Interview mit IN LEGEND - das schulde ich der Kunst


IN LEGEND ist nicht nur eine überaus interessante Band des VAN CANTO-Drummers Bastian Emig, sondern auch eine richtig geile. Mit seinem Metal auf dem Piano konnte er mich auf der ersten EP "Pandemonium" schon überaus begeistern. Wie kommt man auf so eine einzigartige Idee? Ich habe nachgefragt:


Hi Basti, was läuft gerade bei dir dieser Tage?


Hallo Max – ne Menge möchte ich sagen: Van Canto spielen viele Gigs, und In Legend bereiten ihr erstes komplettes Studioalbum vor – zwischenzeitlich huldige ich dem Sommer und pflege meine Botanik. Alles gut soweit.




Du kamst kürzlich aus dem Nichts mit IN LEGEND. Erzähl doch kurz was dahinter steckt, für die Leute, die dich bzw. IN LEGEND noch nicht kennen.


All right – Bei IN LEGEND steht ganz klar das Piano anstelle der sonst so üblichen Gitarre im Mittelpunkt des Geschehens – im Vordergrund allerdings stehen die Songs – wer sich beidem zugetan fühlt – Piano und nette Lieder: Herzlich willkommen! :-)


Wer sind deine Mitstreiter?


Das ist zum einen der Daniel Wicke am Bass (the bass cyclone) und der Dennis Otto an den Drums (the drumming tornado) – beides Naturgewalten für sich. Das perfekte Tag Team.



Würdest du IN LEGEND als Band bezeichnen oder eher als Projekt?


IN LEGEND ist definitiv eine ernst zu nehmende Band, die sich selbst zwar nicht ganz so ernst nimmt, aber mit Herzblut bei der Sache ist.



Wie sieht dein musikalischer Werdegang aus?


Mein musikalischer Werdegang? Hm… Musik hören... zumindest war jetzt keine klassische Musikschule Teil dieses Weges – da ich in Afrika groß geworden bin, liegt es auf der Hand, dass ich dort mit der Trommel in Berührung gekommen bin und sie seitdem nicht mehr losgelassen habe – Klavier habe ich mir ab dem Moment, wo wir wieder in Deutschland waren eher selbst beigebracht – Noten liegen mir nicht wirklich, da ist bei mir stets das Gehör entscheidend gewesen… Irgendwie habe ich auch nicht wirklich Zugang zu Dingen, die jemand anderes sich bereits hat einfallen lassen – da will ich dann lieber eigene Wege gehen.



Wie kamst du auf die Idee diese Band ins Leben zu rufen? Man möchte meinen, dass du bei VAN CANTO unterfordert bist oder dich nicht entfalten kannst, wenn du hinter 5 Sängern am Schlagzeug sitzt und selber doch ein talentierter Fronter bist.


Falsch ist der Schluss zu glauben, dass das außergewöhnliche Konzept von VAN CANTO zu dem nicht minder außergewöhnlichen Konzept von IN LEGEND geführt hätte – tatsächlich machen der Stef (Stefan Schmidt - VAN CANTO) und ich schon viel zu lange gemeinsam Musik, um da noch die Henne vom Ei unterscheiden zu können. Viel entscheidender ist eher der Umstand, dass ich ein ganz miserabler Gitarist bin, aber stets mitkomponiert habe – da hat sich dann auf dem Klavier ein Stil eingeschlichen, der auch irgendwann zu konkreten Kompositionen geführt hat – Bei IN LEGEND stehen, wie auch bei VAN CANTO vor allem die Songs und nicht ihre Umsetzung im Vordergrund.



Welches Piano verwendest du für IN LEGEND? Und soweit ich weiß verzichtest du komplett auf Effekte. Wird das auch so bleiben?


Das kommt auf die jeweilige Situation an – im Studio, wo es deutlich mehr Möglichkeiten gibt, strebe ich zwar nach einem sehr natürlichen Sound – viele Aspekte eines echten Flügels sind für diese Art von Musik allerdings eher hinderlich, man denke an das Resonanzverhalten dieses großen Klangkörpers und die schnellen Läufe im Bassbereich, die ja auch mit einem gewissen Attack versehen sein müssen, weil Gitarre ist ja nicht...

Live ist es deutlich schwieriger, da es einfach noch keine richtig guten Synths gibt, die nen Laptop auf der Bühne ersetzen könnten – Im Jazz oder klassischen Bereich gibt’s wirklich großartige elektronische Möglichkeiten – im härteren Sektor wird die Luft dünn, aber vielleicht können wir da ja wegbereitend zur Tat schreiten.




