INTERVIEW MIT FIRESTORM


Interview mit FIRESTORM


FIRESTORM kommen aus Niederösterreich und zählen zu den aktivsten Bands am heimischen Livesektor. Mit "VR 1" brachte diese Gruppe vor einiger Zeit ein beachtliches Debutalbum auf den Markt. Mein Gesprächspartner war David Stawa (Voc. & Guit.).


Thomas Hutterer: Hallo! Meine Einstiegsfrage betrifft die Geschichte von FIRESTORM. Bitte erzählt kurz Eure Bandhistory (inkl. Veröffentlichungen) für jene Personen, die Euch noch nicht kennen.



David Stawa: Hallo Thomas! Tja, FIRESTORM wurde 1997 gegründet. Es gab bis dato keinen Line-up-Wechsel. Kurz nach Entstehung brachten wir ein Demotape namens "GREATEST HITS" (1997) raus. Noch im selben Jahr erkrankte ich an Krebs und damit lief die Band mal ca. 1 Jahr lang auf Sparflamme. Nach einer kräftezehrenden Chemo- und Bestrahlungstherapie konnten wir die Arbeit an der Band wieder aufnehmen, doch das nächste Problem, das es zu lösen gab, war die Suche nach einem Sänger. Ich selbst verstand mich damals eher als Gitarrist und konnte einfach keine komplexeren Läufe spielen und dazu singen. So verstrich wieder ein Jahr, in dem wir ca. 20 (!) verschiedene "Sänger" antesteten. Doch es war leider keiner dabei, der wirklich in die Band gepasst hätte. Also blieb uns nichts anderes übrig, als den Gesang selbst zu erledigen - und tätärätää - plötzlich war ich Sänger und Gitarrist. Wir mussten also alle Songs umstrukturieren und für mich vereinfachen. Außerdem haben wir zu dieser Zeit schon an den Songs für VR1 gearbeitet, welche wir dann auf unser Line Up abstimmten. Ende 1999 spielten wir unseren ersten Live-Gig und 2000 brachten wir dann die VR1 Demo-CD raus, die wir in völliger Eigenproduktion produzierten. Ansonsten hieß und heißt die Devise: Soviel live spielen wie nur möglich und Erfahrung sammeln, was bandtechnisch zur Zeit unsere Hauptbeschäftigung darstellt. Ach ja, die Songs für unsere näxte CD stehen bereits und wir planen den Release für 2002 – mal sehen ....



T.H.: Bei der Zuordnung Eures Stiles tue ich mir nicht gerade leicht. Während Euer Demo „Greatest Hits“ eher dem True Metal zuzuordnen war, erinnert das aktuelle Album „VR 1“ teilweise eher an diverse Melodic Metal/Rock-Größen aus den 70/80er Jahren, obwohl stellenweise der traditionelle Metal auch nicht ganz zu den Akten gelegt wurde. (zB „Beyond Stormwind“). Wie würdest Du Euren Stil beschreiben bzw. in welche Richtung gehen
die brandneuen Stücke der Band?




David: Puhhh, Stil beschreiben ... naja, wir denken ehrlich gesagt nicht viel über Stilistiken nach – wir machen einfach die Musik, die uns momentan Spaß macht. Dass wir mit „GREATEST HITS“ eher auf der straighten Metal-Schiene gefahren sind, ist richtig. Mit „VR1“ sind diverse Rock-Aspekte ins Songwriting miteingeflossen. Wir haben unseren Stil halt zwecks Vereinfachung als HEAVY ROCK bezeichnet (traf noch am ehesten zu). Aber FIRESTORM entwickelt sich stets weiter und da wir uns für keinen Stil zu ‚schade‘ sind, fließt alles, was uns irgendwie bewegt, irgendwie in unsere Songs ein. Die neuen Songs gehen da einen Schritt weiter als jene auf VR1 – zunächst mal werden sie viel eingängiger und transparenter arrangiert sein. In Summe wird der neue Silberling dann kompakter wirken als die beiden Vorwerke. Bin schon selbst total gespannt, wie sich dann alles in Summe anhören wird und freue mich jetzt schon auf die unterschiedlichen Reaktionen *höhöhö*.


T.H.: Wie reagierte die Presse auf die CD „VR 1“? Wie war das Feedback Eurer Fans? Gab es Fälle, wo Personen, die auf das Demo abfuhren , Euch die musikalischen Veränderungen krumm nahmen? Seid Ihr selbst aus heutiger Sicht mit diesem Werk zufrieden?


David: Die Presse reagierte sehr gut auf die CD. Lediglich die Aufnahmequalität wurde des öfteren bemängelt – aber zu Recht. Wir haben alles zuhause auf 8 Spuren aufgenommen und hatten ehrlich gesagt keinen blassen Schimmer vom Recording. Also mussten wir uns alles selbst beibringen – so ‚Learning-by-doing‘ quasi. Das hat dann so halbwegs hingehauen – nur haben wir das Material vor der CD-Fertigung nicht einem Final Mastering unterzogen, und das macht sich in erster Linie dadurch bemerkbar, daß die Aufnahme im Durchschnitt leiser ist und gewisse Frequenzen dominant wirken. Aber aus Fehlern wird man klug *ggggg*. Die Fans mochten das Album auf Anhieb. Komisch für uns war, dass jeder irgendeinen anderen Song der CD besonders lobte – es gab also nicht wirklich eine eindeutige Tendenz zu 2-3 gewissen Songs. Sicherlich gab es ein paar Leute, denen „GREATEST HITS“ stilistisch besser gefallen hat – aber das kannst Du nicht verhindern – hätten wir auf VR1 ähnliche Musik wie auf GREATEST HITS gemacht – hätten das mindestens genauso viele Leute bemängelt! Wir selbst sind mit VR1 aus heutiger Sicht nur teils zufrieden: Die Aufnahmequalität nervt uns am allermeisten – und 2-3 Songs sind etwas sperrig arrangiert. Das ist aber dann doch schon alles – im Endeffekt haben wir doch das rübergebracht, was wir wollten
und sind damit sehr zufrieden.




T.H.: Ein Frage zu Eurem Namen: Seht Ihr nicht teilweise die Gefahr, dass der Name FIRESTORM gleich mit klischeebehafteten Power Metal-Acts (Drachen, Burgen, Schwerterrasseln...) in Verbindung gebracht wird, so dass Leute, denen genannte Art von Bands zu peinlich ist, Eure Band ablehnen, ohne die Musik bzw. Eure Texte zu kennen, die ja eben nicht sonderlich klischeehaft sind?


David: Da kann ich Dir einerseits bedingungslos zustimmen. Der Name FIRESTORM stammt noch aus einer anderen Zeit, als wir uns aus dem BLACK METAL Bereich der Vorbands zurückzogen und uns dem HEAVY- und POWER METAL widmeten – das war die Gründungszeit von FIRESTORM. Der Name war dann auch eine Art Kompromiss zwischen den Bandmitgliedern – ich glaube, jeder weiß, wie schwer es ist, einen Bandnamen zu finden, wenn jedes Bandmitglied andere Favoriten hat. Für die damalige Zeit war der Name total OK. Mittlerweile mag er manchen Leuten klischeehaft erscheinen, aber dieses Problem haben nicht nur wir, sondern auch METALLICA, MEGADETH, ..... Aber ich denke, umso öfter und länger man mit gewissen Bandnamen in Kontakt kommt, desto weniger denkt man über ihre Bedeutung nach – es kommt irgendwie nur mehr auf den ‚Klang‘ an und am wichtigsten daran ist, dass man sie sich leicht merken kann.



T.H.: Du verfügst über eine nicht gerade alltäglich Stimme, wobei bei mir der Eindruck entsteht, dass Du keineswegs krampfhaft versuchst hoch zu singen, wie es diverse andere Sänger in diesem Genre tun, sondern von Natur aus über ein relativ hohe Stimmlage verfügst. Stimmst Du dem zu? Hast Du eigentlich jemals Gesangsstunden genommen?


David: Ich habe tatsächlich von Natur aus eine relativ hohe Stimme – hab das früher immer als Nachteil gesehen, da ich in der Anfangszeit meiner musikalischen Aktivität immer grunzen wollte wie Nick Holmes und Stimmlagen eines Pete Steele nie erreichen konnte. Als wir uns dann stilistisch in die Metal Richtung entwickelten, wurde aus diesem Nachteil ein riesiger Vorteil, den ich heute nicht mehr missen möchte! Gesangsunterricht hatte ich nie. Hab als Teenager immer die Zeit, als ich alleine zu Hause war genutzt, CD's in voller Lautstärke zu hören und auf den Knien rutschend mitzugröhlen was das Zeug hielt *hahahaha*. Naja, Singen ist mir schon als Kind irgendwie gelegen – mein Musiklehrer wollte mich immer zu den Sängerknaben abschieben (ohne scheiß – ein Horrorszenario!). Hab auch meinen ersten ‚Gig‘ als 7-jähriger mit Frack auf irgend so einem Pensionistenabend, „Sah-ein-Knab-ein-Röslein-stehn“-singend in bester Hansi Hinterseer-Manier absolviert. Zum Glück hatten wir damals noch keine Videokamera ....


