Interview mit GAMMA RAY - ein Cheerz dem Metal


Hi Daniel, wie läufts bei dir?


Ach, bei mir läuft alles prima. Ich bin gerade etwas am Proben, für die Tour, um mich einfach ein bisschen warm zu spielen und einzustimmen. Nächste Woche fahre ich dann nach Hamburg und da proben wir dann zum ersten Mal gemeinsam.



Hast du schon einen großen Interview-Marathon hinter dir, oder ist es noch recht entspannt?


Also Phoner-mäßig ist es noch recht entspannt bei mir, aber das kommt dann die nächsten Wochen bis zur Tour. Ich hab bis jetzt eigentlich nur so Online-Interviews gemacht, weil die anderen recht schreibfaul sind und das schieben sie dann immer zu mir, weil ich da das beste Sitzfleisch habe. (lacht)



Dann ist es mir natürlich eine Ehre, mit dir telefonieren zu dürfen.


Nein, das ist meine Ehre natürlich!



Wie ist das bei dir, so kurz vor einem Albumrelease. Bist du da recht nervös?


Naja, es ist schon irgendwie immer aufregend, immer wieder neu. Man ist immer sehr gespannt, wie die Fans und die Presse reagieren und wie es live dann ankommt. Wir haben auch schon erste, durchwegs positive Reaktionen bekommen und das ist schon immer aufregend und auch das Kribbeln kurz vor der Tour. Man wird aber ruhiger wenn die Tour angelaufen ist und alles läuft.



Wie liefen die Aufnahmen und das Songwriting zu „To The Metal!“?


Wir haben – das machen wir eigentlich immer so – unsere Ideen, die wir so im Kopf haben erst einmal hörbar gemacht und dann haben wir uns im Jänner 2009 im Studio getroffen und jeder hat seine Ideen und Songs, die er schon gehabt hat vorgespielt. Dann haben wir angefangen zu proben und haben viel mit den Songs gearbeitet, viel arrangiert. Uns ist halt immer wichtig, dass diese in der Live-Situation funktionieren und das sieht und hört man am besten im Proberaum. Wir haben uns von Anfang an viel Zeit nehmen wollen und zu versuchen, starke Songs aufs Album zu bringen. Es kann auch passieren, dass einem das Ursprungsresultat gar nicht gefällt, dann macht man was Neues und dann kommt man drauf, dass das erste Arrangement doch das bessere war und so ist man eben am Probieren und das hat dann bis Mai gedauert und dann haben wir mal die ersten Drums aufgenommen.

Bei GAMMA RAY ist dann das eigentlich immer so – da werden nicht für 12 Songs Drums eingespielt, dann kommt der Bass und dann die Gitarren, usw., sondern jeder spielt, wenn er sich gut fühlt und das ist natürlich sehr vorteilhaft. Wenn man sich gut fühlt, dann klingt das nämlich meistens auch gut. So kann man das Beste aus sich heraus holen, also nicht nach der Stech-Uhr, denn man hat mal einen Tag, wo es nicht so gut läuft. Da ist ein eigenes Tonstudio natürlich auch sehr gut. Da rattern dann die Euros auch nicht jeden Tag durch. Die Aufnahmen haben im Endeffekt dann genau ein Jahr, bis Anfang Jänner 2010 gedauert.




Jetzt gleich ein paar Worte des Lobes. Ich habe das Album erst ein paar Tage und bin jetzt schon süchtig. Wie schafft ihr es immer wieder solch frische Alben aufzunehmen und dennoch 100% nach GAMMA RAY zu klingen und zudem noch die Leute mit Unerwartetem zu überraschen?


Danke erstmal – cool! Also ich denke mal, dass die Tatsache, das immer alles nach GAMMA RAY klingt, auch wenn wir etwas anderes Versuchen, dass wir es einfach sind. Wir spielen das Zeug selber ein und jeder ist halt wie er ist und jeder spielt, wie er spielt und das mit Energie und Power. Deswegen klingt es natürlich nach uns. Es ist auch Kai mit seiner charismatischen Stimme, die man gleich heraus hört. Wir sind auch immer offen dafür, ein bisschen was auszuprobieren. Wir haben natürlich unsere schnellen Speed-Hymnen, aber wir gehen auch abseits der gewöhnlichen Songstrukturen. Wenn man „Empathy“ her nimmt, der ist etwas progressiv, aber doch geradlinig. Er ist etwas moderner, eingängig und hat einen Hüpf-Groove, da können die Leute immer springen. Auch bei den Keyboards haben wir mal nicht die Standard Streicher und Chöre genommen, sondern einfach mal andere Sounds.



