Yeah, wie auch immer (grinst und haut sich auf eins der Sofas - Anm. d. Verf.)...


Stefan: Ich nehme mal an, es war nicht besonders leicht, nachdem Chris die Band verlassen hat... Immerhin hat er bisher alle Texte verfasst und somit hattet ihr nur wenig Ahnung davon, und George war bei MONSTROSITY ja genausowenig für die Texte zuständig...

Alex: Absolut, ja. Anfangs habe ich immer gesagt: "Ach, das ist doch eh ganz simpel, einfach ein paar cool klingende Wörter zu einem Text zusammen basteln und das passt..." - aber seitdem Chris aus der Band ist, weiß ich, dass dem garnicht so ist. Bei "Vile" hatten wir schon unsere Probleme, halbwegs sinnvolle Texte zu schreiben, aber inzwischen haben wir - denke ich - ein gutes System draußen, so dass die Texte cool klingen und auch vom Rhythmus her zur Musik passen. Es braucht Zeit, aber wir bekommen das schon hin...


Stefan: Wobei du ja schon etwas Erfahrung hast, immerhin hast du auf eurem Debüt "Eaten back to life" auch schon mal ab und zu deinen Senf dazu gegeben...

Alex: Stimmt, nur kann man - denke ich - weder den Aufbau noch die Komplexität sowohl der Song- als auch der Textstrukturen von damals mit denen von heute vergleichen.


Stefan: Aber dann hat Chris die Lyrics bis zu seinem Ausscheiden im Alleingang verfasst...?

Alex: Ja, er wollte, da er das Zeug singt, auch der Verfasser der Texte sein... War uns ganz recht, so konnten wir uns auf die Musik konzentrieren. Jedenfalls - heute weiß ich, dass es gar nicht so einfach ist, Texte zu schreiben und dass es auch viel Zeit in Anspruch nimmt, die richtigen Wörter zu finden und sich thematisch nicht zu wiederholen.


Stefan: Somit braucht ihr für die Texte auf euren Alben länger als für die Musik selber?

Alex: Das ist bei uns eigentlich ziemlich unterschiedlich, manche Songs entstehen schnell, bei anderen wiederum ist es ein langwieriger Prozess. Auf "Gore obsessed" zum Beispiel ist die Musik von einigen Songs innerhalb eines Tages entstanden, während wir für die Texte beinahe eine Ewigkeit gebraucht haben, weil es schwer war, Worte zu exakt diesem Riffing zu finden. Bei anderen Songs hingegen haben wir für die Musik über drei, vier Wochen gebraucht, bis ein Song so geklungen hat, wie wir es wollten - aber der Text dazu war ziemlich schnell verfasst.


Stefan: Inwiefern geht ihr heute anders ans Songwriting ran als noch zu "Butchered at birth"-, "Bleeding"- oder "Vile"-Zeiten?

Alex: Wir denken drüber nach, was wir tun. Wenn wir ein paar gute Riffs haben, dann basteln wir die heute nicht einfach mehr oder weniger wahllos aneinander, mit vielleicht einem Solo dazwischen, sondern überlegen wirklich, welche Riffstrukturen zu welchem Inhalt und so weiter passen. Früher hatten wir Vers 1 - Vers 2 - Chorus - Vers 3 - Chorus - Vers 1 - Vers 2 - Chorus oder ähnliche Strukturen, heute steckt hinter unseren Songs schon um einiges mehr an Komplexität. Wir wollen einfach nicht vorhersehbar werden, so dass wir uns wiederholen, dass man schon vorher genau weiß, was auf dem nächsten Album für Songs sein werden und wie sie klingen werden. Die Songs von CANNIBAL CORPSE sollen technisch anspruchsvoll, interessant, aber auch eingängig sein - zumindest zu einem gewissen Prozentsatz (lacht).


Stefan: Könntest du kurz einmal eure Discographie Revue passieren lassen?