T.H.: Welche Gruppen können als Haupteinflüsse von Firestorm genannt werden?




David: Tjaaaaaaa, da gibt es sehr viele und außerdem von Musiker zu Musiker temporär verschieden: Martin (Drums) ist da ziemlich wechselhaft – METALLICA, SLIPKNOT, KORN, aber auch Sachen wie MEAT LOAF und WHEATUS sagen ihm ziemlich zu. Beate (Gitarre) steht sehr auf 80er Rock/Metal mit weiblichen Vocals a’la DORO, VIXEN, WITNESS usw. Daniel’s (Bass) Alltime-Faves sind vor allem KISS (hat alle (!) CD’s!), MARILYN MANSON, in letzter Zeit aber auch vor allem TOOL, ORGY und RAMMSTEIN. Und meiner Wenigkeit hört eigentlich überall mit – mag aber vor allem Bands wie DARE, JADED HEART, KANE ROBERTS – und bin einer der großen Neider von DESMOND CHILD! In Summe ergibt sich dann irgendwie die Musik von FIRESTORM, die dann aber komischerweise immer irgendwie härter ist, als die Sachen, die wir uns anhören!?


T.H.: Ihr seid ja eine ziemlich engagierte Band. Ist es für eine Formation wie die Eure nicht besonders schwer sich durchzusetzen, da es (meiner Meinung nach) nicht sonderlich viele musikalisch vergleichbare Bands bzw. gar einen Markt in Austria gibt? Zudem ist Eurer Sound nicht gerade als topmodern anzusehen, so dass beispielsweise New-Metal-Freaks kaum an Eurer Musik Gefallen finden werden. Wie seht Ihr Eure Chancen in Österreich bzw. im Ausland ein wenig durchzustarten?


David: Das ist eine Frage, die mir ziemlich oft gestellt wird und ich mir auch sehr oft stelle. Soweit ich weiß, gibt es keine Band in Österreich, die ähnliche Musik praktiziert wie FIRESTORM. Einerseits ein Riesennachteil, da wir fernab vom derzeitigen Trend unser Unwesen treiben. Dies kann natürlich genausogut ein Vorteil sein. Im Endeffekt ist es doch einzig und alleine die Promotion, die darüber entscheidet, wie erfolgreich eine Band egal welcher Musikrichtung ist. Nehmen wir als aktuelles Beispiel den momentanen ‚Vorzeigesong‘ schlechthin – nämlich den von den GORILLAZ (spielt es übrigens immer bei der OPEL Werbung). – Musikalisch ein total unspektakulärer Song – (meiner Meinung nach) schlechte Vocals – alles in allem eigentlich ziemlich miese Nummer – aber durch das dauernde Wiederhören geht sogar mir dieser verdammte Song nicht mehr aus dem Kopf und ich hab mich sogar schon dabei erwischt, wie ich die Melodie so vor mich hingepfiffen hab‘ – hat mich verdammt geärgert! Ich denke mal, wenn ein x-beliebiger Song einer x-beliebigen österreichischen Band genauso vermarktet und promotet wird wie der der GORILLAZ, wird auch der ein Hit. Und da sind wir beim eigentlichen „österreichischen“ Problem: Die österreichische Großmedienlandschaft hat kein Interesse an heimischen Musikern! Und da ist es ziemlich egal, welche Musik man macht – weil wir alle im selben Boot sitzen! Und im Ausland werden wir ja auch teils als „Ösis“ belächelt – wer will schon Bands, die nicht einmal zuhause Anerkennung finden??? Hat schon mal wer die tschechischen Videocharts geguckt? Ich war sehr erstaunt, als ich da mal reinschaute und in den Top 10 neben ca. 5 (!) tschechischen Bands aller Stilistiken auch JUDAS PRIESTs „Burn in Hell“, „Crazy Nights“ von KISS usw. entdeckt habe ... warum geht das in Tschechien, aber nicht bei uns??? Und eins kann ich mit 100%iger Sicherheit sagen: An den heimischen Bands liegt das sicher nicht! So macht man sich halt primär daran, mit möglichst vielen Gigs – möglichst viele Leute zu erreichen – und ein paar neue Leute, denen das gefällt, was Du machst, sind eigentlich immer da..


