Interview mit SACRED STEEL - Unbefangenheit vorausgesetzt


SACRED STEEL ist eine Band die ich schon seit vielen Jahren schätze und inzwischen zwei Mal live erleben durfte. Leider erhält die Band nicht ganz die Aufmerksamkeit, welche sie eigentlich verdienen würde. Mit diesem Interview hoffe ich ein paar Metalheads auf den Geschmack bringen zu können, damit sie ein Reinhören in das aktuelle Meisterwerk wagen. Am Telefon hatte ich einen überaus freundlichen und entspannten Jonas, dem Gitarristen und zugleich jüngsten Mitglied bei SACRED STEEL. Hier die wichtigsten Punkte des 45 Minuten dauernden Gesprächs.



Hallo Jonas. Euer Auftritt auf dem diesjährigen SUMMER BREEZE Festival war ja eine Klasse für sich. Habt ihr mit so vielen Zusachauern im Partyzelt gerechnet? Schließlich ist das SUMMER BREEZE nicht gerade Reiseziel für True Metal Fans.


Ja, der Auftritt war cool. So viele Leute hätten wir uns nicht erwartet. Es war unglaublich, dass so viele Leute mitgesungen haben. Das hat richtig Spass gemacht und ich habe ausnahmsweise mal auf der Bühne geschwitzt. Und das will mal was heißen.

Leider habe ich am Donnerstag KATATONIA verpasst da ich erst am Freitag gekommen bin. Ich habe dort bei einem Kumpel im Zelt geschlafen. In der ersten Nacht habe ich dann vergessen meine Jacke mit auf das Gelände zu nehmen und als ich in der Nacht in meinem Zustand das Zelt gesucht habe war das echt kalt. Zum Glück habe ich dann irgendwie das Zelt auch gefunden.



Ich habe bei Euch auch so laut mitgesungen dass ich den letzten Tag kein Wort mehr sprechen konnte.


Ich war auch bis Mittwoch total zerstört. Hat aber viel Spass gemacht und das Wetter war auch super.


Ihr habt vor drei Jahren bei uns in Vorarlberg gespielt und zwar auf die Einladung von ART OF FEAR hin. Da habe ich Euch das erste Mal live erleben dürfen. Ich war schlicht und ergreifend begeistert von der Live Energie. Stark in Erinnerung geblieben ist mir dein Gitarrenspiel und Gerrit's Frontmann Qualitäten.


Ich kann mich noch an das Konzert erinnern. War eine große Halle mit einer großen Bühne. Leider war dann am Abend nicht extrem viel los. Was mir bzw. uns allen noch sehr gut in Erinnerung geblieben ist, war das Catering bzw. das Gasthaus in welchem wir Essen waren. Den Grillteller wird keiner mehr von uns vergessen. Trotz der nicht gnaz vollen Halle war es eine tolle Sache.


Bzgl. der Besucheranzahl kann ich Dich beruhigen. Das hat nicht an euch gelegen. Diese Halle ist recht abgelegen für die jüngere Vorarlberger Mannschaft. Im Folgejahr waren EXODUS in derselben Halle zu Gast und hatten diese auch nicht voll. Beide Auftritte sind bei den Anwesenden trotzdem immer noch präsent. Vorarlberg ist hier doch noch sehr provinziell.

Sprechen wir mal über die neue CD „Carnage Victory“. Ich durfte sie schon vorab reviewen und konnte 6 von 7 Punkten verteilen. Insgesamt ist mir augefallen dass das aktuelle Material etwas ruhiger ausgefallen ist. Zumindest im direkten Vergleich mit „Hammer Of Destruction“. Täusche ich mich hier?



Ja und nein. Auf jeden Fall ist „Carnage Victory“ abwechslungsreicher, vielschichtiger und durchdachter. „Hammer Of Destruction“ war im Prinzip ein Neuanfang für SACRED STEEL. Wir hatten mit dem Wechsel von Jens von der Gitarre an den Bass mitgerechnet, insgesamt drei Besetzungswechsel. Da kann man schon von einer Debüt CD sprechen. Es war eine typische Aufbruchsstimmung zu merken und dementsprechend spontan waren die Songs komponiert. Wir haben pro Probe im Schnitt einen Song fertig gestellt. Für „Carnage Victory“ haben wir uns bewusst mehr Zeit genommen und haben auch intensiv an den Songs gearbeitet.


Betreibst Du Musik professionell oder rein als Hobby?


Ich habe klassische Gitarre in Karlsruhe studiert und mache derzeit ein Aufbaustudium in Darmstadt. Geld verdiene ich hauptsächlich mit Gitarrenunterricht an der Musikschule oder musikalischen Aushilfsjobs. Mit SACRED STEEL verdienen wir nicht das große Geld aber es refinanziert sich. Von dem her sind wir ganz zufrieden. Wir bringen unsere CDs raus und spielen auch ab und an im Ausland was immer sehr viel Spass macht. Auch wenn man im Anschluss immer ein paar Tage zur Erholung benötigt (...).


Wie kommt denn die neue Platte grundsätzlich an?


Ich glaube die Platte kommt recht gut an. Was mich ein wenig wundert ist, dass viele Leute sagen, „ah, SACRED STEEL, deutsche True-Metal Band“. Und da merkt man dann, dass sie teilweise keine Ahnung haben oder sich die Songs gar nicht angehört haben. Denn ich finde dass sich „Carnage Victory“ doch deutlich von den Vorgängeralben unterscheidet und die Songs untereinander stimmiger zueinander passen.


Ich denke auch, dass viele Leute recht engstirnig an die Sache rangehen wenn sie das erste Mal Gerrit’s Stimme hören und dadurch dann eine tolle CD verpassen. Und Gerrit hat einen sehr guten Job abgeliefert. Schließlich deckt er doch einige Gesangsstile ab.


Ja, er konnte sich meiner Meinung nach um einiges steigern im Vergleich zu den Vorgängeralben. Vielleicht kommt es auch daher, dass er durch die Aufnahmen des neuen Albums von DAWN OF WINTER und die regelmässigen Proben ziemlich gut in Schuss war. Er war auch nicht so oft erkältet, war.


Wenn wir schon bei Gerrit sind. Als ich früher das erste Mal von euch gelesen habe, dachte ich eigentlich, dass Gerrit der Sänger von BAL SAGOTH ist bzw. SACRED STEEL ein Seitenprojekt ist. Er hat nur von dieser Band gesprochen. Bis ich dann realisiert habe dass er "nur" Fan ist. Parallelen sind zmindest zwischen den beiden Bands durchaus zu hören.


So um 1999 hatte der Gerrit einen großen Bezug zu BAL SAGOTH. Wir sind alle Fans dieser Band. Mehr jedoch nicht.


Wie geht ihr grundsätzlich an das Schreiben eines neuen Albums?


Jens und ich üerlegen uns zu Hause die Riffs und bauen ein Songgerüst zusammen. Dann wird der Song im Proberaum vorgestellt und die Drums darüber gemacht. Aschließend wird der Song aufgenommen. Zum Einen um den Song nicht zu vergessen und zum Anderen damit Gerrit seine Texte und den Gesang dazu basteln kann. Der Song kann dann auf den nächsten Proben immer noch verändert werden. Wir sind in der Songentstehungsphase recht demokratisch was das Aufnehmen von Vorschlägen betrifft.
Manchmal wundere ich mich, dass den Leuten nicht auffällt von woher ich mir teilweise die Riffs ausleihe. Z.B. bei „Maniacs Of Speed“ von der "Hammer Of Destruction" CD ist ein kurzes Solo welches 1:1 AGENT STEEL ist. Das war gewollt, so quasi eine Hommage an die Band. Da wurde ich aber nie darauf angesprochen. Auf der aktuellen CD ist z.B. bei „Ceremonial Magician Of The Left Hand Path“ überdeutlich CANDLEMASS raus zu hören. „Don’t Break The Oath“ geht eher in die Richtung NEVERMORE (auch wenn Titel- und Gesangsbedingt KING DIAMOND bzw. MERCYFUL FATE Aleihen zu hören sind).

Viele der Songs sind schon Jahre vor den CD Veröffentlichungen geschrieben worden. Z.B. „Denial Of Judas“ habe ich nach Wacken 2006 geschrieben. Das war noch vor der „Hammer Of Destruction“ Produktion. Ich habe immer recht viel Material in der Hinterhand.



Mir sind auf „Carnage Victory“ zwei Songs speziell aufgefallen. Zum Einen wäre das „Metal Underground“ bei welchem ich mir einen reinrassigeren Metal Song erwartet hätte...


„Metal Underground“ kommt komplett von Gerrit. Deshalb ist es möglich, dass er ein wenig aus dem Konzept fällt. Ich denke auch dass recht viele Leute auf den Song stehen. Auf jeden Fall ist es kein typischer SACRED STEEL Song. Als Gastsänger ist Lia von MYSTIC PROPHECY zu hören. Wir haben in Kempten in der Music Factory die CD aufgenommen und da produziert der Lia ab und an. Er hat auch bei „Broken Rites“ das Intro gesprochen. Auch wenn es den Anschein hat, dass "Metal Underground" für eine Band wie SACRED STEEL einen besonderen emotionalen Background hat, sind doch „Carnage Victory“, „Broken Rights“ und „Denial Of Judas“ die Favoriten der Platte.


Der zweite Song der mir aufgefallen ist, ist „Shadows Of Reprisal“. Der hat ein oriantalisches Flair. Nimmt das Lied inhaltlich Bezug auf die derzeitige Situation in der Weltpolitik, oder wurde der Song aus rein Soundästhetischen Gründen auf die Platte gepackt?


Eher zweiteres. Da mein Vater aus Ägypten kommt versuche ich jedes Jahr einmal zu ihm zu reisen. Diesen Song habe ich während einer meiner Besuche am Meer geschrieben. Als wir eines Tages zurück ins Studio kamen hatte der Lia (R.D. Liapakis - Sänger bei MYSTIC PROPHECY) den Gesang in den Song hinein gemischt. An sich dient das Stück als Überleitung in den nächsten Song und ist deshalb auch als eigenständiger Track auf der CD aufgeführt.


Wo habt ihr Eure nächsten Konzerte geplant? Gibt es berechtigte Hoffnung, dass ihr auch mal in der Nähe der Bodenseeregion spielt?


Dieses Jahr steht nicht mehr so viel an. Wir spielen in Adelsheim mit SKYCLAD, VICIOUS RUMORS und WITCHBURNER, sowie in Bochum so um die Weihnachtszeit. Für nächstes Jahr ist eine Tour mit MYSTIC PROPHECY im Gespräch. Einige Anfragen sind schon hier, aber definitiv kann ich hier nichts dazu sagen. Am besten holt man sich die aktuellen Konzerttermine von unserer Homepage.


In welchem Musikgenre fühlst Du Dich noch wohl? Death und Black Metal z.B.?


Durch mein Musikstudium höre ich natürlich sehr viel unterschiedliche Musik. CANNIBAL CORPSE und MORBID ANGEL höre ich im Death Metal Bereich besonders gerne. Mit Black Metal kann ich nicht sehr viel anfangen.


CANNIBAL CORPSE finde ich persönlich doch recht stumpf inzwischen. Insbesondere seit dem Weggang von Chris Barnes.


Das ist dann doch auch schon einige Jahre her. Ich persönlich finde, dass sich die Band von Platte zu Platte gesteigert hat. „Vile“ finde ich auch nicht so extrem spannend, „Gallery Of Suiced“ fand ich schon besser und danach ging es dann wirklich zur Sache. Die letzte Platte fand ich dann wirklich klasse. Da stimmt einfach alles. „The Bleeding“ ist auch eine super Platte.


Hat mir auch gefallen, weil da auch mal der Bass zu hören war und mir als aktiver Bassist, der Alex Webster auch immer als Vorbild gedient hat.<

Ja, der ist ziemlich gut.


Wie soll es denn mit SACRED STEEL weiter gehen? Bald habt ihr ja Euer 15 jähriges Jubiläum (2011). Irgendwelche abschließende Worte?


Stimmt! Mann, das ist ja wirklich schon bald. Bis dahin sollten wir es eigentlich schaffen eine neue CD raus zu bringen. Wir werden uns auf jeden Fall was einfallen lassen.

Abgesehen davon, ist mir besonders wichtig, dass die Leute sehen und vorallem hören, dass die „Carnage Victory“ eine wirkliche abwechslungsreiche CD ist. Die CD ist einfach die kompletteste von allen. Sei es das Artwork, Arrangement, Texte und Songauswahl. Vielen Metalheads sollten der CD eine Chance geben, auch wenn sie früher nicht so sehr auf SACRED STEEL standen. Die CD kann übrigens auf unserer Homepage direkt und am günstigsten bestellt werden. Es gibt auch die Limited Editions und TS dort.




Also, unbefangen mal in die CD reinhören und sich ein Bild von der Band machen. Ich kann es nur empfehlen!


www.sacred.cavillator.de

Autor: nano

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Beitrag vom 18.11.2009
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