Alex: Hm, ja klar... Also, "Eaten back to life", unser Debüt - ein gutes Album meiner Ansicht nach, ich mag es. Einige Riffs klingen mehr nach Thrash Metal als Death Metal und der Sound ist sicher nicht optimal, aber im Großen und Ganzen ist es für ein Debüt ein gutes Album. Für "Butchered at birth" hatten wir mehr Zeit als für unser Debüt, es wurde ebenfalls im Morrisound aufgenommen, aber dennoch sind die Songs auf "Butchered at birth" zu wenig catchy, sie sind einfach zum Großteil zu lang und zu verwirrend - also bis auf wenige Ausnahmen eher schlechtes Livematerial. "Tomb of the mutilated" hingegen ist wieder ein sehr gutes Album, nicht aber die Produktion. Der Basssound ist zwar sehr gut - das ist der Teil, der mich wirklich interessiert (lacht), aber als Gesamtobjekt ist der Sound nicht besonders gut. Überraschenderweiße ist das aber das Lieblingsalbum vieler Fans...


Stefan: Meines auch...

Alex: Hätte ich mir denken können, bei dem T-Shirt ("Tomb of the mutilated" - Anm. d. Verf.), das du anhast (lacht)... Meine Frau liebt es, die meisten meiner Freunde sagen, es ist das beste CANNIBAL CORPSE-Album, und ich weiß nicht warum...?


Stefan: Es ist einfach so, dass der rohe, ungeschliffene Sound die Songs auf "Tomb of the mutilated" noch brutaler, noch grindiger rüberkommen lässt...

Alex: Stimmt, auf "Tomb of the mutilated" fliegen wirklich die Fleichfetzen (lacht). Wir haben jedenfalls damals 100% gegeben und es sind einige sehr gute Songs dabei herausgekommen, die Drums könnten aber etwas leiser sein und der Bass tiefer gestimmt... Mit dem Sound auf "The bleeding" bin ich jedoch voll und ganz zufrieden, und die Songs sind zum Großteil auch sehr gut, nur das Coverartwork...


Stefan: Nicht ganz typisch CANNIBAL CORPSE...

Alex: Ja, aber ich bin nun mal nicht dafür verantwortlich gewesen. Weißt du, wenn wir ein Cover in Auftrag geben, dann können wir vielleicht ein paar Kleinigkeiten im Nachhinein verändern lassen, aber wir können nicht das ganze Bild verwerfen, das wäre zu zeitaufwendig und kostenspielig. Wir sind nicht glücklich mit dem Cover, aber was solls.


Stefan: Was soll das eigentlich darstellen?

Alex: Es soll ein Ausschnitt aus dem Bild auf der Innenseite sein, ein Teil des aufgeschnittenen Brustkörpers mit den Innereien, die heraushängen. Die Idee war gut, die Umsetzung nicht so sehr... Der Basssound auf "The bleeding" ist jedenfalls sehr gut, ja, ich weiß, ich komme immer auf den Bass zurück (lacht)... Ok, "Vile" - bei dem Album hatten wir bekanntermaßen die meisten Schwierigkeiten, da wir Chris aus der Band schmissen und mit George als unseren neuen Vocalisten die ganzen Texte umschreiben mussten, was für uns damals eine mehr oder weniger neue Erfahrung war. Unter den Umständen ist auch "Vile" ein gutes Album geworden, aber objektiv betrachtet, bin ich nicht sehr zufrieden mit den Songs darauf. Auf den Nachfolger "Gallery of suicide" bin ich auch sehr stolz, wir zeigen das erste Mal, welches Potential in uns steckt - im Gegensatz zu der "grottenschlechten Scheißband", als die wir früher oft bezeichnet wurden. Wir variieren oft die Geschwindigkeit, "I will kill you" und der Titeltrack gehören sicher zu den besten Songs, die wir jemals geschrieben
haben, und auf das Instrumental, das ich zum Großteil selber geschrieben habe, bin ich auch besonders stolz. "Bloodthirst" ist dann wieder zum Großteil schnell, variiert weniger als der Vorgänger, ist aber im ähnlichen, technischen Stil gehalten - und der Basssound hier ist der beste den wir bisher hatten (lacht). Sorry, das musste jetzt sein... Jaaa, und "Gore obsessed" - es wird ein Mix aus "Gallery of suicide" und "Bloodthirst", nicht zu schnell, aber auch nicht zu langsam - lass dich überraschen! "Live cannibalism" läuft ja mehr oder weniger außer Konkurrenz, wir hatten damit ja nicht besonders viel zu tun, wir standen nur auf der Bühne und gaben unsere Einwilligung zu den Aufnahmen (lacht). Colin Richardson hat einen guten Job gemacht ... und zwar OHNE OVERDUBS oder anderen Nachbesserungen!



