Interview mit Kaltenbach Open Air - Einfach eine geile Metal-Party


Ein weiteres Kaltenbach Open Air steht unmittelbar vor der Tür. Dieses Mal wieder am alten Gelände, doch wie jedes Jahr mit einer Menge an Geheimtipps im Repertoire. Veranstallter Spiwi beantwortet uns als Auftakt noch ein paar Fragen.

Mittlerweile sind's nur noch weniger als vier Wochen bis zum Kaltenbach Open Air! Wie weit seid ihr mit dem Organisieren?


Hallo, der größte Teil der organisatorischen Vorbereitungen ist zwar abgeschlossen, aber natürlich gibt es noch einige Details wie Geländeplan, Info-Sheet, etc. auszuarbeiten und auch noch die genauen Daten der Infrastruktur vor Ort vorzubereiten. Aber bis auf wenige Neuerungen läuft alles wie gewohnt ab, und wir sind auf jeden Fall im Zeitplan. Einige Tage vor dem Festival beginnt dann natürlich der Aufbau vor Ort, welcher, bis alles dort steht wo es auch hin soll, in etwa 3-4 Tage in Anspruch nimmt.




Organisiert ihr in der Regel bis zum letzten Tag vor dem Festival, oder habt ihr da immer eine gewisse Knautschzone, in der ihr schon alles fertig habt?


Im Prinzip organisiert man schon bis zum letzten Tag, da man gewisse Faktoren und auch kleinere unerwartete Probleme nicht ganz ausschließen kann, aber mit etwas Improvisationsgeschick lässt sich eigentlich fast immer alles wieder auf die Reihe kriegen. Der Aufbau vor Ort muss ja schließlich auch organisiert werden, und auch während der Veranstaltung ist man mit dem Organisieren nie ganz fertig.



Letztes Jahr hat euch ja das Wetter einen ziemlichen Strich durch die Rechnung gemacht. Diesbezüglich hoffen wir natürlich das Beste für heuer! Wie sehr versucht ihr bei der Organisation den Faktor Wetter mit einzubeziehen?


Ja, letztes Jahr hat es uns wettertechnisch ganz schlimm erwischt, und einiges ist wirklich im wahrsten Sinne des Wortes aus den Ufern gelaufen. Natürlich plant man in dieser Region immer mit etwas Schlechtwetter, aber mit so einem Dauererguss konnten auch wir nicht rechnen. So kam es leider dazu, dass wir einige Parkflächen verloren, die Stromversorgung manchmal zusammen brach und natürlich auch das Gelände, sowie die Camping-Areale stark in Mitleidenschaft gezogen wurden. Da es dann auch noch aufgrund der Unwetter in der ganzen Region Mürz zu Versorgungsengpässen bei diversen bestellten Materialien kam, mussten wir einfach auf Absicherung der Grundversorgung umstellen, und konnten die eigentlich geplanten Schlechtwettermaßnahmen nicht mehr durchführen. Aber aus Vergangenem wird man in den meisten Fällen klug, und wir hoffen heuer besser auf solche Situationen vorbereitet zu sein.



Das KOA 2010 findet diesmal wieder in der neuen/alten Location, dem Kaltenbachgraben statt. War euch die Location des Vorjahres dann doch zu sumpfig oder was war der Beweggrund für den erneuten Wechsel?


Ja, aufgrund der letztjährigen Wetterlage, und solche Wetterkapriolen kann man grundsätzlich nie ausschließen, wäre es einfach aus sicherheitstechnischen Gründen unverantwortlich gewesen auf diesem Gelände nochmal eine Veranstaltung durchzuführen. Daher nahmen wir im Spätsommer letzten Jahres wieder die Verhandlungen mit den Behörden auf, um eine Rückkehr in den Kaltenbachgraben endlich wieder unter Dach und Fach zu bringen. Es war ja nicht so, dass wir diesen letztjährigen Geländewechsel freiwillig vollzogen haben, aber gewisse Auflagen zwangen uns einfach zu dieser Maßnahme. Aber dies ist Schnee von gestern, und schlussendlich konnten wir die Verhandlungen für 2010 zu einem positivem Abschluss bringen, wenngleich es uns die Auflagen der Behörden auch heuer nicht unbedingt leichter machen.




In einigen Interviews habt ihr bereits die zähen Verhandlungen bezüglich des Kaltenbachgrabens erwähnt. Was war hier wem ein Dorn im Auge?


Na ja, aufgrund der anwachsenden Besucherzahlen mehrten sich die Beschwerden der Anrainer bezüglich Lärm- und Schmutzbelästigung, und von daher waren die Behörden gezwungen auf diese Zwischenrufe zu reagieren, und uns auch dementsprechende Auflagen vorzusetzen. Ab einem gewissen Punkt verhärteten sich dann einfach die Fronten bei gewissen Verhandlungsgegenübern und so zog sich das Ganze ziemlich in die Länge und 2009 konnten wir uns eben überhaupt nicht einigen. Aber mit der Zeit wird man dann doch etwas klüger und auch kompromissbereiter und so verliefen die Gespräche für 2010 zwar etwas zäh, aber das Endergebnis war für uns tragbar und so kehren wir heuer eben in den Kaltenbachgraben zurück.



Stichwort: Wirtschaftskrise. Überall hört man von zurückgehenden Verkaufszahlen. Merkt man da auch Auswirkungen bei einem so etablierten Festival wie dem KOA?


