Interview mit DREAM THEATER - die großen Ereignisse dieser Welt


Jeder einzelne Musiker von DREAM THEATER gehört definitiv zu den besten ihrer Zunft. Allem voran Jon Petrucci, der schon mit Helden wie Steve Vai oder Joe Satriani auf der Bühne stand, ist für Nachwuchsgitarristen eine große Inspiration. Mit einem neuen Album im Gepäck und ausgetauschtem Drummer besuchten uns die Amerikaner im Gasometer und ein sehr herzlicher und sympathischer John empfing uns für einen ausführlichen Plausch.

Hi John, wie geht es dir?


Mir geht es sehr gut, danke.




Wie läuft die Tour bisher?


Sehr gut. Wir überleben die Kälte (lacht). Wir kommen gerade aus Skandinavien, da war überall Schnee und unendlich kalt.



Da habt ihr Glück, in den letzten Wochen hatten wir auch extrem Kalte Tage in Österreich.


Wow, aber jetzt wird es ja besser, außerdem geht es bald in den Süden, nach Italien und Spanien, da wird uns sicher wieder wärmer, da freue ich mich schon drauf.



Ihr stellt auf dieser Tour euer aktuelles Album „ A Dramatic Turn Of Events“ vor. Wie funktionieren die neuen Songs auf der Bühne?


Sehr, sehr gut. Nach so langer Zeit und so vielen Produktionen und Tourneen, haben wir schon die Erfahrung, vorher zu sagen, wie Songs live funktionieren werden. Beim Schreiben der Songs achten wir schon darauf, dass sie auch live aufregend sind. Das ist Teil der Kunst, teil des Komponierens der Musik. Und ich kann sagen, dass die Songs wirklich hervorragend funktionieren.


So musstet ihr also für die Bühne nichts an den Songs ändern?


Nein, überhaupt nicht. Wir spielen sie, so wie sie geschrieben wurden.



Ihr habt eure Label Kollegen PERIPHERY mit auf dieser Tour. Wie sind die Jungs so und habt ihr sie selbst ausgesucht?


Ja, haben wir. Es sind wirklich sehr nette Jungs, ich mag sehr, was sie machen und sie haben einen wirklich einzigartigen Sound. Ich wünsche ihnen viel Glück und hoffe, dass sich ihre Karriere gut weiterentwickelt. Es sind junge Männer, die damit eine große Chance bekommen haben und wir freuen uns sie dabei zu haben.




Nach all den Jahren habt ihr schon einen richtig großen Backkatallog, ist es da nicht schon extrem schwer eine Setlist zusammenzustellen, vor allem weil eure Songs ja auch recht lang sind?


Ja, es ist immer wirklich hart. Wir wissen ja vorher wie lange wir spielen, auf dieser Tour sind es ungefähr zwei Stunden und da versuchen wir so viel wie möglich reinzupacken um das bestmögliche für die Show rauszuholen. Wir versuchten dieses Mal ein Set zusammenzustellen, dass eine Art Kurve hat, damit es spannend bleibt. Wenn die Show startet, dann nehmen wir euch auf eine Reise mit. Wir haben eine wirklich fette Intro-Show, steigern das Ganze immer mehr und holen die Leute dann in der Mitte mit einem kurzen Akustik-Set wieder etwas runter und dann starten wir wieder durch und kommen dann zum großen Finale.

Wenn wir die einzelnen Songs auswählen, achten wir in erster Linie darauf, dass wir welche nehmen, die wir gerne live spielen und Spaß dabei haben. Wir denken auch darüber nach, wann wir diesen Song zuletzt gespielt haben und versuchen immer mal wieder Songs, die wir schon lange nicht mehr gebracht haben, in neue Sets zu integrieren. Wir bekommen auch oft Feeback von den Fans und lassen uns auch manchmal auf Ideen von ihnen ein.





Wechselt ihr auch Songs auf dieser Tour aus?


Ein bisschen. Wir haben grundsätzlich zwei verschiedene Sets und wechseln diese immer etwas ab, wie wir gerade Lust haben.



Was kannst du mir über den neuen Albumtitel „A Dramatic Turn Of Events“ erzählen? Manche Leute glaubten anfangs, es hätte etwas mit dem Abgang von Mike Portnoy zu tun, doch habt ihr das bereits dementiert. Was war wirklich die Idee dahinter?


