Interview mit ACCEPT - alle Zeichen stehen auf Sturm


Die Metal Legende ACCEPT hat ein phänomenales Comeback hingelegt. Sowohl auf den Bühnen, als auch auf ihrem neuen Album "Blood Of The Nations" zeigen sich die Männer mit neuem Fronter in bester Form. Warum man keinen Udo für ein solches Comeback braucht und wie die Reunion eigentlich nur durch Zufall entstanden ist, erklärt Gitarrist Wolf.


Hi Wolf, wovon halte ich dich denn gerade ab?


Ach, nur von mehr Interviews (lacht). Darum haben wir aber auch leider nur 15 Minuten Zeit.




Oha, dann schieß ich gleich mal los. Es geht ja bald mit der US-Tour los. Was erwartest du von dieser?


Wir erwarten uns davon, uns wieder den Leuten dort vorzustellen. Es ist ja die erste US-Tour seit 15 Jahren. Aber sie haben uns dort natürlich nicht vergessen, denn es sind immer noch viele ACCEPT Fans dort, die uns gerne wieder sehen wollen und darauf freuen wir uns.


Erstmals Gratulation zu eurem phenomenalen Comeback mit „Blood Of The Nations“. Viele dachten, das diese gar nicht erscheinen würde, nachdem Udo Dirkschneider euch einen Korb gegeben hat.
Wie lief das Ganze mit der Reunion, der Absage usw. ab?



Es stand ja nie zur Debatte mit Udo eine Platte zu machen. Wir hatten zwar, bzw. unser Management, immer wieder verhandelt, ob denn Festivals möglich wären, oder wir mal wieder auf Tour gehen. Es ist aber letztendlich immer wieder abgelehnt worden und damit war die Sache auch erledigt für uns. Udo hat ja auch seit über 20 Jahren sein eigenes Projekt.

Dann haben wir vor etwas über einem Jahr Mark Tornillo kennen gelernt und haben dann sehr spontan entschieden, dass wir mit Mark die Band wieder aufmachen. Dann wurde auch erstmals darüber nachgedacht, ob wir denn eine neue Platte machen. Mit dem neuen Sänger, war es dann mehr oder weniger schon eine Bedingung bzw. uns war irgendwie bald klar, dass eine neue Platte gemacht werden muss.



Wie du eben sagtest, war alles ja sehr spontan und ihr habt Mark eigentlich durch einen lustigen Zufall kennen gelernt. Erzähl bitte etwas darüber.


Ich hab den Peter im Mai 2009 mal besucht, um etwas zu jammen. Wir haben ein paar alte Songs von ACCEPT mit einem örtlichen Drummer gespielt und haben uns auch nicht viel gedacht und da sagte jemand, dass er einen Sänger aus der Gegende kenne, der eure Songs drauf hat und wiedermal singen möchte. Mit Sänger ist es natürlich gleich viel lustiger, also haben wir nicht lange gewartet, ihn einzuladen. Der kam und fing an zu singen und wir waren hin und weg. Wahnsinn, dachten wir – der Mann singt – das gibt es ja gar nicht. Klingt total nach ACCEPT. Daraufhin haben wir uns dann entschlossen, die Band wieder ins Leben zu rufen.




Ich konnte Mark bereits auf dem Masters Of Rock erleben und muss sagen, auf der Bühne hinterlässt Mark ebenso wie auf der CD gesangstechnisch einen bleibenden Eindruck, aber auch von der Erscheinung her, ist er der geborene Fronter. Wie hat er sich in die Band eingefügt und was ist er privat für ein Typ?


Super, netter Kollege. Er ist so ein Harley-Typ, obwohl er derzeit keine hat, aber er hatte früher eben immer welche. Er hat sich auch super in die Band eingefügt und im Studio hatten wir eine super Zeit mit ihm, weil er auch allen Versuchen usw. sehr aufgeschlossen ist. Manche Sänger sind oft so, dass sie manches nicht wollen und sind da manchmal eher eigenwillig. Wir haben mit ihm auch ganz anders arbeiten können als mit Udo damals, da wir ihn auch gleich in die Songs mit integrieren konnten. Er hat auch die Texte und einige Parts mitgeschrieben. Es ist in der Konstellation auf jeden Fall ein super Feeling in der Band und ich denke, das sieht man auf der Bühne auch sehr gut.



Gibt es eigentlich einige Ignoranten oder eine Art Gegenbewegung, die sich gegen ACCEPT ohne Udo ausspricht? Habt ihr da negative Reaktionen bekommen?


Anfangs auf jeden Fall, also bevor die Platte draußen war, denn ACCEPT mit neuem Sänger, kam vielen natürlich komisch vor. Aber im Endeffekt zählt immer das Produkt und wenn dieses gut ist, ist alles andere egal. Ein paar wird es aber immer noch geben. Das sieht man direkt bei den Shows schon. Da sieht man ein paar Leute im Publikum, die eher verhalten sind und wohl denken, das schau ich mir erst mal an. Nach zwei-drei Songs, sind die Arme oben und alle feiern mit uns mit. Spätestens da hat sich das Thema Udo dann erledigt.



Meiner Meinung nach schlagt ihr mit dem neuen LineUp und dem dazugehörigen Album mehr Wellen als es mit einer herkömmlichen Reunion der Fall gewesen wäre. Wie siehst du das?


Freut mich, wenn du das so sieht. Dem würde ich nicht wiedersprechen. Im Moment stehen alle Zeichen auf Sturm und wie gesagt, das Thema Udo hat sich erledigt. Wir bewegen uns bereits auf einem ganz anderen Level und stürmen voller Elan los.