Stefan: Im Gegensatz zu DEICIDE's "When Satan lives"...

Alex: Keine Ahnung... Jedenfalls sind Nachbesserungen bei Livealben wirklich unter aller Sau, wenn ich live so schlecht bin, dass man da was nachbessern muss, dann sollte ich besser meinen Bass an den Nagel hängen.


Stefan: Wie bei den meisten eurer Alben gibt es auch bei der Singel "Hammer smashed face" zwei Coverartworks, wobei das von der Vinylversion nicht von Vincent Locke entworfen wurde... Sieht dementsprechend auch etwas primitiv aus...

Alex: Das rote mit dem kleinen Totenschädel im Eck ist das von uns authorisierte Cover, es war kein anderes Cover geplant, nur hatten Music For Nations die Lizenz für die Europa-Pressung und sie ließen ein anderes Cover anfertigen, ohne unsere Einwilligung oder Zustimmung, ohne dass wir das vorher jemals gesehen haben. Einfach ein billiger und ziemlich primitiver Versuch, den Songtitel umzusetzen, ja. Du kannst dir jedenfalls unsere Gesichter vorstellen, als wir damals nach Europa kamen und dann die Fans mit dem Cover zum Signieren kamen...!


Stefan: Da Chris das ursprüngliche CANNIBAL CORPSE Logo entworfen hat, habt ihr ab "Vile" ein etwas anderes Logo verwendet, aber den Coverartisten habt ihr behalten, obwohl er einer der besten Freunde von Chris ist...

Alex: Ja, aber Vincent passt einfach zu CANNIBAL CORPSE, kennt unsere Vorstellungen, weiß schon genau was wir wollen und er ist ein großartiger Künstler, ich denke, es gibt keinen besseren. Zudem ist er nicht nur ein Freund von Chris sondern auch von Paul, daher fanden wir es nicht für notwendig, auch auf ihn zu verzichten.


Stefan: Und ihr hättet Probleme mit Chris bekommen, wenn ihr das alte Logo behalten hättet?

Alex: Keine Ahnung, aber möglich wäre es. Immerhin hat er auch in einigen Interviews gesagt, dass wir auf "Vile" seine Texte verwendet haben - aber zu den "neuen" CANNIBAL CORPSE passt das klarer strukturierte Logo sowieso besser. Es ist dem alten ähnlich, aber eben nicht seines und passt besser zu der post-Barnes-Ära.


Stefan: Vincent Locke hat ja bisher für keine andere Band Covermotive entworfen als für euch...

Alex: Wenn ich auf dem neuesten Stand bin, ist das richtig, ja. Er ist sozusagen unserer hauseigener Künstler, unser Sklave (lacht). Nein, im Ernst - ich weiß nicht, ob er keine Anfragen bekommt oder ob er für keine andere Band tätig sein will, keine Ahnung. Er ist jedenfalls großartig und wird auch weiterhin für uns tätig sein, ob ausschließlich oder nicht, das bleibt ganz und gar ihm selbst überlassen.


Stefan: Welche Künstler konnten dich noch begeistern?

Alex: Auf jeden Fall Dan Seagrave, hat nur großartige Cover entworfen...


Stefan: Aber zu viele...

Alex: Mag sein, einige Zeit lang gab es ja fast nur Dan Seagrave... Anfang der Neunziger ging jeder ins Morrisound aufnehmen, produziert wurde von Scott Burns und das Cover kam von Dan Seagrave, das machte das Ganze etwas langweilig, ja. Er würde auch nicht wirklich zu CANNIBAL CORPSE passen, aber gut ist er. Zig hat auch einige gute Motive entworfen, Wes Benscoter...


Stefan: Welches Cover von CANNIBAL CORPSE gefällt dir persönlich am Besten?

Alex: "Butchered at birth", definitiv. Es ist brutal, schockierend, abstoßend - einfach CANNIBAL CORPSE. Das neue schaut auch extrem gut aus, eigentlich sind alle wahre Meisterwerke, außer vielleicht "The bleeding", aber "Butchered at birth" ist auf jeden Fall der Gewinner...


