Interview mit HELLOWEEN - entwaffneter Kürbis zum 25er


Der Kürbis wird 25 und wir gratulieren. HELLOWEEN lassen sich aber nicht beschenken, sondern schenken. Naja nicht ganz, denn die Fans müssen natürlich trotzdem für das aktuelle Best-Of der besonderen Art "Unarmed - Best Of 25th Anniversary in die Tasche greifen. Klassiker wurden neu aufgelegt und eingespielt, auf teilweise sehr unkonventionelle Art, was auch auf Proteste stieß. Warum sich die Hamburger Kürbisköpfe dazu entschieden haben und was dabei rausgekommen ist, erzählt Bassist und HELLOWEEN Urgestein Markus Großkopf:


Ja Hallo, ist das Interview hier jetzt live oder kann ich eh „scheiße“ sagen? (lacht)


Hi Markus, nein wir sind nicht live, also darfst gerne „scheiße“ sagen.


Sehr gut...


Wie läuft es gerade bei dir?


Ja gut! Wir bereiten uns gerade auf die nächste richtige Scheibe vor.


Gibt es schon erste Ergebnisse? Kann man schon was sagen?


Gibt es, aber sagen kann man eigentlich noch nichts, bis wir das alles zusammen erarbeitet haben. Es ist immer noch sehr roh. Die Rohfassung sagt natürlich schon etwas aus, aber das müssen wir erst noch richtig „verhelloweenieren“. (lacht)


Wie kam es zu dieser außergewöhnlichen Best-Of Scheibe „Unarmed“?


Das 25-jährige Jubiläum stand vor der Tür und da überlegeten wir, was wir denn machen könnten. Etwas zu remixen oder so, das war uns dann ein bisschen zu langweilig und auch zu einfach. Da setzt du wen hin, der einen Remix macht und dann am Ende hast du doch nix großartig Neues. So haben wir uns einfach etwas reingekniet und Material abgeliefert, das es so von uns noch nicht gegeben hat. Von daher, steckt die Idee dahinter, für uns etwas Neuartiges zu machen.


Das bringt mich gleich zur nächsten Frage. Ihr habt etwas, was es bei euch noch nicht gab gemacht und es ist etwas Außergewöhnliches dabei rausgekommen. Es gab da natürlich gemischte Reaktionen. Habt ihr das so erwartet?


Ja natürlich, das ist immer so, wenn wir etwas machen. Wir haben ja auch auf den regulären Alben immer ein paar Ausflüge oder so. Wir hatten immer schon Titel, die irgendwie in eine andere Richtung gehen. Andi macht ja auch manchmal ein paar kommerzielle Dinge. Wir finden das schon geil, sonst würden wir es ja auch nicht machen, aber andere finden das halt nicht so toll. Das muss uns eigentlich egal sein. Sonst hätten wir uns ja selber limitiert.


Wie habt ihr die Songs für die Umstrukturierung erwählt?


Viele haben sich eigentlich schon selber angeboten. Einige haben wir gemacht, weil es in der Vergangenheit so unsere kleinen Hits waren und so. Auch Sachen, die auch immer im Live Programm sind.


Wie kommt man eigentlich als Power Metal Formation auf die Idee seine Klassiker in Pop-, Ska-, oder Loungeversionen zu verwandeln?


(lacht) Weiß ich nicht… Wir haben ja auch Leute dabei gehabt, die uns beim Arrangieren unterstützt haben, denn wenn du 20 Jahre lang einen Song spielst, ist es schwer von dieser normalen Struktur wegzukommen, auch wenn du eine Akustikgitarre dazu nimmst. Darum haben wir Leute zur Hilfe genommen, die uns auf andere Ideen gebracht haben und eigentlich gar nicht aus dem Metal Bereich kommen. So haben wir da Sachen reingepackt, auf die wir so vielleicht gar nicht gekommen wären. Als das Grundgerüst stand, hatte natürlich auch jeder seine Ideen dazu, nur muss man da erst mal drauf kommen.


Ihr seid ja fünf individuelle Personen mit sicherlich verschiedenen Geschmäckern. Gab es irgendwo Uneinigkeiten?


Nicht unbedingt. Jeder hat da schon seinen Kram hinzugegeben. Wenn Sascha jetzt ein Solo spielt, dann ist es ja auch Sascha und wenn Weiki was auf der Gitarre macht, dann ist es ja sein Spiel und das, was ihm am Herzen liegt oder so.


Sehr lustig fand ich den Kinderchor bei „I Want Out“. Wie kam die Idee und wer sind die Kids?


Hehe… die Kids sind irgendwo aus der Karlsruher Schule, wo Andi auch irgendwann gewesen ist. So kam dann die Verbindung, was irgendwie ganz witzig ist. Die Idee selber, weiß ich gar nicht, wo die hergekommen ist, aber als ich das gehört habe, dachte ich, dass das ziemlich gut zu uns passt. Weil die Leute eh schon immer oder oftmals „HELLOWEEN mit ihren Kindermelodien“ gesagt haben, also warum dann nicht mal einen Kinderchor reinprügeln? (lacht)


Wie war die Arbeit mit dem Orchester?


Das war natürlich eine ziemlich geile Sache. Sowas machst du ja wahrscheinlich nur einmal im Leben. Wir sind ins Rudolfinum in Prag gefahren und da war dann so ein 40-Mann Orchester. Da hat sich herausgestellt, dass die natürlich komplett anders als eine Rockband arbeiten. Um 7 Uhr abends haben die knallhart Feierabend. Die bekommen ihre Noten, die spielen das, spielen das gut und dann hauen sie wieder ab… haha.

