Interview mit DESPISED ICON - Einen Trend zu überdauern bedeutet diesen zu starten
DESPISED ICON haben mit ihrem neuen Meisterwerk "Days Of Mourning" für Furore gesorgt. Während ihres Stops im Backstage in München ergab sich die Gelegenheit, mit Alex, einem der beiden Sänger, ein Interview zu machen. Das Interview war sehr aufschlussreich, insbesondere auch die Tatsache, dass es trotz der der großen Fanschar immer noch schwer ist, über die Runden zu kommen. Einige Illusionen werden hier wohl zerstört werden... Hallo Alex. Wo habt ihr in den letzten Tagen gespielt?Das war in Luxemburg und der Schweiz. Hat sehr viel Spass gemacht. Wir selbst sind Franko-Kanadier und in diesen beiden Ländern gibt es einen hohen Anteil an französisch sprechenden Leuten. Das gibt mir die Möglichkeit, besser mit den Zuschauern zwischen den Songs zu kommunizieren. Dadurch, dass wir sehr viel auf Tour sind und den größten Teil auf Englisch sprechen, tut es gut, einmal in seiner Muttersprache zu reden.Eure neue CD ist saugut. Aufgefallen ist mir, dass ihr auf die Pig Screams fast verzichtet habt.Das ist unsere vierte CD und wir spielen als Band inzwischen schon seit neun Jahren zusammen. Da möchtest Du einfach, dass Deine CDs immer frisch klingen und nicht immer wie das Vorgängeralbum. Es gibt natürlich immer die Marke DESPISED ICON im Sound, dennoch sollte immer auch etwas Neues enthalten sein, wenn Du Dir eine neue CD von uns anhörst. So haben wir auf „Day Of Mourning“ mehr Gitarrensolos und –melodien reingepackt. Wir haben klassische, straighte Deathmetal Riffs verwendet. Auf unseren Vorgängeralben hatten wir davon nicht so viel. Unsere erste CD hatte annähernd 50% Pig-Screams. Ich denke es ist ein natürliche Entwicklung. Aktuell verwenden wir auch nicht mehr so viele hohe Shoutings. Steve versucht Death-Metal-mässiger zu klingen und meine Stimme ist insgesamt auch etwas tiefer geworden. Wir dachten, dass unser Sound genau diese Elemente im Moment benötigt. Wir wollen uns nicht immer wiederholen. Also nicht immer nur Pig Screams und 1000 Noten pro Sekunde auf der Gitarre. Wir spielen, was der Song benötigt. Es muss nicht dauernd ultra technisch und brutal sein (ich hätte es Alex fast geglaubt - nano). Das hört man auch. Die Scheibe klingt insgesamt frischer und ist vor allem viel geradliniger als die vorangegangenen Veröffentlichungen wie z.B. „Ills Of Modern Man“, sie ist nicht mehr ganz so technisch.Nein, wir sind nicht NECROPHAGIST. Wir hören alle gerne diesen Sound, bei dem insbesondere die Gitarristen zeigen, was sie können. Unser Ziel ist es aber, nicht eine totale „show off“ Band zu sein. Aber Alex (Drummer) macht doch so ziemlich alles, um diesen Eindruck zu erwecken, oder nicht?Alex spielt manchmal auch sehr simple Beats. Auf der neuen CD sind bedeutend weniger Fills bei den groovigen Parts zu hören als früher. Dennoch hat Alex sehr viele Fans, die selbst auch das Schlagzeug bedienen. Er ist ein sehr begnadeter Musiker. Wir sind glücklich, dass wir ihn haben.Ist das einer der Gründe, warum Du selbst nicht mehr Schlagzeug bei DESPISED ICON spielst?Ich habe auf unserer aller ersten CD das Schlagzeug bedient. Als Marie beschloss, dass sie nicht mehr auf Tour gehen und nicht mehr in der Band sein wollte, habe ich ans Mikro gewechselt. Wir haben Alex von seiner vorherigen Band bereits gekannt und wussten, dass wir ihn unbedingt dabei haben wollten. Er ist einer meiner Lieblingdrummer.Es ist schade, dass keiner der Gitarristen hier ist. Vielleicht kannst Du mir die Frage trotzdem beantworten. Was denkst Du, auf wie viel Prozent spielen Deine beiden Jungs live? Geht das Material eher locker von der Hand oder ist es nach wie vor eine Herausforderung, einen Gig fehlerfrei runter zu spielen?Es gibt so viele junge Bands, die auf CD die wildesten Sachen spielen und live einfach nur unsauber sind. Wir versuchen, uns auch hier optimal darauf vorzubereiten. Und abgesehen davon bekommst Du nach so vielen Konzerten ganz einfach Routine in dem was Du machst.Ich habe Euch letztes Jahr in Zürich gesehen, als ihr