Interview mit EVERYTIME I DIE - wir haben uns gegenseitig aufgebaut


Vor ihrem Konzert bei der „Hell on Earth“-Tour sprach earshot mit EVERYTIME I DIE über schlechte Tattoos, schlechte Konzert und warum sie in Zukunft vermutlich öfter nach Europa kommen werden.


Ihr seid heute in Wien angekommen, hattet ihr Gelegenheit euch ein bisschen die Stadt anzuschauen?


Jordan Buckley (Gitarre): Nein, wir wären jetzt unterwegs, wenn wir nicht dieses Interview hätten.
Andy Williams (Gitarre): Ja. (allgemeines Gelächter.)





Bevor wir über eure Musik sprechen: Es ist schon außergewöhnlich für eine Band, dass so viele Fans Band-Tattoos haben. Habt ihr das forciert?



Jordan: Nein, einige Fans haben einfach damit angefangen. Wir haben es ihnen nicht empfohlen. Aber als wir die ersten Bilder sahen, haben wir gedacht: shit! Wir sollten die Bilder sammeln und online stellen’. Ich glaube als andere Fans die Tattoos sahen, wollten sie eben auch welche haben.


Aber ihr habt auch ziemlich schlechte Tattoos auf eurer Homepage.


(Gelächter…)
Josh Newton (Bass): Ja. Da sind auch schlechte dabei.



Tut es euch leid, wenn sich Fans miese EVERYTIME I DIE-Tattoos machen lassen?


Keith Buckley (Gesang): Das ist ja nicht unsere Schuld, die haben einen schlechten Tätowierer erwischt.

Josh: Aber die finden ja nicht, dass ihre Tattoos mies sind. Also solange sie damit glücklich sind, ist das ja ok.

Jordan: Es ist ja auch nicht die Schuld von Delfinen, wenn sich Leute diese schlechten „Springbreak“-Delfine tätowieren lassen.
(Gelächter…)



Für euch ist es ein großes Kompliment, dass sich Fans Lyrics auf den Körper schreiben, oder?


Andy: Ja, definitiv. Es ist ein großes Kompliment.

Ryan Leger (Schlagzeug) zu Keith: Hast du mal Lyrics gesehen, die du nicht so magst?

Keith: Nein, es sind immer die gleichen vier oder fünf Textzeilen.



Stört dich das? Oder findest du es ok, dass immer dasselbe „zitiert“ wird?


Keith: Auf jeden Fall fühle ich mich geschmeichelt. Am Anfang dachte ich eher: ‚ok, it sucks’. Wir wussten ja auch noch nicht, wie lange es die Band geben wird. Dann über Jahre wurden es immer mehr Tattoos und für uns macht das Sinn. Es ist motivierend.


Ihr macht es den österreichischen Fans nicht gerade einfach: Ihr kommt fast nie und dann gerade am Tag nach DILLINGER ESCAPE PLAN. Warum spielt ihr so selten in Europa?


Andy: Wir waren in England häufiger…
Keith: Es ist wegen unserem Manager.
Andy: Das ist ein Grund… Wir haben jedes Mal zugesagt, wenn wir gefragt wurden. Aber wir hatten lange Zeit einen schlechten Booker für Europa. Viele haben zwar gemeint, er sei gut, aber ich weiß nicht so recht. Jedes Mal wenn wir kommen wollten, meinte er es sei ein schlechter Zeitpunkt. Online sahen wir dann, dass gerade viele Bands in Europa auf Tour sind. Also es gäbe immer fünf oder sechs Bands, mit denen wir touren könnten.

Aber es war immer so: Wenn wir auf Tour gehen wollten, schien es nie die richtige Zeit dafür zu sein. Und jedes Mal wenn unser Booker meinte, jetzt sei der richtige Zeitpunkt, war es der richtige Zeitpunkt für ihn! Das war dann höchstens zwei Mal im Jahr. Jetzt haben wir aber einen neuen Manager, der uns vermutlich öfter nach Europa bringen wird.



Vor zwei Wochen hattet ihr bereits ein Konzert in Österreich. Wie war die Show in Klagenfurt?


Jordan: Das war furchtbar. Das war das Konzert, wo ich einen Joint auf der Bühne geraucht habe.

Keith: Es war einer der schlimmsten Abende der Tour.



Warum?


Keith: Ich weiß nicht. Es ist in eine falsche Richtung gelaufen.

Josh: Jede Band hat an diesem Abend sehr schlechte Reaktionen bekommen.

Andy: Bei TERROR war die Stimmung am besten. Aber im Vergleich zu anderen Abenden, war auch bei ihnen die Reaktion des Publikums ziemlich schlecht.



Wir in Rest-Österreich haben auch manchmal unsere Probleme mit so manchen Kärntner-Mitbürgern.

Josh: Ok, dann mögen wir den Rest von Österreich. Weil wir die Leute bei der Show auch nicht so recht mochten.

Keith: Ich glaube sie waren wirklich geschockt.

Jordan: Wir mögen ein Publikum, das in der Stimmung ist mitzugehen. In Klagenfurt ist die Crowd überhaupt nicht mitgegangen, sondern nur hinten herumgestanden. Es ist ja ok. Wenn ich zu einem Konzert gehe, stehe ich auch meist hinten und gehe nicht so mit. Aber es ärgert mich, wenn Leute bei uns keine Stimmung machen. (Gelächter im Hintergrund)
Es ist ein kleiner Widerspruch – aber ich weiß nicht, die Leute in Klagenfurt wirkten extrem geschockt.

Josh: Desinteressiert.

Jordan: Ja, sie haben nicht so recht gewusst, was sie machen sollen. Also, dass man ein bisschen näher herankommt und nicht am anderen Ende der Halle steht. Aber ich nehme mal an, das sind kulturelle Unterschiede.



Auf dieser Tour passt ihr auch nicht ganz perfekt ins Line-Up. Wie ist es in anderen Städten gelaufen?


Keith: Großartig. Wir machen ja viele Metal-Tourneen. Das letzte Mal waren wir mit KILLSWITCH ENGAGE und IN FLAMES hier. Unser Musikstil unterscheidet sich drastisch von IN FLAMES. Ich glaube, die Bands dieser Tour haben sehr viel gemeinsam. Also wer heute für eine Band kommt, wird jede mögen. Wir haben alle denselben Background. Dieselbe Energie. Die Tour läuft gut.


Ihr habt seit 2001 alle 2 Jahre ein neues Album veröffentlicht. Arbeitet ihr schon an einem Neuen für 2011?


Andy: Im Moment arbeitet jeder für sich an Ideen, aber das ist alles. Irgendwann werden wir uns dann zusammensetzen und Songs ausarbeiten.


Aber gibt es Pläne, nächstes Jahr wieder was herauszubringen?


Andy: Mal schauen. Der Plan im Moment ist, dass wir mal wieder Musik schreiben. Im Jänner haben wir dann ein bisschen Zeit, um Songs zu schreiben und aufzunehmen. Aber was passiert, passiert. Wir lassen uns noch offen ob es eine EP, eine LP, oder ein Doppelalbum wird.


Viele Bands werden ja über die Jahre ruhiger. Ihr seid eindeutig melodiöser geworden. Wie seht ihr die Entwicklung eures Sounds?


Andy: Wir spielen, was uns gerade so einfällt. Wir denken auch nicht darüber nach. Als wir mit der Band gestartet haben, versuchten wir alles so offen wie möglich zu lassen. Man kann nicht sagen, EVERYTIME I DIE ist eine typische Hardcore-Band. Wir sind auch keine typische Mathcore-Band – ich denke, wir haben kein fixes Genre. Aber die Stimmung in der Band entscheidet den Sound, wir hatten darüber nie Diskussionen.
Wenn wir das Gefühl haben: Wir machen einen langsamen Song, dann machen wir das.



Viele Bands verlieren über die Jahre ihre Power. Ihr spielt jetzt seit zwölf Jahren, wie geht es euch dabei? Seid ihr noch so enthusiastisch wie am Anfang?


Andy: Ich finde es ganz witzig: Als wir anfingen waren wir Kids und wollten zeigen: das sind wir!. Nach den Jahren in der Band, sind wir von uns gegenseitig mehr abhängig, als vom Publikum. So wie Jordan sagte: Wir haben eine schlechte Show – dann zieht er einen Joint heraus (Gelächter) und du lachst. Und ja die Show ist scheiße. Aber für uns war es trotzdem ganz gut. Keith hat irgendeinen Scheiß erzählt und wir haben uns gegenseitig aufgebaut. Das macht ein Konzert für uns sicher wertvoller.


Ihr scheint euch sehr gut zu verstehen. Gibt es gar keine Streits auf Tour?

Andy: Kleine Streitigkeiten, aber keine größeren Ausbrüche. Die haben wir früher schon gehabt. Aber es war damals immer…

Keith: ...unser alter Schlagzeuger.

Andy: Ja unser alter Schlagzeuger Mike ist zum Beispiel zu Keith gegangen und hat irgendeinen Scheiß über mich erzählt. Mir erzählte er dann irgendetwas über Jordan und so weiter. Das hat wirklich schlechte Stimmung geschaffen. Selber hat man nichts davon mitbekommen und fragt sich dann: "Warum ist Jordan sauer auf mich?" Mike war für unser Bandklima wirklich nicht der Richtige.

Keith: Die Kommunikation in der Band ist jetzt viel besser.

Andy: Genau und jetzt ist es so: "Ok, danke du bist ein Arsch". Das war’s dann. Ich glaube wir sind einfach erwachsen geworden.



Apropos erwachsen geworden: Sprechen wir kurz über eure DVDs…


(Gelächter)
Josh: Wir sind durch die DVDs wirklich erwachsen geworden.



Man bekommt den Eindruck ihr macht gerne Party.


Keith: Naja. Jeder macht sein eigenes Ding, wir müssen nicht die ganze Zeit gemeinsam verbringen. Aber wir können natürlich, wenn wir wollen. Die Band ist so etwas wie eine Ehe.


Was hört ihr aktuell für Musik?


Keith: Ich bin zum selben GASLIGHT ANTHEM Song aufgewacht, der die ganze Zeit irgendwo lief. (Gelächter) Also ich habe viel GASLIGHT ANTHEM gehört. Ich höre eigentlich immer das Gleiche.

Andy: Zurzeit bin ich gerade in einer Black-Metal-Phase.

Jordan: Ich höre gerade nur Radio, und zwar die Howard Stern Show. Aber es kommen in nächster Zeit ein paar neue Platten heraus. Auf die neuen Alben von BRING ME THE HORIZON und ALL THE REMAINS bin ich sehr gespannt.



www.everytimeidie.net

Autor: doubleRR

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Beitrag vom 25.10.2010
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