Hm, ob wirklich die vielzitierte Wirtschaftskrise schuld an den schwindenden Vorverkaufszahlen bei Festivals oder anderen Veranstaltungen ist, möchte ich jetzt nicht unbedingt unterstreichen, da es hierfür sicher mehrere Faktoren gibt, aber im Gegensatz dazu sind noch immer viele Leute dazu bereit für nur eine Band oder einen Künstler knapp 100 EUR hinzublättern, und auch Veranstaltungen wie das Nova Rock können wohl nicht wirklich über Zuschauerschwund klagen. Wir selbst liegen vorverkaufstechnisch im grünen Bereich, aber wir werden sehen, wie sich der Vorverkauf in den letzten Wochen vor dem Festival noch entwickeln wird.



Wie wichtig ist es für euch "true" zu bleiben? Könntet ihr euch jemals vorstellen, das KOA in einer Größe wie das Metalfest oder gar das Wacken aufzuziehen?


Ich denke nicht, dass die Größe eines Festivals etwas mit „true“ oder „untrue“ zu tun hat. Denn auch ein kleiner Schwanz kann stinken. Es geht wohl eher darum, warum die Leute hinter dem Festival das Ganze machen und ob sie ihre Veranstaltung als Geldmelkmaschine missbrauchen oder den Leuten einfach eine geile Metal-Party bieten wollen. Natürlich hat heutzutage alles seinen Preis, und als Veranstalter kann man gewisse Preisgrenzen nicht mehr unterschreiten, aber man sollte trotzdem fair gegenüber dem Fan bleiben, und wenn man selber noch Fan ist, kann man in etwa abschätzen was zumutbar ist und was nicht. Was ich versprechen kann, ist, dass das KOA definitiv nicht mehr größer werden wird, und wir heuer mit der Limitierung der Tickets auf 1.700 Festivalpässen und jeweils 300 Tageskarten dieser grundsätzlichen Entwicklung des Größerwerdens entgegenwirken und das Festival sogar eher wieder gesund schrumpfen lassen wollen.



Wie siehts mit den Vorverkäufen bis jetzt aus? Wird sich das KOA diesmal mit einem Ausverkauft-Schild schmücken dürfen?


Wie schon erwähnt liegen wir bis dato im Schnitt der letzten beiden Jahre, und natürlich hoffen wir knapp an die 2.000-Marke pro Tag heranzukommen. Aber dies hängt von vielen Faktoren ab, und wir lassen das Ganze jetzt mal auf uns zukommen. Aber alles unter 1.800 Besuchern pro Tag wäre für mich persönlich und für dieses Billing eine wirklich herbe Enttäuschung.



Gibt es eigentlich bei all den Festivals innerhalb Österreichs ein gewisses Konkurrenzdenken untereinander?


Nein, also von unserer Seite mit Sicherheit nicht. Wir haben gesunde Partnerschaften mit einigen anderen Festivals in Österreich, und prinzipiell sitzen wir doch alle im selben Boot. Natürlich versucht man sich bei anderen Veranstaltungen organisatorisch etwas abzuschauen oder Fehler die dort passiert sind zu vermeiden, aber ich wünsche keinem Veranstalter etwas Schlechtes, da ich selber weiß wie es einem geht, wenn so ziemlich alles schief läuft. Und dies ist keine sonderlich einfache und auch spaßige Situation.



Seit 2009 habt ihr den Donnerstag sozusagen als Warm-Up-Tag eingeführt. Diese Idee ist also gut angekommen, weil ihr es heuer auch wieder so handhaben werdet?


Da wir heuer mit Incantation, God Dethroned und Suicidal Angels sicher sehr gute Donnerstags-Headliner an der Angel haben, möchte ich den Donnerstag eigentlich nicht unbedingt als Warm-Up-Tag verstanden wissen, sondern eher als vollwertigen Festivaltag, der von den Besuchern gratis besucht werden kann. Mit dieser Aktion wollen wir uns einfach mal bei den Fans für ihre Treue in den letzten Jahren bedanken, und ich denke, dass dies auch von den Fans gut angenommen wird.



Gibt es eine Art "Traum-Headliner" bei euch im Team, den ihr unbedingt mal am KOA spielen lassen wollt?


Hm, natürlich gibt es schon einige Bands, welche ich mir noch gut am KOA vorstellen könnte, aber zumeist sind diese unbezahlbar oder finden das KOA auch zu wenig interessant. Aber mal schauen, wenn wir in den nächsten Jahren noch so für einen Slot auf dem KOA begeistern können.



Wie wichtig ist es für euch Veranstalter lokale bzw. österreichische Bands zu unterstützen und durch Auftritte am KOA zu fördern?


Na ja, ich denke die Anzahl an lokalen Bands spricht hier wohl für sich. Natürlich hätten wir auch die Möglichkeit das KOA mit drittklassigen Bands aus anderen Ländern zu füllen, aber dies entspricht einfach nicht unserer Denkweise und uns ist es einfach wichtig auch viele österreichische Bands auf unserem Billing zu haben. Da ich selber weiß, wie schwer es heutzutage ist auf Open-Air-Veranstaltungen oder Festivals spielen zu können, ist es nur legitim österreichische Bands in dieser Form zu unterstützen.



Danke für das Interview! Wir wünschen euch auf alle Fälle noch eine möglichst stressfreie Zeit bis zum KOA, man sieht sich dort!


Ich habe für eure Unterstützung zu danken, und bis bald auf dem KOA 2010!!!


www.kaltenbach-openair.at

Autor: Doano

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Beitrag vom 27.06.2010
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