Interview mit ROTERFELD - Der Falco des Düster Rock


Aaron Roterfeld gilt in der österreichisch Musiklandschaft als eher noch unbeschriebenes Blatt. Das der Singer und Songwriter mit seiner Band hoch hinaus will ist spätestens dann klar wenn man mit beeindruckender Selbstsicherheit sein live Debüt am Nova Rock Festival gib. Der umtriebige und sehr sympathische Vorarlberger nahm sich für uns kurz Zeit und stete Red und Antwort.

Wie gefällt es dir hier am Nova Rock, wie lange bist du schon da?


Wir sind heute angekommen, haben bis jetzt nicht mehr als unsere Kabine gesehen und werden dann später uns METALLICA ansehen.


Bist du mit gewissen Erwartungen hier das du gut angenommen wirst, das viele Fans, Besuchern bzw Passanten kommen werden da die Abschalten jetzt! Stage eher keine Mainstage ist?


Ich überlasse das eigentlich immer den Schicksalsgöttern ob etwas gut läuft oder nicht, wir bereiten uns vor, machen unsere Arbeit aber zu Schluss muss man es laufen lassen. Es ist besser sich nicht zu viel zu erwarten damit sich die Enttäuschung dann in Grenzen hält und nach meiner Erfahrung läuft es dann eh immer besser als man geglaubt hat.


Du hast jetzt vermehrt von „Uns“ gesprochen. Aber im Namen steht Roterfeld, also dein Name, Aaron Roterfeld, ist es jetzt dann keine Singer Songwriter Geschichte sondern wirklich eine Band?


Die Band so wie wir sie jetzt haben war eigentlich immer da, nur das die Band und ich nie von einander gewusst haben und wir haben jetzt echt super geile Jungs und Mädels beieinander. Ich gehe davon aus, dass wir schon so bleiben werden und zusammen als Band super funktionieren. Das erste Album ist praktisch Singer Songwriter mässig entstanden weil die Songs alle von mir gekommen sind, aber beim nächsten Album werden sicher auch mehr Ideen von der Band einfließen.




Du bist in deinem Leben sehr viel herum gekommen. Kann man sagen, dass die Erlebnisse, Eindrücke die du gesehen, erfahren, gewonnen hast, deine Persönlichkeit und damit deine Musik geprägt haben und war die Band auch ein wichtiger Teil der dich geprägt hat?


Ich glaube in dem Augenblick wo du anfängst dich mit Musik zu beschäftigen, prägst du sie, prägt sie dich und die Musiker prägen dich. Es geht um die ganzen Jahre in denen man Musik macht in der man sich gegenseitig prägt und so ist es dann auch klar, dass das nächste Album einen ordentlichen Zacken zulegen wird.


Kannst du dann aber auch sagen, dass die Musik die du machst deine Persönlichkeit widerspiegelt?


Ja, absolut. Weil du es gar nicht durchhältst wenn das nicht so ist. Wenn du als Musiker die Musik machst die dir nicht taugt, wo du nicht dahinter stehen kannst, nichts von dir ausdrückt dann wird es hart was du tun musst um einen Song richtig zu performen. Vom ersten Ton im Studion in LA bis hin zur Uraufführung des Album hat es zum Beispiel drei Jahre gedauert und wenn du da dich in deiner Musik nicht wiedererkennst, sie nicht zu dir passt, dann hältst du die ganzen Strapazen die in dieser Zeit mit hergehen nicht aus und irgendwann sagst du, du machst etwas anderes und dann machst du auch etwas anderes.


Glaubst du dann auch das Bands wie STEEL PANTHER sich in ihrer Musik widerspiegeln oder das sie einfach nur eine gute Show abliefern um damit Geld zu verdienen?


Da gehört schon einiges dazu wenn du Glam Rock machst. Du stehst als ziemlich schräge Figur auf der Bühne und wenn du das machst, dann muss da schon ein Stück davon in dir drinnen stecken. Wenn du jetzt zum Beispiel durch Hinter Klein Unterbrunn fährst und 50 Leute auf der Straße ansprichst ob sie vielleicht in einer Glam Rock Band spielen wollen, bekommst du wahrscheinlich zu 99,5% „Nein“ zur Antwort und die halbe Person die dann dabei ist, gibt dann keine Glam Rock Band her, also, das muss schon ein Stück weit drinnen sein in dir, dass du so etwas machen kannst. Es gibt ja zum Beispiel auch Schlagersänger die daran kaputt gehen und zum Schluss bleibt einem nur noch der Sprung aus dem Fenster, mir ja vielleicht auch, also man tut schon daran gut die Musik zu machen die man machen will. Mir ist es wichtig, dass man meine Musik hört und sie nicht sieht. Das geht einher mit dem Erfolg. Wenn du Erfolg hast, dann hören die Leute deine Musik, wenn du keinen Erfolg hast, dann hört keiner deine Musik und dann brauchst du sie auch nicht machen.


In einer Zeit von I-tunes kaufen die Leute keine CDs mehr und so ist es immer wichtiger das man live spielt, das man eine gute Show liefert. Ist es für dich dann aber wichtig, wenn du sagst, dass du willst, dass die Leute deine Musik hören, dein Album einfach live runterzuspielen oder eine gute Show zu machen?


ROTERFELD hat zwei Herzen was das betrifft. Das Eine ist das reine Musikherz wo wir sagen, ok wir feiern mit den Leuten ein Stück weit Musik und da kann es auch super sein, dass wir ein Stück nur mit einer Akustikgitarre performen und uns zum Schluss ein zwei Minuten Zeit lassen bis die Gitarre fertiggespielt hat und die Leute wundern sich schon. Es geht nicht um die Härte oder die technischen Schwierigkeitsgrade, es geht darum ein Stück weit Musik zu feiern. Das andere Herz von ROTERFELD ist aber auch ganz klar Show, die dann vielleicht auch dazu führen würde, dass eben nur ein Gitarrist mit der Gitarre dasitzt. ROTERFELD funktioniert eben nicht mit T-Shirts und Härte.




Ist es dann für dich eher wichtiger das die Leute bei jedem Lied mit dir mitfühlen oder das du eine solide Show spielst und das Publikum sich mit einem langen Applaus bedanken und Zugabe ruft?


Also ich würde dazu sagen, dass man von Dingen wie Sex und Beifall nie genug haben kann.


Was hat dich dazu getrieben mit 16 eigenständig nach Japan zu fliegen um dort Karate zu erlernen und um dir das zu finanzieren den Boden dieser Schule zu schrubben?


Es ist doch wahrscheinlich schon der Abenteurer in mir und die Idee die ich hatte, Karate zu erlernen und hier in Österreich dann eine Schule aufzumachen. Nachdem ich meine Eltern lange genug zugequatscht habe, haben diese auch gesagt, ok Junge du musst deinen Weg machen, und haben mich ziehen lassen. Als ich dann dort war und meinen schon bereits erworbenen Gürtel rauszog, haben sich die Japaner in ihrer Ehre beleidigt gefühlt und wollten mir dann zeigen wer Karate erfunden hat und hab dann dementsprechend zwei Monate einen auf den Deckel bekommen und so ist mir die Lust an Karate sehr schnell wieder verflogen. Zurück in Österreich hab ich dann auch die sechste Klasse abgeschlossen, aber immer mit dem Hintergedanken, dass das eh alles Scheiße ist. Hab darauf ein halbes Jahr gearbeitet um mir Kohle anzusparen und bin dann nach Afrika und hab dann irgendwie, irgendwo meinen 18ten Geburtstag in Namibia gefeiert.


Was hat dich an Afrika fasziniert das du ausgerechnet nach dort hin gegangen bist und nicht zum Beispiel nach Südamerika? Und was war das markanteste Erlebnis dort?


Man sagt ja, wen Afrika packt, den lässt es auch nicht mehr los und das trifft auf mich zu. Später war ich ja auch noch einige Male dort. Aber das markanteste Erlebnis war, das dringende Bedürfnis, das Okavango Delta nur mit Kompass und Karte zu durchqueren obwohl alle gesagt haben das geht nicht, das hat noch nie jemand gemacht, es ist verboten und man tut es einfach nicht. Ich war damals noch 17 und wie ich dann an dem gewünschten Punkt rauskam und dort stand war es für mich einfach ein einprägsames Erlebnis, da ich etwas geschafft hatte wo alle sagten das geht nicht. Und das ist genau das was ich immer sage, das wenn Leute sagen das geht nicht haben sie es noch nicht ausprobiert. Um sagen zu können das geht nicht, muss man es probiert haben. Das ist der Weg den ich gehe, auch wenn ich manchmal länger brauche. Genau so wie wenn man fragen würde, warum spielt ROTERFELD sein erstes live Konzert am Nova Rock? Da das andere Bands nicht machen, mache es halt ich.


Am selben Tag wie METALLICA spielen, ehrt das ein bisschen?


Ist mir wurscht!


Du hast in deinem Leben schon sehr viel getan, dies aber immer nicht besonders lange. Müssen deine Fans damit auch jetzt mit deinem Musik Projekt rechnen oder wird das etwas langfristiges was du mit deinem Herzblut bis zum Ende betreibst?


Wer vom Ende redet müsste die Zukunft kennen, diese kennt man aber nicht. Wir werden heute schon ein Lied spielen vom nächsten Album das im Herbst 2013 erscheint, also einen kleinen Blick in die Zukunft werfen wir schon aber ich vordere die Schicksalsgeister nicht gerne heraus. Da bin ich eher vorsichtig, weil ich dem Aberglauben verfallen bin, dass wenn ein Mensch zu viel von der Zukunft redet die Schicksalsgeister ihm nicht besonders gut gesonnen sind da der Mensch nicht die Zukunft im Griff hat.




Ich hab in deiner Biografie gelesen, dass dein Vater ein Schlagzeug für die totale Verrohung der Menschheit nannte und du so IRON MAIDEN heimlich hören musstest. In wie weit haben das und deine Eltern im Allgemeinen auf dich und deine Musik Einfluss genommen?


Ich denke das Eltern ein so unherauslösbarer Bestandteil ist und das was man als Kind nicht bekommt, dem läufst du den Rest deines Leben nach. Meine Eltern waren extrem ambivalent weil auf der einen Seite gab es keine süßen Südfrüchte weil die gespritzt und ungesund sind, sondern bei uns gab es den heimischen Apfel mit Wurmstich und Rock Musik und Schlagzeug ging schon mal gar nicht. Und vielleicht ist es ja cool wenn Rock Musik verboten ist. Aber auf der anderen Seite die Möglichkeit nach Japan, Afrika zu gehen, bei solchen entscheidenden Lebensentwicklung wichtigen Dingen zu sagen das gefällt uns gar nicht, aber dann mich zu lassen, zeugt von einer doch gewissen Großzügigkeit und Weltoffenheit.


Rock Musik ist verboten, ist aber nicht das Verbotene das Schöne?


Doch klar. Also ich find es viel geiler wenn etwas verboten ist. Ich meine wenn du dem Rock nahe bist dann bist du bereit mehr Scheiße zu bauen und nicht so ein Mitläufer der ein nasses Höschen kriegt wenn er Blaulicht sieht. Die meisten Leute glauben BON JOVI ist Rock, für mich ist er ein Klassiker von einem Typen, der ein super Songwriter ist und eine E-Gitarre in der Hand hält. Aber Rock ist GUNS´N´ROSES, die abgefuckt und abgekackt sind, die ich noch immer gerne höre. Und Britney Spears ist tausendmal mehr Rock als BON JOVI.


Weil wir schon bei Vergleichen sind, was hältst du davon das du von Musikjournalisten als der österreichische DAVID BOWIE bezeichnest wird?


Ja, DAVID BOWIE ist cool, aber du kommst aus Vergleichen nicht raus. Ich nehme es auch keinem übel, dass man mich den FALCO des Düster Rock nennt. Den Berg Bowie nehme ich den Leuten da schon eher übel. Aber es ist einfach so, dass du plötzlich da bist und die Leute müssen etwas mit dir anfangen und die einzige Möglichkeit die dir bleibt ist so gut und so geil zu werden, dass der nächste Newcomer nach dir bezeichnet wird.




Ich habe gelesen, dass du auf diese vielen Reisen gegangen bist um deine inneren Dämonen zu besiegen. Was sind diese Dämonen? Und siehst du in deiner Musik den Kampf gegen deine eigenen Dämonen oder eher doch auch gesellschaftskritische Anspielungen?


Also um meine Dämonen zu kennen fehlt mir die nötige Selbsteinsicht. Ich weiß nur, dass mich die Dämonen immer wieder an Orte gebracht haben wo man entweder nicht hingehört oder selten irgendwelche Leute gewesen sind und das ich eines Tages mit meinen Dämonen den letzten Fluss durchqueren werde.


Also ist in deiner Musik keine Gesellschaftskritik erhalten?


ROTERFELD hat jetzt nicht diese gesellschaftskritische Einstellung. Obwohl in „Blood Diamond Romance“ auch darauf eingegangen wird, aber das hat den Hintergrund, dass es mich persönlich so angeschissen hat wegen dieser Ausbeuterei und ich mir gedacht habe, dass hat einen Song verdient, aber das war es auch schon. Und die großen Statements wie „Schaltet die Atomkraftwerke ab“ müssen sich die Leute wo anders suchen. Es ist einfach so, dass ROTERFELD sehr viel mit Freiheit zu tun hat und wir wollen einfach das was uns befreit hat aus dem alten Leben um das Eintauchen in ein Neues den Leuten zu ermöglichen weitergeben. Es geht um das sich Trauen, dass man Wände niederreißt was man gut in „Don´t Be afraid Of The Dark“ hören kann. Das ist der Stil den ROTERFELD verkörpert.


Weil du gerade „Don´t Be Afraid Of The Dark“ angesprochen hast. Ich hab gelesen das du eines Nachts in den Wald gegangen bist und dann keine Angst mehr hattest und daraus ist dann „Don´t Be Afraid Of The dark“ entstanden. Stimmt das?


Kein Scheiß, ich kann das echt jedem empfehlen, dass man ganz alleine in den Wald geht und es ist Nacht, du gehst an den Bäumen entlang, siehst extrem wenig und du wirst extrem Schiss haben, der sich dann bis zu einem gewissen Punkt hochschaukelt, du aber weiter gehst, immer tiefer und tiefer in den Wald. Und dann ist die Angst so groß, dass sie einfach von dir abfällt, wie eine alte Rüstung die man nicht mehr braucht und du dich dann fragst, vor was hatte ich eigentlich Angst? Und das fühlt sich dann an wie eine Art Befreiung. Es geht darum, dass man es ausprobiert und ich kann nur sagen es ist extrem geil.


Wie wir jetzt gehört haben, hast du sehr viel erlebt in deinem bisherigen Leben. Gibt es da etwas was du verändern würdest, etwas du vielleicht doch gerne erlebt hättest?


Interviewfragen die nicht so gut vorbereitet sind wie deine. Denn weißt du es kommen dann sehr oft Journalisten die einfach fragen: Aaron Roterfeld, ja, erzähl mal, worum geht’s da eigentlich? (Gelächter) Es ist jetzt noch nicht so dass ich ein Buch darüber schreiben könnte was die lustigsten und blödesten Fragen waren aber irgendwann wird es das dann auch geben.




Abschließend: heute bist du am Nova Rock, wo kann man dich das nächste Mal sehen?


Am Blackfield Festival, den M'era Luna, am Summerbreeze und dann am Darkstorm.


Steht dann auch noch eine Tour an? Vielleicht wenn dann das neue Album releast ist?


Geplant ja aber noch nichts organisiert.


Dann aber vorwiegend im deutschsprachigen Raum?


Wie gesagt, wir wollen die Weltherrschaft und gebt mir einen Gitarrenhals der lang genug ist und ich hebe euch die Welt aus den Angeln, aber ich ich leider noch keinen Gitarrenhals gefunden der so lang ist, also habt einfach Geduld und wir werden weitergehen und hoffen das unsere Fans mit uns gehen.


Letzte Worte die du deinen Fans auf den Weg geben magst?


Lasst es euch besorgen oder besorgt es euch selbst!




www.roterfeld.com

Autor: Gast

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Beitrag vom 03.08.2012
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