Mit „Pandemonium“ hast du meines Erachtens ein überaus starkes erstes Lebenszeichen von dir gegeben. Wie sind die weiteren Reaktionen bisher?


Schön, dass es Dir gefällt! "Pandemonium" vereint halt schon mal ne Menge in sich. Zum einen bekommt man eine erste Ahnung, was die Kerle da mit dem Klavier anstellen, zum anderen bohrt er sich – so hoffen wir – tief in die Gehörgänge und nistet sich da erstmal ein. Die Reaktionen sind zunächst durchweg positiv. Klar gibt’s immer welche, die uns als Hochverrat an ihrem Musikverständnis verstehen, aber sie danken es uns indem sie das auch verkünden – damit bleibt man auch im Gespräch :-)



Das Teil wurde in Eigenregie aufgenommen, aber mit höchster Qualität in Sachen Aufmachung und Sound. Auch das Video ist sehr professionell. Sieht so aus, als ob du wirklich viel Energie und Geld in die Sache gesteckt hast und demnach dir sehr viel davon erhoffst…


Ja, das ist sicher richtig – Ich schulde das zunächst auch der Kunst, der ich nachgehe. Wenn ich eine Idee habe, deren Umsetzung ich mir und der Welt schenken möchte, dann doch auch in einwandfreiem Gewand. Dass das ne Menge Zeit und Geld kostet, ist zwar Teil des Deals, wir machen aber auch keinen Hehl daraus zu sagen: Dir gefällt unser Kram? Dann gib uns was zurück – Zeit kann mir keiner schenken, aber wenn dir die Musik ein paar Kröten wert ist, dann spende uns doch n bissl was – immerhin gibt’s unsere EP bislang auch für umme und zum Download auf www.inlegend.de
Allerdings ist die Mucke, die ich mache keineswegs von der Motivation getrieben unbedingt etwas davon zurückbekommen zu müssen, außer den Moment, wo man eben musiziert. Ich habe ja auch nicht als Kind angefangen zu trommeln, weil ich mir mit 5 Jahren ausgerechnet habe, dass ich hier einer zukünftig lohnenswerten Fähigkeit nachgehe, sondern weil ich Bock drauf hatte. Da ist es immer lustig, wenn Leute die dämliche Frage stellen, ob man von seiner Musik „SCHON“ leben könne. Was für ein Bullshit – man lebt hoffentlich „FÜR“ sie und das schon das ganze Leben.




Wie sieht es mit Label-Anfragen aus. Stürzen diese sich schon auf dich oder sind diese bei deiner ausgefallenen Art von Musik noch etwas zögerlich oder gar skeptisch?


Wir haben 2009 zwölf lange Monate mit nem Major-Label verhandelt. Danach waren wir 6 Wochen unter Vertrag, um uns dann umgehend wieder zu trennen. Das Lehrgeld, dass ich in dieser Zeit gezahlt habe, werde ich selbst mit 20 Mio. verkauften Platten nicht mehr reinbekommen. Das war die größte Zen-Übung meines Lebens. Es besteht nach wie vor immenses Interesse aus der Plattenindustrie, aber der Satz, der in unserer EP steht, ist durchaus wörtlich zu nehmen. Wer jetzt wissen möchte was da steht, darf sie sich gerne unter legends@inlegend.de bestellen :-)

Im Moment sind wir aber ein hervorragendes Team, neben der Band bestehend aus der Lisa, dem Robert und dem René, das sich zum Ziel gesetzt hat, dass gut Mucke auch Gehör finden muss – Selber machen lautet die Devise!




Du hast auch schon ein volles Album angekündigt. Gibt es dazu schon mehr Infos?


Yeah – das Album wird im September fertig gestellt, ist sehr abwechslungsreich und wird jut rocken! Ich denke es wird die Extreme, was mit einem Piano alles möglich ist, verdeutlichen, wird aber auch die schönen und harmonischen Elemente nicht vernachlässigen.



Mit VAN CANTO habt ihr ja schon oft Klassiker neuinterpretiert. Ich denke, dass dies auch bei IN LEGEND eine interessante Sache wäre. Wäre es eine Option für dich Metal Klassiker in Piano Metal umzuwandeln oder gibt es da vielleicht sogar schon Ideen?


