Interview mit HEAVEN SHALL BURN - Fans als Energiequelle


Dass der HEAVEN SHALL BURN Gig in Linz eine absolute Wucht wird, konnte man schon im Vorhinein ahnen, was sich auch bestätigte, aber dass diese Show eine wirklich außergewöhnliche werden könnte, davor „warnte“ uns Gitarrist Maik bereits im Vorfeld. Kurz vor dem Auftritt durften wir es uns nämlich mit ihm im Backstage Bereich gemütlich machen.


Hey Maik, wie geht’s dir uns wie läuft's?


Gut läuft's. Also gestern war in Kufstein eine echt geile Show, aber wir haben ein bisschen ein Problem, unser Drummer hat eine Grippe mitgeschleppt. Hoffen wir mal, dass heute alles gut geht. Die meisten Bands hätten die Show heute sicher abgesagt, aber wir versuchen es trotzdem durchzuziehen. Mal schauen, was das wird.



Respekt! Wie kam es jetzt dazu, dass ihr noch einen Kurztripp für zwei Shows nach Österreich unternehmt?



Das war eine ganz spontane Sache. Eigentlich hatten wir vor, im März in den USA was zu machen oder vielleicht auch England und andere Gebiete, die wir in letzter Zeit etwas vernachlässigt haben. Aber da kam kein Angebot, das irgendwie gepasst hätte. Da haben wir uns gesagt, dass wir einfach ein paar Sachen machen, auf die wir gerade Bock haben. Da waren wir letzte Woche in Island, jetzt in Österreich und nächste Woche in Griechenland.

Wir wollten auch mal in Locations spielen, wo wir bisher noch gar nicht waren. Wir haben schon hundert Mal in Wien gespielt, auch schon in Graz, aber Kufstein und Linz waren wir eben noch gar nicht.




Und wie gefällt es euch hier? Hattet ihr auch die Chance euch etwas anzusehen?


Von Kufstein konnte ich gestern etwas sehen. Die Festung dort zum Beispiel. Heute sind wir aber erst sehr spät angekommen, wahrscheinlich wegen den letzten Ski-Fahrern, die noch auf der Autobahn unterwegs waren. Und das obwohl es von Kufstein aus nur so 300km sind.



Demnächst geht es mit AS I LAY DYING auf Süd-Amerika Tour. Wie seid ihr dazu gekommen?


Wir sind ja mit den Jungs gut befreundet und der Booker, der die Tour bucht ist auch von unserem Label und der weiß auch, dass wir eng befreundet sind und hat die Idee vorgeschlagen. Da hatten beide Bands auch sofort Bock drauf.



Ihr seid bereits in Süd-Amerika gewesen?


Ja, wir haben bereits drei oder vier Mal in Brasilien gespielt, zwei Mal in Chile und Argentinien. Also wir haben dort schon etwas gesehen.



Wie siehst du die Unterschiede zu den europäischen Fans?


Das ist dort unten schon eine ganze Ecke fanatischer, auf jeden Fall. Die feiern einen dort noch ein bisschen mehr ab. Wenn du da Mal auf die Straße gehst, kann es passieren, dass dir gleich eine Meute von 100 Leuten entgegenläuft. (lacht)



„Invictus“ ist ja jetzt schon einige Zeit lang auf dem Markt. Wie zufrieden seid ihr jetzt im Nachhinein damit?


Ja, man ist natürlich schon zufrieden, aber man denkt dann, dass es da so einiges gibt, das man etwas anders hätte machen können. Gerade jetzt beim Sound… das sind dann oft so Sachen, wo der Produzent, in dem Fall jetzt Tue Madsen sagt: „Wollt ihr das wirklich so haben?“ – „Ja das wollen wir so haben.“
Da meint er dann: „In einem Jahr kommst du zu mir und sagst, ich habe recht gehabt.“ Ja und vor einiger Zeit habe ich dort angerufen und gesagt: „Ja, du hast recht gehabt.“ (lacht)
Das sind dann immer so Sachen, die man mit ein bisschen Abstand merkt. Aber dadurch verlieren wir natürlich nicht den Spaß an der Platte.