T.H.: Ihr könnt ja mittlerweile auf eine stattliche Anzahl von Livegigs zurückblicken. Wie wurden diese vom Publikum bisher aufgenommen?


David: Das Publikum hat unsere Gigs eigentlich immer sehr gut aufgenommen – es war schon unser erster Gig ein voller Erfolg – hab damals eigentlich das schlimmste befürchtet ... Mittlerweile hat man doch schon eine relativ große Fangemeinde und diverse Schlachtenbummler, die sich bei jedem auswärtigen Gig lautstark bemerkbar machen. Aber auch nach den Gigs werden wir regelmäßig von Leuten angesprochen, denen unsere Show gefallen hat – und schon das alleine ist die ganze Arbeit mehr als wert!!!


T.H.: Außerdem hattet Ihr ja die große Ehre vor einer wahren Metallegende aufzutreten. Die Rede ist natürlich von Ronnie James Dio. Wie kamt Ihr bei den Dio-fans an, oder gab es sogar vom Meister selbst lobende Worte für die Supportband??


David: Ja! Das war vielleicht aufregend! War immerhin erst unser 5.(!) Auftritt überhaupt. Und dann stehst du da auf der Bühne vor einem aus allen Nähten platzendem PLANET MUSIC und siehst eigentlich nur mehr Haare und Augen *hahahaha*. Am Anfang dürfte die Masse doch etwas skeptisch gewesen sein, aber ab der 2. Nummer ist das Publikum voll mitgegangen, hat stellenweise mitgegröhlt (obwohl keiner auch nur einen Song kennen konnte) und uns mit erhobenen Händen lautstark angefeuert. Auch nachher wurden wir von allen möglich Leuten sehr gelobt, obwohl wir eigentlich, im Vergleich zu unseren heutigen Shows, auf dem Video ziemlich ‚steif‘ gewirkt haben müssen – war aber wirklich eine tolle Erfahrung! Natürlich hatten wir im Anschluss auch die Möglichkeit den Meister himself die Hände zu schütteln. Und der war verdammt freundlich und höflich. Hat sich mit uns mehrfach ablichten lassen, uns zum Auftritt gratuliert (obwohl ich denke, dass er sicher nicht mal einen Ton unserer Show mitgekriegt hat – anyway) und hat bei uns ,trotz seiner starken 150 cm Körpergröße, einen großen Eindruck hinterlassen. Eine echte Legende eben – zurecht!


T.H.: Zudem fällt auf, dass FIRESTORM keinen Bandwettbewerb auszulassen scheinen. Neben u.a. der Teilnahme am Yamaha-Band-Contest, konntet Ihr ja beim oberösterreichischen Bandwettbewerb „Make music!“ sogar den Sieg erringen. Wie steht Ihr generell zu Bandwettbewerben? Was könnt Ihr Bands, die bei einem Bandwettbewerben mitmachen wollen, raten, damit sie beim Publikum & der Jury einen guten Eindruck hinterlassen?


David: Bandwettbewerbe sind ein notwendiges Übel, um an Auftritte zu kommen! Wir sehen sie eigentlich nur als normalen Gig. Der Wettbewerbscharakter gefällt uns eigentlich überhaupt nicht. Bands sollten miteinander und nicht gegeneinander spielen. Und Bewertung von Kunst/Musik ist sowieso nicht möglich. Somit sind Bandwettbewerbe immer eine unfaire Sache. Entscheidet eine Jury, so sind mache Bands einfach ‚bekannter‘ oder manche Musikstile einfach bevorzugt unter den Juroren, was sich 100%ig auf deren sehr subjektive Wertung auswirkt – kann man ihnen allerdings auch nicht übel nehmen. Bei Publikumswertungen packt man halt alles ein was 2 Füße hat und den Bandnamen richtig schreiben kann. Ist also mindestens genauso unfair. Aber anders geht’s halt nicht – ist auch irgendwie klar. Der riesige Vorteil, den solche Veranstaltungen mit sich bringen ist der, dass man mit vielen verschiedenen Bands in Kontakt kommt und sich daraus teils dicke Freundschaften entwickeln. Tipps kann man eigentlich keine geben. Vielleicht den einen: Bleib Deiner Musik treu und zieh Dein Ding durch – egal wie Du abschneidest! Und vor allem dieser: Als Sieger leben kann jeder, aber nicht als Verlierer – da kann man wahre Charaktergröße beweisen – ist eine sehr wertvolle Erfahrung (hat uns auch nicht geschadet!) Ansonsten sollte man sich auf Wertungen nicht zu viel einbilden/zu ernst nehmen und nach folgendem Motto leben: One time you win – one time you lose!


