Interview mit ANGANTYR - keine Kompromisse


Ein Meister seines Fachs, begeistert Ynleborgaz jedes Mal, wenn sein Hauptaugenmerk erneut auf einer neuen LP für ANGANTYR ruht. Da ist es quasi selbstverständlich, dass auch “Forvist” vorbehaltlos durchgewunken wird – hier kommt das Wort “Epik” noch zu seinem Recht! Eine weitere Unterredung mit dem dänischen Gegenpapst ließ sich daher kaum vermeiden.


Grüß Dich, Ynleborgaz. Lass mich zunächst meine Freude über Deinen kontinuierlich hervorragenden Output zum Ausdruck bringen, da Du es bislang vermieden hast, Deine Formel zwecks Erreichen eines größeren Publikums zu verwässern. Warum können ANGANTYR und das Wort “Kompromiss” nie im selben Satz stehen? Und warum schwebt Deine Vision nach wie vor über denselben aggressiv-melodischen Grundausrichtungen, ohne dabei Langeweile aufkommen zu lassen?


Grüße zurück! Vielen Dank für diese Einleitung. Es erfüllt mich mit Stolz, zu wissen, dass es da draußen Leute gibt, die einen derartigen Standpunkt zu meiner Musik vertreten.

Der Grund, warum ich nicht einmal den kleinsten Kompromiss dulde, liegt darin begründet, dass ich alles in kompletter Eigenregie schaffe. Mir ist eben danach, diesem Musikstil meine Zeit zu schenken und da ich eben nirgendwo etwas Vergleichbares finde, gehe ich selbst ans Werk. Ich selbst bin mein größter Kritiker; wenn sich etwas im Studio nicht richtig anfühlt, schmeiße ich es weg und nehme andere Ideen auf. Die letzten beiden Alben waren Kapitel derselben Geschichte, wobei das kommende Album “Forvist” eine weitere Episode darstellt, weswegen es nur natürlich scheint, den bekannten Stil noch weiter auszubauen. Aber wer weiß, wie die zukünftigen Alben klingen werden.





Wie helfen Dir Nebenschauplätze wie das monumental aufbrausende MAKE A CHANGE... KILL YOURSELF dabei, Ideen für den Werdegang ANGANTYRs zu sammeln?
Siehst Du diese Tätigkeiten eher als Verlängerung Deines musikalischen Arms oder einfach als anders gelagerte Baustellen, in denen Material unterkommen kann, das nicht für "Sejr" oder "Svig" gedacht ist? Welche Neuigkeiten gibt es in Sachen ZAHRIM zu vermelden, deren Demo "Ultu Muxxischa" zu den größten Errungenschaften des dänischen Black Metals zählt?

ANGANTYR und MAKE A CHANGE... KILL YOURSELF sind meiner Ansicht nach zwei vollkommen anders geartete Projekte. Ich sehe mich daher nicht imstande, diese in irgendeine Relation zu setzen. Vielleicht hast du mit deiner These, sie helfen mir beide dabei, die Essenz des jeweils anderen Betätigungsfeldes besser heraus zu filtern, recht.


Im Dezember dieses Jahres erscheint das dritte Album von MAKE A CHANGE... KILL YOURSELF namens “Fri”, zu Deutsch “Frei”. Anlässlich der Veröffentlichung spielen wir neun Konzerte in Europa. make-a-change-kill-yourself-in-2012.npage.de/make-a-change-kill-yourself-in-2012.html

Was ZAHRIM angeht, gibt es von meiner Warte aus nichts zu berichten, da ich in diesem Projekt nicht mehr mitmische. Von 2004 bis 2005 nahm ich Session-Arbeiten am Keyboard für zwei Demo-Bänder war, sowie die Position hinter dem Schlagzeug für eine Show ein. Wenn Aeljutor [Mastermind von ZAHRIM – Anm.] wieder auf mich zurückkommen will, wird er sich schon melden.




Inwieweit hat sich deine persönliche Vorstellung davon, was dein Hauptprojekt alles aus dem Boden reissen soll, über die Jahre hinweg geändert? Inwieweit wurden Deine Erwartungen übertroffen, wenn du an all die Konzerte, die Ihr im Rahmen der “Svig”-Tour absolviert und all die Leute, die Ihr mit Deiner Musik erreicht habt? Irgendein Gig, der dir aus irgendwelchen Gründen eine nette Anekdote hervor lockt?


Ich denke nicht, dass sich meine Einstellung bezüglich des Potenzials ANGANTYRs jemals geändert hat. Jedes Mal, wenn sich die Zeitachse des Projektes verlängert, werden meine Erwartungen übertroffen, da ich andererseits keinerlei Erwartungen dahingehend hege, was sich die Leute da draußen von meiner Musik oder gar den Live-Shows vorstellen. Ich tu einfach mein Bestes und fühle mich gut dabei.



Wo wir bereits das L-Wort in den Raum geworfen haben: Woher kommt dieser Hunger, eine ausgewählte Anzahl an Bühnen sprichwörtlich in Brand zu stecken? Wann kam diese Idee zum ersten Mal auf und welchen Wandel hat Deine Herangehensweise, eine Konzertreihe halbwegs vernünftig aufzuziehen, in den letzten Jahren vollzogen?


Die Shows sollen den Hass, die Rachelust, Kraft und Weisheit widergeben, die ich auf den jeweiligen Alben festzuhalten versuche. Bietet sich ja bei diesen Songs sowie den Geschichten über die altnordsiche Kultur geradezu an.




Nun zu "Forvist" – ein Zwischenergebnis, das - wie bereits erwähnt - nahtlos an die Reihe großartiger ANGANTYR-Platten anschließt. Ist es noch zu früh, darauf zu spekulieren, welche Stücke die Setlist am längsten prägen werden? Hast Du schon Rückmeldung von Deiner Live-Band erhalten, welche Stücke ihrer Meinung nach am hellsten zünden?


Die Session-Mitglieder haben bislang noch nicht hineinhören können. Ich habe ihnen lediglich einen Song vorgespielt, den wir auf der Satan's Convention am 29.12.2012 uraufführen wollen. Ich habe dabei noch nicht einmal den Titel verraten und überlasse es ihnen, welche der sieben Stücke es nun sein könnte.


Verglichen mit Deinen früheren Werken kam "Forvist" relativ flott zustande. Woher das plötzliche Tempo? War Dir von Anfang an klar, welche konzeptionelle Richtung die Saga um Arngrim auf der neuen Scheibe nehmen würde, was in weiterer Folge den Songwriting-Prozess beschleunigt hat? Inwieweit stellt das neue Album einen Abschluss beziehungsweise einen Neuanfang dar?


Ich wollte dieses Album aus einer anderen Perspektive angehen und fertigte sämtliche Stücke binnen zehn Tagen an. Dabei griff ich nicht auf Material zurück, an dem ich sporadisch über die letzten zwei Jahre hinweg gesessen bin. Man kann also in diesem Zusammenhang von frischer Inspiration reden. Und ja, die Story stand bereits, bevor auch nur ein Ton auf Band festgehalten wurde.



Welche Trademarks Deines Sounds wurden auf dem neuen Album einer kleinen Schönheitskorrektur unterzogen? In welcher Hinsicht stellte es für Dich für eine besondere Herausforderung dar, diese sieben Songs festzuhalten? Hast Du sogar technischen, vielleicht sogar musikalischen Schwierigkeiten den Kampf ansagen müssen?


Der Sound orientiert sich nach meinem Dafürhalten ziemlich stark an “Svig”, auch wenn die Gitarren nun den Platz der Keyboards, den sie auf dem Vorgänger beanspruchten, nun einnehmen.

Die einzigen Probleme waren rein logistischer Natur: Mir steht kein Auto mehr zur Verfügung, weswegen ich nicht mehr die Aufnahmen zwischen dem Studio sowie den Proberäumen aufteilen konnte. Stattdessen schloss ich mich sieben Tage im Studio ein, nahm quasi ununterbrochen auf und schlief auf der Couch.





Du bist vor kurzem von Dänemark nach Schweden gezogen. Schlug sich dieser Umzug in irgendeiner Weise auf das Wesen von Songs von "Skovens Egne Våben" oder den epischen Titeltrack? Hat die Geschichte Deines Protagonisten Arngrim einen panskandinavischen oder strikt dänischen Hintergrund? Wird es dementsprechend auch Lyrics geben, die andere skandinavische Sprachen aufgreifen?


