Interview mit FREEDOM CALL - Wir sind eine absolute Live-Band


Die Happy/Power Metal Veteranen von FREEDOM CALL sind eine absoult starke Live-Band. Sympathisch wie eh und je präsentierte sich Frontmann Chris Bay auf dem Masters Of Rock sowohl auf der Bühne als auch Backstage. Im Gespräch erfuhren wir so einiges über die Band und die aktuellen Alben.


Gestern wart ihr auf dem BANG YOUR HEAD – wir wars?


Geil. Es war eine Warm-UP Show, Indoor, gleich angrenzend an das OpenAir Gelände und ja, es waren ca 2500 Leute im Publikum. Also richtig geil.




Was sind die Unterschiede bei euren Fans im Osten zu denen in der Heimat?


Naja, speziell in der Tschechischen Republik sind die Fans sehr enthusiastisch und gerade von der Musikrichtung – diese Einkategorisierungen kann ich absolut nicht Leiden, weil Power Metal sind wir ja nicht, und die Musik die wir machen steht hier noch bei einem anderen Status als bereits in Deutschland, wo das mittlerweile doch etwas verpönt ist bzw. eher als Underground Metal bezeichnet wird, und hier hat das alles doch noch einen anderen Stellenwert.



Man merkt das ja jetzt ganz stark in Österreich – weil wie lang ist das schon her das ihr bei uns wart!?


Ja, naja im November kommen wir nach Wien, aber diese ganze Sache ist schon komisch. Ich glaube, dass viel einfach an der Presse liegt, das vieles auch einfach todgeschwiegen wird. Manchmal liest man in der Presse auch, dass Melodic Metal ausgestorben ist – ist absolut nicht so, weil es gibt immer noch Bands wie EDGUY, NIGHTWISH, oder auch SABATON könnte man da mit hinein nehmen, also Melodic Metal ist nicht tot, das ist kompletter Blödsinn und ich weiß nicht warum das gemacht wird, eventuell ist da auch ein politischer Grund dahinter, aber eigentlich läuft es gut, also wir waren das ganze Jahr auf Tour, hatten auch gute Besucherzahlen, die sich vielleicht manch andere sogar wünschen würden. Hier ist halt alles viel mehr personenbezogen, wenn man die ganzen Werbe-Sachen sieht, Kai Hansen und zum Beispiel Kiske bei UNISONIC oder ‚die Band von dem und dem bei uns haben sie auch gleich reingeschrieben: Sascha Gerstner von HELLOWEEN war dabei. Naja das ist irgendwie 12 Jahre her, also das ist nicht mehr wirklich existent, also in der Musik nicht, aber das ist eben der Unterschied zwischen hier und mehr im Westen, explizit in Deutschland.




Euer neues Album klingt für mich eine Spur befreiter, ungezügelter, als „Legend Of The Shadow King“, kann das sein, dass das eher daran liegt, dass ihr euch mit dem Konzept beim letzten Album ein paar Grenzen gesetzt habt?


Ja auf jeden Fall – also „Legend Of The Shadow King“ war ja wirklich das Konzept um eine tatsächlich reale Person und da kannst du nicht einfach Sachen neu erfinden – und König Ludwig II. war einfach vom Gemüt her sehr wankelmütig, und das muss man dann in der Musik auch miteinfließen lassen. Es sind ja zum Beispiel auch ein paar düstere Klänge enthalten die eigentlich nicht typisch FREEDOM CALL sind, aber das sind so Dinge die mit dem Konzept im Einklang sind, und das war auch ganz bewusst so gewählt und wir hatten auch tierisch Spaß dabei weil es eben auch einfach mal was anderes war.

Und mit dem neuen Album ist es dann schon eher wieder ‚Back to the Roots‘ und da haben wir alle unseren Gedanken freien Lauf gelassen und haben einfach diese "Fantasy" ausgelebt.