Es hat wirklich nichts mit der ganzen Sache zu tun. Als die Songs alle geschrieben warn, wollte ich einen Albumtitel, der alles irgendwie zusammenfasst. Wir dachten anfangs über „Bridges In The Sky“ als Titel nach, aber als Albumtitel war das dann doch irgendwie nicht so cool. Das Artwork von Hugh Syme ist ja zum Beispiel von diesem Song inspiriert, wie man sehen kann, aber haben uns dann über die Themen die das Album behandelt Gedanken gemacht und alle Song auf dem Album, vor allem „Outcry“ haben mit großen Ereignissen, die in der Welt vor sich gehen, zu tun. Dinge, die Menschen auf eine große Art und Weise ändern. Vielleicht sind es innerpolitische Dinge, vielleicht eine Situation des Aufstiegs oder der Freiheit, aber vielleicht auch eine Spirituelle Sache. „Bridges In The Sky“ ist nämlich sehr spiritueller Song, denn jemand versucht Teile seines Selbst wiederzuerlangen. „Breaking All Illusions“ handelt von vielen Veränderungen. Obwohl mir das klar wurde, ist mir so lange wie noch nie kein Titel dafür eingefallen. Und plötzlich an einem Tag: „A Dramatic Turn Of Events“. Ich dachten nur: „Heilige Scheiße, das ist ein grandioser Albumtitel!“



Der Titel klingt verdammt stark und passt.


Ja, ein wirklich starker Titel. Ich hab dann mit den Jungs und mit Hugh gesprochen, der das Artwork gemacht hat und er liebte diesen Titel und stürzte sich sofort in die Arbeit. Mir war klar, dass die Leute denken würden, dass es etwas mit dem Abgang von Mike zu tun hat, aber ich dachte mir einfach, dass das der perfekte Titel für das Album ist und so habe ich ihn dann auch gewählt.



Wie du gerade sagtest, hat Hugh Syme wieder das Artwork gemacht, der ja schon einige für euch angefertigt hat. Welche Vorgaben hast du ihm für das Album gegeben?


Nicht wirklich viele. Er bekam die Texte, denn die Musik konnte er zu dem Zeitpunkt noch nicht hören. Die letzten paar Alben waren vom Artwork her immer etwas mehr auf der düsteren Seite, so dachten wir, dass es dieses Mal wieder Zeit wurde, eher etwas erbauliches, positiv Wirkendes zu machen, weshalb das Artwork diesen hellblauen Hintergrund bekommen hat.




Ihr habt euren neuen Drummer gecastet und sogar eine DVD daraus gemacht. Wie kam die Idee und wie war diese Erfahrung für euch?


Oh, es war großartig. Wir wussten, dass es eine wichtige Sache war, das ganze aufzunehmen. Das Label sagte dann, dass wir das gleich richtig machen sollen und eine Dokumentation daraus machen. So wurde es ein richtig professionelles Projekt. Der Regisseur hat wirklich großartige Arbeit geleistet. Wir haben einfach unsere Sache gemacht und uns nicht von den Kameras stören lassen und sie haben uns dabei gefilmt. I denke, es ist wirklich cool geworden. Wir geben damit den Fans und auch Leuten, die uns noch nicht kennen einen schönen Einblick in das was wir machen. Man sieht, wie die Leute vorgespielt haben, was wir haben wollten, was der neue Drummer für eine Person ist und so weiter. Viele hintergründige Informationen kamen dabei ans Tageslicht.



Was war dann eigentlich das Ausschlaggebende dafür, dass ihr für Mike Mangini entschieden habt?


Einfach alles. Wir mochten ihn schon bei unserer ersten Begegnung und als wir zu spielen angefangen haben, spürten wir sofort die Magie. Wir wussten sofort, dass ist der Typ, wer will ihn noch schlagen...



Also war es keine schwere Entscheidung für euch?


Es war wirklich nicht schwer, er war von Anfang an großartig. Es kommen auch sein Background und seine Herkunft dazu. Alles passt hier, denn er kommt aus Boston, ist ein Familienmensch, sein Alter passt. Er ist einfach einer von uns, keine Frage.




Wie viel probt ihr normalerweise bevor ihr eine Tour startet?


Nicht sehr lange. Wir proben immer etwas vor jedem Teil einer Tour, also vor der in den USA und jetzt vor der europäischen. Wir versuchen uns immer für drei oder vier Tage zum Proben zu treffen. Aber da ist auch ein Produktionstag mit der Crew drinnen, wo es um die Show, das Licht und die Videos und so weiter geht. Es gibt immer sehr viel vorzubereiten und alles müssen bis zu diesem Zeitpunkt ihre Hausaufgaben erledigt haben, damit alles fertiggestellt werden kann. Normalerweise können wir aber die Songs vom ersten Proben perfekt spielen.



Konnte sich Mike bereits in das neue Album einbringen?


Nein, er war noch überhaupt nicht einbezogen. Wir haben uns entschieden, da er jetzt eine neuer Mann, eine neue Persönlichkeit in der Band ist, dass wir uns dieses Mal zu viert auf das Songwriting konzentrieren und schrieben das Material ohne ihn. Das dauerte ungefähr zweieinhalb Monate, dann haben wir Demos aufgenommen und ihm geschickt. Er kam dann ins Studio und hat mit seinem magischen Stil alles perfekt aufgenommen. Ansonsten wollten wir ihn aber noch nicht einbeziehen.



Aber in der Zukunft, darf er sich einbringen?


Ja, auf jeden Fall. Wir kennen ihn jetzt auch besser. Er ist ein toller Typ und ein fantastischer Schlagzeuger, aber zu diesem Zeitpunkt war er einfach noch zu neu für uns und noch nicht voll in die Band integriert.




Wie viele Gitarren hast du auf dieser Tour mit?


Oh, so ein Duzend schätze ich. Wir haben Songs mit verschiedenen Tunings und auch 7-Saitige Gitarren, da sollten wir schon auch immer Ersatz mit haben. Also einen ersatz für die Hauptgitarre, eine für die 7-Saitige und auch die Akustikgitarre, man weiß ja nie was passiert, so komme ich ungefähr auf ein Duzend.



Lässt du wie es RUSH zum Beispiel tun, jeden Tag deine Saiten wechseln?


Mein Gitarrentechniker hat das entschieden. Ich bin mir nicht sicher, ob er es bei allen macht, denn wenn ich mit einer Gitarre nur einen Song oder so spielen, denke ich nicht, dass es viel Sinn machen würde. Meine Hauptgitarre wird auf jeden Fall jeden Tag neu besaitet.



Und wie viele Gitarren besitzt du


Generell?! (lacht)
Sicher schon ein paar hundert.





Morgen habt ihr einen freien Tag, weißt du schon wie du diesen nutzen wirst und wo ihr bleiben werdet?


Wir fahren nach Italien. Ich weiß zwar nicht genau wohin, aber auf jeden Fall nach Italien.



Magst du denn Day-Offs?


Nicht wirklich, wenn ich ehrlich bin. Manchmal kommt meine Familie mit auf Tour, dann ist ein Day-Off wundervoll und wir gehen Sight-Seeing und so weiter, aber wenn ich ohne sie unterwegs bin, spiele ich viel lieber jeden Tag einen Gig. Ich liebe es einfach zu spielen.



Nach dieser Tour habt ihr noch ein paar Gigs in Asien, aber gibt es noch weiter Pläne für Auftritte? Und was ist mit Festivals?


Ja, im April gehen wir nach Asien. Festivals werden wir aber dieses Jahr keine spielen, da wir letztes Jahr einige gespielt haben. Im Sommer werden wir aber sicher wieder nach Amerika gehen und auch Süd-Amerika kommt im August dran.





Danke dafür, dass du dir Zeit genommen hast um unsere Fragen zu beantworten. Möchtest du den Fans noch etwas mitteilen?


Gern geschehen und klar möchte ich das. Wir kommen schon seit Jahren immer wieder nach Wien und wir haben hier immer viel Spaß. Es ist eine großartige Stadt und die Leute sind wirklich nett. Die Shows hier sind auch immer sehr toll. Es gibt Städte und Länder wo wir die Besucher kennen und wissen was uns erwartet und da ist es auch oft so, dass eine ganz spezielle Beziehung zu den Zuschauern bei den Shows gibt und das ist hier auch definitiv der Fall.


www.dreamtheater.net

Autor: maxomer

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Beitrag vom 01.03.2012
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