Interview mit PAPA ROACH - Keine Trends, einfach bloß ROCK!


PAPA ROACH haben jeden Trend überlebt und sich dabei selbst dem ein oder anderen Wandel unterzogen, was natürlich für viele alte Fans ein zweischneidiges Schwert ist. Doch PAPA ROACH juckt das nicht und so bringen sie mit „Time For Annihilation – On The Record And On The Road“ ein weiteres Live/Studio-Album hervor, das nur so von PAPA ROACH strotzt. Ein ebenso äußerlich veränderter Gitarrero Jerry Horton steht Earshot Frage und Antwort zum neuen Werk und so manch anderen interessanten Themen.

Hey Jerry, wann seid ihr denn in Wien angekommen?


Wir sind schon gestern hier angekommen, so etwa um 15:00 Uhr und da wird es bei euch schon dunkel, also kamen wir nicht wirklich zu etwas (lacht).


Und wie gefällt dir die Tour bis jetzt?


Mir gefällt es, es ist ziemlich cool, wir haben noch nie eine längere Europa-Tour mit so guten Freunden gemacht, es macht also sehr viel Spaß!


Ihr hattet BUCKCHERRY auch schon auf einer US Tour mit im Boot, ihr kommt also gut mit ihnen aus?


Wir kommen eigentlich gut mit jedem aus. Wir sind auch mit HALESTORM befreundet, sind auch schon mit ihnen getourt. Bei DISTURBED ist’s schon länger her, etwa 8 Jahre, aber wir kennen sie noch und sind wieder gute Freunde geworden.


Ihr wart gerade im Norden Europas, Schweden, Finnland usw., wie kommt PAPA ROACH dort an?


Ahm, wir waren davor schon lange nicht mehr in den skandinavischen Ländern, aber wenn man das berücksichtigt, war es sehr gut. Kopenhagen war sogar bis jetzt die beste Show!


Lass uns gleich mal über euer neues Album reden: „Time For Annihilation“. Wie seid ihr auf die Idee des Live/Studio-Albums gekommen?


Es sollte eigentlich ein reines Livealbum werden, aber wir haben dann später entschieden, dass wir doch noch ein paar neue Songs draufpacken.



War das eine ganze Liveshow, die ihr aufs Album gepresst habt?


Wir spielen normalerweise 18 Songs live, auf das Album haben wir nur 9 gepackt.


Und was ist mit den anderen Songs, werden die noch irgendwann erscheinen?


Ja vielleicht, B-Sides oder so etwas.


Und wie war die Arbeit am Studioteil des Albums?


Es war dieses Mal sehr anders, verglichen mit den Arbeiten zuvor. David Bendeth (Produzent – Anm.) ist eine sehr starke Persönlichkeit, weiß viel über Musik und er hat einen Kollegeabschluss in Psychologie! Also fokussierte er sich erst einmal auf unsere Persönlichkeiten und wie man am besten mit uns arbeitet. Aber es war sehr gut, er hat uns musikalisch sehr viel gepusht und schaffte es auch, dass wir unser ganzes Material in einem anderen Licht sahen, wir mussten Sachen, mit denen wir zufrieden waren verteidigen. Es hat eine Weile gebraucht, bis wir damit umgehen konnten, aber dann half es uns wirklich das Beste aus unseren Songs zu holen.


Es war das erste Mal, dass ihr mit David Bendeth zusammengearbeitet habt, wie seid ihr auf ihn gekommen?


Er wollte eigentlich mit uns zusammenarbeiten, das ist ziemlich cool. Er hat schon mit Bands wie PARAMORE und BREAKING BENJAMIN zusammengearbeitet. Er bringt wirklich viele neue Sachen ein, viele musikalische Lösungen, die sehr ungewöhnlich sind.


Was steckt hinter dem Albumtitel?


Der Name des Albums kommt von einem unserer Fans. Wir haben einfach unsere Fans gefragt, wie wir unser Album nennen sollten und dieser Fan hat uns dann „Time For Annihilation“ via Twitter vorgeschlagen. Es kommt eigentlich von den Lyrics eines unserer Songs („Crash“ – Anm.), aber wir sagen das auch immer bevor wir auf die Bühne gehen. Wir stellen uns im Kreis auf und sagen „Time For Annihilation“! Und deshalb dachten wir, das würde perfekt passen!


Du hast gerade erwähnt, dass der Titel auch wieder aus euren Lyrics stammt, das habt ihr schon öfter gemacht, beispielsweise mit „Days Of War“ und „Nights Of Love“.


Das ist einfach eine Phrase die Jacoby (Shaddix, Sänger – Anm.) sehr mag und er wollte auch schon die letzten zwei Alben „Days Of War, Nights Of Love“ nennen. Er hat das aus einem Buch, das er gelesen hat.


Habt ihr bereits Pläne für ein neues reines Studioalbum?


Ja, wir arbeiten bereits an neuem Material. Gut, wir werden sicher nicht vor Herbst oder Winter 2011 wieder ins Studio kommen, aber wir arbeiten schon daran.


Was habt ihr dann für nächstes Jahr geplant?


Wir werden über die Weihnachtsferien pausieren und dann im März wieder durch Kanada touren, wieder mit BUCKCHERRY. Danach geht’s nach Südamerika mit MÖTLEY CRÜE und dann werden wir wieder eine Headliner Tour durch die Staaten machen.


Wird es auch Festivals geben, vor allem in Europa?


Ja, es wird auch Festivals geben, wir haben noch nichts Konkretes, aber ja.


Was ist das wichtigste Element, das ein PAPA ROACH Song haben sollte?


Groove!


Ihr habt einen Labelwechsel von Dream Works zu Eleven Seven hinter euch. Warum?


Naja, Dream Works ging in Konkurs und wir wurden einfach irgendwie zu Geffen und Interscope verschoben, die alle zu Universal gehören, dann haben wir den Vertrag mit Universal erfüllt und sie haben ihn dann nicht verlängert, also entschieden wir uns danach für Eleven Seven, bzw. unser Management entschied sich dafür. Mit Eleven Seven ist vieles um einiges leichter, da es ein kleineres Label ist, jetzt muss es bei weitem nicht über so viele Instanzen entschieden werden.


Apropos Geffen Records, stimmt es, dass das Label eine Greatest Hits Scheibe von PAPA ROACH veröffentlicht hat – gegen euren Willen, und dass ihr jetzt nicht mehr die Rechte über eure eigenen Songs besitzt?


Ja das stimmt. Die meisten Bands, die bei Major Labels unterschreiben, geben ihre Rechte an das Label ab, aber wir können die Songs ja noch live spielen.


Für amerikanische Bands scheint es oft recht schwierig zu sein, am Anfang ihrer Karrieren in Europa Fuß zu fassen, kannst du dich noch an euren ersten Gig in Europa erinnern?


Naja bei uns war es etwas anders, denn mit „Last Resort“ ging das sehr schnell, wir waren plötzlich überall! Aber…nein, ich nehm das zurück! Das erste Mal als wir in Europa spielten, spielten wir vor etwa 200 – maximal 1000 Leuten, was natürlich gut ist, aber es zeigt, dass wir durchaus klein angefangen haben hier in Europa. Aber trotzdem hatten wir durch unser erstes Album weitaus weniger Schwierigkeiten, verglichen mit anderen Bands. Tony, unser Drummer, war früher in einigen Punkbands und die kamen nach Europa, mussten in ihren eigenen Vans herumfahren und bei irgendwelchen Leuten übernachten, ich weiß nicht, wie sie das geschafft haben, aber es muss echt hart gewesen sein!


Weißt du noch wo und wann dieser erste Gig in Europa war?


Ich weiß den ersten Auftritt nicht mehr genau, aber einer der ersten war in Berlin in einem kleinen 200-Leute Club, das war vor 9 Jahren!


Kannst du dich noch an euer erstes Mal in Österreich erinnern?


Nein, eigentlich nicht (lacht). Wir spielen so viele Shows, die verschmelzen dann alle irgendwie miteinander, es sei denn es war etwas wirklich Besonderes dabei.


Es ist jetzt schon 10 Jahre her, dass ihr euren Major Deal unterzeichnet habt, was, findest du, hat sich in diesem Jahrzehnt am meisten verändert?


(denkt lange nach) ich denke, das einzige, was sich wirklich verändert hat, ist unser musikalisches Verständnis. Wir haben immer unseren Stil verändert… - naja, ich würde sagen, der größte Unterschied ist, dass wir einen anderen Drummer haben, als noch vor 10 Jahren.


Es gibt viele Leute, die sagen PAPA ROACH hält sich immer an den jeweiligen Trend, ich meine, „Infest“ kam genau zum Höhepunkt des Nu Metals auf den Markt, danach war der Nu Metal relativ schnell verschwunden und ihr habt euren Stil in eine alternativere Richtung gelenkt. Was sagst du zu all den Leuten, die sagen, ihr folgt nur dem Trend?


