Die US-Rocker ALTER BRDIGE beehrten uns anlässlich ihrer "AB III 2011-Tour" am 17. November im Wiener Gasometer. In petto hatten sie neben einer genialen Live-Show auch ihr neues Album "AB III", das jedem Fan von Alternative bis Hardrock exzellent gefallen dürfte. Wir trafen Gitarrist und Songwriter Mark Tremonti vor dem Auftritt und staunten nicht schlecht über seine Multitasking-Fähigkeiten.


Hallo Mark, wie geht’s? Wie läuft die Tour?


Sehr gut. Wir haben jetzt einige Shows in Deutschland gespielt und das Publikum dort war wirklich fantastisch. Es ist immer nett, hier in der Gegend zu sein.




Ihr seid speziell in Europa sehr erfolgreich. Was ist deiner Meinung nach der Grund dafür?


Nun ja, wir sind sehr oft in Europa. Mit jedem Album sind wir in der Regel dreimal auf Tournee und jedes Mal wird es noch größer und besser. Es scheint, dass Rock’n’Roll in Europa so richtig am Leben ist, und das ist großartig.


Sprechen wir über das neueste Album. Wie siehst du die Entwicklung eurer Musik vom ersten bis zum jetzigen Album?


Ich glaube das zweite Album („Blackbird“) war ein großer Schritt vorwärts. Wir waren beim ersten Album („One Day Remains“) etwas unter Zeitdruck, mit dem zweiten konnten wir mehrere Jahre auf Tournee gehen und jeder fand allmählich seinen Platz in der Band. Ich denke, dass sich in dieser Zeit unser Sound so richtig entwickelt hat. Ich bin noch immer der Meinung, dass „Blackbird“ unser bestes Album ist. Ich mag natürlich auch „AB III“, aber auf „Blackbird“ sind einfach einige der bestens Songs, die wir je gemacht haben. Unser nächstes Album wird dann aber hoffentlich wieder das Beste von allen.


Du sprichst bereits euer nächstes Album an. Ich nehme an, du hast bereits einiges an Material dafür auf Lager. Hast du schon eine konkrete Vorstellung, in welche Richtung dieses Album gehen wird?


Nein, es kommt einfach darauf an, gemeinsam mit den anderen Jungs an den Songs zu arbeiten und herauszufinden, welche Ideen jeder einzelne dazu hat.


Ihr seid mit dem aktuellen Album nun schon einige Zeit auf Tour. Welches Lied spielst du selbst live am liebsten?


Das wäre dann wohl „Blackbird“ oder „Ties That Bind“, eines der beiden.


Dein Songwriting ist wirklich außergewöhnlich. Die Soli wirken nie gezwungen, sondern fügen sich wirklich perfekt in die Songs ein. Manchmal fühlt es sich sogar so an, als wäre das ganze Lied um das Solo herum aufgebaut. Entspricht das der Wahrheit oder ist es einfach ein gutes Riff, das dich zu einem Solo inspiriert?


Ich bastle gerade seit einer Woche an einem Solo, also manchmal benötige ich dafür wirklich eine Ewigkeit, ein anderes Mal wiederum passiert es einfach. Ich versuche mir aber immer, die Zeit zu nehmen und wirklich darauf zu achten, dass es von Anfang bis Ende interessant ist. Ins Studio gehe ich immer mit einem vorbereiteten Solo, das auch schon wirklich gut strukturiert ist. Hier und da improvisiere ich dann zwar noch, aber im Großen und Ganzen habe ich es immer bereits vorher herausgearbeitet.




Und du entwickelst die Soli ausgehend von den Riffs eines Songs?


Nein, nein, ich drücke einfach auf Aufnehmen und improvisiere, bis ich etwas gefunden habe, das gut klingt.


Du befindest dich ja auch mit deinem ersten Album deines Solo-Projekts bereits in einem fortgeschrittenen Stadium. Kannst du unseren Lesern etwas mehr darüber erzählen?


Nun, ich hatte etwas Zeit während Myles mit Slash drei Monate lang auf Tour war. Ich traf mich mit einigen Freunden, schrieb vierzehn Songs und wir sind jetzt dabei, das Album fertig zu machen. Die Gitarren sind schon großteils aufgenommen, der gesamte Rhythmus-Teil, und ich habe auch schon fast zu allen Songs meinen Gesang aufgenommen. Dafür haben wir aber erst vier Gitarrensoli im Kasten, ich versuche gerade, die restlichen fertig zu schreiben. Insgesamt werden es elf Soli sein, es wartet also noch einiges an Arbeit auf mich.


Du schaffst es ja, deine Liebe zu Speed Metal auf deinen ALTER BRIDGE und CREED-Alben sehr gut zu unterdrücken. Ist dein Solo-Album eine Möglichkeit für dich, diese Seite etwas mehr auszuleben?


Nein, mein Album wird definitiv nur ein Rock-Album werden, kein Speed Metal Album. Es gibt aber durchaus einige Speed-Metal-ähnliche Riffs, die hier und da eingestreut werden, aber grundsätzlich sind es melodische Lieder.


Wie glücklich bist du mit deiner Gesangsstimme auf deinem Album?


Das ist etwas, was ich immer schon machen wollte. Ich bin schon immer Songwriter gewesen und es ist toll, wenn du genau das singen kannst, was dich auch tatsächlich selbst beschäftigt und das dann so auf Platte zu bringen.


Wann können sich die Fans über neue Alben von ALTER BRIDGE und CREED freuen?


Nach der Tour mit ALTER BRIDGE werden wir mit dem Songwriting für CREED beginnen. Dann wird es entweder zum Jahresende (2012) ein ganzes Album geben oder mehrere EPs während des Jahres und danach ein Album, so genau weiß ich das selbst noch nicht. Ich höre da verschiedene Meinungen, was denn nun diesbezüglich der beste Plan für dieses Jahr ist. Im Anschluss daran wird es jedenfalls wieder ein ALTER BRIDGE Album geben, das wird dann wohl in etwa im ersten Halbjahr 2013 herauskommen.


Wie sieht dein Plan in nächster Zeit aus?


Als nächstes werde ich jetzt einmal mein Solo-Album rausbringen (Anm.: derzeit geplant am 3. Juli 2012), in der Zwischenzeit werde ich mit CREED beschäftigt sein, das heißt Songs schreiben und auf Tour gehen. Und egal was sonst noch kommt, ich werde immer 110 Prozent geben.


Die Tour mit ALTER BRIDGE ist bald zu Ende, vor dem großen Finale habt ihr jetzt aber noch ein paar freie Tage. Hast du dafür schon Pläne?


Ja, ich fliege nach Hause. Wir haben dafür extra ein paar Tage eingeplant, mein Sohn hat nämlich Geburtstag. Morgen sitze ich also schon im Flugzeug in die USA.




Und dann geht es auf zum großen Tourfinale für eine Reihe von Arena-Shows in England. Was erwartet ihr euch davon?


Wir erwarten, dass es das Beste wird, was wir je gemacht haben. Es freut uns sehr wenn wir sehen, wie viele Menschen Tickets gekauft haben und zu den Konzerten kommen werden. Wir wissen, dass dies wahrscheinlich der beste Tourabschnitt wird, den wir je gemacht haben, dementsprechend können wir es kaum mehr erwarten.


Gibt es irgendwelche Tour-Geschichten der letzten Wochen, von denen du unseren Lesern erzählen kannst?


Nicht wirklich, ich genieße es einfach, in den verschiedenen Städten spazieren zu gehen, die Konzerte zu spielen, aber die meiste Zeit ist das hier mein Leben. Ich sitze in einem Raum, spiele Gitarre, und in letzter Zeit habe ich eben viel an meinem Solo-Album gearbeitet. Gestern habe ich es aber zum Beispiel sehr genossen, etwas in Nürnberg umherzuwandern, aber ich komme leider kaum dazu, mir irgendwelche Sehenswürdigkeiten anzusehen. Dann waren wir auch in Rom … ich liebe Rom ..., eine der besten Shows dieser Tour war außerdem in Bologna … und der Veranstaltungsort in München war einfach unglaublich.


Ein anderes Thema noch: Wie schmeckt dir das Essen hier in Österreich?


Ich hatte heute Hühnchen, das war wirklich gut.


Gibt es sonst etwas, was du aus deiner Heimat vermisst, während du hier in Europa auf Tour bist?


Oh ja, da gibt es viele Dinge, in erster Linie vermisse ich natürlich meine Familie. Ich vermisse es auch, mich ganz selbstverständlich im Alltag bewegen zu können, ohne jegliche Sprachbarrieren. Das Essen ist definitiv auch anders, aber ich habe mich schon an vieles gewöhnt, und schließlich ist es ja auch gut, neue Dinge kennen zu lernen. Man könnte ja auch zu Hause sitzen und den ganzen Tag Mc-Donalds-Essen in sich reinstopfen; ich bin eben hier, um etwas von der Welt zu sehen.


Was können wir vom heutigen Konzert hier in Wien erwarten?


Einfach nur lauten Rock’n’Roll.




Damit sind wir schon am Ende unseres Interviews. Gibt es noch etwas, was du den österreichischen Fans und den Lesern von Earshot sagen möchtest?


Ja, wir lieben es einfach, hier zu sein, es ist immer eines der Highlights unserer Tour. Wenn ihr es also nicht schafft, heute dabei zu sein, dann kommt auf jeden Fall das nächste Mal.