Mit dem Ausdruck „Piano Metal“ tu ich mich zwar eher schwer, (hier gebe ich all den Spöttern, dass es „gay“ klingt gerne recht), allerdings ist der Fahnenmast, was mit dem Piano so alles möglich ist, noch lange nicht erreicht. Zum einen bin ich voller Musik, die will erstmal raus – zum anderen gibt’s tatsächlich Ideen in die von dir angesprochene Richtung – Metal-Klassiker stehen da allerdings nicht wirklich auf dem Programm – aber durchaus Hörenswertes. Bei VAN CANTO waren die Cover allerdings von bedeutenderer Wichtigkeit, da hier das Hörerlebnis ein ganz anderes ist: Das menschliche Gehör richtet sich stets nach dem ihm Bekannten: Wenn aus welchem Lärm auch immer plötzlich ne Stimme ertönt, wird diese eher wahrgenommen, als der 27. Blechbläser aus dem Orchestergraben hinten links. Da nun aber (bis auf die Drums) ausschließlich Stimmen hörbar sind, die Instrumente interpretieren und dazu zusätzlich noch Lead-Vocals existieren, muss sich das Ohr erstmal neu orientieren. Da macht dann ein Cover Sinn, einen Song also, den man schon kennt und nicht noch ne zusätzliche Neuinformation zu dem Wirrwarr ist. Boah klingt das hier analytisch… Rock’n’Roll!!!



Apropos VAN CANTO: was gibt es Neues von der A-Capella Front?


Naja, die letzte Platte ist ja noch gar nicht so alt – wir spielen dieses Jahr ne Menge Festivals, Höhepunkt wird sicherlich der gemeinsame Auftritt mit GRAVE DIGGER auf dem Wacken sein und dann natürlich die BLIND GUARDIAN Tour im Oktober, die wir vereinzelt begleiten werden. Im Winter wird’s dann wieder ne gemeinsame Tour mit IN LEGEND geben – das wird großartig!



„Tribe Of Force“ ist ja wieder sehr gut angenommen worden und ihr habt den Skeptikern gezeigt, dass diese Art von Musik auch längerfristig Erfolg haben kann. Wie fühlt ihr euch damit?


Joa – Skeptiker gibt’s ja immer aber deren Wohlwollen oder Missmut sind nun wirklich nicht entscheidend, wie ich mich auf der Bühne fühle. Vor kurzem haben wir in Italien auf dem Gods Of Metal gespielt und die Reaktionen waren fantastisch. Dann spazier ich durch Turin, erfreu mich an der Atmo, hab nen coolen Gig und bin glücklich, dass ich mit selbst gemachter Musik nach und nach die Welt erkunden darf – What the fuck interessieren mich da Skeptiker?
Traurige Bewunderung empfinde ich allerdings immer wieder für Leute, die mehr Energie aufbringen die Kunst anderer verreißen zu müssen, anstatt selbst etwas Nachhaltiges auf die Beine zu stellen. Aber das muss jeder mit sich selbst ausmachen.




Wie sieht es mit Live-Aktivitäten von IN LEGEND aus? Du hattest ja schon ein paar Auftritte im Vorprogramm deiner Hauptband als eine Art Überraschungsgast. Wie waren da die Reaktionen?


Also die Gigs waren wirklich durch die Bank ausgezeichnet – wir hatten Spaß, die Leute hatten Spaß und wir haben Gas gegeben. Es war natürlich auch für uns interessant zu sehen, inwiefern die Mucke ankommt, aber da ist das VAN CANTO Publikum ein sehr dankbares, ist es doch zunächst mal neuen Musikstilen recht offen gegenüber.

Der Daniel ist rein optisch allein schon ein kleines Metalkonzert für sich und Dennis ist wohl der einzige Drummer, den ich mir neben mir auf der Bühne vorstellen könnte. Was die Präsenz betrifft sind wir ja noch eine recht „junge“ Band, uns gibt’s ja sozusagen erst seit April diesen Jahres. Daher steckt gerade unheimlich viel Energie im Online-Auftritt, dem Recorden, aber natürlich auch im Booking. Im Winter wird’s allerspätestens wieder auf die Bretter gehen, hoffentlich kommt im Herbst noch was dazu – Nächstes Jahr, wenn auch das Album bereits zu haben ist, wird’s dann richtig schön auf Tour gehen.




Danke für deine Zeit. Ich hoffe wir treffen uns bald mal wieder bei einem Gig und bin schon gespannt aufs Album. Die letzten Worte gehören natürlich dir.


Ja – was soll ich sagen – wir freuen uns über jeden aufgeschlossenen Musikliebhaber und –liebhaberin, die Bock auf energetische Musik haben, die hier und da auch mal unter die Haut geht und laden Euch alle ein uns zunächst einmal auf unserer Homepage, zum Beispiel im Forum (www.inlegend.de/forum/) zu treffen – oder aber vor der Bühne. Näheres gibt’s auch dazu auf www.inlegend.de zu finden!

www.inlegend.de

Autor: maxomer

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Beitrag vom 12.07.2010
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