Interview mit DRAGONFORCE - Perfektion durch Improvisation


Ganze vier Jahre mussten wir auf die schnellste Metal Band der Welt warten. Nach dem sehr erfolgreichen "Ultra Beatdown" tourten die Jungs zwar fleißig, doch mit dem Abgang vom langjährigen Fronter ZP Theart musste man um DRAGONFROCE bangen. Doch Herman Li, Sam Totman und Co. melden sich nicht nur mit neuem Sänger, sondern auch mit diversen frischen Neuerungen im Sound zurück. Gitarrist Sam sprach mit uns über die Pause, den Sängerwechsel und natürlich "The Power Within".


Hallo Sam, euer neues Album „The Power Within“ erscheint in Kürze, ich nehme an, da bist du gerade sehr beschäftigt. Was tut sich in der Band derzeit?


Wir üben und proben gerade sehr intensiv die neuen Songs, arbeiten an einer Setlist für die Tour und all diese Sachen. Es ist auf jeden Fall eine sehr ereignisreiche Zeit.



Magst du denn die Zeit so knapp vor einem neuen Album?


Wenn ich ehrlich bin, ist es sehr stressig, denn wir haben wirklich viel zu tun. Das Proben, die Promotion und all das Zeug, das nun erledigt werden muss, kann einen schon stressen.



Seit dem Release von „Ultra Beatdown“ sind fast vier Jahre vergangen, warum hat es so lange gedauert, den Fans ein neues Album zu liefern?


Nach der Tour recht langen Tour Ende 2009 haben wir bereits begonnen neue Songs zu schreiben, aber wir mussten ja auch einen neuen Sänger finden. Das hat schon einiges an Zeit gekostet und wir haben uns für „The Power Within“ auch viel Zeit gelassen, also fast zwei Jahre lang.



Aber ihr habt die Suche erfolgreich abgeschlossen. Was kannst du mir über euren neuen Fronte Marc Hudson erzählen?


Da muss ich auch noch kurz erklären, warum die Sängersuche so lange gedauert hat. Marc hat uns im Frühling 2010 irgendwann ein Video geschickt und wir wollten aber mehr von ihm hören, also baten wir ihn drei verschiedene Songs einzusingen und auf Video aufzunehmen. Wir wollten ihn dann treffen und ihn in seiner eigenen Band singen hören. Wir haben ihn danach ins Studio eingeladen um Songs mit uns aufzunehmen, obwohl er noch gar nicht bei uns in der Band war. Das Ganze hat sicher acht Monate lang gedauert, denn wir haben natürlich gleichzeitig noch andere Sänger angetestet. Als er dann ein festes Mitglied wurde, mussten wir erst richtig als Band zu Proben beginnen. Also zusammen jammen, die Songs lernen, die Energie erzeugen, wie es eben eine richtige Band machen sollte. Dann haben wir das Album erst im Studio aufgenommen.

Zudem haben wir ja mit ihm schon einige Shows gespielt, bevor das Album überhaupt fertig war, das hat das Ganze natürlich nochmals etwas verzögert. Ansonsten kann man zu Marc noch sagen, dass er sich sehr gut in die Band eingefügt hat, viel Energie mitbringt und einfach zu uns passt.




Du sagtest, ihr habt noch weitere Sänger ausprobiert. Was war dann der eigentlich Grund, warum Marc den Posten erhalten hat?


Er hat einfach die Stimme dazu, dass ihr die alten Songs problemlos singen kann, außerdem hat er eine wirklich gute Range, so kann er also sehr gut tiefe und hohe Passage passend singen. So konnten wir bei Songs wie „Seasons“ oder „Cry Thunder“ sehr viel ausprobieren und von den mittleren angenehmen Lagen aus in alle Richtungen gehen. Neben seiner tollen Stimme, hat er auch noch die Eigenschaft, dass er extrem schnell dazulernt. Seitdem er uns sein erstes Video geschickt hat und wir unsere ersten Proben gemeinsam machten, hat er sich so sehr gesteigert und weiterentwickelt.



Wie ist nun die Chemie bei euch in der Band?


Wirklich gut. Diese Art von Energie habe ich schon sehr lange nicht mehr gespürt. Es läuft alles wirklich super, auch bei den Aufnahmen. Wir haben da über ein Monat zusammen in einem Haus gelebt und gemerkt, dass wir nach wie vor extrem gut miteinander auskommen und so eine wirklich tolle Zeit verbringen konnten.



Ihr habt nun einen neuen Sänger, das Album klingt der abwechslungsreich und ihr habt auch vieles Neues versucht. Denkst du, dass dies jetzt eine Art Neustart für DRAGONFORCE ist?


Nein, als Neustart würde ich es nicht bezeichnen. Vielmehr als eine logische Weiterführung. Wir haben natürlich immer noch diese schnell DRAGONFORCE Songs, die die Leute kennen und von uns gewohnt sind. Wir haben unseren Sound einfach erweitert und bewegen uns einfach etwas mehr im MidTempo Bereich als zuvor, aber es gibt noch schnellere Songs als wir jemals gemacht haben.