Wie kam es zustande, dass nach über 15 Jahren der Michi (Kiske [Ex-HELLOWEEN, SUPERSONIC]) wieder einmal mitgesungen hat?



Kai ist ja sowieso immer wieder mal mit ihm in Kontakt und er hatte natürlich auch die Idee schon länger gehabt. Bei „All You Need To Know“ dachten wir uns bei dieser Gesangslinie, dass man da einfach eine andere Stimme hört. Dann haben wir gesagt, dass er doch den Michi fragen soll, ob er das nicht machen möchte. Kai hat ihn dann angerufen und quasi engagiert und er hat sich dann auch nicht lange lumpen lassen und das dann da drauf gezimmert. Seine Stimme passt perfekt auf diesen Melodiebogen.



Auf „No Need To Cry“ hört man auch eine andere Stimme. Wer singt da mit?


Das ist der Dirk (Schlächter[Bass]). Er singt da selber, weil es in der Ballade, die er selbst geschrieben hat, um seinen viel zu früh verstorbenen Vater geht. Er hat dies mit dem Song dann auch verarbeiten und er wollte ein eher schweres und trauriges Gefühl, was für uns schon eine Herausforderung und ich musste mich auch in dieses Drumming einarbeiten.



Dies ist nun euer 10tes Album. Hattet ihr das irgendwo im Hinterkopf oder gab irgendwelchen anderen Druck?


Eigentlich gar nicht. Wir hatten das auch gar nicht wirklich auf dem Zettel und als das mit dem Titel dann kam – „To The Metal“ und so. Ganz einfacher und klar verständlicher Titel und dann sind wir drauf gekommen, dass es eben das 10te Album ist und da haben wir uns gedacht, da könnten wir einfach so ein „Cheerz“ oder „Prosit“ auf den Metal machen. Das ist halt die Musik, die wir lieben, mit der wir groß geworden sind und uns letztendlich auch ernährt.



Zum Cover: Wenn mir im Vorhinein jemand nur erzählt hätte, wie dieses aussehen wird, dann ich diesen wahrscheinlich für verrückt erklärt. Als ich es aber gesehen habe, war ich schlichtweg begeistert. Wie ist es entstanden?


Tja – um ehrlich zu sein. Die Idee hatte unser Grafiker, der Herve (Monjeaud) – Er hat also von uns nur die Vorgabe erhalten: „To The Metal“. Er ist halt immer schon so ein „Fangface“-Fan gewesen. Er hat auch für IRON MAIDEN schon Zeichnung von Eddy und so gemacht. Was eben diese Fratzen angeht, ist er eben sehr kreativ. Jetzt ist es mal so Heavy Metal Band From Hell –mäßig, mit Kai, wie der da aus dem Maul raus kommt.



Und die Special Edition?


Es gib ja noch diese mit den Matchbox-Autos, sag ich immer (lacht). Da hat er dann mit dem Truck, den er von uns noch mitbekommen hat, auch mit diesem Fratzen-Thema umgesetzt. Auch der Motorradfahrer hat so dieses Element mit dem Fangface. Letztendlich hat er das sich dann auch selber so erdacht.
Und dann haben wir noch den Kerl mit dem „Absinth-Rülpser“. (lacht) Das finde ich sehr cool und das wird auch sicher ein T-Shirt Motiv. Das hat wiederrum auch er einfach mal aus der Hand geschüttelt. Das lag dann einfach vor uns und wir waren hellauf begeistert, weil wir damit überhaupt nicht gerechnet haben.




Dieses Cover schreit ja förmlich nach einer Picture-LP. Ist in die Richtung etwas geplant?


Ich bin mir jetzt nicht sicher. Es ist auf jeden Fall ein Vinyl geplant, aber ob das eine Picture ist, weiß ich jetzt gar nicht. Das wäre aber ne gute Sache.



