Interview mit COMMUNIC - über Tod und Leben


Mit "The Bottom Deep" haben die Norweger von COMMUNIC ihren Sound weiter ausgebaut, ohne die eigenen Trademarks zu vergessen und ihr bis Dato intensivstes Werk veröffentlicht. Auf ihrem vierten Album hat sich das Trio eingehend mit dem Tod beschäftigt und Fronter Oddleif Stensland sein innerstes preigegeben. Wie er auf dieses sehr persönliche Thema gekommen ist, erzählt er in diesem Interview.


Hi Oddleif, wie gehts es dir?


Mir geht es gut, ich bin gerade zu Hause in Norwegen und genieße den Sommer.



Was tut sich gerade in der Band?


Derzeit proben wir gerade für die kommende Tour im August, denn wir haben noch nicht viel miteinander gespielt, seitdem wir im Studio waren. Wir machten nämlich eine kleine Pause für die Promotion für das neue Album und so weiter.



Das neue Album „The Bottom Deep“ steht kurz vor dem Release, wie fühlst du dich jetzt mit dem Material?


Derzeit fühle ich mich sehr gut damit und ich bin froh, dass wir jetzt der Veröffentlichung immer näher kommen. Ich bin schon gespannt auf das Feedback von den Fans und der Presse und ich freue mich darauf, die Songs live spielen zu können.



Hast du denn schon erste Reaktionen erhalten?


Bisher sieht es sehr gut aus, aber ich habe noch nicht viele Reviews gelesen. Hier in Norwegen haben wir aber im Scream-Magazin 6/6 Punkte erhalten, was ein wirklich guter Start ist, also bin ich guter Dinge und wir müssen erst sehen, was aus dem restlichen Europa für ein Feedback kommt. Ich denke, dass es überwiegend positiv wird und die Fans auch das neue Album mögen, aber COMMUNIC ist ja keine Band in dessen Musik man so schnell rein kommt, wir sind recht komplex und mixen auch verschiedene Genres. Dieses Album ist eine Spur härter und dunkler. Ich selbst liebe das Album und ich hoffe die Leute geben ihm die nötige Zeit um sich zu entfalten, denn es ist wirklich sehr tiefgründig geworden.



Bist du eigentlich so kurz vor der Veröffentlichung nervös?


Ja, ich würde sagen, dass ich für den Release eine Mischung aus Angst und Aufregung verspüre (lacht). Für mich ist es ein wirklich persönliches Album. Das ganze Konzept ist eine sehr persönliche Sache. Zum einen lege ich in den Texten meine ganzen inneren Gefühle dar und zum anderen freue ich mich, dass wir ein neues Album fertig haben, somit vermischen sich meine Gefühle.



Wie du sagtest, ist es ein sehr persönliches Album, was kannst du mir noch über den Titel und die Texte erzählen?


Der Titel „The Bottom Deep“ weist darauf hin, wie tief man physisch und mental im Leben sinken kann. Das Hauptthema oder die größte Inspiration hierbei ist eine knappe Begegnung mit dem Tod. Es ist nicht leicht darüber zu sprechen, aber ich habe mir Gedanken den Tod, aber auch das Leben gemacht. Auch im großen Bilde gesehen, also auch die Natur, Religion, der Glaube und viele weitere Themen. Es gibt viele Fragen, aber keine Antworten. Es geht also grundsätzlich um den Tod und wir alle sollten auf irgendeine Weise eine Beziehung zum Tod haben.

Ich weiß, dass es ein Thema ist, dass im Heavy Metal sehr beliebt ist, aber für mich ist es eine Achterbahn der Gefühle, wenn ich mich mit dem Thema auseinandersetze. Als ich mich hinsetzte um die neuen Songs zu schreiben, da hätte ich natürlich auch über Drachen, Wikinger und diese Dinge schreiben können, – (lacht) - aber das war es was aus mir raus kam. Ich konnte das nicht steuern, es ist einfach passiert und es kam aus einem Ort tief in mir. Es ist ein wirklich ehrliches Album, für mich ist es irgendwie als hätte ich das nicht selbst geschrieben, obwohl ich weiß, dass ich es getan habe. Es ist wirklich richtig schwer für mich es zu erklären, aber ich denke auch, dass die Hörer selbst eine Beziehung zu den Themen und der Musik aufbauen können, wenn sie sich damit beschäftigen. Wir alle haben mit dem Tod früher oder später zu tun, irgendwann wird jeder mit dem Ableben von Verwandten und geliebten Menschen zu tun haben, so spielt eben das Leben. Es ist so intensiv und persönlich, ich hoffe ich muss nicht nochmal so ein Album schreiben, auch wenn ich zurückblickend sehr stolz auf das Ergebnis und meinen Mut, dies zu tun, bin.




Das neue Album hat meiner Ansicht nach alle bekannten Trademarks von COMMUNIC, gleichzeitig gibt es aber auch einige Neuerungen und Änderungen im Sound. Wo sind für die die Hauptunterschiede zu den Vorgängern?


Der Hauptunterschied ist sicherlich, dass wir alles etwas runtergestimmt haben. Wir haben die Gitarre tiefer gestimmt, denn ich war der Meinung, dass dieses Material einen dunkleren Sound nötig hat, denn es sollte organischer klingen. Einige Songs sind etwas kürzer ausgefallen, nicht mehr ganz so progressive, aber dennoch sehr komplex. Wir haben dieses Mal auch auf einen Keyboardspieler verzichtet. Es gibt hier und da ein paar kleine Sounds, aber die habe ich selber eingespielt. Auch die Produktion ist anders, denn wir haben keinen Produzenten angeheuert, sondern ich habe alles selber gemacht. Ich wollte die volle Kontrolle über den Sound haben, da die Themen für mich so wichtig waren, dass ich da niemand anderes ran lassen wollte. Ich denke, dass es ziemlich so klingt, wie ich es mir vorgestellt hatte, denn es klingt organisch, heavy und düster.



Erzähl mir doch bitte etwas über das Artwork.


Es gab dem Grafiker Eliran Kantor einige Infos zu dem Thema und ließ ihm dann freie Hand, aber was dabei rausgekommen ist, hat das Feeling, das ich erzeugen wollte, ziemlich gut getroffen. Ein alter, gläubiger Mann, der über sein langes Leben nachdenkt. Hinter ihm ist ein Aasgeier, der seinen Flügel um ihn schlingt und auf den Moment seines Todes wartet. Es ist auch cooles Detail im Artwork versteckt, denn wenn du dir den Boden ansiehst, dann siehst du den Schatten, den der Mann und der Geier werfen und wenn du genau hinsiehst, siehst du, dass das der Schatten vom Tod ist.



Wie läuft bei euch das Songwriting ab?


Ja, ich bin der einige, der die Musik schreibt, aber die anderen Jungs dürfen natürlich auch Songs schreiben, ich bin jetzt nicht ein Diktator, der es ihnen verbietet, aber sie tun es einfach nicht. Also schreibe ich eigentlich alle Songs, aber ich arrangiere sie nicht alleine, das tun wir dann schon als Band. Ich habe zwar schon ein Grundgerüst im Kopf, aber ich nehme dann mein Material zum Proben mit und die anderen überlegen sich dann selbst ihre Parts. Oft entstehen da ganz neue coole Sachen. So werden die Songs eigentlich richtig im alten Stile gemacht.



Du bist der einzige Gitarrist und singst ja auch, ist es da live nicht manchmal schwer oder sehr anstrengend für dich?


Ich denke eigentlich gar nicht recht darüber nach. Klar, ich muss alles proben und viel üben, aber solange ich mich wohl fühle, ist ein zweiter Gitarrist nicht nötig. Viele Leute denken, dass wir einen weiteren brauchen, um einen besseren Sound zu bekommen, aber da bin ich anderer Meinung. Man braucht nicht zwei Gitarren um einen heavy Sound zu kreieren, da muss man ja nur an MOTÖRHEAD denken, klar das ist ein anderer Stil, aber man sieht, dass es möglich ist, einen fetten Sound mit einer Gitarre zu bekommen. Wir haben auch mal versucht einen Keyboard Spieler mit auf Tour zu nehmen, aber es funktionierte nicht, es klang dann einfach zu sanft (lacht). Live klingen wir zu dritt einfach am besten. Es sind schon oft Leute nach der Show zu uns gekommen und haben gefragt, wo wir denn die anderen Musiker verstecken, weil es so klingt, als ob wir zu fünft wären (lacht). So klingen wir einfach und wir verwenden auch kein Playback oder so etwas.



Es gibt immer wieder diese Vergleiche mit NEVERMORE, nerven dich diese und wie denkst du darüber?


Das habe ich natürlich schon sehr oft gehört, aber da denke ich auch nicht zu viel darüber nach, denn ich denke, dass wir als Band sehr einzigartig sind. Es liegt hauptsächlich an meiner Art zu singen. Es ist auch nicht leicht COMMUNIC zu kategorisieren und da geht man oft den einfachen Weg vergleichen uns aufgrund meiner Stimme. Würde ich jetzt wir Hetfield singen, dann würden sie wahrscheinlich sagen, dass wir wie METALLICA klingen. Irgendwie finde ich es aber auch cool, denn es gibt da draußen nicht viele Sänger die wie Warrel Dane von NEVERMORE singen können.



Welche Bands würdest du selbst als Einfluss nennen und was hörst du zurzeit so?


Derzeit höre ich eigentlich nur unser neues Album (lacht). Aber meine Einflüsse kommen hauptsächlich von den frühen Thrash Metal Bands wie OVERKILL, MEGADETH, die frühen METALLICA, TESTAMENT und so weiter. Später hörte ich dann viel progressiven Metal wie QUEENSRYCHE, FATES WARNING und PSYCHOTIC WALTZ. Unser Bassist Erik hört Bands wie MOTÖRHEAD, MANOWAR oder RUSH, also den alten Heavy Metal. Und unser Drummer hört auf die moderneren US-Metal Sachen wir PANTERA. Wenn du das alles mischst, dann kommt irgendwann COMMUNIC raus.



Das war´s auch schon mit meinen Fragen, ich wünsche dir alles Gute mit diesem großartigen Album und bitte dich um ein paar Worte für die Fans.


Ja klar, wir gehen im August mit FORBIDDEN und DEMONICA auf Tour und freuen uns auf euer Kommen. Checkt die Tourdates und auch unsere neue Facebook Seite, dort könnt ihr euch Teile des Albums anhören.


www.communic.net

Autor: maxomer

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Beitrag vom 26.07.2011
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