Gibt es da konkrete Beispiele?


Das sind jetzt eher so Sachen im Mastering gewesen. Dass man sagt, dass man da oder dort noch etwas mehr Druck haben möchte oder dies und jenes ein bisschen lauter. Aber jetzt mit dem Songwriting oder den Songs an sich hat das nichts zu tun.



Seid ihr schon am Arbeiten an einem Nachfolger?


Wir sind ja jetzt eine Band, die nicht wie andere Bands 300 Shows im Jahr spielt, schnell ne neue Platte macht und wieder auf Tour geht. Wir proben ja sowieso einmal die Woche und spielen dann an Wochenende Gigs und gehen nur zwei Mal im Jahr auf Tour. Von daher arbeiten wir eigentlich eh ständig an neuem Zeug. Wir versuchen im Proberaum dann schon mal neue Riffs oder nehmen nebenbei etwas auf. Das passiert auch ständig.



Die „Iconoclast“–Trilogie ist ja jetzt eigentlich abgeschlossen. Wird es wieder eine Art Konzept oder Richtung geben?

Das weiß ich noch gar nicht. Ich weiß auch nicht, ob diese „Iconoclast“–Sache eine Trilogie war. Ich sag da immer, „Stirb Langsam“ war auch eine Trilogie und dann kam noch ein ziemlich cooler vierter Teil hinterher. Das kann natürlich auch mal passieren, aber das weiß ich jetzt noch nicht.



Bei euch und auch den Kollegen wie zum Beispiel NEAERA oder MAROON sind viele neue Elemente in den Sound geflossen, so dass man gar nicht mehr von Metalcore sprechen kann. Viele bezeichnen es nun eher als Modern/Melodic Death Metal, wie ist das für euch, habt ihr euch jemals als Metalcore Band gesehen?


Wenn man Metacore engstirnig sieht, dann sicher nicht, wir haben auch keine cleanen Vocals oder so, also nach dieser KILLSWITCH ENGAGE-Schablone. Das wäre auch völliger Quatsch, denn wenn man es so wie KSE oder SHADOWS FALL oder so machen würde, wäre man sowieso nur eine Kopie, da die das eh so gut machen. Wir waren eigentlich immer Death Metal Fans… Das mit dem Metalcore is einfach so gekommen, dass wir halt Metal-Kids waren und Metal machen wollten. Nur, dass wir einfach ein bisschen zu blöd waren, die Instrumente zu spielen und da ist eine primitivere Hardcore-lastige Variante dabei rausgekommen. Deshalb war es wahrscheinlich Metalcore.

Mit dem Label oder der Bezeichnung Metalcore selbst, hatten wir nie ein Problem. Ich sehe das als modernen Metal, aber wenn jemand das als Metalcore bezeichnen möchte, dann ist das so. Wir haben auch Hardcore-Roots und wir machen auch viel selber und haben politische Texte, das ist wahrscheinlich das, was bei uns Core ist.




Ihr habt bei den beiden Gigs hier ausschließlich österreichischen Support. Hattet ihr zuvor die Möglichkeit, euch die Bands anzuhören und mitzubestimmen, wer denn auftreten darf?


Uns wurden die Bands vorgeschlagen und es mailen uns auch ein Haufen Bands, ob sie da mal mitspielen dürfen, und wenn da eine coole Band dabei ist, dann schicken wir die auch dem Veranstalter und besprechen das mit dem gemeinsam. Jetzt zum Beispiel MOSFET, mit denen haben wir schon mal zusammen gespielt und kannten sie demnach schon. DEVASTATING ENEMY habe ich mir vorher mal angehört und fand sie sehr geil, vor allem das fette neue Video. Auch REPLICA fanden wir cool, die wurden uns vom Veranstalter vorgeschlagen. Da haben wir dann gleich gesagt, dass das klar geht.



Wenn alles klappt, wie lange spielt ihr heute?


