Interview mit HELLOWEEN - zurück aus der Hölle um Scheiße zu bauen


HELLOWEEN so schnell wie nie - und das noch auf den alten Tagen der Hamburger Kürbiskopf-Power Metaller. Dabei vergessen die Herren Weikath, Deris und Co. aber auch nie auf die nötigen Happy-Metal Melodien, eingängigen Hooklines und furiosen Soli. Bassist und Frohnatur Markus Großkopf gab uns in einem erheiternden Telefonat so manch wichtige Information zum aktuelle Werk "Straight Out Of Hell".


Hallo Markus, wie geht’s dir?


Ja wunderbar, soweit gut. Wie geht’s dir?


Ja, alles bestns.


Erst mal ein gutes Neues, ne?


Ja ebenfalls, danke!


Wir leben ja alle noch, ne? (lacht)


Ja, zum Glück! Sonst könnten wir das neue HELLOWEEN-Album nicht erleben.


Ne, sonst hätten wir es gar nicht machen brauchen.


Was tut sich gerade so bei dir, außer Interviews geben?




Wir geben viele Interviews, wir proben jetzt demnächst, wir bereiten uns schön langsam vor, wir rollen eine Song-Setlist aus, mailen uns hin und her welche Songs wir spielen könnten und proben für die Live-Shows und sowas, ne? Jetzt fahr ich Mittwoch nach Berlin und hab da noch ein bisschen Promo und, und, und ,und.

Die Maschine fängt jetzt langsam wieder an zu rollen. Wir haben schon zwei Gigs gemacht in Hamburg, jetzt haben wir davor noch eines gemacht irgendwo. Ja in Japan haben wir auch noch ein Festival zwischendurch gespielt. Jetzt spielen wir beim „0 000 Tons of Metal, dieses Metal-Ship-Cruise. Und ja, die Maschine fängt an zu laufen.



Dann kommen wir gleich zum neuen Album. Wie kam es zu diesem eher düsteren Albumtitel?


Das ist so ein bisschen ironisch. „Straight Out Of Hell“ passt natürlich zu der Sache die ich eben angesprochen habe – wir leben ja alle noch – es sollte ja der Weltuntergang werden. Woran wir ja alle fürchterlich glauben, an so einen Quatsch. Aber um die Stimmung immer wieder ein bisschen aufzuhellen, haben wir das Album relativ positiv gestaltet. Und da der Weltuntergang jetzt nicht stattgefunden hat, sind wir alle wieder aus der Hölle zurück und können hier weiter Scheiße bauen.


Das Artwork ist auch relativ düster und negativ ausgefallen, obwohl das Album positiv klingt. Mir fehlt mittlerweile das mystische und positive, das meistens eure Artworks gehabt haben. Wie ist das Ganze entstanden, was sind da so die Ideen dabei gewesen?


Ja man kommt aus der Hölle zurück und baut hier weiter Scheiße. Es ist eigentlich gar nicht so ernst zu nehmen, wie vieles was wir machen. Wir spielen da mit Metalklischees und verwenden diese. Das Düstere passt immer ganz gut zu Metal. Und trotzdem geht ja alles weiter nach dem vermeintlichen Weltuntergang und „bums“ sind wir wieder alle da. Ein richtiges Konzept steckt nicht dahinter wie bei „Keepers...“ oder „Times Of The Oath“. Dieses Album ist einfach mehr eine Spielerei.




Nachdem ich den Titel das erste Mal gehört habe, habe ich etwas erwartet wie ein Kürbis-Teufelchen oder sowas Ähnliches.


Ja das ist halt eben auch so von wegen – weißt du auch tatsächlich was morgen passiert. Wenn man jetzt nur für die Zukunft lebt, dann verpasst man die Gegenwart und in der Gegenwart passierts halt. Da sind die großen wahren Gefühle die du dann verpasst, wenn du immer nur in der Vergangenheit oder in der Zukunft lebst.


Die neuen Songs haben mich eigentlich beim ersten Mal Anhören sofort umgeblasen. Diese Energie und Power, die das neue Album hat, hat mich sehr beeindruckt. Hat sich das so ergeben oder war im Vorhinein geplant, dass es ein schnelles Album wird?


Es war eigentlich nicht so geplant. Wir dachten, wir können ja wieder mal ein Album machen, das etwas positiver ist und haben uns die Songs rausgenommen, die dazu passen. Wir haben ja eine Menge mehr noch gehabt und es ist halt so geworden. Man kann sich immer schlecht hinsetzen und sagen „wir machen jetzt ein dunkles oder düsteres Album“. Das ergibt sich eigentlich eher von selber. Obwohl wir halt gesagt haben, wir suchen uns eher die positiven Sachen raus, weil wir da mal wieder Bock drauf hatten.


Was kannst du mir eigentlich zu den von dir geschriebenen Songs "Far From The Stars", „Straight Out Of Hell“ und „Another Shot Of Life“, den ich leider noch nicht hören konnte, erzählen?


Die bilden in sich schon so nicht eine Art Konzept, aber „Another Shot Of Life“ handelt davon, dass du rausgehst und dir noch einen Schuss vom Leben nimmst. Sowie es halt kommt und passiert. Anstatt den Kopf in den Sand zu stecken und rum zu weinen machst du dir dann halt wieder ein bisschen Spaß und darum hab ich dieses Lied so genannt – Nimm dir noch einen Schuss vom Leben anstatt einen Schuss von irgendeinem anderen Dreck.


Wie ist dieser Song von der musikalischen Seite und warum wurde er zum Bonustrack degradiert?


Ja weil wir auch Bonustracks brauchen. Das ist eher ein schwerer, langsamer Stampfer. Früher haben wir eine Platte gemacht, da waren 6-7 Songs darauf . Wir haben ja nicht nur 3-4 Lieblingssongs, das sind 6-7 Lieblingssongs dabei. Auf einer LP haben wir dann immer 6-7 Stücke drauf gehabt und dann war Feierabend. Aber heute will ja jeder seinen Bonustrack und jedes Land braucht einen Track für dieses Portal und da noch einen Bonustrack hierfür und, und, und. Du kommst ja unter 14-16 Titel nicht mehr aus dem Studio. Und da wollen alle ihre Bonustracks haben und dafür musst du dann auch deine Songs haben und das sollen auch nicht nur Sachen sein, die mal eben so hingeklatscht sind, sondern du willst ja auch da auf der Ebene Qualität verkaufen. Du willst den Leuten ja keine Scheiße verkaufen. Also haben wir immer wieder viele Songs am Start. Gott sei Dank sind wir vier Songschreiber und darum können wir uns das auch leisten.




Was hast du dir bei „Far From tThe Stars“ gedacht?


„Far From The Stars“ hab ich eigentlich eher so gedacht – das ist so eine Überlegung gewesen – wo das menschliche Wissen so aufhört. Oft versucht die Menschheit ja auch alles zu wissen. Man will ja alles wissen, man will ja überall hinfliegen - noch eine Galaxie, und noch ein... Aber ich denke, wo das Wissen aufhört und auch ein bisschen Angst anfängt, was passieren kann, fängt der Glaube an. Der Glaube an was auch immer. Und das ist dann so gedacht, an was du auch glaubst, das fängt da an wo alles aufhört, was wir wissen. Und das ist eben für mich weit weg von den Sternen.


Und mit wem rechnet Sascha bei dem Song „Asshole“ ab?


Da gibt es eine Menge Leute - das musste einfach mal gesagt werden. Ich weiß nicht, ob er da wen bestimmtes meint, aber ich glaube es gibt genug Arschlöcher auf dieser Welt, die du gar nicht kennst, die dir aber auch nicht gut tun. So wie irgendwelche Arschlöcher, die Kriege anzettln oder in irgendwelche Länder gehen und das sind halt auch Arschlöcher. Das ist an alle, die irgendwie Scheiße bauen, dass es anderen Leuten schlecht geht. Das muss man dann so interpretieren.


Ihr habt bereits eine weitere Tour mit GAMMA RAY angekündigt, ich nehme an, ihr freut euch genau so drauf wie die Fans, was können wir da erwarten?


Kuck mal, du kennst ja HELLOWEEN lange genug, da kommt immer irgendwie was rüber. Der große Teil ist natürlich eine HELLOWEEN-Show wie man sie kennt, was man von uns erwartet. Wir werden nicht versuchen irgendwas darzustellen, wir werden wir selber bleiben und eine coole HELLOWEEN-Show hinlegen mit ein paar Bonussachen. Kai (Hansen - GAMMA RAY) ist dabei, da passiert ja auch immer wieder mal was und das wird schon lustig, das wird schon Spaß.