Der Umzug hat meine Art, Songs zu schreiben, in keinster Weise verändert. Die Wälder Schwedens und Dänemarks sind mir schon lange nicht mehr fremd. Ich verbringe daher so viel Zeit wie nur möglich in ihnen, da sie eine nie versiegende Quelle der Inspiration ist.


Arngrim ist ein dänischer Krieger, der ins Exil verdammt und von seiner Sippe als Verbrecher gebrandmarkt wurde. Dänisch ist meine Muttersprache; diese Plattform eignet sich daher am besten, die Geschichte des Charakters zu erzählen.




Abgesehen vom Titelstück sowie dessen Hauptthema werden die Arrangements zu keinem einzigen Zeitpunkt durch Breaks unterbrochen oder abgewandelt. Dieser Umstand darf nach heutigen Metal-Maßstäben einzigartig sein. Eine Nummer wird mit kleinen Variationen, aber ohne Tempo-Abbruch durchgezogen, als käme der nächste Morgen nicht mehr. Woher kommt der Wille, ein Thema beinhart bis zum Ende durchzuziehen? Kann diese Herangehensweise vielleicht auch als Reaktion auf die Zustände im heutigen Black Metal verstanden werden, bei der jede zweite Band den Atem zu verlieren scheinen, sobald eine Stakkato-Attacke angestimmt worden ist?


Ich strebe nach der sich immer weiter steigernden Wucht der Melodien, deren Zuspitzung einen epischen Höhepunkt herbeiführt, welcher wiederum auf dem Weg dorthin nicht an Durchhaltevermögen einbüßt.



Fallen Dir spontan Lieblingsmomente auf "Forvist" ein, wo sowohl die Musik als auch die Texte ein dermaßen harmonisches Gesamtkunstwerk formen, dass Dir jedes Mal ein Schauer über den Rücken fährt und live sogar noch ein Stück intensiver aus den Boxen schallt?


Einige Abschnitte in “Fælles Fjende” bringen mein Blut zum Kochen. Insbesondere der harmonische Gitarren-Arrangement gegen Mitte des Songs sowie die im Hintergrund eingebetteten Tastenarbeit. Natürlich wäre es großartig, diese Stücke vor Publikum bringen zu können; wir müssen allerdings derzeit auf das Keyboard verzichten, da wir größtenteils per Flugzeug anreisen und unser Gepäck auf dementsprechend eng abgesteckte Grenzen stößt.



Bezüglich des Artworks hast Du erneut denselben Künstler wie seinerzeit für “Svig” als auch all die Re-Releases über Northern Silence Productions verpflichtet. Inwiefern fasst das Cover zu “Forvist” dessen Inhalt zusammen?


Das Cover hält jenen Moment fest, in dem sich Arngrim sowie einige wenige Krieger aus seiner Umgebung darauf vorbereiten, von Dänemark aus lossegeln, um die letzten Männer, die sich weigern, den weißen Christen als ihren Erlöser anzunehmen, zu suchen und sich mit ihnen zusammen zu schließen.



Mit was können Deine Fans rechnen, wenn erstmal der Streitwagen durch die Lande zieht? Stehen schon konkrete Daten, die man an dieser Stelle schon veröffentlichen kann?


ANGANTYR treten am 29.12. dieses Jahres auf dem Satan's Convention auf. Weitere Konzerte sind bislang zwar nicht geplant, aber werden sicherlich noch folgen.



Danke vielmals für Deine Zeit und viel Glück mit Deinen weiteren Bestrebungen. Zum Abschluss könntest Du unseren Lesern noch einen Einblick in Deine derzeitige Playlist gewähren.


Danke Dir vielmals für dieses tolle Interview!


Wenn ihr euch von dem Können von ANGATYR selbst überzeugen wollt, dann checkt dieses Video an:
www.youtube.com/v/9OjDH65EQRU


Gastbeitrag von Micha


www.angantyr.dk

Autor: gast

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Beitrag vom 27.11.2012
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