Aber die haben das vorher nicht gehört und einfach gespielt und wenn wir da jetzt im Saal sitzen und man hört, wie deine Titel von einem riesen Orchester dargeboten werden, dann ist das schon eine ganz geile Sache, was du auch nicht jeden Tag machen kannst. Das war eine super Erfahrung!



Wäre es dann auch mal eine Option, dies in einen regulären Song mit einfließen zu lassen?


Das ist sehr aufwändig. Naja gut, aber wenn wir das mal mischen würden, wer weiß, ob wir das mal machen. Es ist natürlich auch eine Budget-Frage. Wir haben jetzt 22 Minuten mit denen aufgenommen und dafür hatten wir einen Tag Zeit. Für so ein kleines Element ist das natürlich ein riesen Aufwand.


Werden vielleicht irgendwelche dieser alternativen Versionen ins Live-Set finden?


Ich denke mal nicht. Wir haben ein paar Shows bei Media Markt und Saturn gemacht, um das Ganze ein bisschen anzuschieben, mit Autogrammstunde hinten nach. So ein halbes Stündchen haben wir mit leichtem Geschirr die Songs gespielt und waren ganz nah bei den Leuten und so.


Warum wurde „Walls Of Jericho“ außen vor gelassen?


Jo, weiß ich gar nicht. Wir hatten einfach genug andere Titel. Dadurch, dass wir die Songs mit dem Orchester gemacht haben, war schon so viel Platz weg und da gab es einfach noch so viele Sachen, die wir eher machen wollten bzw. sich besser angeboten haben.


Auch live fehlten die Songs ja leider schon länger. Mittlerweile muss man sich ein GAMMA RAY oder STORMWARRIOR Konzert ansehen, um etwas von der „Walls Of Jericho“ zu hören.


(lacht) Ja, kommt darauf an, dafür haben wir letztes Mal wieder mehr von der Keepers gespielt, die wir sonst nicht hatten. „March Of Time“ war schon etwas Besonderes, aber da wird schon noch was kommen.


Welches Album und welcher Song von HELLOWEEN liegen dir besonders am Herzen?


„Eagle Fly Free“ ist eigentlich immer so mein Lieblingssong gewesen. Von den Alben her, also von den Erlebnissen her… Ich habe das alles ja erlebt und sehe und fühle das dann natürlich ganz anders, als die Leute, die unsere Platten hören und kaufen.

Natürlich sind das dann so die ersten Platten. Das hast du noch nie gemacht, da bist du dann erstmals richtig überwältigt und so. Die „Master Of The Rings“ als wir dann wieder zurückgekehrt sind. Als wir uns damals totgesagt haben, kamen wir eben mit der „Masters…“ wieder hoch. Das war natürlich auch eine schöne Erinnerung, die uns gezeigt hat, dass es doch noch geht und man immer mal wieder aufstehen kann, wenn man mal am Boden liegt.



Was bedeutet dir heute der Kürbis noch?


Ich bekomme demnächst wahrscheinlich meine erste Kürbistätowierung nach 25 Jahren. Der Kürbis ist ja in meinem Leben immer präsent gewesen und jetzt wird er bei mir auch unter die Haut gehen.


Ihr wart ja in letzter Zeit, abgesehen von diesen Saturn und Media Markt Auftritten, recht wenig unterwegs. Bahnt sich dann mit dem Album wieder eine riesengroße Tour an?


Ja, wenn die rauskommt. Wir sind, wie gesagt in den Anfangsschritten und schicken uns immer so Sachen hin und her, arbeiten daran, bis wir uns im April irgendwann treffen. Da werden wir das zusammenfassen, ein bisschen proben und in den Aufnahmeprozess reinrutschen. Im Oktober kommt das dann raus und im November machen wir wieder die große Rutsche.


Wie schaut es mit deinem BASSINVADERS Projekt aus? War das eine einmalige Sache oder gibt es da wiedermal was?


Ich weiß es nicht. Wir haben ja jetzt diese Scheibe gemacht und jetzt kommt schon die Neue, da bleibt natürlich nicht viel Zeit und das ist ja auch ein riesen Aufwand. Die ganzen Leute irgendwie an den Start zu bekommen hat fast ein dreiviertel Jahr gedauert. Wenn ich das mache, dann in anderer Form. Ich hab da schon eine Idee, aber mal gucken.


Wie schaust du auf dieses Werk zurück?


Ich find das geil. Es war aber natürlich auch klar, dass sich die Leute nicht gleich drauf stürzen wie auf warme Semmeln oder sowas, denn die Leute wollen natürlich in diesem Genre auch ihre Gitarren hören, aber gut, ich hab die ja auch hier und da schön verzerrt die Bässe. Das war natürlich auch ein Experiment für mich, denn ich wollte sehen, ob das denn funktioniert und ich fand es richtig geil. Man muss es auch als das betrachten, was es ist. Es ist eine Metal Scheibe mit Bässen und es sind auch richtige Songs, ich habe ja nicht jetzt Fusion-mäßige Jazzmusik gemacht, wo ein Basslauf den anderen jagt. Ich finde, es ist mir ganz gelungen.


Magst du noch etwas sagen?


Ach, freut euch einfach auf das neue, reguläre Album.


www.helloween.net

Autor: maxomer

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Beitrag vom 10.04.2010
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