Interview mit THE RUINS OF BEVERAST - Klangwelten jenseits der Realität



Zuallererst einmal Gratulation zum neuen Album „Foulest Semen Of A Sheltered Elite”. Derart variable und vielschichtige Alben hört man sehr selten. Deine Scheibe steht für mich auf einer Stufe mit dem zeitgleich erscheinenden neuen SECRETS OF THE MOON-Album „Priviligivm“. Hattest du schon die Möglichkeit, dieses Meisterwerk zu hören?


Vielen Dank. Nein, ich hab das neue SECRETS-Album noch nicht gehört. Das wird sich aber bald ändern, denke ich.


Kannst ein wenig über den Entstehungsprozess von „Foulest Semen Of A Sheltered Elite” berichten? Benötigst du beim Songs Schreiben eine besondere Stimmung, beziehungsweise Atmosphäre (Vollmond, Kerzenschein) oder ereilt dich die Inspiration bei so banalen Tätigkeiten wie dem Einkaufen?


Sagen wir mal so, Inspiration zu den Texten für THE RUINS OF BEVERAST erhalte ich durchaus auch beim Einkaufen. Diese Inspirationen in Worte und später in Musik zu fassen, ist dann allerdings wieder eine ganz andere Aufgabe, für die man sich eine Menge Zeit nehmen und angemessene Voraussetzungen schaffen muß. Ich brauche dazu in erster Linie viel Ruhe und die Möglichkeit, meine Umwelt für eine Weile auszublenden. Kerzenschein und Vollmond klingen für mich nach wie vor sehr klischeebehaftet. Ich kann durchaus auch bei Sonnenschein Musik machen, damit hab ich kein Problem...


Mir liegen leider keine Texte zum Album vor, könntest du das textliche Konzept näher erläutern? Titel wie „Mount Sinai Moloch” oder „Kain's Countenance Fell” lassen ja auf Themen aus dem Alten Testament schließen.


Die Texte verarbeiten alltägliche Erfahrungen aus meiner unmittelbaren und mittelbaren Umwelt und fassen diese zu einem Gesamtbild zusammen. Es geht dabei um ein einerseits realistisches, andererseits ziemlich düsteres Weltbild, was sich ja nicht unbedingt ausschließt. Ich verwende dazu aber Symbolik aus der fernen Vergangenheit, oftmals auch aus dem Alten Testament, um den Texten eine surreale und obskure Färbung zu geben, die sich in atmosphärische Musik umsetzen lässt.


Manche Teile auf „Foulest Semen Of A Sheltered Elite” klingen sehr doomig. Hörst du privat viel Doom, welche Bands inspirieren dich?


Ich höre seit längerer Zeit sehr viel Doom, weil die unwirtliche, apokalyptische Atmosphäre, die sich einige Black-Metal-Bands gerne auf die Fahne schreiben, bei vielen Doom-Bands tatsächlich zutage tritt. Die bekanntesten Bands, die ich höre, sind UNHOLY, SKEPTICISM, WORSHIP, ESOTERIC, THE FUNERAL ORCHESTRA, THERGOTHON und EVOKEN. Es gibt aber im Underground noch eine ganze Reihe von ungeschliffenen Diamanten. Davon abgesehen sollte man auch nicht vergessen, daß BETHLEHEM mit ihrem Debut „Dark Metal“ eins der besten Doom-Platten des extremen Sektors produziert haben.


Wie sieht es mit Liveauftritten von THE RUINS OF BEVERAST aus?


Der Aufwand wäre enorm, ich bräuchte bis zu sechs Musiker, wir müßten Probetermine finden und die Songs in ein livetaugliches Format zwängen. Ich bin davon nicht wirklich begeistert und ich glaube nicht, daß es sich lohnen würde. Es ist sehr sehr schwierig, eine solche Atmosphäre auf die Bühne zu transportieren.


Wo siehst du die Hauptunterschiede zwischen deiner vorigen Band NAGELFAR und THE RUINS OF BEVERAST?


In jeglicher Hinsicht ist THE RUINS OF BEVERAST weitaus negativer und ungemütlicher als NAGELFAR. Die Band war musikalischer und melodischer, sicherlich auch etwas öffentlichkeitspräsenter und zugänglicher. Es ist eben so, dass bei NAGELFAR naturgemäß verschiedene Einflüsse zum Tragen kamen, sowohl musikalisch als auch auf persönlicher Ebene. Das schlug sich während der gesamten Bandgeschichte in den Songs und in der öffentlichen Wirkung nieder. Als Soloprojekt wirkt THE RUINS OF BEVERAST daher einerseits homogener, andererseits findet man eben schwerer Zugang. Das ist für mich auch in Ordnung so.
Auf rein musikalischer Ebene hatte ich die Absicht, THE RUINS OF BEVERAST in Sphären zu führen, die weiter weg sind, weg von üblichem Arbeiten mit Musik, weg von allzu profanen Gewohnheiten, weg von irgendwelchen Diskussionen über Produktion, Spieltechnik oder Ähnliches. Das sind Sachen, die bei THE RUINS OF BEVERAST eine untergeordnete Rolle spielen. Es geht in erster Linie darum, Klangwelten jenseits der Realität entstehen zu lassen.



Auch auf die Gefahr hin, dass du die Frage schon tausendmal beantworten musstest: Warum kam es eigentlich zur Auflösung von NAGELFAR?


Die Band hatte eins ihrer Gründungsmitglieder verloren, nachdem Zorn im April 2002 ausgestiegen war. Es war ein Abkommen zwischen ihm und mir, daß sich die Band in einem solchen Fall auflösen wird. Damit war die Sache erledigt. Wir waren der Meinung, daß eine Band einen stabilen Kern braucht. Wir wollten verhindern, daß die Band irgendwann ohne ihre Gründungsmitglieder weiterbetrieben und nur noch durch Line-Up-Wechsel am Leben erhalten wird. Ich halte von solchen Bands nichts.


Was machen eigentlich die anderen ehemaligen NAGELFAR-Musiker? Hast du noch Kontakt zu ihnen?


Zingultus, Sveinn und ich haben regelmäßig Kontakt. Unseren ehemaligen Keyboarder Garvin sehe ich auch noch des öfteren. Zorn und Jander wohnen nicht mehr in Aachen und wir haben auch nur selten Kontakt. Ich habe Zorn vor kurzem nochmal gesehen. Smaug und Chaos sind verschollen, ich habe keine Ahnung was die heute machen.


Die unvermeidliche Frage: NAGELFAR Reunion? Gibt es eine winzige Chance oder friert da eher die Hölle zu?


Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, daß sie definitiv ohne mich stattfinden würde.


Du bist ja neben RUINS OF BEVERAST auch noch in einigen anderen Bands aktiv, kannst du darüber etwas erzählen?


Ich bin nur Session-Trommler bei TRUPPENSTURM und Live-Gitarrist bei VERDUNKELN, mehr nicht. Das neue TRUPPENSTURM -Album ist gerade im Prozeß, VERDUNKELN haben vor kurzem ein Live-Line-Up auf die Beine gestellt, mit dem wir wohl jetzt einige Gigs absolvieren werden. Ich glaube daß die Jungs auch demnächst ein neues Album in Angriff nehmen wollen, das kann aber nochwas dauern.


Black Metal anno 2009, eine Bestandsaufnahme von dir:


Ich habe wenig Ahnung vom Black Metal 2009. Die wenigen Bands, von denen ich etwas mitbekomme, möchten offensichtlich wie DARKTHRONE klingen, tun es aber nicht. Ich vermisse seit langer Zeit eigenwilliges Denken, Kreativität und glaubhafte Bösartigkeit bei den neueren Bands. Irgendwie sieht alles gleich aus, klingt gleich, hat das gleiche Image. Die meiste Musik aus dem Metalbereich, die ich derzeit höre, ist alter Kram aus den frühen Neunzigern, eher Death- als Black Metal, wobei diese Schubladen für mich irgendwie nicht mehr wichtig sind. Die frühen GRAVE klangen bspw. weitaus bösartiger als 99% der Black-Metal-Bands heutzutage. Davon abgesehen gibt es erfreulicherweise wieder einiges an neuen Bands, die in der Lage sind, atmosphärischen und stilvollen Death Metal zu spielen; man nehme GRAVE MIASMA, NECROVATION, DEAD CONGREGATION etc. - Da fühlt man sich wirklich in alte Tage zurückversetzt.


Was macht Alexander von der Meilenwald eigentlich, wenn er nicht gerade Musik macht?


Lauter außergewöhnliche Sachen. Arbeiten, studieren, viel trinken, wenig essen, lesen und viele andere spannende Klamotten.


Danke für das Interview, dein Schlussstatement:


Ich habe keins. Danke für dein Interesse und zum Wohl!


www.van-gbr.de

Autor: Mike

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Beitrag vom 28.09.2009
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