Interview mit RHAPSODY - alle Fäden in der eigenen Hand


Groß war der Schock, als RHAPSODY OF FIRE den Weggangvon Songwriter und Gitarrist Luca Turilli bekannt gaben. Nun kehrt der Meister aber mit einer neuen Variante von RHAPSODY und Gesangstalent Alessandro Conti zurück. Natürlich kann es schon etwas verwirrend sein nun zwei Bands mit dem Namen RHAPSODY zu haben, aber der quirrlige und sympathische Italiener klärt uns in diesem umfangreichen Gespräch auf.


Hallo Luca, wie geht es dir im Süden?


Ja, hier in Italien ist alles wunderbar, zwar nicht sonnig, aber die Luft ist frisch und sonst ist auch alles gut, und das ist wichtig.




Was tut sich bei dir sonst gerade, ich nehme an du bist gerade schwer beschäftigt mit der Promotion und den Interviews und so weiter?


Ja, ich mache viele Interviews, Promotion und habe viel Arbeit, wie immer wenn eine neue Platte kommt, aber es macht mir Spaß, es ist gut, wenn man seinen Job liebt.



Es war schon etwas schockierend, als du deinen Ausstieg bei RHAPSODY OF FIRE bekannt gegeben hast, aber jetzt bist du ja mit den neuen RHAPSODY zurück. Was kannst du mir über den Ausstieg erzählen?


Viele Leute haben diese News damals falsch interpretiert. Ich habe RHAPSODY nicht wirklich verlassen müssen, es war eine freundschaftliche Trennung. Nach 15 Jahren und dies allen Alben und dem Abschluss unserer großen Saga, war für uns ein Zyklus abgeschlossen und so haben wir uns in aller Freundschaft getrennt um neue Wege zu erkunden. Es hat uns in dieser Form einfach nicht mehr so viel Spaß gemacht wie damals in unseren Anfangstagen. Heutzutage ist es sowieso nicht mehr so einfach in diesem Business ein LineUp über so viele Jahre zusammen zu halten. Es ist einfach etwas, das auch in der besten Familie passieren kann. Wir sind beste Freunde und haben gemeinsam beschlossen, dass wir beide den Namen RHAPSODY verwenden werden. Für mich hat das den Grund, dass ich so viel Zeit, Geld und Energie in diese Band investiert habe. Es wäre ein zu großes Opfer für mich gewesen, als eine neue Band aufzutreten.



Hattest du nicht Angst, dass es etwas verwirrend sein könnte nun zwei RHAPSODY´s zu haben?


Nicht wirklich... am Anfang haben wir uns da schon ein paar Gedanken gemacht, aber wir haben schnell gemerkt, dass es kein Problem sein würde. Beide Bands werden ihre Fans haben, viele werden beide mögen und in ein paar Jahren wird man sehen, dass beide ihre eigene Sache durchziehen und ihre Daseinsberechtigung haben werden.




In Kürze kommt dein neues Album auf den Markt, bist du noch aufgeregter nun mit einer neuen Band ein Album zu veröffentlichen als du es bei den vorherigen RHAPSODY OF FIRE Werken warst?


Natürlich. Wenn du ein neues Kapitel startest, dann würde es wohl nicht sehr interessant sein, wenn du nicht aufgeregt bist. Für einen Künstler ist es wichtig, dass er seiner Kreativität freien Lauf lassen kann. Glaub mir, ich sehe mich selbst viel mehr als Künstler und Songschreiber, denn als Gitarrist. Ich bin ja auch Keyboardspieler und es war immer schon ein Traum von mir Film-Soundtracks zu schreiben. Jetzt hatte ich zum ersten Mal wirklich alles in der eigenen Hand, denn zuvor hatte ich ja immer mit Alex zusammengearbeitet, was das Arrangement und der Orchestration angeht. Für mich war es wirklich wichtig die Orchestration komplett selbst zu übernehmen und nicht jemand anderen dafür zu engagieren, denn das Orchester ist dieses Mal für mich das Herz der Kompositionen. Ich habe es auch wirklich genossen, selbst die Keyboards zu spielen. Mich kennt man zwar als Gitarrist und ich kann auch Keyboard spielen, doch ich sehe mich wie gesagt mehr als Komponist, denn als wirklich guter Musiker.



Ich habe mich wirklich gefreut, als du Alessandro Conti als Sänger bekannt gegeben hast, denn ich habe seine Stimme schon auf den TRICK OR TREAT Alben wirklich gemocht. Was war der Grund dafür, dass du ihn als Sänger auserkoren hast?


Super, das freut mich zu hören! Damals als wir uns getrennt haben, wusste ich noch nicht ganz genau, wie ich weitermachen will, ob als RHAPSODY oder wie auch immer. Oder ob ich vielleicht etwas fürs Kino mache. Ich habe mir da viele Gedanken gemacht. Ich wollte dann eine Band in der Art von AVANTASIA mit vielen Gästen und Sängern machen. Ich habe dann nach Sängern gesucht, die meinen Ansprüchen gerecht würden. Ich erinnere mich, wir waren damals in Europa auf Tour und Fabio erzählte mir über eine Stimme, die nach meinen Vorstellungen sein könnte und das war eben Alessandro Conti. Er meinte, dass ich ihn sicher mögen würde, da er in höheren Tönen wie der von mir verehrte Sänger Michael Kiske klingt. Als er mir das erzählte, musste ich das natürlich gleich checken. Ich hab dann ein paar Videos gesehen und war hin und weg von diesen hohen Vocals. Es war noch nicht genug für mich, aber dennoch habe ich mich in seine Stimme verliebt, da er wirklich Ähnlichkeiten mit Kiske hat und wenn ich ehrlich bin, dann haben wir RHAPSODY damals gestartet, weil wir die „Keepers“ Teile von HELLOWEEN geliebt haben. Das war mein Haupteinfluss damals.

Aber ich wollte jemanden der auch andere Töne drauf hat und verschiedene Ranges beherrscht. Darum habe ich Alessandro gefragt, also damals noch für dieses AVANTASIA artige Prjekt, ob er mir nicht ein paar Sachen von anderen Bands wie CRIMSON GLORY, QUEENSRYCHE und RHAPSODY Songs und so weiter singen könnte. Aber auch Klassik und Pop. Als er mir das Zeug dann schickte, und er auch komplett andere Seiten von sich dadurch aufzeigte, war ich natürlich hin und weg und sagte ihm, ok, du bist jetzt mein Sänger und nicht von diesem Projekt, sondern von RHAPSODY. (lacht)





Er hat auch wirklich ausgezeichnete Arbeit auf dem Album geleistet. Es sieht so aus, als ob du ihn richtig gepusht hast und noch mehr aus ihm rausgeholt hast.


Ja, danke. Es war ähnlich wie bei Fabio damals. Als wir ihn 1997 zu RHAPSODY holten, war er als ganz guter Sänger von LABYRINTH bekannt. Mit unseren abwechslungsreichen Songs haben wir dann aber noch mehr aus ihm rausgeholt. Mir ist es immer wichtig wirklich das ganze Potential einer Person zu holen. Als wir dann das Material für das neue RHAPSODY Album zusammen hatten und Alessandro zu mir ins Studio kam, war es für ihn eine ganz neue Erfahrung, ein wahres Massaker, wenn ich ehrlich bin, aber es hat ihm gefallen und wir haben wirklich alles aus ihm rausgeholt.



Was kannst du mir zum Titel „Ascending To Infinity“ und den Texten erzählen? Gibt es eine Art Konzept?


Nachdem wir nach so vielen Jahren unsere große Saga beendet haben, konnte ich jetzt die Themen, die mich schon sehr lange beschäftigen behandeln. Das aber in einer viel direkteren und offeneren Weise. Wenn du eine so große Story wie wir mit RHAPSODY gemacht haben, erfindest, dann musst du immer auf gewisse Sachen wie einem tieferen Hintergrund und verschiedene Zusammenhänge achten, was dich in gewisser Weise einschränkt. Es gibt aber ein Mini-Konzept über vier Songs. Das sind „Quantum X“, der Titeltrack, „Dark Fate Of Atlantis und „Of Michael The Archangel & Lucifers Fall“. Es geht dabei um die Quantentheorie, Multiversen, parallele Universen und die Mysterien der Bibel und Engel. Ein sehr lockeres Konzept über Religion und Psychologie könnte man sagen. Das Ganze hat aber dennoch einen Fantasy-Touch und diesen Spirituellen Hintergrund, der damit einhergeht. Im Endeffekt kommt es zu der Frage, die sich ein Künstler, oder jeder Mensch stellt, warum bin ich eigentlich hier, wo komme ich her und wo werde ich hingehen.

Sich diese Fragen zu stellen, ist für mich eine Möglichkeit meiner Existenz bzw. dem Geschenk dieses Wunderbaren Lebens einen Sinn zu geben und dort einen Platz und eine Rolle zu finden. Meine Songs handeln somit grundsätzlich vom Leben selbst. Natürlich behandle ich auch Probleme und die negativen Seiten des menschlichen Daseins. In „Clash Of The Titans“ geht es zum Beispiel um den Kampf zwischen Instinkt und Denken, also zwischen dem Tier in uns das als Instinkt bezeichnet wird und unserem Denken, das Versucht dieses zu kontrollieren.





Auf dem Album findet man auch einen wirklich gelungenen Cover-Song. „March Of Time“ von HELLOWEEN ist ja ein genialer Klassiker. Warum hast du diesen gewählt?


Ich bin ja schon immer ein großer HELLOWEEN Fan gewesen und als ich die Stimme von Alessandro entdeckte, da musste ich nur eins und eins zusammenzählen (lacht). Es war einfach eine natürliche Sache. Ich habe immer schon nach einem Sänger gesucht, der es schafft dieses Gefühl, das Michael Kiske bei mir erzeugt. Da er ja mit TRICK OR TREAT Jahre lang diese Songs, also die von den „Keepers“ Teilen und „Walls Of Jericho“ gesungen hat, war es für ihn überhaupt kein Problem diese schweren Songs zu singen. Mir war aber auch wichtig, dass es eine orchestrierte Version wird, denn ich wollte natürlich schon, dass der Song nicht genau wie das Original klingt.



Jetzt kommt eine Frage, die mich schon seit vielen Jahren brennend interessiert. Du hast vor einiger Zeit ein neues Album mit Olaf Hayer angekündigt, dass sich eben an den „Keeper Of The Seven Keys“ Alben orientieren sollte, jedoch ist da nie etwas daraus geworden. Was kannst du mir dazu erzählen?


Das hatte alles mit der RHAPSODY Story zu tun, da wir ja einige Probleme mit dem alten Label hatten und keine Alben veröffentlichen konnten. Damals habe ich auch meine Solo-Karriere abgebrochen, weil wir uns vorgenommen hatten die RHAPSODY-Trilogie zu veröffentlichen um die große Saga zu einem Ende zu führen. Jetzt wiederrum ist es so, dass ich ja nicht mehr in dieser Fantasy-Schublade stecke und alle Möglichkeiten habe um mich zu entfalten, darum sehe ich auch derzeit keinen Grund weiter Solo-Alben zu veröffentlichen. Aber die Alben waren sehr gut und auch erfolgreich. Die Fans mögen diese Songs und darum werden wir diese auch mit RHAPSODY live spielen. Alessandro hat auch genau die richtige Stimme für diese Art von Songs, also war es für mich logisch diese mit ins Set zu nehmen.




Du wirst aber auch alte RHAPSODY Songs spielen, nehme ich an?


Ja natürlich. Wir planen ja gerade eine sehr große Tour und da wird es ein sehr variables Set geben und vor allem werden wir Songs der ersten RHAPSODY Alben spielen. Wir werden versuchen die glorreichen alten Zeiten wieder auf die Bühnen zu bringen. Aber eben auch Solo-Sachen und neue Songs. Lasst euch einfach überraschen. Es wird auch sehr schöne visuelle Überraschungen geben, damit wir nicht nur cineastisch klingen sondern auch so aussehen.


Da freue ich mich schon sehr drauf, ich hoffe wir sehen uns dann bald auf einer dieser Shows oder einem Festival. Ich danke dir vielmals für das Interview und bitte dich noch um ein paar Worte an die Fans.


Natürlich, ich freue mich darauf nach Österreich zu kommen. Wir arbeiten ja jetzt mit Rock The Nation zusammen und da werden wir sicher auch einige Termine bei euch finden.



www.ltrhapsody.com

Autor: maxomer

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Beitrag vom 06.07.2012
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