T.H.: Ihr absolviert ja öfters auch Gigs in Eurem Heimatort Laa/Thaya.(Ort im Norden von Niederösterreich.) Könnt Ihr dort auf eine größere Fangemeinde zählen, oder tut ihr Euch vor einem auswärtigen Publikum leichter, das die einzelnen Bandmembers nicht persönlich kennt? (Sprichwort: „Der Prophet zählt im eigenen Land nichts.“)


David: Wir spielen ca. ein bis maximal 2 mal im Jahr in LAA. Obwohl es viel mehr Veranstaltungen in unserer Richtung gibt, werden wir sehr oft nicht eingeladen und scheinbar nicht akzeptiert. In unserer Gegend ist die Punk Szene und deren Ableger sehr stark vertreten – also nicht wirklich Platz für eine Band wie FIRESTORM. Wenn wir dann beim jährlichen WAKE UP die Möglichkeit eines Auftrittes haben, ist dann schon der Bär los *ggg*. Es macht wirklich verdammt viel Spaß, vor einem Haufen Freunden und Fans zu spielen, die bei deiner Musik wahrlich die Sau rauslassen! Dafür sind wir unseren Supportern unendlich dankbar! Es ist aber auch ein Anreiz auswärts, ohne eigenes Publikum zu spielen. Da sieht man eigentlich erst, was die eigene Musik wirklich wert ist! Eine Erfahrung, die jeder machen sollte!


T.H.: Ihr scheint bei Konzerten eine große Vorliebe für Coverversionen entwickelt zu haben. Eigentlich ist dies ja nicht gerade ungewöhnlich, aber Ihr koppelt bei Konzerten meist zwei Stücke aneinander, die musikalisch nicht gerade zusammen passen dürften. (z.B. :Es wird „Enter Sandman“ von METALLICA gespielt, und mitten im Song steigt Ihr auf ein BACKSTREET BOYS-Stück um.). Ist dies Eure Art von Humor? Gab es auf solche Aktionen auch schon negative Reaktionen? Es könnte ja z.B. sein, dass sich ein METALLICA-Fan riesig freut, dass Ihr eines seiner Lieblingslieder spielt, aber dann eben mitten im Song steigt Ihr auf ein Stück der BSB um, was ihm wahrscheinlich weniger gefallen dürfte.


David: Das mit den gekoppelten Coverversionen ist so ein Faible von uns. Wir machen eigentlich genau das, was ein DJ macht – wir nehmen Parts von anderen Songs und kombinieren sie zu einem neuen Song. Ist irgendwie kreativer als nur eine Nummer zu covern und oft gar nicht so einfach. Das mit den Metal meets Pop-Coverversionen ist für uns immer eine lustige Sache: Man beginnt mit „Number of the Beast“ von IRON MAIDEN – da kommen die Metalfreaks vor an den Bühnenrand und bangen was das Zeug hält – und plötzlich finden sie sich bei „Baby one more time“ von BRITNEY SPEARS wieder und wissen jetzt nicht – sollen wir weiterbangen oder uns mit rotem Gesicht verziehen *hahaha*. Ich muss dann immer lachen – macht wahnsinnigen Spaß das zu beobachten. Sicherlich nehmen uns das manche übel, aber der überwiegende Großteil freut sich immer über diese Experimente und will immer mehr von diesen Covers. Wir sind uns prinzipiell für nichts zu schade und schrecken deshalb auch nicht vor irgendwelchen Pop-Nummern zurück. Meine Devise ist: Man kann aus jedem Song einen guten Metal/Rock Song machen –
auch aus Songs von verhassten Popklonen.!



T.H.: Wie steht Ihr zu österreichischen Metal/Rock-Szene bzw. zur hiesigen Medienlandschaft?