Naja, versuch es von einer anderen Perspektive zu sehen: Punk Rock und Nu Metal mit dem ganzen Rap-Rock tauchten plötzlich auf, die wurden dann von Garage Rock verdrängt, Bands wie THE STROKES waren sehr im Trend – diesen Trend haben wir nicht mitgemacht. Danach war Emo angesagt – das haben wir auch nicht mitgemacht. Was ist jetzt gerade in?


Ich weiß nicht, Hip Hop? Rap?


Genau, und wir haben einfach immer nur Rock gemacht! Wir haben nie einen Trend mitgemacht, ich weiß nicht, woher die Leute das haben.


Auf eurer Website sieht man haufenweise selbstgedrehte, spaßige Videoclips über euch, alle von Jacoby gefilmt, ihm gefällt die Rolle des Kameramanns, oder?


Ja, er macht das wirklich die ganze Zeit über!


Gibt’s vielleicht irgendwann mal eine DVD über all das Backstage und Behind the Scences Material?


Ja, vielleicht, vielleicht aber auch nicht, immerhin kann man eh alles auf unserer Webseite sehen.


Was ist dein Lieblingsriff, der nicht von dir ist?


Ahm…da gibt es so viele…ich glaube…ich nehme „Whole Lotta Love“ von LED ZEPPELIN!


Was ist dein Lieblingsriff, der auch von dir stammt?


(denkt wieder lange nach) Ich mag „Burn“ sehr gerne; den Riff vom Verse.


Kannst du dich noch an die Entstehung des Riffs erinnern?


Den hab ich nicht geschrieben, aber als ich ihn hörte dachten wir alle, wow, diesen Riff müssen wir einbauen!


Also, was ist DEIN Lieblingsriff?


Ich würde „Change Or Die“ nehmen, den Mainriff vom Anfang, der hat eine tolle Energie.


Du spielst normalerweise Schecter-Gitarren, von denen du auch endorsed wirst. Was gefällt dir an den Gitarren und warum wirst du von ihnen endorsed?


Naja, ich habe einige andere Firmen ausprobiert, PRS, Gibson usw. und die haben alle nein gesagt, dann habe ich Schecter gefragt und die haben dann ja gesagt. Sie sind wirklich gut zu mir und die Gitarren klingen auch klasse! Das ganze Setup mit den PickUps und allem von ihnen klingt wirklich super und ich probiere gerade verschiedene Gitarrentypen von ihnen aus. Schecter hat einfach eine Riesenauswahl an verschieden klingenden Gitarren und jeder, der dort arbeitet, hat wirklich Ahnung von Gitarren!


Und warum haben dich all die anderen Firmen abblitzen lassen? Du bist doch auch schon einige Male bei den California Music Awards nominiert worden, oder?


Nein, von dem weiß ich eigentlich nichts, aber ich denke, PAPA ROACH war diesen Firmen damals einfach noch nicht groß genug.


Wie viele Gitarren besitzt du eigentlich?


Ich schätze so um die 25.


Macht Tobin (Esperance, Bassist – Anm) eigentlich noch seine Bassflips, wie damals im Video zu „Between Angels And Insects“?


Ich glaube er hat mittlerweile damit aufgehört, seit ihm einmal der Gurt aufging und ihm der Bass davonsegelte. (grinst)


Und wie steht’s mit dir? Hast du nie versucht, deine Gitarre zu flippen?


Nein! Ich glaube bei meinem Glück würde ich mir dabei nur selbst eine mitgeben, haha. Es gibt da übrigens eine lustige Geschichte über dieses Gitarrenflippen: Für „Time For Annihilation“ gibt es diese Bildkollage mit Livebildern und so und da gibt es ein Bild von Tobin, genau in dem Moment wo er bemerkt, dass ihm sein Bass davonfliegt, und das kann man wirklich gut an seinem Gesicht erkennen! Schau es dir an, du wirst schon wissen welches Bild! (grinst)


Was ist das Wichtigste, das du auf einer Tour mitzuhaben hast?


Ich würde sagen meinen Computer… für die Kommunikation.


Gibt es irgendwas, was du mit PAPA ROACH noch erreichen willst?


Ja natürlich, ich möchte mit PAPA ROACH noch als Headliner in Arenen spielen!


Ja, wir sind leider schon am Ende, hast du noch eine Message an eure Fans?


Ahm…für alle, die uns noch nicht spielen gesehen haben: Ihr müsst kommen und uns live sehen, um wirklich zu verstehen, worum es uns geht. Und an alle, die uns all die Jahre unterstützt haben: Danke!


www.paparoach.com

Autor: Doano

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Beitrag vom 08.12.2010
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