Interview mit LEPROUS - Weitreichende Wurzeln


Die norwegischen Progressive Metal Band LEPROUS überraschten kürzlich mit einem phänomenalen Release. "Bilateral" ist nicht nur eine Fusion aus vielen Genres, sondern auch vielschichtig, ergreifend und eindringlich. Der spezielle Sound sowie das ebenso spezielle Cover waren schon die ersten Gründe dafür, Gitarrist, Songwriter und Texter Oddmund Suhrke noch vor der Veröffentlichung einige Fragen zu stellen.


Hi Oddmund, wie geht es dir und was passiert bei euch zurzeit?


Hallo! Ich bin sehr beschäftigt, aber so habe ich es gern. Wir sind gerade aus England bzw. vom Bloodstock Open Air zurückgekommen, wo wir mit IHSAHN gespielt haben. Und jetzt haben wir einige administrative Arbeiten vor uns, in Bezug auf den Release der neuen LEPROUS Platte und der dazugehörigen Release-Show in Oslo.




Euer neues Album „Bilateral“ erscheint ja in Kürze, wie fühlst du dich, wenn du daran denkst?


Wir freuen uns schon wirklich darauf zu sehen, wie die Fans auf die Platte reagieren. Sie hat schon einige sehr gute Kritiken von der Presse erhalten, so ist es für uns sehr aufregend zu sehen, ob denn die Fans das auch so sehen. Es steckt immer sehr viel Arbeit in unseren Platten, so ist es ein wirklich befriedigendes Gefühl, wenn man dann schlussendlich die CD in den Regalen der Geschäfte sieht.



Was kannst du mir über den Titel erzählen?


Wie bei den meisten unserer Texten hatten wir beim Titeltrack „Bilateral“, was so viel wie zweiseitig bedeutet, mehrere Themen im Kopf, darum gibt es auch sehr viele Interpretationsmöglichkeiten, die wir jedem selber offen lassen wollen. Im Grunde geht es aber um den Fakt, dass, wenn zwei Parteien in einem Konflikt stehen, Gewalt nicht die beste Lösung ist. Sollte sich eine der Seiten entscheiden, mit Gewalt sein Ziel zu erreichen, dann wird der Gegenschlag sicher nicht zur Lösung beitragen, welche hoffentlich der Frieden ist. Seitdem versucht wird Konflikte mit Gewalt und Krieg zu lösen, resultiert es darin, dass beide Seiten noch radikaler werden. In anderen Worten, wenn man einen Kampf lösen will, dann muss eine Partei nachgeben und sich von der Gewalt abwenden. Ich denke es ist eine entscheidende Denkweise in allen Konflikten, dass es möglich sein sollte, Seite an Seite in einer Demokratie zu leben, in der jeder seine Meinung und Gedanken kundtun darf.

Wir haben „Bilateral“ nicht als Titeltrack gewählt, weil es in allen Songs um dieses Thema geht, sondern weil der Begriff sehr viele Interpretationsmöglichkeiten bietet. Ich bevorzuge es, wenn der Hörer sich selber darüber Gedanken machen kann.




Das Artwork stammt von Jeff Jordan. Warum habt ihr ihn für diese Arbeit ausgewählt und was war die Idee dahinter?


Wir diskutierten mit unserem Designer Ritxi Ostáriz darüber, was wir uns für dieses Album vorgestellt haben. Wir wollten einen Eyecatcher, der nicht wie ein traditionelles Metalalbum aussieht und uns war auch wichtig, dass es handgezeichnet ist. Wir haben ihm dann ein paar Beispiele geschickt, darunter auch einige von MARS VOLTA. Er kontaktierte dann einfach den Urheber dieser Zeichnungen Jeff Jordan. Nachdem er sich unsere Musik angehört hat, wollte er unbedingt etwas mit uns gemeinsam machen. Unsere Idee war etwas surreales und brutales zu schaffen und schlugen vor, dass er diesen Mann auf einen Ameisenbären binden soll, während Saft in seine Nase geschüttet wird. In dem Artwork sind einige individuelle Links zu Leprous versteckt, aber ich überlasse es euch, den speziell Interessierten, diese zu finden.



Was kannst du mir zu den Lyrics der restlichen Songs erzählen?