Was erwartet uns an Bonus-Material in diesen Special Editions?


Es gibt auf jeden Fall eine Edition mit einer DVD mit einem Making-Of mit 50Minuten Studio Material und Videoclips. Es gibt auf jeden Fall auch zu jeder Edition ein anderes Cover. Ich blick hier auch nicht mehr durch. Es gibt eine auf jeden Fall mit einem Bonus Song, denn wir haben 12 aufgenommen und 10 auf der regulären CD. Die sind ein bisschen anders.

Der eine heißt „Wannabies“. Den habe ich mal geschrieben und der Titel sagt schon, worum es geht. Um die Möchtegerns, die man so auf Tour trifft. Da ist mir mal in Mexico etwas passiert, was ausschlaggebend war. Da hatten wir eine anstrengede Show und der Sound war scheiße, heiß war es und ich war nach der Show kaputt und wollte, schwitzend wie ein Ochse, in die Garderobe und wollte mich kurz runter bringen. Und nach 5 Minuten fliegt die Tür auf und da kommt so eine Ami, oder was das war herein mit irgend so einem Mädel und stürzt zu mir: „Oh, this was awesome, i am a drummer too“, und will mir da einen erzählen.
Ich dachte mir nur so, wer hat denn den jetzt rein gelassen? Das konnte ich gerade überhaupt nicht brauchen und dann wollte mir der noch erzählen, dass bei dem Song, der und der Break nicht gepasst hat und dann musste ich ihn leider alleine lassen (lacht). Da musste ich dann mal einen Song über solche Leute machen, aber natürlich mit einem Augenzwinkern und so.



Und der zweite Song?


Der ist von Kai und heißt „One Life“. Ist auch ein starker Song mit ähnlichem Rhythmus, wie der von „Empathy. Wir haben eh lange diskutiert, welche Songs nun als Bonus Track genommen wurden. Im Endeffekt hätten wir alle auf die CD nehmen können. Somit gibt es auf jeder Edition was anderes, etwas Neues.



Ist es aber dann nicht so, dass wenn der Fan alles haben möchte, er auch mehrere Editionen kaufen muss?


So ist es. Aber nicht auf unseren Mist gewachsen. Ich denke mal, dass das Label, den Verlust von Downloads usw. wieder wett machen. Letztendlich geht es da immer ums Geld verdienen. Es muss jeder selbst entscheiden, was er kaufen will. Aber es ist sicher nicht so, wie damals bei der Box von Sanctuary, mit den paar Singles und den neuen Covers, die viel zu teuer war. Ein richtig Ripp-Off war das.



Erzähl mi doch bitte noch ein paar Infos zu den weiteren Songs.


Fangen wir mit „Rise“ an. Den habe ich geschrieben. Eine typische Power Metal/Speed Metal Granate mit Doublebass von hinten bis vorne und da geht es um die Tatsache, dass die deutsche Gesellschaft bzw. darüber, dass wenn man die Finanzkrise her nimmt, im Endeffekt immer der kleine Mann die Zeche zahlen und alles ausbaden muss. Der Song ist somit sehr aggressiv, aber wie bei GAMMA RAY üblich, dann im Chorus doch irgendwo Hoffnung

Bei „Empathy“ vom Kai, geht es um ein sehr gesellschaftskritisches Thema. Es geht darum, dass eben Katastrophen und Amokläufe usw. Dann drücken die Politiker und alle ihr Mitgefühl aus und jammern sich einen runter und 2 Tage später ist wieder alles vergessen und es ändert sich nichts. Dann haben sie halt 2 Schlösser auf ihrem Waffenschrank, aber im Endeffekt wird sich nichts ändern.

„Time To Live“ vom Henjo. Man soll sich nicht hängen lassen, träume leben, gut drauf sein und seine persönliche Freiheit ausleben. Der zweite Song von ihm ist „Chasing Shadows“, bei dem es um die Sehnsucht nach besonderen Erlebnissen geht.

„To The Metal“ ist die schwere, stampfende Hymne mit einem Cheerz dem Heavy Metal.




Kommen wir kurz zu FREEDOM CALL. Du bist ausgestiegen. Erzählst du mir etwas zu den Hintergründen?


