Interview mit DORO - Until the day i die


Die stärkste Frau im Metal-Business DORO Pesch feierte kürzlich ihr 25. Bühnenjubiläum und zuvor schon ihr 2500. Konzert. Das hätte damals bei ihren Anfängen mit WARLOCK wohl niemand gedacht, und wie sich herausstellte, auch sie selber nicht. Passend dazu, gibt es jetzt eine mehr als nur umfangreiche DVD von dieser einmaligen dreistündigen Show mit unzähligen Gästen und Überraschungen. Die Metalqueen rief mich trotz Verkühlung und angeschlagener Stimme kürzlich an und sprach mit mir über die Geschehnisse der letzten Jahre und auch über die Zukunft.


Hallo Max, hier ist die Doro. Tut mir leid, dass es etwas später geworden ist.


Kein Problem – was tut sich gerade bei dir?


Ach, wir sind gerade aus Japan zurück gekommen und es war so eine schöne Tour und naja ich hab jetzt eine kleine Kehlkopfentzündung. Tja und in ein paar Tagen geht schon die Russland Tour los, aber ansonsten ist alles im Lot.




Dann wünsch ich dir gleich mal gute Besserung und auch nachträglich Gratulation zum 25ten Jubiläum, auch wenn es schon wieder einige Zeit her ist.


Vielen Dank, das ist lieb.



Wie fühlt man sich, wenn man schon so lange Zeit in dieser Szene aktiv ist und natürlich auch sehr erfolgreich ist?


Die Zeit ist ja eigentlich nur so verflogen. Es kommt mir noch gar nicht so lange vor. So sieben, acht Jahre, da denkt man, dass das schon sehr gut ist, aber über 26 Jahre sind es mittlerweile, unfassbar. Da waren so viele tolle Momente dabei, also viele Ups, aber auch einige Downs. Und ich muss sagen, ich habe die Musik schon immer so gelebt. Die Hauptsache ist, dass es sich immer gelohnt hat, was man an den Fans, den Konzerten und den Songs merkt und was das einem bedeutet. Das ist für mich auf jeden Fall das allergrößte.



Du feierst nun dein Jubiläum noch mit einer DVD von der „25 Years In Rock“ Show nach, aber warum hat es so lange gedauert, bis diese erscheint?


Wir haben damals die DVD aufgenommen und gleich zwei Monate später die neue Platte „Fear No Evil“ auf den Markt gebracht und sind gleich wieder auf Tour gegangen. Somit haben wir erst dieses Jahr im Jänner damit angefangen, an der DVD zu arbeiten. Jetzt, kurz bevor ich nach Japan geflogen bin, habe ich erst das Master abgegeben, also hat es jetzt schon so ein knappes Jahr lang gedauert. Aber da steckt auch noch so viel dahinter und ist auch einiges drum herum zu machen.



Die Show war ja ein Megaevent mit über 8000 Besuchern und einer unglaublichen Bühnenperformance, den Gästen und so weiter und so fort. Da war doch sicher einiges an Vorarbeit nötig?


Das war wirklich einer der schönste Tage in meinem Leben. Wir haben da schon ungefähr ein Jahr lang vorbereitet. Angefangen mit der richtigen Halle aussuchen und zu sehen, dass es auch der 13. Dezember wird, denn da war auch schon das 20ste Jubiläum. Da ich ja immer schon ein Fan der 80er war und dessen großen Bands wie JUDAS PRIEST, IRON MAIDEN und so weiter, wollte ich auch mal so eine große Show und Bühne haben. Da fiel mir ein, dass wir vielleicht mal den Warlock zum Leben erwecken könnten, eine schön gestaltete Bühne und das alles drum herum. Und am Tag der Show wurde dann erst der Warlock fertig. Es war schon richtig, richtig heftig das alles vor zu bereiten. Weiter ging es noch mit der Einladung der Fans, der Promo und Werbung. Die Fans kamen aus der ganzen Welt angereist, was man auch an den hochgehaltenen Fahnen sah. Manche Fahnen kannte ich noch gar nicht…

Jetzt als wir in Japan waren, haben wir sogar Fans getroffen, die damals auch da waren und die haben uns dann Fotos gezeigt. Das ist schon ziemlich krass und hätte ich auch nicht so erwartet.





Du hattest ja auch unzählige Gäste mit dabei. Wen hast du denn da eingeladen?


Ja, da waren so viele liebe Menschen dabei. Richtig gefreut habe ich mich, dass es geklappt hat mit zwei der SCORPIONS, also Rudolf Schenker und Klause Maine, ein paar Songs zu performen, dann hatte ich Tarja Turunen, Floor Jansen (AFTER FOREVER), meine gute Freundin die Regina Halmich, Tom Angelripper, Bobby Blitz (OVERKILL), Chris Boltendahl (GRAVE DIGGER), Warrel Dane von NEVERMORE und viele weitere. Auch das 1986er LineUp von WARLOCK konnte ich fast komplett auftreiben. Nur der Schlagzeuger hatte keine Lust, da haben wir dann unseren, also von DORO, genommen. Am Schluss bei „All We Are“ war dann die Bühne nochmal komplett angefüllt mit allen Leuten und die, die gerade nicht konnten, weil sie selber auf Tour waren oder so, die haben dann noch Videogrüße geschickt. Da waren dann der Lemmy und auch SAXON dabei.



Die DVD ist ja ein richtig fettes Package geworden…


Ja, das sind zwei DVDs mit dem Konzert, vielen weiteren Specials, dem Mitschnitt vom 2500. Konzert, ein paar Songs vom Female Voices Festival, ein China Special und so weiter und natürlich eine CD mit zehn der Songs. Nuclear Blast bringt dann noch einige verschiedene Editionen raus und sogar Vinyl, worüber ich mich sehr freue, denn ich bin da auch noch ein richtiger Sammler. Und das Cover Artwork macht sich auf einer Picture Disc natürlich richtig gut. Mir ist auch immer wichtig, dass die Fans etwas Schönes und Umfangreiches geboten bekommen und ich will sie auch überraschen mit manchen Dingen.



Bei einer dreistündigen Show und dem Material, das du selbst und auch mit den WARLOCK-Songs in der Hinterhand hast, stelle ich mir die Zusammenstellung der Setlist ziemlich schwer vor. Wie ging es dir dabei?


Wir haben dazu auch die Fans befragt und ich hab mir ein paar Überraschungen überlegt und auch geschaut, dass die Songs jeweils zum Gast passen. Das ging dann alles ins Unendliche, aber nach drei Stunden und zehn Minuten war ja dann auch Schluss.



Man merkt dir schon an, dass du das Leben auf Tour liebst und du sehr viel Herzblut in dein Schaffen steckst. Was denkst du, wie lange du das noch machen möchtest?


Naja, ich hoffe, dass ich das machen kann, solange es geht und die Fans damit Spaß haben und auch der Körper mit macht. Man merkt das schon gerade im Winter, das ist dann schon oft krass und anstrengend. Am liebsten „till the day i die…“ (lacht).
Aber heute kann ich eher eine 3-Stunden Show bestreiten, als damals in den 80ern, da musste ich schon nach 90 Minuten von der Bühne getragen werden, weil ich mich so verausgabt habe, dass mir die Power ausging. Heute passe ich da besser auf und bin auch fitter. Musik ist mein Lebenselixier, darum kann ich mir auch nicht vorstellen, dass ich das irgendwann nicht mehr machen würde.





Was erwartest du dir von der Tour mit MOTÖRHEAD?


Ja, ich freue mich schon sehr darauf. Mit Lemmy habe ich ja schon zwei Mal im Duett gesungen auf der „Calling The Wild“. Ich mag Lemmy so gern und er hat mich auch mein ganzes Leben lang begleitet. Er war auch der erste meiner Vorbilder, den ich kennenlernen durfte, das war 1983 in England. Ich lieb den Kerl über alles, der ist einfach ein klasse Kerl.



Lemmy und Ozzy beispielsweise haben vor nicht allzu langer Zeit ihr Leben niedergeschrieben. Hast du denn auch eine Biografie geplant?


Eigentlich nicht, dazu hätte ich jetzt überhaupt keine Zeit, aber vielleicht irgendwann mal. Aber wenn, dann würde ich gleich zwei Bücher schreiben. Ein normales, das alle erfreuen würde und dann eines, das zeigt wie es in dem Geschäft so richtig abgeht, denn da waren schon echt heftige Sachen dabei in meiner Karriere.



Wie siehts mit neuem Material aus bzw. arbeitet ihr bereits an einem neuen Album?


Es stehen schon ein paar Dinge im Raum, aber noch nicht auf Tape. Da fangen wir dann nach der Tour erst richtig an. Es sind auch zwei Songs in der Mache, die haben schon das Potential auf die Platte zu kommen. Ich würde sagen, so im Stil von der „Fear No Evil“ werden wir anschließen. Da wird sicher alles wieder dabei sein, von echten knallharten Rockern und Hymnen, bis hin zu schönen gefühlvollen Balladen und düsteren Nummern. So gegen Ende nächsten Jahres wird es sicher schon was geben. Aber erst mal auf die Tour konzentrieren.



Wie sieht es mit der Planung für den 30er aus? Ist ja gar nicht mehr so lange hin.


Puh, das 25ste war jetzt schon so ein Aufwand. Ich musste ja danach gleich ins Krankenhaus, denn nach der Show, die so kräftezehrend und anstrengend war, sind wir noch bis sechs in der Früh zur Aftershow Party. Dann bin ich erst ins Bett gefallen und um 11:00 Uhr wieder auf und gleich ins Krankenhaus gefahren. Das war einfach alles „too much“. Da habe ich dann schon wie ein Zombie ausgesehen. Aber mal sehen, was kommen mag.




Danke fürs Gespräch. Möchtest du den Leuten noch etwas mit auf den Weg geben?


Ich möchte den Fans einfach für deren Support danken, der in guten sowie in schlechten Zeiten immer da war. Ich freue mich, wenn ihr meine CDs anhört und mich auf den Shows besucht, ich liebe meine Fans immer schon und das wird sich auch nie ändern.


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Ein paar Wochen später durften wir noch DORO persönlich auf der Tour mit MOTÖRHEAD sprechen, um das Ganze zu vervollständigen. Ebenso wie schon beim telefonischen Gespräche entpuppte sich Frau Pesch als überaus liebenswürdige, freundliche und zuvorkommende Gesprächspartnerin, mit der man auch stundenlang quatschen könnte. Leider drückte aber die Zeit.


Wie man sieht, bist du wieder gesund…


Ja, ja – zum Glück, da war ich extrem exhausted.



Also warst du für Russland bereits wieder fit?


Ja, es ging wieder einigermaßen, auch wenn ich nicht gleich wieder so richtig gesund wurde.



Und wie war es in Russland?


War super. So Städte wie St. Petersburg oder Moskau sind ja mittlerweile wie alle anderen Städte in Europa geworden, aber dann gibt es so andere Städte, da glaubst du, du bist irgendwo hinterm Mond. Das ist echt unglaublich. Da waren wir in Stavropol, wo es auch super war. Die Fans, die sind voll ausgerastet und die Show war großartig. Aber so der Flughafen, der war so groß wie der kleine Raum hier. Das war echt witzig und toll.
Natürlich war es auch arschkalt.

Dann sollten wir in St. Petersburg in einem neuen Club spielen und diesen einweihen. Also richtig neu und alles Glas. Also sind wir da hingefahren, aber da war der Club noch überhaupt nicht fertig. Der sollte in einem Monat offiziell öffnen, aber wir hatten da eben schon eine Voreinweihungsfeier vorgesehen. Da hat die Roadcrew aber dann gesagt, dass wir gar nicht spielen können, da war noch alles halb im Freien, kein Strom, nichts… - und die Arbeiter waren noch am Hantieren, da stand auch ein Putzeimer neben einer Starkstromleitung, usw. – also sagte die Crew, dass das gar nicht geht.

Aber da habe ich dann ganz viele Fans gesehen, auch aus Tschetschenien, aus Kasachstan usw. – da bin ich dann nochmal rüber gegangen und hab gefragt: „Können wir da nicht doch was machen?“, und alle darauf: „Das geht nicht, das geht nicht…“. Aber ich hab mich durchgesetzt und gesagt, wir machen das jetzt einfach und das haben wir dann auch und es war eines der schönsten Konzerte. Es war zwar eiskalt mit ca. 15 Grad unter null, aber es hat sich gelohnt.




Klingt wirklich aufregend. Wie läuft denn die aktuelle Tour mit MOTÖRHEAD? Wir sind ja schon richtig gespannt.


Super, es ist eine große Ehre mit MOTÖRHEAD zu spielen. Wir kennen uns ja schon seit den ganz frühen 80ern und haben auch auf Festivals zusammengespielt, waren aber noch nie auf einer richtigen Tour gemeinsam unterwegs. Ach, es ist irre. Wir verstehen uns super und gestern hat der Phil bei uns bei „Breaking The Law“ mitgespielt und ich habe bei „Born To Raise Hell“ mitgesungen, was ich heute vielleicht auch wieder machen werde.



Gibt es schon ein paar nette und lustige Geschichten von dieser Tour?


(legt die Hände vor’s Gesicht und überlegt lange) Tja, so spontan… nach dem Tourstart.. also da war ich bei der Lemmy Filmpremiere, hab zwar den Film verpasst (lacht), aber abends haben wir dann richtig super gefeiert in Berlin. Da haben wir so eine Jamsession gemacht. Da haben wir so alte Blues Songs gespielt und dann „Boogieman“ von MOTÖRHEAD. Da haben wir so richtig gut abgerockt und uns betrunken. Das war schon ein toller Start. Seitdem haben wir wirklich täglich mehr Spaß und kommen alle super miteinander aus. Und auch so viele Fans, die Schleierhalle in Stuttgart war sogar voll, ich glaube so 7000 Zuschauer und heute Abend wird’s sicher auch schon gut voll. Also mit Lemmy zu spielen ist echt eine Ehre und ich bin überglücklich.



Du hast Lemmy auch ne Torte geschenkt. Erzähl doch was dazu.


Ja, das war beim Tourstart in Düsseldorf, also noch vor der Filmpremiere und der Jamsession, das war erst am dritten Tag. Ich komme ja aus Düsseldorf und zum 20. Jubiläum haben wir dort auch schon gemeinsam gespielt, also der Lemmy, Mikkey Dee und ich. Und da wollte ich eben etwas besondere machen, um ihnen auch zu zeigen, dass wir richtig happy sind, mit ihnen unterwegs zu sein.



Da haben wir dann so einen Typ, der so schräge Torten macht, ausfindig gemacht und da wollte ich unbedingt das MOTÖRHEAD Logo drauf haben. Der Künstler meinte, dass der Kopf und so ganz schwer ist, aber hat es dann wirklich super hinbekommen. Ich habe dann auch gehört, dass Lemmy Marzipan sehr gern mag und darum musste es auch ne Marzipantorte werden und natürlich auch viel Jack Daniels musste rein, sonst wird das Ding vielleicht stehen gelassen. Ich glaub auch Lemmy hat sich riesig gefreut. Er sagte dann auch an dem Tag bei einem Interview, als er über mich als Kollegin gefragt wurde, dass wir Kollegen sind, aber in erster Linie Freunde. Das hat mich dann wiederrum riesig gefreut.




Als Supporter habt ihr GRAND MAGUS mit. Wie sind die Jungs so?


Ganz gut. Die sind ja aus Skandinavien und wir hatten in den letzten Jahren fast immer skandinavische Vorbands. Und mit KRYPTERIA und BIG BALL sind wir dann ja auf Headlinertour unterwegs. Aber sonst, Skandinavier sind ja meistens gut drauf, immer lustig und trinken immer gern. (lacht) Sie sind super.



Habt ihr schon Pläne für die Festivalsaison?


Ja, wir wollen zwar nächstes Jahr verstärkt die neue Platte machen, aber das Hellfest in Frankreich und die Metal Cruise in Schweden – also dieses Schiff, sind geplant. Das haben GRAND MAGUS schon mal gemacht und da wird dann ordentlich getrunken. Eine Südamerika Tour soll dann auch noch folgen.



Gibt es bei dir nach so vielen Jahren noch so etwas wie Lampenfieber?


Ja, immer – jede Show.



Wie wirkt sich das aus?


Da werde ich immer ganz gribbelig, fang an zu schwitzen und renn hin und her. Aber wenn ich dann die erste Note singe, dann ist alles wie verfolgen. Das ist wie Bungee-Jumping oder vom 10-Meter Turm springen.



Ich danke dir vielmals für deine Zeit und wünsche dir heute Abend viel Spaß.


Ich danke euch, für euren Besuch und genießt die Show.






www.doro.de

Autor: maxomer

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Beitrag vom 17.12.2010
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