Interview mit CALLEJON - Nachtschichten, Blutregen und Star Wars


Um CALLEJON war es jetzt gut ein Jahr ruhig, die Jungs aus Deutschland haben sich zurückgezogen, um sich mit dem Kopf ganz tief in viel, viel Arbeit zu graben. Das Resultat: „Blitzkreuz“, das neue und insgesamt vierte Album. Von Fans verlangt, von Kritikern gelobt. Gitarrero und Co-Mastermind Berni nahm wieder Mal den Telefonhörer in die Hand und stand für Earshot Rede und Antwort.

Blitzkreuz ist jetzt seit einigen Wochen draußen, wie sieht derzeit euer Alltag aus?


Natürlich ist gerade unser Alltag durch sehr viel Promotion geprägt. Wir geben viele Interviews, fahren viel durch die Gegend, außerdem sind wir am planen und Ideen sammeln für ein neues Video für einen Song von diesem Album. Parallel dazu spielen wir ja im Sommer auf Festivals und gehen dann im Herbst auf Tour. Und diese Tour wird auch um einiges größer sein, also mehr Bühnenausstattung, Bühnenbild, Licht usw.




Wir haben’s damals auch schon bei der Tour zu „Videodrom“ gesehen: Mehr Visuals, mehr Gesamtkunstwerk usw., wie wird’s bei der kommenden Tour aussehen?


Also nachdem wir mit „Videodrom“ eine erfolgreichere Band geworden sind, können wir uns jetzt natürlich nicht erlauben irgendwie abzuspecken. Wir haben uns diesbezüglich auch schon viel Neues einfallen lassen und werden entsprechend mehr auffahren. Wir geben uns immer viel Mühe eine gute, aufwendige Liveshow zu bieten, es soll ja auch einen Unterhaltungswert haben!


Wie sind die bisherigen Resonanzen des neuen Albums?


Also aus der Presse kriegen wir sehr gute Resonanz, bessere als wir eigentlich selbst gedacht haben. Und bei den Fans ist es genauso. Wir merken schon, es ist nicht nur für uns ein wichtiges Album, sondern es wird auch da draußen als ein großer Schritt für uns als Band wahrgenommen. Ganz klar, es gibt auch kritische Stimmen hier und da, aber damit kommen wir ganz gut klar.


Im Gegensatz zu „Videodrom“, woran die Arbeit damals sehr anstrengend war, wie war’s mit „Blitzkreuz“?`


Zu „Videodrom“ war‘s damals auch für die Band eine sehr anstrengende Phase, wir haben viel hinterfragt und hatten Zweifel. „Blitzkreuz“ fühlte sich viel natürlicher an, wir gingen mit viel mehr positiven Gefühlen ran. Wir haben uns von allem frei gemacht und uns einfach nur mit den Songs, der Musik beschäftigt. Es war zwar die aufwendigste, professionellste Produktion, aber mit Abstand die angenehmste. Super Studio und auch super Produzent, Markus Schlichterle.


Das merkt man auch, ihr klingt, als ob euch eine große Last von den Schultern genommen worden ist.


Absolut treffend. Es fühlt sich genauso an. Aber nicht nur als Musiker, auch als Menschen fühlen wir uns viel positiver, das hört man auch.


Gibt’s sonst noch Unterschiede zu den vorhergehenden Werken?


Das Songwriting ist viel stärker, würde ich sagen. Wir haben diesmal zwar wie auf den Vorgängern auch intuitiv gearbeitet aber auch sehr viel konzentrierter. Wir wussten genau wo wir hinwollen. Statt mit der ganzen Band haben diesmal zu 99 Prozent nur Basti (Sänger – Anm. d. A.) und ich daran geschrieben.




Was bedeutet der Titel „Blitzkreuz“ eigentlich?


Also Grundsätzlich ist das Blitzkreuz mal unser Symbol, ein Synonym für die Band. Der Song selbst – man kann‘s auch in den Lyrics sehen - handelt davon in seinem Leben die Freiheit zu haben „nein“ zu sagen. „Lethargie ist Untergang“ – also eine Kampfansage an diese grundsätzliche Tristesse. Als Message soll also dieser Aufruf rausgehen. Krieg deinen Arsch hoch, du musst wissen wer du bist und kämpfe für das, was du erreichen willst. Egal was es ist, solang es dich glücklich macht.


Die „Master Of Puppets“ Ähnlichkeit des Covers ist gewollt?


Ach krass, ok! Tatsächlich ist das eine Parallele, die uns überhaupt nicht bewusst war. (lacht) Uns hat es eigentlich eher an Star Wars erinnert. Das Symbol an sich wurde ja von Basti richtig gebaut, abfotografiert und dann erst in Photoshop bearbeitet, genau die Technik, die für die alten Star Wars Filme verwendet wurde.


Basti hat, wie erwähnt, alles designt, wie zeitaufwendig war das Ganze für ihn neben der Musik?


Haha, es war die Hölle! Die letzten 12 Monate bis jetzt zum Release, waren für uns wie eine ganze durchgehende Nachtschicht. Es war einfach unglaublich viel Arbeit. Erstmal die Songs schreiben, die Songs proben, das Album einspielen, der ganze Grafikaufwand, all die besonderen Features der Deluxe Edition, die T-Shirts designen, die Vinyl, die 7 Inch, die Videos planen, filmen, schneiden. Wir können uns gar nicht erklären, wie das alles geklappt hat! (lacht)


Das Resultat ist aber ziemlich geil, ich hab die Deluxe Edition hier vor mir liegen, das Artwork ist superaufwändig und man ist total baff, wenn man das Album aufklappt und plötzlich ein riesen Blitzkreuz vor sich liegen hat.