Das werden wir sehen, wie gesagt unser Drummer ist ziemlich krank. Da sehen wir dann, was nach vier, fünf Songs passiert. Denn kann es sein, dass unser anderer Gitarrist Alex Dietz noch drei, vier Songs spielt und dann ist es das schon gewesen.
Das ist natürlich traurig, denn die Besucher haben auch viel Eintritt bezahlt, aber da geht eben die Gesundheit auch vor. Wir wollten aber auch die Show nicht canceln und so versuchen wir einfach, was geht. Regulär würden wir sicher 80-90 Minuten spielen, aber das wird sich voraussichtlich leider nicht machen lassen.




Wir es eine Art Best-Of Show oder promotet ihr noch stark das aktuelle Album?


Ne, wir spielen auch viele ältere Sachen, auf die wir selber auch Bock haben. Uns mailen auch immer Fans und da sind jetzt auch Songs dabei, die wir überhaupt erst zwei, drei Mal live gespielt haben. Da probieren wir schon mal etwas aus.



Inwieweit bist du eigentlich mit der Österreichischen Metalszene vertraut und gibt es hier Bands, die du besonders magst?


Ja, ich bin natürlich mit DISHARMONIC ORCHESTRA und PUNGENT STENCH aufgewachsen. Das sind so frühere Death Metal Helden für mich gewesen. Selbst FETISH 69 fand ich ganz cool, war ja auch ein bisschen was anderes. Auch im Hardcore-Bereich, da gibt’s ja momentan THE SORROW, die ja eine international renommierte Band sind. Da ist schon einiges los und auch die heutigen Supporter sind gut.

Gut, dann gibt es auch noch BELPHEGOR über die man auch geteilter Meinung sein kann… (lacht), aber musikalisch sind die über jeden Zweifel erhaben. Das ist schon eine Band, die da ein Brett abliefert, das auf jeden Fall. Da ist ja das bisschen kranke, das man oft aus Österreich erwartet, vertreten.




Wie sieht eigentlich deine CD-Sammlung so aus?


Also ich habe eigentlich alles. Für mich gibt es wirklich nur gute oder schlechte Musik. Ich hab zum Beispiel keine Reggae CDs oder so, aber ansonsten habe ich wirklich von SIGUR RÓS, also so isländische, ruhige Musik, bis zu wüstestem Gekloppe, wie NAPALM DEATH oder sowas. Da bin ich für alles zu haben.



Ihr habt live immer eine Art Partnerlook, wie ist das entstanden?


(lacht) Ja, keine Ahnung. Wir sind aus Ost-Deutschland, vielleicht haben wir da einen Hang zur Uniformierung. Wir mussten als Schüler auch immer so weiße oder blaue Hemden tragen, je nachdem, wie alt man war. Vielleicht kommt das daher. Aber es hat einfach so ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Wir sind heute auch so auf die DIY-mäßig unterwegs, haben auch keine Crew mit und machen alles selber. Wir kommen also ganz normal in T-Shirt auf die Bühne und so. Wenn man so auf einem Festival ist und fünf Typen auf einer schwarzen Bühne in schwarzen Klamotten sieht, das ist dann auch immer ein bisschen langweilig.

Einmal war das mit den roten Hemden tatsächlich wirklich ein Problem. Da sind wir in Bangkok aufgetreten und da gibt es diese politische Bewegung, diese Rothemden, die da auch Aufstände und Straßenschlachten gemacht haben. Da haben sie uns gesagt, lasst mal eure Hemden lieber ausgezogen, denn vielleicht finden die das nicht so gut.




Und wenn heute Abend alles gut läuft, was können wir erwarten?


Wenn alles gut läuft… hoffe ich mal, dass wir eine tighte Show spielen und dass die Leute dazu heute richtig abgehen. Da gibt es ja auch den Spruch: „Fangt mal an zu Moshen und wenn uns das gefällt, spielen wir ein bisschen Musik dazu.“ Ist ja auch bei uns schon oft bewiesen worden, dass, auch wenn wir mal nicht so gut drauf waren, dass die Leute das immer rausgerissen haben. Das ist so ein Vorteil, den wir heute auch brauchen. Zumal der Posthof ja echt geil ist und eine coole Bühne, da hoffe ich schon, dass es da richtig schön abgeht.


www.heavenshallburn.com

Autor: maxomer

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Beitrag vom 02.04.2011
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