Mir gefallen beide eigentlich sehr gut – und was mir bei euch auch immer sehr gut gefallen hat war, dass ihr eigentlich nicht viel auf Kritik gebts, ihr zieht euer Ding durch, ob das jetzt kitschig ist, ob ihr jetzt polarisiert, das ist euch eigentlich immer egal gewesen. Also macht ihr euch beim Songwriting überhaupt Gedanken über Kritiken oder Klischees oder macht ihr einfach auf was ihr gerade Lust habt?


Absolut letzteres – also das sind wir gewohnt und wir wissen auch, dass wir polarisieren und da hat man dann zwei Möglichkeiten: das man entweder damit umgeht, so wie wir das machen oder, dass du aus deinem Musikstil, der eigentlich aus dir rausfließt, dass du dich selber limitierst und in eine Richtung gehst die dann auch sehr steril und synthetisch hergestellt wird – aber das würde mit Sicherheit eine Bauchlandung werden. Das kann einfach nicht gut gehen, weil es gibt immer andere Bands die das ehrlich machen, die machen es besser, deswegen muss man einfach das machen was aus einem rausfließt.

Und was andere dazu meinen? Naja, ich versuche natürlich den Leuten etwas Gutes zu geben weil ich mach ja keine Musik um jemanden zu ärgern, oder jemanden ans Bein zu pissen, und die Leute denen es gefällt – die kommen zu unseren Konzerten und haben Spaß damit und die anderen Leute werden nicht dazu gezwungen das anzuhören, oder irgendwo hin zu kommen. Also Geläster wird immer lieber produziert – aber wir stehen dazu. Auch eine schlechte Presse ist besser als gar nichts.




Wie klingen die neuen Songs live? Für mich klingen sie so als wären sie wirklich für die Bühne geschrieben, ist das so?


Absolut ist das so. Wir haben sehr viele Songs von dem neuen Album schon live gespielt, müssen uns allerdings bei den Festivals sehr einschränken – was uns unheimlich schwer fällt, bei jedem Song der gestrichen wird blutet uns das Herz. Wir haben als wir die Headliner Tour gespielt haben fast 2-Stunden Shows gespielt weil wir uns einfach nicht entscheiden könnten was rausfliegt und da dachten wir uns ‚na spielen wir es doch einfach!‘. Und jetzt alles auf 60min Shows oder sogar 45min Shows zu kürzen – und dann müssen wir die Klassiker auch einbringen, die wollen die Leute ja – also da wird es schon ein bisschen enger, und dann noch die neuen Songs – die funktionieren total gut, was wir bei den Vorbereitungen schon beachtet haben, wir haben die im Proberaum im Kreis gespielt und Tempo angeglichen, weil wir einfach schon diese Routine von der Bühne haben. Und da merkst du gleich ob ein Song 1 Beat/Min zu schnell oder zu langsam ist und das haben wir alles der-Bühne-entsprechend geübt und arrangiert.




Neues Album – neuer Titel, was sagt er aus?


„Land Of The Crimson Dawn“ – Fantasytitel – vielleicht ist es ein kleiner Wink mit dem Zaunpfahl auf „Land Of Light“ die Eternity-Scheibe und ich bin irgendwann einfach beim Wort "Crimson" hängen geblieben – ich bin in meiner Songwritin-Phase immer in so einer Art "Dauertrance" und irgendwann ging mir das nicht mehr aus dem Kopf.



Mir sind auf eurem Album immer wieder Elemente von vorhherigen Alben untergekommen – war das bewusst oder ist das einfach so entstanden?


Der Song „Back Into The Land Of Light“ ist eine Homage an „Land Of Light” – schon alleine die Melodieführung – das war beabsichtigt und bei den anderen Songs war es einfach das was aus einem rauskommt. Man dreht sich halt immer so im Kreis, aber ich glaube auch, dass wir im Laufe der Jahre mit FREEDOM CALL so ein eigenes Trademark geschaffen haben, und da darf man schon ab und zu von sich selbst klauen - solange man sich nicht NUR im Kreis dreht sehe ich das als ganz legitim.




Was steht dieses Jahr noch an?


Ja wir werden so im Oktober starten und auch Headliner Shows machen aber wir werden das nicht im Ganzen machen so wie andere Bands – wir werden das meistes so übers Wochenende machen – da sich herauskristalisiert hat das die Metal-Gemeinde an Montagen und Dienstagen doch noch nicht ganz so bereit sind. Es stehen noch Shows in Frankreich, Italien, Wien an und wir nehmen was kommt – wir sind absolut eine Live-Band.



Ihr habt zum aktuellen Album auch eine Bonus-CD, auf der andere Bands euch covern, dazu gepackt. Wie ist die Idee gekommen und was habt ihr für einen Bezug zu den gewählten Bands?


Die Grundidee war, als die Plattenfirma an mir herangetreten ist, weil sie eine Limited Edition machen wollten, habe ich mir ganz viele Gedanken gemacht. Mir ist aufgefallen, dass viele Bands so tolle Proberaumaufnahmen als Bonus verkaufen. Das ist dann eher so Bonus-Dreck und das wollte ich mir sparen. Wir sind dann beim Beraten und Nachdenken auf diese Idee gekommen. Ich habe dann befreundete Musiker und Bands angerufen, ob die dann darauf Bock haben. Es ist ja für die anderen Bands auch eine gute Promo. Es ist zu jeder Band eine Beziehung da. Bei DOWNSPIRIT spielt unser Ex-Gitarrist. Bei POWERWORLD unser Ex-Bassist. Oder eben Bands mit denen wir schon getourt oder befreundet sind. Es ist etwas, was aus freundschaftliches entstanden, also jetzt nicht wirtschaftlich kalkuliert oder so. Wir wollten den Leuten für die zwei Euro mehr etwas bieten.





Nachdem ihr ja enge Beziehungen zu den genannten Bands habt, steht die Frage in den Raum, warum nicht HELLOWEEN mit eurem ehemaligen Gitarristen Sasha Gerstner oder GAMMA RAY mit Dan Zimmerman, oder stand das gar nicht zu Debatte?


Nein, das schon mal gar nicht, denn ich hätte gar nicht gewusst, wen ich da hätte fragen sollen. Außerdem wäre das dann eine Art Bittstellertum gewesen. Das ist schon eine ganz andere Liga. Wir wollten uns dann auch nicht mit fremden Federn schmücken. Darum will ich auch keine Gastsänger wie Hansi Kürsch oder Kai Hansen.



Da Samy ja eine Babypause einlegen musste, hab ihr euch den Ilker für einige Konzerte zurückgeholt. Wie war es wieder mit ihm zusammen auf der Bühne zu stehen?


Das war eigentlich von Anfang an unsere erste Wahl. Es ging uns um einen gewissen persönlichen Aspekt. Die Fans haben sich auch tierisch gefreut, denn wir haben uns ja auch nicht im Streit getrennt. Die erste Probe war schon wieder sehr ungewöhnlich, da hat man sich ein paar Jahre zurückgeworfen gefühlt.





Ich weiß, dass du diese Frage wahrscheinlich ungern beantwortest, aber hast du noch ein paar Worte für die Fans?


Na klar! Ähm... eigentlich will ich den Fans nur das vermitteln, was wir auch auf der Bühne versuchen.. das wir irrsinnig viel Spaß daran haben. Wir nehmen zwar auch gerne Platten auf, aber ich sehe so die Live-Shows als Ernte, die wir für die Arbeit im Studi einholen. Ich hoffe, euch gefällt unser neues Album und feiert mit uns in Zukunft auf der Bühne. Danke





www.freedomcall.net

Autor: maxomer

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Beitrag vom 14.11.2012
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