Ich habe dem Chris (Bay [Sänger]) gesagt, dass ich aufhören will, weil mir einfach die Tourerei zu viel ist. Es gab auch viele Überschneidungen mit GAMMA RAY und da hat der Klaus Sperrling (Ex-PRIMAL FEAR) für mich gespielt. Ich konnte ja auch nicht sagen: „Ich geh auf Tour und ihr bleibt schön zu Hause!“
Ich habe aber gesagt, ich mache das Album noch mit. Das Album war ja schon letzten Jänner aufgenommen, aber wir mussten erst einen neuen Deal finden und deshalb kommt es erst jetzt. Ich werde nicht mehr als festes Mitglied dabei sein. Aber wir sind Freunde, wir sehen uns immer noch und ich stehe auch immer für ihn mit Rat und Tat zur Seite. Es ist nicht so, dass ich mit FREEDOM CALL nichts mehr zu tun haben will und ich helfe auch gerne aus, wenn es mal brennt.




Das wäre dann sowieso auch eine größere Belastung gewesen, auf der gemeinsamen Tour, denke ich mir.



Es war auch die Bedingung von Kai und Dirk, dass ich, wenn FREEDOM CALL auf die Tour mit kommt, dass ich eben nicht spiele. Sie wollen natürlich, dass ich mich auf GAMMA RAY konzentriere. Ich habe damals schon ein paar Einzelschows auf Festivals gespielt. Nachmittag FREEDOM CALL, abends GAMMA RAY, das ging. Ich kann nicht sagen, was auf einer ganzen Tour passieren würde.



Hast du für das Album noch Songs geschrieben oder fehlte dir da auch die Zeit?


Nein, nein, das haben wir noch alles zusammen gemacht.



Habt ihr bereits eine Setlist ausgetüftelt für die Tour?


Wir sind gerade heftig am Diskutieren, aber es gibt auf jeden Fall Songs, die wir immer gespielt haben, die rausgefallen sind. Als Beispiel „New World Order“ oder „Send Me A Sign“. Das sind Songs, die wir im Schlaf spielen können, die könnten wir kurzfristig auch einbauen. Dann sollen mal Song wie „Armageddon“ rein und einen alten HELLOWEEN Klassiker wird es auch geben. Da müssen wir auch schauen und Kai das letztendlich entscheiden. Ich hätte gerne, passend zu der Tour „Heavy Metal Is The Law“ spielen.



Habt ihr auch schon Raritäten ausgegraben?


Tja, wir haben über „Heading For Tomorrow“ gesprochen und wenn überhaupt, dann in einer kürzeren Version.


Auf der DVD gab es schon etliche, lustige Backstage-Szenen zu sehen, hast du dennoch noch eine kleine Tourgeschichte für mich?


Oh.. (lacht) – viele. Im Nachhinein sind Pannen eigentlich immer witzig. Da ist mir einmal passiert, dass beispielsweise die Fußmaschine von der Bassdrum nicht richtig angemacht gewesen. Und die Fußmaschine ist nach links gewandert und die Drum nach rechts und irgendwann kam dann nichts mehr. Der Roadie steht vor mir und ich deute runter und er sieht nicht, was das Problem ist, rennt ums Schlagzeug herum und macht an den Micros herum. Sein Gesicht war auch lustig. Er ganz verzweifelt und weiß nicht, was er tun soll. Das war in Mailand am Gods Of Metal bei „Land Of The Free“. Durchgehen Doublebass und dann hat man natürlich nur eine Bassdrum gehört.



Wie sieht bei dir ein freier Tag aus?


Wenn ich mal einen habe, dann geh ich in die Natur, wandern oder mountainbiken.



Ich sage schon mal herzlichen Dank.


Ja, ich danke dir!


Ich bitte dich noch um letzte Worte.


Dann hoffe ich, dass auch unseren Freunden in Österreich. Wir schaffen es mal leider wieder nicht zu euch. Warum, weiß ich nicht, wir möchten, aber anscheinend gibt es keinen Promoter, der uns bucht. Vielleicht sehn uns ja bei irgendeinem Festival.


Bestimmt und wir sehen uns in Prag.


Ja, cool – bis dahin. Caio



www.gammaray.org

Autor: maxomer

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Beitrag vom 12.02.2010
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