mit UNEARTH und PARKWAY DRIVE (und einigen anderen Bands) gespielt habt. Leider nur 15 Minuten, obwohl der Sound war wie auf der CD – sehr beeindruckend. Warum habt ihr damals nicht Eure vollen 25 Minuten ausgenutzt? Ist Dir der Gig noch in Erinnerung?Manchmal musst Du einfach den Headliner akzeptieren, auch wenn das bedeutet, dass Du Dein Set nach 15 Minuten abbrechen musst. Oft ist es so, dass die ersten Bands länger spielen oder später anfangen, weil Freunde von ihnen später kommen oder ganz einfach zu Beginn eines Festivals nicht so viele Leute sind, als wenn der Headliner dann spielt. Viele Zuschauer müssen den letzten Bus nehmen und möchten trotzdem den Headliner sehen. Also musst Du als Vorband einfach darauf Rücksicht nehmen.Kommen wir auf Euren Bandnamen DESPISED ICON, insbesonders auf "ICON", zu sprechen. Kannst Du den Hintergrund dazu erklären?Es beschreibt ein starkes Image, mit welchem wir uns identifizieren können. Es klingt grob und mies, wie unsere Musik. Viele dieser ICONS sind Leute, die da draußen sind wie z.B. Berühmtheiten oder Leute, die sich für perfekt halten. Dabei sind es ganz normale Leute wie wir hier. Von daher beschreibt es uns ganz gut. Geh nur mal in die diversen Internetforen, da gibt es viele Kids die sagen:“Wow, ich liebe diese Band“, aber auch andere, die genau das Gegenteil von uns halten („I fuckin hate this band and I hope their van explodes“). Kids, die nicht akzeptieren können, dass man als Metal Band weiße T-Shirts und Caps tragen kann. Die denken, wir wissen nicht wie man Death Metal spielt. Das sind zwei wirklich zwei extreme Sichtweisen. Wir sollten auch über Euer neues Video sprechen. Es hat ja nicht sehr viel mit Deathcore zu tun.Genau. Es hat eigentlich nichts mit Deathcore zu tun und das ist perfekt so. Wir wollten etwas anderes machen. Wir starteten 2001, 2002, als es uncool war, mit Pig Screams aufzutreten. Breakdowns waren auch recht unmodern. Vermischen von Hardcore, Metalcore und Death Metal war damals ein richtiges No-Go. Wir haben so viel gemacht am Anfang. Wir waren auf diesen ganzen Death Metal-Tourneen dabei. MORBID ANGEL, SKINLESS SUFFOCASION, DEICIDE. Das war lange bevor Bands wie SUICIDE SILENCE, JOB FOR A COWBOY oder WHITECHAPEL auf Tour gingen. Es war eine echt harte Zeit für uns und unsere Musik. Jetzt ist es populär und wir sind Headliner dieses Festivals. Das ist verdammt cool, aber ich betone es nochmals: Wir waren vor diesem Trend hier!
Viele werden auf den nächsten Trend aufspringen. Wir werden dann immer noch unseren modernen Death Metal spielen wie wir es immer getan haben. Und wir sind froh, wenn unsere CDs und Videos anders sind als die Sachen der meisten anderen Bands, die sich in diesem Genre tummeln. Die meisten von denen kopieren nur und das wollen wir definitiv nicht. Ich werde nächstes Jahr 30 und glaub mir, ich muss niemandem beweisen dass ich ein richtiger Metalhead bin. Seit 1992 gibt es den Metal in meinem Leben. Viele unserer jüngeren Fans kennen die Grundlagen nicht. Nimm zum Beispiel eine CD wie „Set It Off“ von MADBALL, mische sie mit „Destroy, Erase, Improve“ von MESHUGGA und dann nimmst Du noch „Pierced From Within“ von SUFFOCATION. Würze es mit „Killing On Adrenaline“ von DYING FETUS und Du hast Deathcore. Ihr solltet es einmal mit ein wenig IRON MAIDEN versuchen.Nein, Bands wie UNEARTH und PARKWAYDRIVE sind wahrscheinlich eher von IRON MAIDEN oder AT THE GATES beeinflusst. Was unsere Wurzeln betrifft, würde ich nicht so weit nach hinten gehen. Übt ihr eigentlich auf Tour? Da wir annähernd das ganze Jahr auf Tour sind, spielen wir sowieso dauernd Musik. Wenn Du Dich 150 bis 200 Abende mit Deinem Instrument beschäftigst bleibst Du fit, in dem was Du da machst. Natürlich wollen wir so professionell sein wie nur möglich und deshalb versuchen wir, auch zwischen den Tourneen ein bis zweimal gemeinsam zu proben. Wenn es natürlich so wie zwischen den beiden letzten Touren, war zwischen denen zwei Tage Pause war dann denkst Du Dir:„Fuck Off Music“. Wir wollen dann nur mit unseren Familien und Freunden abhängen. Wann entstehen dann die neuen Songs? Wie ist Eure Vorgehensweise um an Material für ein weiters Album zu kommen?Das Material für das aktuelle Album haben wir zum großen Teil auf der letztjährigen „Never Say Die“ Tour geschrieben. Das war auch das erste Mal für uns. Wir hatten zu Beginn ein wenig Sorgen, dass wir die Qualität unserer Musik opfern, nur damit wir ein Album rausbringen, da „Ills Of Modern Man“ bereits zwei Jahre alt war. Wir wollten nicht mit halbfertigen Songs zurück kommen, aber unterm Strich hat sich alles zum Guten gewendet. Insgesamt hatten wir aufgrund der vielen Konzerte weniger Zeit für das Album. Habt ihr da noch Zeit für Side-Projects?Anfangs habe ich versuch, andere Projekte zu machen, aber es fehlt dafür im Endeffekt die Zeit. Es gibt für alle in der Band nur eine Band und das ist DESPISED ICON. Später wird es ganz sicher einmal andere musikalisches Projekt geben. Wir, wie viele andere Bands auch, haben im Moment die Chance, hier in Europa zu spielen und wir wollen hier alles raus holen. Dazu brauchst Du eine Band, in der alle gleich ticken. Es ist uns eine Ehre und ein Art Lebenstraum von mir, einmal hier zu spielen. Mit 12 Jahren entdeckte ich Musik, Metal und das Schlagzeug für mich. Schon damals war es mein Traum, in einer Band zu spielen, auf Tour zu gehen, Songs zu schreiben und Platten zu produzieren. Und WOW, wir machen genau das jetzt. Viele Leute möchten das machen, bekommen aber nicht die Chance dazu.Habt ihr auch ein wenig von Europa gesehen?Das ist unsere fünfte oder sechste Europa Tournee in den letzten 2,5 Jahren. Auf der ersten Tour sind wir etwas mehr herum gereist und haben Sightseeing gemacht, aber auf dieser Tour hänge mehr oder weniger nur am Veranstaltungsort ab. Ich bin einfach zu müde nach zwei Monaten, in denen wir fast jeden Tag spielen. Und wenn wir zurück kommen, spielen wir einige Shows in Kanada. Du musst Dich zwischendurch einfach ausruhen. In ein paar Städten bin ich schon herumgelaufen, aber lange nicht so viel wie früher. Erwähnenswert ist, dass Deutschland eines meiner Lieblingsländer ist. Nicht zuletzt wegen den netten Menschen hier und dem guten Essen. Ein wirklich schönes Land. Ihr müsst unbedingt einmal nach Österreich kommen. Ich werde versuchen, Euch im nächsten Jahr über STRETCHJEANS EVENTS, eine kleine Veranstaltungsagentur von mir und meinem Kollegen, zu buchen. Letztes Jahr hat es leider nicht geklappt.Das Problem ist, dass wir von der anderen Seite des großen Teiches kommen. Flugtickets sind sehr teurer und es ist uns schon passiert, dass wir mit weniger Geld zurück nach Hause gekommen sind, als wir in Europa gespielt haben. Deshalb versuchen wir, mindestens drei Wochen am Stück zu spielen. Sonst rechnet sich so was leider nicht. Aber wir haben für kommendes Jahr ein Angebot für das SUMMER BREEZE Festival bekommen (und das ist in der Nähe von Vorarlberg). Was für Ziele hat DESPISED ICON in den nächsten Jahren?Gute CDs schreiben und immer einen Schritt vor allen anderen sein. Ein Ziel ist es auch, endlich in Australien, Neuseeland und Asien zu touren. Vielleicht schon im nächsten Jahr. Die nächste Europatournee ist schon im Mai. Da werden wir dann in Polen, Skandinavien, Portugal und Spanien zu sehen sein. Das sind Länder, von denen wir schon viel gehört haben, aber noch nie die Möglichkeit hatten, dort zu spielen. Wir wollen die Welt entdecken. Es gibt genug Bands, die nur in Amerika touren, aber Amerika wird regelrecht überflutet von Tourneen und einem Konzertüberangebot. Letzte Frage, wenn Du sie beantworten möchtest. Wie viele CD verkauft eine Band wie DESPISED ICON?„Ills Of Modern Man“ hat sich ca. 50.000 Stück mal verkauft. Mit „Day Of Mourning“ werden wir uns noch steigern können. Angesichts der Musik die wir machen, bin ich da eigentlich ganz zufrieden. Danke für das sehr informative Interview Alex!Danke Euch. Hat Spass gemacht. www.myspace.com/despisedicon
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nano Weitere Beiträge von nano
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