Stefan: Welchen Song würdest du persönlich noch gerne covern? POSSESSED und SACRIFICE kamen ja schon zum Handkuss...

Alex: Für "Gore obsessed" haben wir "No remorse" von METALLICA gecovert, ich denke, es ist eine interessante Eigeninterpretation geworden... Irgendeinen Song von RAZOR oder BLOODFEAST würde ich gerne covern, einfach Songs, die ich damals als Junge schon geil gefunden habe.


Stefan: Was hat euch deiner Meinung nach geholfen, zu einer der führenden Death Metal Bands zu werden? Einige haben vor euch oder zeitgleich begonnen, sind aber nie aus dem Underground-Bekanntheitsgrad herausgekommen...

Alex: Zu einem nicht geringen Teil die Presse, die Negativwerbung um genau zu sein. Somit sollten wir unserer geliebten Christa bald einmal Blumen zukommen lassen (lacht)... Außerdem touren wir sehr viel, zeigen, dass wir uns auch live präsentieren können, und das soweit wie möglich in Topform. Wir hatten oft das Glück, gute Tour-Angebote zu bekommen, immerhin sind wir schon mit Bands wie DISMEMBER, NAPALM DEATH und DEATH aufgetreten. Viele Dinge zusammen ergeben einfach den Erfolg von CANNIBAL CORPSE, aber wir haben auch schon einige Liter an Schweiß - und Blut - dafür fließen lassen.


Stefan: Da gibt es ja auch eine Story über euch und Kirk Hammett...

Alex: Eine uralte Story, 1989 muss das gewesen sein. Wir wollten Backstage bei einem METALLICA-Konzert ein paar Flyer zu unserem ersten Auftritt verteilen und da lief uns Kirk über den Weg. Da wir nichts besseres parat hatten, hielten wir ihm kurzerhand einen unserer Flyer unter die Nase, den er uns signieren sollte und er: "Whoa, cool - CANNIBAL CORPSE...!"


Stefan: Mir ist heute aufgefallen, dass ihr live etwas mehr Gas gebt, als am Album. Woran liegt das?

Alex: Das ist nicht immer so, das hängt alles von Paul ab. Wenn er gut drauf ist, können wir schneller spielen, wenn er müde ist oder nicht so gut drauf, dann müssen wir das Tempo drosseln. Just blame everything on Paul (lacht, Pat nickt zustimmend - Anm. d. Verf.)...


Stefan: Songs wie "Hammer smashed face" oder "Gutted" sind mehr oder weniger Pflichtnummern bei euch im Programm (mit Ausnahme des guten, alten, konservativen Goremania natürlich...), welchen Songs spielst du persönlich gerne live?

Alex: Definitiv "Perverse suffering" und "Hammer shmashed face" und schnelle, kurze Stücke im Allgemeinen, da kann ich gut bangen (lacht)... Momentan schauen wir, dass wir eher Stücke spielen, die wir sonst eher selten live spielen, "The bleeding" oder "Addicted to vaginal skin" waren heute dran, wie du vielleicht gemerkt hast...


Stefan: Ja, nur "Puncture wound massacre" habe ich vermisst, das ist einer meiner Lieblingssongs - "Hammer smashed face pt. 2"...

Alex: Ja, den haben wir nur sehr selten live gespielt, auf der "Vile"-Tour und ab und zu auf der Tour zu "Gallery of suicide", aber vielleicht nehmen wir ihn wieder in unserer Setlist auf, mal sehen... Ist auch einer der Songs, die ich gern spiele - aber ich muss erst einmal die anderen überzeugen (lacht).
Wir schauen jedenfalls, dass sich während einer Tour die Setlist etwas verändert, dass neben den Klassikern auch ein paar andere Stücke ihren Platz finden, damit uns selber nicht langweilig wird. Weißt du, jeden Abend den gleichen Scheiß zu spielen, und das ein Monat oder länger, das geht dir mit der Zeit schon dermaßen auf die Eier...



Stefan: Wie wurde das Material auf "Live cannibalism" zusammen gestellt?

Alex: "Live cannibalism" ist ein mehr oder weniger typischer CANNIBAL CORPSE-Gig, mit den Songs die wir am meisten live spielen, weil es die Fans so wollen. Es gibt einige Songs, die uns persönlich zu lang sind und wir daher nicht so besonders gerne spielen, wie "Meat hook sodomy" zum Beispiel, aber was solls, die Fans zahlen immerhin dafür.