Zu allererst ist es wichtig, dass der Konsument die Musik und Texte mit einer aufgeschlossenen Intention hört und versucht diese für sich selbst zu interpretieren. Manche Bedeutungen können verloren gehen, wenn der Erschaffer zu viel dazu erklärt. Ich kann nur so weit sagen, dass die Texte viel von persönlichen Gefühlen und Erlebnissen handeln, aber auch von Gedanken über die Gesellschaft. Ich nutze oft Sarkasmus in den Texten und es gibt einige Parallelen zwischen den Themen und LEPROUS.


Ich hörte, dass ihr Bands wie PORCUPINE TREE und PINK FLOYD zu euren Einflüssen zählt. Ich für meinen Teil finde, dass ihr einen absolut einzigartigen Sound kreiert habt, aber kann dennoch einige Zitate in eurer Musik finden. Welche Art von Musik und welche Bands hören die Mitglieder von LEPROUS?


Interessant an LEPROUS ist, dass, auch wenn wir eine Metal Band sind, hören die meisten der Mitglieder heutzutage nicht viel der klassischen Metal Bands. Wir finden die Inspiration überall, aber natürlich gibt es Bands, die uns beeinflussen. Hier ein paar von diesen: KING CRIMSON, THE MARS VOLTA, PORCUPINE TREE, MONOLITHIC, MASSIVE ATTACK, TOOL, IHSAHN (natürlich), DEVIN TOWNSEND, PAIN OF SALVATION, TDEP, DEVIL DOLL, ÄRVO PÄRT, OPETH, BJÖRK, CHOPIN, JAGA JAZZIST, ULVER und viele, viele mehr.



Wie läuft die Entstehung eurer Songs ab?


Wenn wir Songs schreiben, dann kommt normalerweise jemand mit einer Idee, einem Thema oder eine Riff von zu Hause daher. Dann versuchen wir bei den Proben etwas daraus zu machen. Ideen können so spezifisch sein, dass sie als Noten oder aufgenommen präsentiert werden, während andere Ideen eher vage sind und dann beim Jammen erst richtig entstehen. Manche Songs sind von vielen Songwritern aus der Band entstanden, andere sind von einer Person alleine geschrieben und diese gibt dann auch den anderen Bandmitgliedern vor, wie der Song klingen soll. Mit der Zeit wurden wir im Songwriting besser, so dass wir weniger Ideen in einem Song einbauen, damit dieser mehr als Ganzes klingt.



Eure Musik kann als Progressive Metal kategorisiert werden, wobei das eigentlich nur eine vage Beschreibung ist. Wie würdest du euren Sound jemandem, der noch nie etwas von euch gehört hat, beschreiben?


Wir sind eine Progressive Metal Band mit Wurzeln, die tief in andere Genres eindringen, wie Prog Rock, Jazz, Pop, Klassische Musik und fast allen Metal Genres, die existieren. Es ist bekannt, dass unsere Songs sehr unterschiedlich klingen, aber es gibt immer einen Link der alle LEPROUS Songs zusammenhält.



Was sind die Hauptunterschiede zwischen „Bilateral“ und dem Vorgänger „Tall Poppy Syndrome“?


Ich denke, dass „Bilateral“ komplexer geworden ist und aus eingängigeren und durchdachteren Songs besteht. Der Durchschnittssong ist kürzer und ich denke, dass wir es besser verstehen, bei dem Basis-Thema des Songs zu bleiben, aber gleichzeitig genug Freiheit haben zu experimentieren.



Gibt es schon Pläne für eine Tour in diesem oder dem nächsten Jahr?


Absolut. Wir werden gemeinsam mit AMORPHIS von November bis Jänner durch Europa touren. Und im Dezember werden wir zwischendurch noch in Japan bei der Double Titans Tour Vol. 4 gemeinsam mit IHSAHN und THE HAUNTED spielen.



Ich danke dir für deine Zeit und bitte dich noch um ein paar Worte für die Fans.


Ich danke dir für das Interview, und ich hoffe, dass wir so viele von euch, wie nur möglich auf unserer Tour sehen werden. Ohne euch, sind wir nichts. Besucht uns auf unserer Seite www.leprous.net, um auf dem Laufenden zu bleiben und unsere Shows abzuchecken.


www.leprous.net

Autor: maxomer

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Beitrag vom 01.10.2011
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