Gibt es schon Ideen bzw. ist schon was fix bezgl. Supportbands?


Ja, wir haben GAMMA RAY und wir haben noch soweit ich weiß – warte mal ist da noch eine? Soweit ich weiß, ist da noch eine dritte Band dabei. Ich glaube erstmals ist eine Süd-Amerikanische Band mit einer Sängerin dabei. Ich habe sie selbst noch nicht gehört.


Wird wahrscheinlich eh bald bekannt gegeben.


Ja, glaub ich auch.


Du hast gesagt, ihr würfelt schon die Setlist zusammen, gibt es ein paar Überraschungen? Habt ihr wieder mal in der alten Helloween-Kiste gekramt?

Jaja, wir haben ein paar Songs dabei, die haben wir noch nicht oft gespielt. Aber das wird natürlich nicht verraten. Aber sobald wir das erste Konzert gespielt haben, weiß es ja eh die ganze Welt. Oder auch schon früher.


Ihr habt „Nabataea“ als erste Single gewählt, was hat euch zu dieser Entscheidung bewogen?


Eigentlich haben wir genug Songs drauf, die jetzt auch im Radio hätten laufen können, oder aber ein bisschen geeigneter dafür wären, zumindest in den 80ern. Aber wenn du das dann so betrachtest, wer spielt solche Lieder denn schon im Radio. Welcher Sender hat Bock auf HELLOWEEN oder solche Titel. Bevor wir uns da irgendwie zum Idioten machen und uns anbiedern mit solchen Songs. Wir finden die zwar geil, schreiben die aber nicht, um damit anzukommen im Radio, sondern weil wir sie geil finden. Und weil die Sender sie sowieso nicht spielen, haben wir gedacht, wir setzen ein Zeichen und machen gleich einen Song, den sie sowieso nicht spielen würden als Single. Dann ist das halt eher ein Metaltrack und gut. Die Fans freuen sich auf einen Metalsong und wir finden ihn sowieso geil. Dann haben alles was davon.




Was kannst du mir zum dazugehörigen Videoclip noch sagen?


Hast du den schon gesehen?


Ja, klst!


Das ist doch mal ganz geil geworden, finde ich, mit den ganzen Animationen und so. Da kommt die Geschichte ganz gut durch und das haben die Jungs großartig gemacht. Das ist alles ganz anständig geworden. Mal kucken, wo der letztendlich dann auch gespielt wird. In Asien und Südamerika spielen sie sowas öftermals. Hier ist dann nicht so der Markt dafür. Aber ich finde ihn ganz toll und es hat Spaß gemacht. In einem alten Weinkeller wurden die ganzen Sachen aufgebaut und der Typ hat sich sehr viel Mühe gegeben das alles umzusetzen mit der Geschichte und das Ergebnis finde ich ganz knackig.


Was mir gerade noch einfällt, ihr habt schon öfter in Teneriffa aufgenommen. Wie seid ihr auf dieses Studio gekommen?


Das hat Andi sich mal gemacht und es immer weiter aufgebaut und irgendwie sind wir dann da drinnen geblieben. Weil für Sascha, Andi und Weiki natürlich da Sämtliches möglich ist zu machen. Die fühlen sich da wohl und wir fahren auch gerne hin und verbringen da mal ein paar Tage und nehmen ein paar Wochen auf und das ist schon ganz anständig. Hat sich so ergeben, wir sind da so reingerutscht. Das ist so ein bisschen unsere Arbeitsroutine.


Das ist also Andis eigenes Studio?


Ja, das ist Andis Studio.


Dann bin ich eigentlich auch schon durch. Ich danke dir für dieses nette Gespräch. Gibt es etwas, das du noch den Fans mitteilen willst?


Sie sollen aufpassen, wir kommen bald und sie können uns nicht aufhalten


Danke nochmal! Und ich hoffe, wir sehen uns dann in Prag, denn Österreich schafft ihr ja leider wieder nicht.


Alles klar, dann sehen wir uns dort. Wir sind ja Weltbürger, wir sehen uns überall.

www.helloween.org

Autor: maxomer

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Beitrag vom 10.01.2013
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