David: Die österreichische Metal/Rock Szene ist eine sehr facettenreiche Szene. Es gibt sehr viele wirklich talentierte Bands im Underground, die sich sicher mehr verdient hätten, als sich auf kleinen Dorffestgigs für ein Paar Frankfurter und ein Bier, den Arsch abzuspielen. Macht einen schon irgendwie nachdenklich ... Wir sind mit sehr vielen Bands in freundschaftlichem Kontakt und ich denke, dass der Großteil der ‚Szene‘ (wenn es eine gesamtheitliche überhaupt gibt) aus wirklich guten Leuten, die sich gegenseitig unter die Arme greifen, besteht. Was wir jedoch auch feststellen mussten, ist die Tatsache, dass Österreich auch ein Land der Neider und Nörgler ist. Wer sich ein bisschen in den Foren diverser Magazine und Veranstalterhomepages herumtreibt, weiß, was ich meine. Anstatt sich gegenseitig zu unterstützen, gehen da Kleinkriege vor sich und wird alles boykottiert, was gewissen Leuten nicht 100%ig in den Kakao passt. Aber ich hoffe, dass es sich dabei um eine lautstarke Minderheit handelt – schaut dann mal jemand aus dem Ausland in diesen Foren vorbei, kommt der sicher auf den Schluss – ‚Die spinnen die Ösis‘ – und den Stempel kriegt dann die ganze Szene aufgedrückt. Die Medienlandschaft ist auf der ersten Ebene unter aller Sau (Entschuldigung für den Ausdruck)! Ich glaube zum Thema Ö3, ORF usw. brauche ich mich hier nicht extra äußern. 2 Stufen darunter sieht die Sache schon erheblich besser aus. Es gibt ein paar verdammt coole Undergroundmagazine in Form von Printmedien, als auch in webpräsentem Outfit. Ich denke, dass diese Untergrundmedien eine sehr wichtige Rolle spielen – nicht nur im informativen Sinne – sondern auch als Knotenpunkte der Szene, die einen gewissen Zusammenhalt gewährleisten und gleichermaßen auch eine ideologische Stützfunktion einnehmen (wozu spielt man live und verkauft CD’s wenn keiner zusieht und hinhört?) Veranstaltungstechnisch gibt es im österreichischen Underground derzeit meiner Meinung nach 3 große Strömungen: HARDCORE, PUNK und DEATH/BLACK METAL. Viele Veranstaltungen haben eine der 3 Richtungen zum Thema, und da ist nicht viel Platz für Bands aus der Metal/Rock Szene. Für die einen bist du zu ’hart‘ für die anderen zu ‚soft‘. Aber ich denke, es ist auch natürlich, dass man sich selbst immer im Nachteil sieht. Leute aus den anderen Musikgenres sagen da jetzt sicher: ‚Es gibt eh genug Metal/Rock Events aber viel zu wenig Hardcore/Punk/...‘ Würde mich aber freuen, wenn’s ein paar mehr Veranstaltungen geben würde, wo alle Stile ihre Daseinsberechtigungen haben. Ist glaub‘ ich auch momentan die einzige Möglichkeit, wirklich Leute auf einen Gig zu bringen. Hab die Flaute ROCK SHOCK/EARSHOT Festival auch mitbekommen und bin schon betrübt darüber, daß solche Veranstaltungen immer weniger Leute ziehen. Ich drücke den HELL ON EARTH Veranstaltern jetzt schon die Daumen und wünsche Ihnen 10.000 Besucher!


T.H.: Vielen Dank für das Interview! Letzte Worte?


David: Nun, ein paar Sachen liegen mir da schon noch am Herzen: Mich nerven die ewigen Streitereien darüber, was oder welche Musik ‚Underground‘ ist und welche nicht ... Falls es noch niemand bemerkt hat – bist Du in Österreich Musiker – bist Du fast automatisch Underground! Außer Du lässt Dich 3 Monate in ein Gebäude sperren und kutschierst Leute in orangefarbenen Autos durch Wien (vereinzelte Ausnahmen bestätigen die Regel!). Wir sitzen alle im selben Boot egal ob HARDCORE, METAL, ROCK, PUNK, BLACK, DEATH, GOTHIC und wie sie alle heißen. Umso mehr sich die Szene in immer kleinere Sparten aufgliedert, desto schwächer wird die eigentliche Lobby der Musikschaffenden und somit unsere Position im Land. Wir sollten alle am selben Strang ziehen und unsere Musik dorthin bringen, wo sie hingehört – ins Radio und vor allem zu den Menschen. Kleine vereinzelte Gruppen können das nie erreichen! Vielen Dank für das Interview, Thomas. Rock’n Roll forever!



www.thefirestorm.com/

Thomas Hutterer





www.thefirestorm.com

Autor: Hutti

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Beitrag vom 11.07.2001
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