Lass uns zum Album kommen. Was sagt der Titel „Blood Of The Nations“ aus und wie passt das Cover dazu?


Das war dieses Mal ganz witzig. Die Songs sind uns super leicht gefallen. Wir hatten letztendlich eine Ansammlung aus 30-40 Songs, aus denen wir die vierzehn stärksten herausgewählt haben, wobei zwölf auf dem regulären Album sind. Die Platte ist aber letztendlich nur eine Ansammlung von Songs. Da ist jetzt kein Konzept dahinter und auch der Titel ist eigentlich nur einer der Songs, in dem es um das immer aktuelle Thema Krieg und Blutvergießen geht. Ansonsten hat der Albumtitel keine tiefere Bedeutung, außer vielleicht eine plakative Aussage zu sein.

In das Artwork kann eigentlich sehr viel hineininterpretiert werden, aber da will ich gar nicht allzu tief gehen. Wir wollten es, wie gesagt einfach plakativ gestalten. Es sollte vielleicht auch etwas anreißen und aufrühren.





Hast du Lieblingssongs auf der Platte?


Ja klar – „Teutonic Terror“ und „The Abyss“, die zwei vorher veröffentlichten Songs. Vielleicht mag ich die deswegen auch so, weil wir diese schon öfter live gespielt haben. Ich denke mal, je öfter man einen Song live spielt, desto mehr merkt man, ob der sich so zu einem Klassiker etablieren kann oder einfach ein Albumsong ist. Dazu müssen wir erst alle spielen, um ein Gefühl dafür zu bekommen. Ich denke „The Abyss“ ist so einer, der sich durchsetzen wird oder vielleicht auch „No Shelter“. Wir werden sehen.



Sind alle Songs komplett neu entstanden oder gab es noch Material aus der sogenannten „alten Schublade“?


Ne – die Schublade war leer und wenn, dann hätten wir da gar nicht reingeschaut. Wir wollten wirklich neu anfangen und jetzt nicht irgendetwas altes aufbereiten. Das ist auch irgendwie mental eine Einstellung, dass man etwas, das einem heutzutage in den Sinn kommt, kreiert. Das Zeug ist also brandneu und da wurde nichts wiederverwertet oder dergleichen.



Ihr habt ja schon einige Festivals souverän geheadlined, wie auch am Masters Of Rock. Dort habt ihr mich sehr beeindruckt und auch überrascht. Wie liefen diese Shows für euch?


Es lief super und wir hatten schon gigantische Shows hinter uns. Wir freuen uns, dass wir jetzt wieder ganz oben mitspielen und auch sofort wieder Headlinerstatus erreicht haben. Es gibt ja auch nicht viele Bands in Deutschland, die so einen internationalen Status erreicht haben. Da freuen wir uns natürlich darüber.




Nächstes Jahr soll es dann auf EU-Tour gehen, wie ich hörte. Was können wir da erwarten?


Das wird im Moment noch in Einzelheiten behandelt. Wir machen jetzt erstmal einige Wochen in den USA und dann Japan. Währenddessen wird unterwegs weitergebucht und da klärt sich dann, was da stattfinden wird. Aber dass etwas stattfinden und dass wir auf Europatour gehen, ist ja wohl klar. Es geht jetzt nur mehr darum, wo genau und in welchem Ausmaß und so weiter.



Ihr wart in den ganzen Jahren schon so viel auf Tour, da gibt es sicher erzählenswerte Geschichten, oder?


Das ist immer so eine Frage. Da passiert so viel unterwegs und letztendlich ist es doch ein großes – ich stell mir da immer so ein Loch vor, wenn ich diese Frage gestellt bekomme. Ich meine, es passieren immer so viele Sachen. Letztens sind wir nach Rumänien geflogen und da hieß es, der Flieger kann nicht starten und es verzögert sich alles, weil der ein Rad verloren hat, aber die machen das eh gleich wieder dran. Da denkst dir, soll ich jetzt in ein Flugzeug einsteigen, wo gerade das Rad abgefallen ist? Ich weiß jetzt nicht, ob es eine lustige Geschichte ist, aber für uns war es doch eine bemerkenswerte Erfahrung, als wir da einsteigen sollten.

Ansonsten haben schon super Sachen wieder erlebt. Wir waren unter anderem auch mit AC/DC unterwegs und es war natürlich eine riesen Ehre auf dieser riesen Bühne zu stehen. Und das mit unseren Helden. Da waren Achtzigtausend Leute im Publikum und eine Stimmung – das hast du nicht alle Tage.



Wenn du von so einem riesen Event sprichst und schon mit AC/DC die Bühne geteilt hast, gibt es denn dann noch etwas, das ihr noch anstrebt oder nicht erlebt habt als Musiker?


Im Grunde genommen ist das so – wenn man so etwas einmal hat, dann will man das immer wieder haben. Klar gibt es noch so Sachen, keine Ahnung, bei den Olympischen Spielen aufzutreten, was noch gigantischer wäre, aber das ist auch für eine Metal Band nicht realistisch. Für uns ist das nun einfach so, dass wir das immer wieder wollen. Es geht nicht darum – noch toller, noch größer, aber es macht einen einfach süchtig. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl.




Ich danke dir für das Gespräch und freue mich dann auf die Tour. Hast du noch etwas am Herzen?


Ich freue mich auch auf die Tour und freue mich auch wieder in Österreich spielen zu können. Bis dahin bleibt euch aber natürlich „Blood Of The Nations“ zu hören.




Die Herren kann, nein muss man am 01.02.2011 in der Arena Wien erleben!

www.acceptworldwide.com

Autor: maxomer

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Beitrag vom 10.09.2010
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