Interview mit END OF GREEN - unsere Fans sind ziemlich cool


Melancholie ist der zweite Vorname der Truppe END OF GREEN, die mittlerweile schon seit 20 Jahren konstant hochwertigen Rock mit traurigem Unterton liefert. Fronter Michelle Darkness und Gitarrist Sad Sir sprachen mit uns über das aktuelle Machwerk "High Hopes In Low Places". Dabei fanden wir raus, dass die Herren privat nicht immer so traurig sind, wie sie auf der Bühne klingen.


Auf dieser Tour promotet ihr euer aktuelles Album „High Hopes In Low Places“. Wie kommen die Songs beim Publikum an, welche Reaktionen habt ihr darauf bekommen?


Sad Sir: Sehr gut. Es ist irgendwie jeder Song gerade wie eine kleine Premiere für uns. Bei unserem ersten Konzert auf der Tour konnten wir noch gar nicht wirklich darauf achten, wie das Publikum reagiert. Beim zweiten Mal konnten wir uns dann schon mehr darauf konzentrieren und wir glauben die Songs kommen sehr gut an.



Michelle Darkness: Es singen auch schon ganz viele mit (lacht).



Ihr seid ja auch gleich auf Platz 17 in den deutschen Charts eingestiegen. Wie war eure Gefühl als ihr das erfahren habt?


Sad Sir: Der Chef von unserem Plattenlabel hat mich angerufen und mich gefragt, ob ich sitzen würde. Ich antwortete, dass ich sitze. Da sagt er bloß „17“ und hat wieder aufgelegt (lacht). Dann musste ich erst mal kurz nachdenken und dann hab ich mich total gefreut. Ich glaub überbewerten dürfen wir es nicht, aber es ist schon eine große Freude dabei.

Michelle Darkness: Vielleicht wird es nächstes Mal Platz 16, weil der Hansi Hinterseer wird ja jetzt auch mal leer ausgehen. Der war ja grad noch vor uns.

Sad Sir: Ja, Hansi Hinterseer hat uns ausgeknocked (lacht).



Euer Albumtitel ist ja auch ein bisschen ungewöhnlich. Was sind denn für euch die „High Hopes“ und die „Low Places“?


Sad Sir: Es kommt glaub ich auf den Sichtwinkel drauf an. Also es gibt Leute die glauben sie sind an sehr „lowen Places“ und das obwohl sie im Vergleich zu anderen vielleicht gar nicht so „low“ sind. Es ist alles nur eine Frage der Perspektive. Ich glaub es nicht nur wichtig, dass man sich am Ende diesen Funken erhält, dass man eben noch ein paar Hoffnungen hat. Also einer der eine Erkältung hat ist gut dran im Vergleich zu einem der eine Grippe hat. (lacht)


Gibt oder gab es speziell bei END OF GREEN solche „low places“?


Michelle Darkness: Alkoholfreies Bier.

Sad Sir: Arztbesuche und alkoholfreies Bier.




Könnt ihr vielleicht was zum Cover Artwork sagen?


Michelle Darkness: Ja, das hat unser Gitarrist Oliver gemacht, der das eigentlich immer macht.

Sad Sir: Das hat sich bewährt. Ich denk es ist immer schwierig, Musik in ein visuelles Stadium zu bringen und wer kann das besser machen, als jemand der in der Band spielt und sich damit auskennt. Also ich könnt es nicht, Olli kann das und das ist super. Es ist also für uns ein sehr glücklicher Umstand, dass er sowohl als Grafiker als auch kopfmäßig beides kann. Er beherrscht die musikalische und die visuelle Kunst.



Woher nehmt ihr euch die Inspirationen beim Songwriting? Gibt es irgendwelche Momente im Leben, in denen euch besonders viel einfällt?


Michelle Darkness: Täglich. Gibt ja immer wieder was. Das Leben an sich.

Sad Sir: Ich glaub man hört auf jeder Platte, wie es uns vor der Platte ging (lacht). Wir sind da glaube ich recht offenherzig, was das angeht und die Hauptinspiration wird immer auch das Leben bleiben, weil da stecken wir drin und wir kennen uns auch ein bisschen damit aus (lacht). Da sind wir auch zu Hause und wollen wir auch noch ein bisschen dort bleiben. Uns allen fällt es leichter, das in Musik zu fassen als in Bilder oder Poesie. Dann schließt man einen schlechten Tag einfach damit ab, dass man ihn schöner macht, indem man Musik macht.




Ihr habt gesagt, die Ideen für eure Songs habt ihr täglich. Jetzt sind aber viele eurer Songs eher traurig, da könnte man doch meinen ihr habt ein sehr trauriges Leben.


Sad Sir: (lacht) Die Sache ist die, wenn ich gut gelaunt bin, wenn es mir richtig gut geht, dann sitz ich selten allein zu Hause auf der Couch mit der Gitarre, sondern da bin ich mit meinen Freunden draußen und habe Spaß mit ihnen. Das passiert dann eher in den Momenten, wo man allein ist. Es ist ja doch sehr unhöflich, wenn man Gäste zu Hause hat, ins Nebenzimmer geht und sagt „Ich muss mal schnell einen Song schreiben“ (lacht). Also die Songs entstehen bei uns eher, wenn man alleine ist und alles so ein bisschen reflektiert. Kann also durchaus mal passieren, dass ich drei Tage lang mal keine Idee habe, aber am vierten Tag fließt es dann wieder umso mehr.

Michelle Darkness: Wir sind eher positiv. Wir lachen ja auch.

Sad Sir: Ja, wir sind glaub ich ganz witzig.



Habt ihr jetzt schon einen Lieblingssong auf eurem Album?


Sad Sir: Wir haben die ja jetzt schon eine ganze Zeit lang gehört. Jetzt wird’s eigentlich schon wieder Zeit für ein paar neue (lacht). An einem Tag finden wir halt einen Song total gut und denken „Wow, das ist unser Schlüssellied“ und am nächsten Tag ist es wieder ein ganz anderes. Ich glaub, das ist ein gutes Zeichen, wenn man sich nicht entscheiden kann, wenn die Plattenfirma fragt, was man denn als Single auskoppeln möchte. So kann man wirklich mit gutem Gewissen sagen, dass wir hinter jedem Lied stehen. Ähm... wie war das „all killer – no filler“?

Michelle Darkenss: (lacht) Genau.

Sad Sir: In den letzten Tagen ist bei mir „High Hopes In Low Places“ wieder ganz weit oben.

Michelle Darkness: "Saviour".

Sad Sir: Ja genau, "Saviour". Durch die Konzerte jetzt, die wir gespielt haben, sehe ich das Lied auch schon wieder völlig anders.



Mit welcher Band würdet ihr gern mal eine Tour teilen?


Michelle Darkness: JACK FROST.




Das wäre meine nächste Frage gewesen, ich habe euch ja in Linz mit JACK FROST gesehen und wollte euch fragen, was für eine Beziehung ihr zu den Jungs der Band habt.


Sad Sir: Uns verbindet ja eine langjährige Freundschaft. Also jedes Mal, wenn wir in Linz waren, hat JACK FROST uns eingeladen. Das ist eine Freundschaft, die wir wirklich gerne pflegen. Es gibt aber massenhaft Bands mit denen wir gern mal spielen würden. Manchmal spielt man ja mit Bands zusammen und wusste davor gar nicht, wie toll die sind und wie nett die sind. Da freut man sich dann nachträglich.


Ihr habt ja auch eine Cover-CD, was waren die Gründe genau diese Bands und Lieder zu covern? Welche Beziehung habt ihr zu diesen Bands?


Michelle Darkness: Wir sind damit aufgewachsen, sie haben uns mit begleitet. Einfach ein paar Lieblingslieder.

Sad Sir: Da war eher das schwierige, dass die Songs für jeden von uns fünf so halbwegs passen. Würde ich jetzt eine eigene Auswahl treffen oder jeder von uns, dann würde sich da keine oder eine eher kleine Schnittmenge ergeben. Trotz der verschiedenen Vorlieben denke ich, dass sich am Ende doch jeder von uns in dieser Platte wieder findet. Es ist eigentlich eine total egoistische Platte, weil da nur Sachen drauf sind, die wir halt gut finden, wir haben uns da nicht groß Gedanken gemacht, bei welchem Song zum Beispiel ein Metal-Cover gut funktionieren würde.



Wird es davon heute Abend was zu hören geben?


Michelle Darkness schüttelt den Kopf.


Also wird heute eher die neue Platte im Vordergrund stehen?


Michelle Darkness: Immer gut gemischt würd ich sagen.




Das war es dann auch schon. Wollt ihr noch irgendwas euren Fans bzw. den Lesern von earshot sagen?


Sad Sir: Müssen wir das jetzt spontan machen? (beide lachen) Also die Reaktionen, die wir auf die Platte bekommen haben freuen uns extrem, weil ich glaube, dass das Album extrem sperrig ist. Also man muss sich damit beschäftigen. Da ist es natürlich umso schöner, positive Rückmeldungen von Leuten zu erhalten, die erst nachdem sie das Album ein Monat lang hatten, gesagt haben „Hey, ist gar nicht schlecht“. Wir haben auch einen gehabt, der uns am Tag der Veröffentlichungen ins Gästebuch geschrieben hat „Was für ein Scheiss!“ und dann zwei Monate später hat er uns eine E-Mail geschrieben „Äh, sorry - zurück. Super Band!“. Es ist einfach total schön zu sehen, dass es noch Leute gibt, die sich so mit Musik auseinandersetzen. Das freut uns echt zurzeit am meisten, da sollte man noch mal doppelt danke sagen. Es ist glaub ich nicht mehr alltäglich, dass sich Leute derart mit einer Platte auseinandersetzen. Unsere Fans sind glaub ich ziemlich cool (lacht).

www.endofgreen.de

Autor: Sunny

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Beitrag vom 20.02.2012
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