Stefan: Georges Gesangstil unterscheidet sich ziemlich von Chris seinem, was waren die Gründe, ihn in die Band zu holen und nicht jemanden, der Chris ähnelt?

Alex: Chris ist einzigartig, also ein gleichwertiger Ersatz wäre nur sehr schwer zu finden und außerdem wollten wir ja etwas anderes. Chris hatte von "Vile" schon ein paar Songs eingesungen, aber das klang nicht so, wie wir es wollten... Es war einfach ... nun ... keine Abwechslung drin, monotones Gegrunze.

Stefan: Stimmt, ich kenne die Tracks. Nichts gegen Chris, er ist großartig und bis auf einem Album hat er bisher großartige Arbeit geleistet.

Alex: "Warpath"?


Stefan: Ja.

Alex: Ich mag SIX FEET UNDER generell nicht, aber das Album, das ist wirklich schlecht (lacht)...


Stefan: Zumindest bis auf zwei, drei Ausnahmen, "War is coming" und "Revenge of the zombie" sind absolute Killer...

Alex: Wie gesagt, SIX FEET UNDER ist nicht das, was ich mir so anhöre...
Ähm, wo waren wir stehen geblieben?



Stefan: George.

Alex: Genau. Nun, wir kannten MONSTROSITY und fanden George als Sänger einfach großartig, seine Schreie sind ja echt unglaublich... Er singt zwar nicht so tief wie Chris, dafür aber schneller, so sollte Death Metal für mich klingen. George ist wie eine Dampfwalze (bemerkt mein Grinsen - Anm. d. Verf.) - sieht man doch, oder? (lacht) Wir stehen auf schnelle Songs und schnelle Vocals, und das kann George nun mal um einiges besser als Chris - und trotzdem klingen seine Vocals verdammt brutal und aggressiv. Nimm SLAYER zum Beispiel, Tracks wie "Reborn" oder "Jesus saves" sind verdammt schnell und brutal, ohne dass Tom besonders tief runter geht. Mit Chris wären Songs wie "Disposal of the body" niemals möglich gewesen.


Stefan: Und George hat keinerlei Probleme mit den alten Songs?

Alex: Nein. Er könnte zwar genau so tief wie Chris singen, aber das ist nicht sein Stil, er will Chris nicht imitieren sondern gibt den alten Songs eine eigene Note. Zugegeben, anfangs hatte George bei ein paar Tracks so seine Schwierigkeiten, weil Chris ein ziemlich ungewöhnliches Timing hatte, aber inzwischen ist George - denke ich - ein mehr als würdiger Ersatz.


Stefan: Der Meinung bin ich auch. Entspricht es der Tatsache, dass "Vile" schlechter verkauft wurde, da Chris nicht mehr dabei war?

Alex: Erm, in der ersten Woche ging es sehr gut weg, weil alle anscheinend ziemlich neugierig waren, wie wir ohne Chris wohl klingen würden. Im Großen und Ganzen hat es sich schlechter verkauft als "The bleeding", unser Topseller, aber auch nicht großartig anders als alle anderen CANNIBAL CORPSE-Alben. "The bleeding" ist aber nach wie vor der Spitzenreiter...


Stefan: Dank Jim Carrey und "Ace Ventura"?

Alex: Vor allem ja. Wir waren ja zeitgleich auch noch bei Headbangers Ball, aber Jim Carrey's "Ace Ventura" war sicher eine großartige Werbung für uns, und ziemlich ungewohnt. Für die Show wurden wir sogar geschminkt, obwohl man eh nur Haare sieht (lacht). Jim Carrey war jedenfalls ein lustiger Typ, aber total aufgeregt als er uns getroffen hat, er hat dauernd gestammelt: "Oh mein Gott, ich schüttle Chris Barnes die Hand, oh mein Gott, das sind CANNIBAL CORPSE,...". Er fährt voll auf unsere Musik ab und es war für uns - trotz dem Stress - eine Menge Spaß und auch eine Ehre, bei "Ace Ventura" mitwirken zu dürfen.


Stefan: Spielt ihr gerne auf Festivals oder bevorzugt ihr kleine Headlinder-Touren mit zwei oder drei Vorbands?

Alex: Festivals sind cool, es ist eine Ehre, mit anderen großen Bands die Bühne zu teilen, aber ich persönlich habe die kleineren Touren lieber, nicht unbedingt nur als Headliner sondern auch als Opener für eine größere Band. Wie auch immer, ich kann es oft nicht glauben, dass so viele Leute wegen uns kommen...
Bei solchen Festivals wie das Anti X-Mas geht leider viel Zeit drauf, ich sitze da und warte und warte, bis ich nach fünf Stunden endlich spielen kann - das ist schon ziemlich langweilig. Ich will spielen, und zwar am Besten sofort, daher sind mir kleinere Touren lieber.



Stefan: Nun, die Opener VOMITORY haben heute einige nicht gesehen, da sie noch draußen standen, weil der Einlass so lang dauerte...

Alex: Ein Fehler des Veranstalters, eindeutig. Die erste Band sollte erst dann zu spielen anfangen, wenn der letzte in der Halle ist.


Stefan: Wo wir schon bei Alex Wank und PUNGENT STENCH wären... Stehst du auf Porno?

Alex: Klar, wer nicht? Ich schau mir die Streifen aber meist mit meiner Frau an...


Stefan: Als Inspiration?

Alex (lacht): Ja, auch... Nein, es ist einfach Spaß, ich kenne keinen Mann, der sich keine Pornos anschaut.


Stefan: Daher hast du auch nichts gegen Groupies?

Alex: Mich persönlich interessieren sie nicht, ich bin ja verheiratet, aber früher hatte ich nichts dagegen (lacht). Aber - die anderen haben schon Spaß mit denen und es ist nichts falsches dabei, solang du eben nicht wie ich gebunden bist. Als ich noch Singel war, hatte ich auch meinen Spaß und jetzt haben eben die anderen weniger Konkurrenz, da ich außer Spiel bin (lacht). Aber es macht nachwievor Spaß zu wetten, wer wie viele abbekommt und auf was die sich einlassen (lacht) - das ist das Tourleben...


Stefan: Und zum Tourleben gehört auch, Blödsinn über SIX FEET UNDER an Klowände zu schmieren...

Alex (lacht): Das war einmal, ja... Das ist aber nur Spaß, wir reden ja wieder normal miteinander, haben sogar in Wacken die Bühne miteinander geteilt und ein paar Joints vernichtet - aber es macht einfach Spaß, sich gegenseitig etwas zu ärgern, wenn man weiß, dass Chris und SIX FEET UNDER ein paar Tage später oder so im selben Backstageraum hocken und dann wieder einen neuen Scheiß zum Lesen haben...


Stefan: Und, heute schon was geschrieben?

Alex: Nein, das ist nicht mehr unser Ding, es ist einfach nicht mehr lustig - etwas neues muss her (lacht).


Stefan: Ich hätte sogar einen Stift dabei...

Alex (lacht): Nein, nein - danke für das Angebot...


Stefan: Könntest du mal so einen "Dialog" zitieren?

Alex: Ach, das war so dummes Zeug wie "Chris, du stinkst aus deinem Maul wie aus dem Arsch und singst scheiße; Alex." und er hat darauf zurück geschrieben "Lutsch meinen Schwanz, Alex..." Nichts geistig Hochstehendes, aber wir meinen es ja nicht so. Sechs Jahre Verarschung sind genug, es reicht - wir werden ja auch erwachsen ... hoffentlich (lacht).


Stefan: Seid ihr dann auch schon so weit, dass ihr miteinander über CANNIBAL CORPSE und SIX FEET UNDER plaudert, vielleicht Ratschläge gebt oder so?

Alex: Nein, SIX FEET UNDER ist nicht die Musik die ich höre, daher kritisiere ich Chris und seine Band auch nicht. Ich stehe auf schnellen Death Metal, und das sind SIX FEET UNDER nun mal nicht - sie sind nicht schlecht und das weiß Chris auch, aber eben nicht mein Ding. Außerdem sehen wir uns nicht so oft, und wenn, dann trinken wir ein Bier und haben Spaß und reden nicht über die Musik oder die alten Zeiten...


Stefan: Wie stehst du zu reeller Gewalt?

Alex: Erm..., ich stehe auf Gewaltsportarten wie Boxen und Wrestling, aber da sind beide Teilnehmer einverstanden, das ist der Unterschied zu der Gewalt, auf die du ansprichst. Wenn Unschuldige verletzt werden, befürworte ich das auf keinen Fall. Vergewaltiger und Mörder sind verabscheuungswürdig, und Kriege sind wohl das größte Übel, mit dem wir leben müssen...


Stefan: Chuck ist ja vor kurzem gestorben, möchtest du vielleicht ein kurzes Statement dazu abgeben?

Alex: Rest in peace, wir alle vermissen dich... Mit ihm ist ein großartiger Freund und Musiker gestorben, weil das Gesundheitssystem der USA versagt hat. Traurig.


Stefan: Was macht Jack eigentlich auf der Bühne, schläft er oder denkt er ans Essen? Du, Pat und George bangen wie die Hölle, nur Jack steht gemütlich herum und spielt seinen Teil runter...

Alex (lacht): I can only bang my head, man!! Ich habe aber echt keine Ahnung, was er denkt - ob er überhaupt denkt (lacht)...


Stefan: Wie stehen MONSTROSITY eigentlich persönlich zu euch, immerhin sollte Pat ja bei ihnen einsteigen, nicht bei euch...

Alex: Ja, ich denke, sie sind etwas angefressen auf uns - von unserer Seite aus ist alles ok, aber wir haben Pat ja nicht gezwungen (Pat nickt bestätigend - Anm. d. Verf.). Wir haben ihm gesagt, dass wir ihn gerne in der Band hätten, wenn er nicht zu MONSTROSITY geht, und er hat sich entschlossen. Selbst wenn er nicht das Angebot von uns bekommen hätte, wäre es ungewiss gewesen, ob er der neue Gitarrist von MONSTROSITY wird, da der Umzug ziemlich teuer gewesen wäre... Also wenn, dann sollten sie auf Pat angefressen sein (Pat zeigt Alex den Mittelfinger, beide lachen - Anm. d. Verf.)! Zumal wir Lee auch vorgewarnt haben, dass wir auch einen Gitarristen suchen. Pat war einer der wenigen freien und talentierten Gitarristen in unserer Umgebung, der gerne zu CANNIBAL CORPSE dazu gestoßen wäre, somit haben wir ihn eben auch gefragt, so läuft es eben im Musikbuisness... Aber MONSTROSITY haben jetzt auch einen exzellenten Gitarristen und stehen uns um nichts nach! Es ist schade für sie, dass Pat nicht bei MONSTROSITY spielt, aber es ist großartig für uns, dass Pat bei CANNIBAL CORPSE ist. Zumal Pat gerne tourt und somit eher zu uns passt, als zu MONSTROSITY... Wie gesagt, von unserer Seite aus gibt es keine Probleme mit den Jungs.


Stefan: Warum hat Rob die Band verlassen?

Alex: Musikalische Differenzen. Er war nie so wirklich glücklich, da er mit einem technischerem Drummer zusammenarbeiten wollte, und ich denke, bei MALEVOLENT CREATION ist er glücklich.


Stefan: Ist die Szene in Florida noch immer so groß wie Anfang der 90er?

Alex: Nicht so groß, aber es kommen immer wieder neue gute Bands zum Vorschein, DIABOLIC sagen dir bestimmt was, oder BURNING INSIDE sind auch extrem gut... (Der Tourmanager unterbricht Alex, sie müssten schon längst auf dem Weg sein - Anm. d. Verf.) Tut mir echt leid...


Stefan: Kein Problem, ich danke dir für jede Minute, es war großartig mit dir zu plaudern - hast du vielleicht noch ein paar Schlussworte übrig?

Alex: Danke für das Interview, Stefan, es ist das erste große Interview vor der Veröffentlichung von "Gore obsessed" und natürlich auch ein danke an alle CANNIBAL CORPSE-Fans da draußen, die uns seit Jahren unterstützen, ich kann es nicht glauben, dass wir noch immer Teil der Szene sind, und das so weit oben, danke! Ich denke, "Gore obsessed" wird eucht nicht enttäuschen, stay brutal & support Death Metal!!!

www.cannibalcorpse.net

Autor: Macabre

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Beitrag vom 25.02.2002
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