Dankeschön! Es ist uns natürlich sehr wichtig, dass wir den Fans auch was bieten und jetzt hatten wir zum ersten Mal die Möglichkeit uns darin auszutoben.


Dein Lieblingssong von BLITZKREUZ?


Das ist schwierig, das schwankt immer. Aber ich glaub momentan ist es „Koyote U.G.L.Y.“. Ich hör den Song sehr gerne, spiel ihn aber auch sehr gerne.


Lass uns kurz über eure neue Single „Porn From Spain 2“ reden: Ihr habt wieder mit KIZ, aber auch mit Sebastian Madsen und Mille (KREATOR) gearbeitet: Warum genau diese drei Herren?


Wir haben ja damals zu „Porn From Spain 1“ auch schon mit Nico von KIZ zusammengearbeitet und uns hat der Song total gut gefallen und er ist auch sehr gut angekommen, also haben wir uns überlegt davon eine Fortsetzung zu machen. Natürlich musste dafür alles viel krasser sein. Also erstens alle von KIZ dazu holen und mit Sebastian und Mille zwei Leute ins Boot, die jetzt nicht auf den ersten Blick zu CALLEJON passen. Bei Mille liegt‘s vielleicht noch näher, außerdem hatte er schon früher Bock mal was mit uns zu machen. Sebastian war eher ein spontaner Einfall.


Das Video gefällt mir gut, es herrscht Partystimmung, Skater sind dabei, die Crowd geht ab... – sieht man selten im Metal. Wie viel Party war denn wirklich am Dreh?


Es hat auf jeden Fall viel Spaß gemacht, auch wenn’s anstrengend war, also Rumheulen war nicht drin. Man muss viel warten und dann plötzlich von null auf hundert alles geben. Aber wir hatten total Bock auf all das und die Leute dort ebenso (es waren alles Fans von uns, die über Facebook zusammengetrommelt wurden) Haha, der Regisseur hatte auch ein paar Flaschen Tequila mitgebracht. Es war sehr heiß und sonnig, also hat das Zeug auch ziemlich reingehauen (lacht). Nach der Blutdusche waren wir jedoch ziemlich fertig, das Kunstblut war ekelhaft.


Warum ist Mille eigentlich nicht im Video?


Er hätte sehr gerne mitgemacht, konnte aber leider nicht. Er kam zu diesem Zeitpunkt grade erst aus Chile zurück und hätte’s nicht rechtzeitig geschafft. Schade, aber da kann man nichts machen.


Ihr hattet in euren knapp 10 Jahren Bandgeschichte schon einige Memberwechsel. Seit 2011 steht ihr nun in diesem Line Up. Darf man fragen wie stabil es jetzt ist?


Basti und ich sind zwar die einzigen Gründungsmitglieder, die noch dabei sind, aber jetzt haben wir ein Line Up, das wirklich in allen Belangen perfekt ist. Wir hoffen natürlich, dass das jetzt für immer so bleibt. Es fühlt sich sowohl musikalisch als auch menschlich total gut an! Wir haben einfach alle total Bock und ziehen an einem Strang.


Wo siehst du denn CALLEJON in weiteren 10 Jahren?


Oje, das ist schwierig, da bin ich auch schon 38! Ich hab keine Ahnung, aber ich glaub solang es für uns Sinn macht und wir Bock drauf haben, werden wir natürlich weiter machen. Die ROLLING STONES gehen auch immer noch auf Tour und könnten meine Opas sein.




Ihr hattet damals vor 2 Jahren ein Metal Hammer Gewinnspiel, wo man einen CALLEJON-Gig im eigenen Wohnzimmer gewinnen konnte – wie war der Gig?


(Seufzt) ganz ehrlich hat dieser Gig leider niemals stattgefunden! Wir hatten sehr viele Zuschriften, viele davon waren noch minderjährig, viele wollten das im Haus ihrer Eltern machen, dann war die Erlaubnis für all das einfach nicht da und dann ging’s aber schon zur Albumproduktion und es ist leider im Sande verlaufen. Keine Ahnung, vielleicht machen wir das irgendwann jetzt mal oder so. Es ist zwar eine Sache, die auf jeden Fall sehr Bock macht, aber man muss auch sehr, sehr viel beachten, um nicht hinterher ein abgebranntes oder eingestürztes Haus zu hinterlassen. Haha, aber du wohnst ja in Wien, stimmt‘s? Da könnten wir das ganze ja eigentlich bei dir machen, oder? (lacht)


Wär auf jeden Fall eine coole Idee…


Ja super, dann ist das jetzt beschlossen und wir kommen nächstes Wochenende zu dir. (lacht)


www.callejon.de

Autor: Doano

Weitere Beiträge von Doano


Zurück

Beitrag vom 24.08.2012
War dieses Interview
interessant?

76 Stimme(n)
Durchschnitt: 3.76

Diesen Beitrag bewerten:
  
Diesen Beitrag per E - Mail verschicken:
An:
Von:
Kommentar: