Interview mit ARCH ENEMY - Metal für den guten Zweck


Die schwedischen Melodic Deather ARCH ENEMY haben sich in den letzten Jahren langsam aber ganz sicher an die Spitze des Genres gespielt und sind dort nicht mehr wegzudenken. Ihre Alben sind immer von hoher Qualität und auch ihre Live-Auftritte sind immer ein Erlebnis, so auch auf dem Christmas Metal Festival in Geiselwind. Backstage begrüßte uns Bassist Sharlee D´Angelo, der gerade mit Genuss an seinem ersten Bier anzog, um uns einiges über die aktuellen Themen rund um ARCH ENEMY zu erzählen.


Wie geht es dir heute?


Sehr, sehr gut. Danke. Auf einem Festival ist der Tag immer recht lang, aber ich finde immer etwas um mich bis zur Show zu unterhalten. (lacht)



Und wie läuft die Tour bisher?


Gut, aber wir sind noch einem frühen Punkt, denn das ist heute erst die vierte Show. Wir kommen aber schon wieder in Fahrt. Wenn wir eine Woche oder länger nicht spielen, fangen wir etwas zu rosten an, aber nach ungefähr zwei Shows sind wir wieder voll dabei.



Auf dieser Tour habt ihr WARBRINGER und CTHONIC mit dabei. Wie findest du die Truppen und hast du bereits ihre Auftritte sehen können?


Von WARBRINGER habe ich schon eine Demo gehört bevor sie ihr erstes Album veröffentlicht und da haben sie mir schon gut gefallen. Es ist immer schön zu sehen, wenn so junge Leute so einen alten Musikstil spielen – es fühlt sich dann immer so an als wäre man wieder im Jahr 1984 oder so. Und bei CTHONIC ist es so, dass wir bereits die dritte Tour mit ihnen beschreiten, wir sind also schon Freunde und so weiter. Sie haben eine wirklich interessante Ansicht vom Extreme Metal. Ich denke einfach, dass die Kombination passt.



Ihr habt mit Amnesty International eine Zusammenarbeit für die aktuelle Tour gestartet, was kannst du mir dazu erzählen?


Die Leute von Amnesty International begleiten uns auf der Tour und kommen zu verschiedenen Gigs, auf denen sie einen Stand aufbauen und den Leuten erklären, was sie bewirken wollen. Es ist etwas über das wir uns sorgen machen, es hat etwas mit der persönlichen Freiheit zu tun. Es ist für mich so verrückt zu hören, wenn Leute eingesperrt werden nur weil sie ihre Meinung kundtun und ihren Standpunkt vertreten wollen. Wir wollen damit niemanden zu etwas zwingen, wir möchten ihnen nur die Chance geben sich das anzusehen, vielleicht eine Petition zu unterschreiben oder sogar ein Mitglied davon zu werden. Einfach um Amnesty International zu unterstützen. Man kann nämlich mit ganz wenig schon extrem viel ändern, wenn nur genug Leute mitmachen. Millionen kleine einzelne Leute ergeben eine richtig schöne Macht, die etwas bewirken kann. Es läuft bisher auch sehr gut.



Ihr habt außerdem mit der PETA2 (People for the Ethical Treatment of Animals) eine gute Sache am Laufen und eigens Shirts für einen guten Zweck kreiert. Wie kam die Idee und wie läuft es bisher.


Gut. Wir sind alle Vegetarier in der Band, weshalb wir auch den Song „Cruelty Without Beauty“ auf dem neuen Album haben, bei dem es um Vivisektion und Tests an Tieren geht. Für mich ist es total verrückt, dass wir Lebewesen quälen und töten nur um vielleicht durch Kosmetikmittel ein bisschen hübscher zu werden. Ich denke, wenn wir das wollen, dann müssen wir das schon an uns selbst ausprobieren. Wir haben also dieses Shirt verkauft und den Gewinn an die PETA gegeben und durch diese Aktion haben sie alleine 300 neue Mitglieder bekommen. Uns ist es einfach wichtig etwas zu sagen, unsere Ansicht kundtun und hoffen, dass alle anderen dem folgen, damit sich etwas ändern kann. Also auch wenn du keine Leute magst, kannst du die Tiere unterstützen, denn die haben ja nichts falsch gemacht (lacht).



Ihr werdet nächste Woche in Köln eure Show für eine DVD aufnehmen. Warum habt ihr Deutschland und Köln dafür gewählt?


Es ist Angelas Heimatstadt und die letzten Shows die wir aufgenommen hatten, waren große Auftritte. In Köln ist es aber eine etwas kleinere Halle. Wir wollen einfach versuchen eine intimere und Fan nahe Atmosphäre haben. Wir werden auch noch einige andere Sachen aufnehmen bzw. haben bereits Material, aber wir werden erst danach sehen, was schlussendlich auf der DVD zu sehen sein wird. Wir könnten wohl schon acht DVD voller Mist machen. (lacht)
Es ist natürlich auch eine Kostenfrage, darum ist es noch schwer zu sagen.




Ihr habt dann wahrscheinlich auch einiges an Studio- und Backstage Material?


Ja, wir haben einen Typen mit, der einiges immer filmt. Heutzutage ist es ja auch kein Problem mehr, jeder hat eine Kamera in seinem Handy. Früher musste man so ein riesenteil überall hin mitschleppen. Wir haben also einiges beisammen,... trotzdem muss ich sagen, dass wir als Band wirklich langweilig sind, da gibt es überhaupt nichts zu sehen. (lacht)

Wer will schon einen alten Mann im Bus sitzen sehen, während er eine Tasse Tee trinkt nach der Show? Man müsste schon ziemlich pervers sein, wenn man sich von so etwas unterhalten lässt.




Euer neues Album „Khaos Legions“ war recht erfolgreich, aber wie zufrieden bist du selbst mit dem Ergebnis und den Reaktionen?


Ich sehe das nicht auf diese Weise. Wir bekommen gut und schlechte Reviews, glücklicherweise hauptsächlich gute, aber auch die schlechten respektiere ich. Es sind subjektive Ansichten und es ist hart da zu urteilen. Wenn Leute das Album mögen, dann bin ich froh, aber wenn nicht, dann ist das auch gut, denn jeder hat seine Meinung. Es gibt auch extrem gute Reviews, bei denen ich mich frage, wovon der Kerl überhaupt spricht, aber solange er es mag, freut es mich. Aber ich investiere nicht viel Zeit und Energie in die Reviews.



Wo siehst du die Hauptunterschiede zum Vorgänger „Rise Of The Tyrant“?


Die eine Sache ist die Produktion. Ich liebe meisten Songs von „Rise Of The Tyrant“, aber ich kann sie mir aufgrund der Produktion einfach nicht anhören... schrecklich. Aber es läuft nicht immer alles so wie man es plant. Ich bin sehr froh, dass wir das Live-Album gemacht haben, denn die Version klingt einfach viel geiler als die originale. Wir sind jetzt vier Jahre älter, haben einiges erlebt und haben einiges gesehen als Band und persönlich. Wir hören verschiedene Musik und alles andere was als Einfluss stehen kann, ist in das Songwriting bewusst und unterbewusst eingeflossen.



Wie entsteht normalerweise ein ARCH ENEMY Song?


Irgendjemand hat eine Idee, das keine ein Riff, eine Melodie oder ein Rhythmus sein, den er den anderen vorspielt und daran wird gearbeitet. Es sind einfach vier Musiker in einem Raum, die Lärm machen. Wenn dann Songs halbwegs fertig sind, dann kommt Angela mit Textideen daher und dann arbeiten wir das aus und basteln die Songs zusammen. Es ist ein natürlicher Prozess. Wir schicken nicht Files hin und her oder so, sondern wir arbeiten so wie es Musiker schon seit Jahrhunderten machen. Es wird dann Tag für Tag daran weitergearbeitet und es kommen immer weitere Ideen. Wenn wir nicht einen fixen Studiotermin hätten, würden wir heute noch daran sitzen und rumbasteln. Wir müssen also eine Deadline haben, sonst würden wir nie fertig werden und einfach immer weiter machen.



Ihr hattet Bands für die aktuelle Tour gesucht, die für euch die Shows eröffnen sollen, habt ihr die dann wirklich selbst ausgewählt?


Ja, wir haben einen Wettbewerb veranstaltet. Wir haben gemeinsam mit dem Label ausgesucht. Die haben das überhaupt nicht passende Material aussortiert und uns den Rest geschickt. Es ist cool, dass es so viele talentierte Bands da draußen gibt. Leider haben viele aber nie die Chance oder das Glück wirklich etwas daraus zu machen. Es ist das wichtigste für eine Band, da raus zugehen, zu spielen und das Publikum zu treffen. Man kann so viel proben und üben wie man will, man kann auch der beste Gitarrist sein, wenn man mit dem Publikum aber nicht umgehen kann, bringt das meistens nicht viel. Wir wollten den Bands einfach die Chance geben einfach mal für ein größeres Publikum zu spielen. Sie sehen dann auch wie professionelle Shows ablaufen und können den großen Bands und der Crew auf die Finger schauen.



Vor ein paar Jahren habt ihr einige Songs der ersten drei Alben neu aufgenommen. Spielst du diese immer noch gerne und wie haben die Fans darauf reagiert?


Das hängt irgendwie davon ab, wo auf der Welt wir die Songs spielen. Ein Grund für die Neuaufnahmen war, dass man die Songs, wenn wir sie etwas updaten auf eine Disc schmeißen und den Fans zur Verfügung stellen, um sie den Leuten wieder in Erinnerung zu rufen, auch nochmal ins Set einbinden können. Wir haben die letzten paar Jahre auch einige davon gespielt, aber man merkt einfach, dass die Reaktionen bei den alten Songs einfach nicht an die der neuen ran kommen. Aber es gibt immer wieder ein paar alte Jungs mit Bart in den Reihen der Zuschauer, die die Songs erkennen und zu würdigen wissen – Leute wie wir (lacht).



Was können wir von der Show heute erwarten und natürlich auch die Leute die euch auf den weiteren Shows dieser Tour besuchen?


Wir wollen einfach versuchen allen eine High-Energy-Metal Show mit all den Metaldingen, die wir mögen. Wir versuchen immer so viele Soli wie möglich zu machen (lacht). Wir möchten einfach Arschtreten und value for money liefern.



Auch wenn du meintest, ihr seit eine langweilige Band, gibt es da nicht doch ezählenswerte Geschichten zum Schluss?


Ja, da gab es mal einen Typen in der Band, der ein Bier getrunken hat. (lacht) Wie ich sagte, da gibt es einfach nichts. Wir werden immer wieder danach gefragt, aber es gibt nicht wirklich was zu erzählen. Wenn jetzt jemand suchen würde, findet er vielleicht etwas Seltsames, Lustiges oder Interessantes, aber das ist für uns das normale Leben. Wir registrieren solche Dinge wahrscheinlich gar nicht mehr. Aber wir haben natürlich schon die typischen Spinal Tap Sachen erlebt. Ich sollte mich mal hinsetzen und alles aufschreiben was so passiert ist, denn meistens kann man sich kurz danach nicht mehr daran erinnern. Ich habe ein recht kleines Gehirn, darum spiele ich auch nur den Bass. (lacht)


www.archenemy.net

Autor: maxomer

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Beitrag vom 09.01.2012
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