Wo siehst du denn die Hauptunterschiede zwischen den letzten beiden Alben?


Bei „Ultra Beatdown“ versuchten wir so viel wie möglich in einen Song zu packen, so wurden diese sehr lang und komplex. Dieses Mal haben wir die vielen Ideen in verschiedene kompaktere Songs aufgeteilt und so hat jeder Song seine ganze eigene Persönlichkeit.



Wie viel konnte Marc bereits zum Album beisteuern?


Da wir sehr viel gemeinsam geprobt und gejamt haben, konnten wir sehr schön herausfinden wie sein Gesangsstil in die Musik passt und haben das dann aufeinander abgestimmt.



Wie entsteht denn eigentlich normalerweise ein Song bei euch?


Ich weiß nicht, was man als normale Situation bezeichnen kann, aber normalerweise startet der Songwriter seinen Song selbst und macht ein paar Demos und dann jammen wir herum und arbeiten den Song von Arrangement her aus. Dann gibt einfach jeder seine Ideen hinzu und arbeitet an seinen Parts und so entsteht langsam der ein fertiger Song.



Was kannst du mir über den Titel „The Power Within“ und das Artwork erzählen?


„The Power Within“ steht für die ganzen Themen von denen die Texte des Albums handeln. Es geht um wichtige Geschehnisse und die Dinge die einfach rund um uns herum passieren. Der Titel fasst sehr schön zusammen worum es in den ganzen Texten geht und das war unser Ziel bei der Namensfindung. Das Cover wollten wir dieses Mal sehr schlicht halten. Das Artwork von „Ultra Beatdown“ war komplex und irgendwie verrückt, darum wollten wir dieses Mal etwas direkteres und simpleres haben.




Wie kreiert ihr eigentlich diese wahnsinnigen Solo-Duelle? Probt ihr das gemeinsam oder macht jeder seinen Teil für sich selbst?


Ich denke, es ist eine Art von improvisierter Komposition. Das bedeutet, dass, wenn du etwas improvisierst resultiert das darin, dass du dann irgendwann das, was du gerade improvisiert hast, immer wieder spielst. So hört ihr eigentlich nur improvisierte Soli, die ganz von alleine kommen.



Improvisiert ihr auch auf der Bühne hier und da?


Nein, live versuchen wir schon das gleiche Solo zu bieten, nur hier da probiert man dann schon mal etwas aus.



Hast du denn Lieblingsstücke auf dem neuen Album?


Nein, ich fürchte ich hatte noch nie irgendwelche Lieblingssongs auf einem unserer Alben. Wir arbeiten an jedem Song so lange gemeinsam, da entsteht eine ganz eigene Verbindung zu jedem einzelnen Song, so kann ich einfach keinen favorisieren.



Wie lange probt ihr normalerweise nach einem neuen Album und bevor ihr eine Tour dazu startet?


Normalerweise würde ich sagen ungefähr ein Monat vor der Tour. So haben wir es jetzt vor der IRON MAIDEN Tour auf jeden Fall gemacht. Natürlich musste auch Marc richtig reinkommen und wir wollten, dass er gut vorbereitet ist, als probten wir viel mehr, als wir eigentlich mussten.



Ihr habt ja mit ihm auf besagter Tour mit IRON MAIDEN schon einige Songs absolviert. Wie haben die Fans auf ihn und die neuen Songs reagiert?


Ja, wir haben bereits „Cry Thunder“ gespielt. Es lief eigentlich richtig gut, wir freuten uns schon sehr darauf, denn wir waren ja schon seit fast zwei Jahren nicht mehr auf Tour. Es war ein tolles Gefühl wieder auf der Bühne zu stehen und da Marc richtig gute Arbeit geleistet hat, waren die Reaktionen auch durchwegs positiv. Es war eine gute Möglichkeit für Marc Erfahrung zu sammeln. Man muss bedenken, dass er zuvor nur so vor ca. 50 Leute live gespielt hat, das war dann bei den tausenden Fans von IRON MAIDEN natürlich ein Erlebnis.



Ich habe gesehen, dass ihr schon ein paar Gigs bei euch auf der Insel und auch in den USA geplant habt, aber wann können wir euch hier im restlichen Europa erwarten?


Wir werden Ende September zurück in Europa sein und dann so gegen Oktober auch Deutschland, Österreich und so weiter bespielen.




Möchtest du uns sonst noch etwas mitteilen?


Ja, wir haben gerade ein paar Videos online, wo ihr euch ansehen könnt, wie wir das neue Album aufgenommen haben. Checkt das einfach mal auf unserer Seite aus. Es kommt auch bald ein neues Video zu einem Song raus, also gibt es einiges zu entdecken. Schaut einfach immer mal wieder vorbei.


www.dragonforce.com

Autor: maxomer

Weitere Beiträge von maxomer


Zurück

Beitrag vom 20.04.2012
War dieses Interview
interessant?

2 Stimme(n)
Durchschnitt: 7

Diesen Beitrag bewerten:
  
Diesen Beitrag per E - Mail verschicken:
An:
Von:
Kommentar: