Interview mit NAILGUN - reality is not a dream


Nachdem die Deutschen Newcomer NAILGUN mit „Paindustry“ gerade ihr Albumdebüt veröffentlicht haben, unterhielten wir uns mit Gitarrist Daniel Morsch und Bassist Sven Rakowitz über musikalische Einflüsse, tiefgründige Texte, die Schwierigkeiten von Newcomern, an vernünftige Liveauftritte zu kommen und vieles mehr.

Hallo! Gratulation zu eurem starken Album „Paindustry“. Wie war das Feedback von Fans und Presse bis jetzt?


Die Reaktionen fallen bislang sehr unterschiedlich aus, viele wissen noch nicht so recht, was sie von uns halten sollen: Einerseits gibt es viel Lob und Begeisterung für unsre Eigenständigkeit und die vielschichtig arrangierten Songs, da wir anscheinend nicht so standardmäßig klingen. Andere tun sich aber gerade damit schwer und können uns nirgends einordnen und dadurch wenig damit anfangen. Auffällig ist, dass fast jeder eine Schublade sucht, in die er uns stecken kann aber bisher noch keine einheitliche gefunden wurde, was für mich ein großes Kompliment ist. Es kamen schon die unglaublichsten Vergleiche – von ICED EARTH über RUNNING WILD und METALLICA bis hin zu WHITE ZOMBIE (!) war schon alles dabei. Jeder hört da irgendwie was anderes.




Kannst du uns einen kurzen Abriss über den bisherigen Werdegang von NAILGUN geben? Wart ihr zuvor bereits in anderen Bands aktiv?


Wir machen alle seit vielen Jahren Musik, teils in Coverbands, teils auch Projekte mit eigenen Songs. Ich selbst hab u.a. einige Jahre in `ner Metal-Coverband gespielt und vor ca. zehn Jahren schon mal `ne Demo-CD mit eigenen Songs veröffentlicht. 2004 hab ich mit befreundeten Musikern `ne bekannte ACCEPT-Tributeband gegründet, mit der wir auch im Ausland unterwegs waren. Zu dieser Band kam später NAILGUN-Gründer Sven dazu. So ca. Mitte 2008 hat`s dann zuerst Sven, kurz danach mich immer mehr gejuckt, endlich mal alle Erfahrungen, die jeder einzelne in seinem Musikerleben so gesammelt hat, auf einen Nenner zu bringen, ein neues Projekt zu gründen und richtig Gas zu geben – das war dann die Geburtsstunde von NAILGUN. Wir fingen an, fleißig Songs zu schreiben, mussten aber auch noch geeignete Leute finden, die Bock auf ein solches Projekt hatten. Besonders die Sängersuche war sehr schwierig, weshalb wir erst ab Mitte 2010 so richtig mit Proben und Aufnahmen für unser Debütalbum loslegen könnten. Dafür haben wir jetzt gleich zwei Sänger.


Textlich bemüht ihr euch ja sehr um Klischeefreiheit. Worum genau geht es in euren Texten?


Unser Sänger Manuel Blesch, der alle Texte auf „Paindustry“ verfasst hat, schreibt immer mit viel Tiefgang über Themen, die ihn selbst beschäftigen. Die Themen haben Bezug zur Realität und behandeln sozialkritische Dinge oder z.B. die Auswirkungen von Vorurteilen, Lügen, Konflikten etc.

Exemplarisch nenn ich jetzt mal ein paar Songs: Bei „All Revolutions“ geht es z.B. um die immer stärker werdende Überwachung der Bürger heutzutage; darum, dass es davon kein Entrinnen gibt und dass die Vision, über eine Revolution alles zu verbessern, nie wirklich geklappt hat, oder eben von vorneherein scheiterte. „Dissident Enemies“ behandelt das Thema „sinnlose Kriegsführung“, häufig mit dem einzigen Gedanken, für den Profit oder das Öl Menschen zu töten. „Death Illusions“ ist das älteste Stück, hier geht es um eine 12-jährige Person, die durch Drogenprobleme in einem Teufelskreis steckt, aus dem sie einerseits entrinnen möchte, andererseits aber inzwischen alleine, ohne Hilfe da steht. „Don`t Tread On Me“ ist sehr vielschichtig. Hier geht es um religiöse Vorurteile. Nach all dem Terrorgerede verbinden ja viele mit dem Islam automatisch „Terror“. Das ist natürlich völliger Blödsinn, da der Islam eine friedliche Religion ist. Leider vergessen hingegen viele „Christen“ die Gräueltaten der eigenen Religion, aus geschichtlichem Aspekt. Also, eine Mahnung, sich auch mal an die eigene Nase zu fassen.





Wie würdet ihr selber euren musikalischen Stil bezeichnen?


Ich bin kein Freund von Schubladen und Klischeedenken, da ein einziger Stil für die Beschreibung der meisten Bands nicht ausreicht. Für uns ist unsre Mucke einfach energiegeladener Metal mit `ner düsteren Schlagseite, viel Power und Melodie. Wir wollen uns da nicht selbst limitieren sondern uns bei den Stilrichtungen bedienen, die uns selbst Spaß machen.


Das Artwork von „Paindustry“ ist ein echter Blickfang und passt ausgezeichnet zur Musik. Wer ist dafür verantwortlich?


Verantwortlich für dieses geile Cover ist Matthias von Season Zero (www.seasonzero.de), den wir zum Glück für unser Debüt gewinnen konnten. Wir hatten ihm damals absolut freie Hand gelassen und ihm nur ein paar grobe Vorstellungen als Input gegeben. Ursprünglich wollten wir eine alte vergammelte Industriehalle auf dem Cover haben. Gott sei Dank kam dann Matthias mit dem Cover um die Ecke, auf dem diese riesige Industriestadt abgebildet war, die zwar zerstört aussieht, aber in Wirklichkeit vollständig intakt ist. Das Cover passt optimal zum Plattenamen, aber selbstverständlich auch zu den oben genannten Songtexten, die eher düstere Themen behandeln, was durch das Artwork perfekt untermalt wird.




Wer sind eure musikalischen Einflüsse, welche Scheiben rotieren bei euch privat in den CD-Playern


Ich selbst bin mit den Klassikern aufgewachsen und steh da besonders auf OZZY (v.a. die Randy Rhoads-Phase), ACCEPT und RUNNING WILD. Ich bin zudem absoluter NEVERMORE-Fan und fahr total auf Bay Area-Thrash a la TESTAMENT und FORBIDDEN ab. Aktuell rotieren bei mir die neuen Scheiben von AMORPHIS, ARCH ENEMY und PAIN.


Wie sieht es mit Liveauftritten aus? Steht ihr häufig auf der Bühne?


Leider hatten wir bislang wenig Möglichkeiten, auf der Bühne zu stehen, da es für neue Bands ohne Label oder namhafte Bookingagentur sehr schwer ist, an vernünftige Gigs zu kommen. Wir sind aber ständig dran, diese Situation zu verbessern und haben für die zweite Jahreshälfte schon einige interessante Optionen u.a. in der Schweiz.


Thema Zukunftspläne. Was haben NAILGUN als nächstes vor?


Wie gesagt, an Gigs zu kommen ist immer ein Thema, dazu überlegen wir gerade, wie wir unsre Bühnenshow möglichst fett rüberbringen können. Außerdem arbeiten wir fleißig an neuen Songs und haben da schon einiges zusammen. Auch ein Konzept für das nächste Album inkl. Entwürfe für Cover etc. steht quasi schon. Wir möchten Ende des Jahres ein amtliches Studio entern und Vollgas geben!


Danke für die Beantwortung meiner Fragen. Die letzten Worte gehören dir!


Also, ihr Metalheads da draußen: Gebt unsrer Debütscheibe `ne Chance und zieht euch das Teil mal in Ruhe rein. Wir haben da viel Energie und Herzblut reingesteckt. Checkt regelmäßig unsre Seiten und schaut bei unsren Gigs vorbei, damit wir euch die Rübe wegblasen können!


www.nail-gun.de

Autor: Mike

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Beitrag vom 27.06.2011
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